Hallo zusammen,
da bin ich mal wieder mit einem wirklich eigenartigen Fall. *seufz*
Flip kam letztes Jahr im Sommer halb verhungert als 5 Wochen alte verwaiste Babymaus zu mir, sie war etwa auf dem Entwicklungsstand einer 2 wöchigen und so groß wie ein 2-Euro-Stück. Sie hatte verklebte Augen, stark geplüschtes Fell und konnte in den ersten Tagen nur essen oder schlafen. Sie und die Mäuse, die auch abgegeben wurden, bekamen Baytril, Flip noch lange zusätzlich zum Normalfutter Brei und Aufzuchtmilch.
Flip würde ich an sich vorsichtig als geistig behindert bezeichnen. Das genau zu beschreiben, fällt schwer, man muß sie eigentlich erleben und wissen, wie