je länger ich einfach darüber nachdenke desto mehr kommt mir halt der Gedanke, wer gibt mir das Recht über ein anderes Lebewesen zu entscheiden?
Damit begibst Du dich gedanklich in sehr anspruchsvolles Gebiet.
Wenn Mensch nicht mal das Recht haben sollte, über "unterlegene" Tiere zu bestimmen (sprich: Mensch nutzt seine Macht aus)- woher hat er das Recht über seinesgleichen zu entscheiden?
Aber gerade darum geht es mir. Wir haben sie ja erst dahin gezüchtet, dass sie von uns abhängig sind. Und das finde ich nicht richtig.
Das lässt sich aber nicht mehr ändern
und - wo zieht man die Grenze?
Sicher, Tiere AUSzunutzen ist verwerflich - Hochleistungskühe, die Schmerzen und Krankheiten bekommen, weil sie so viel Milch produzieren, Hennen in Legebatterien als die bekannten Beispiele.
Dann beginnt aber die Grauzone:
Tiere nutzen. Ein Bauer, der eine Herde Kühe hält, zusammen mit Kälbern und da für sich und seine Familie Milch bekommt - die 2 Liter am Tag auf mehrere Kühe verteilt stehen in keinem Verhältnis zu den Unmengen, die eine Hochleistungskuh leidvoll zur Verfügung stellen muss.
Eine Familie, die im Garten ein paar Hühner hält, freilaufend und zufrieden gackernd. Deren Eier gegessen werden...
Ist das dann okay, oder nicht?
Und wenn ein Mensch ein Tier für sich nutzen darf um Lebensmittel zu erhalten, darf er dann auch ein Tier aus Freude halten - nur mit emotionalem Nutzen?
Greift man zu sehr in die Natur ein, in das Leben der Tiere, wenn man Vögel im Winter füttert und sie beobachtet?
Wenn ich in einen Tierfachhandel gehe und mir einen Buben kaufe, muss ich ihn für sein eigenes und mein eigenes Wohl entmannen. Das Tier existiert nur auf Gund der Nachfrage, heißt es wurde extra für den Zweck gezüchtet dass ich ihn mir als Spielzeug zuhause halte und dafür muss er sich auch noch einer OP unterziehen die ihm seinen eigenen Lebensinhalt (wenn wir ihn mal auf Reproduktion beschränken) nimmt.
deswegen soll man ja auch keine Zooladentiere kaufen
Neuproduktion nur wegen Nachfrage.
Tierheimtiere bedeuten keine Neuproduktion.
Ich empfinde das einfach nicht mehr als richtig, egal wie sehr ich mir tierische Gesellschaft wünsche, darf ich doch nicht so über ein Lebewesen entscheiden, oder bin ich da etwa zu engstirnig?
doch, darfst du.
Es gibt keine absolute Freiheit. Nicht für Menschen und nicht für Tiere.
Ein Lebewesen, das auf deine Hilfe und deinen Schutz angewiesen ist, über das darfst und musst Du entscheiden.
Wenn dein Kleinkind auf ein Lagerfeuer zurennt, weil es die Gefahr nicht einschätzen kann, hälst Du es bestimmt zurück, um es vor Schaden zu bewahren. Damit greifst Du in seine Freiheit ein. Aber mit edlen Gedanken - vor Schaden zu bewahren.
Genauso greife ich in das Leben eines Mäuserichs ein, ich lasse ihn kastrieren, um ihn vor Schaden zu bewahren.
Die Intention - warum mache ich dies und jenes- ist das ausschlaggebende.
Greife ich ein, weil es MIR was bringt, ist es egoistisch.
Greife ich ein, weil auch oder vor allem der andere etwas davon hat, ist es dienlich. Da hat das nichts mit tyrannischer, egoistischer Machtdemonstration zu tun. Sondern das ist Interesse- am Wohl des anderen.
Das wiederrum lässt sich religiös/philosophisch weiter führen.
Kategorischer Imperativ/die goldene Regel.
"Was Du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu" - das beschreibt ja nur, dass man dem anderen nicht schaden soll. Das beinhaltet aber noch nicht, dass man bewusst dem anderen gutes tun sollte.
Die aktive Form ist fordernder:
"Was Du willst, was man dir tu, füg auch jedem andern zu" (Um in der Reimform zu bleiben).
Das zielt komplett auf die Frage der Intention, des Hintergrunds, ab.
Ich bin daran interessiert, dass es mir gut geht. Das andere mit mir ehrlich sind, mich nicht schlagen, misshandeln (im weitesten sinn- also körperlich und emotional), mich versorgen, wenns mir schlecht geht etc.
Und das soll ich auch anderen geben.
Eine Maus kann wahrlich nicht auf gleicher Ebene zurückgeben.
Aber wenn man das als Basis nimmt, wird man dem Tier nur das zumuten, was gut für es ist. (Die menschliche Unvollkommenheit außen vor. Dieser Faktor kann jeglicher Handlung eins auswischen. Man kann nicht immer alles bedenken und macht auch Fehler. Das sollte einen aber nicht zu Zurückhaltung oder in eine Angststarre führen).
Ein Tier zu erwerben und es zu besitzten einfach aus Unterhaltungszwecken finde ich nicht gut, denn damit nehme ich dem Tier alles und mache es zu meinem Gegenstand, zu einem Spielball meines Egoismusses, der so weit geht, das ich Tiere kastrieren muss, nur damit ich sie als HAUSTIER halten kann.
Eine Maus muss kastriert werden, da sie unter den gegebenen Umständen nicht anders leben kann.
Das ist nicht nur Selbstzweck für dich. Sondern bringt auch der Maus Lebensqualität und auch Lebenslänge.
Nur, weil du Freude an einem Tier hast, nimmst Du ihm nicht alles weg.
Es ist ja kein Roboter.
wer gibt mir das Recht über ein anderes Lebewesen zu entscheiden?
Die Evolutionstheorie bzw Gott.
Evolutionstheorie: der Mensch hat sich zu einem vernunftbegabten Wesen entwickelt, das in seiner Wirkung und Macht über dem Tier steht (das ist wahrlich der egoistische Ansatz. Und wenn Mensch einem Tier nicht gewachsen ist, hat er Waffen und Methoden entwickelt, über ihm zu stehen).
Gott: im schöpfungsbericht bekannt - der Mensch soll über die Natur und die tiere herrschen.
Wobei herrschen nicht immer negativ behaftet sein muss. Es drückt einfach nur eine hierarchische Stellung aus. Laut Duden synonym für "führen, leiten, lenken"...
Egal, welchen Ursprung man annimmt für die Stellung des Menschen: Sie ist eben so. So, wie es normal ist, dass erwachsene Menschen über Kindern stehen. Da kann man seine Macht auch falsch ausüben. Oder eben richtig....
hierarchische Stellungen sind nötig. Wenn alle gleichberechtigt wären, gäbe es nie Entscheidungen.
Es muss jmd geben, der Entscheidungen trifft.
Selbst in einer direkten Demokratie entscheidet dann die Mehrheit, nicht der Einzelne. Sondern das Kollektiv.
Und was sollte man den Lebewesen, die breits in unserem Bestiz sind überhaupt zumuten? Was ist zu viel und nur noch dazu gedacht, selbst nicht Abschied nehmen zu müssen? Wo greife ich zu viel ein, wo sollte ich mich lieber aus ihrem Lebensbereichen raushalten?
Das sind Fallentscheidungen.
Daher betonen wir immerwieder- es kann Sinn machen, eine tierärztliche Behandlung durchzuführen.
es kann aber auch ein Zeichen der Liebe zu dem Tier sein, wenn man es nicht leidvoll am Leben erhält, sondern die dort existierende Möglichkeit der Euthanasie nutzt.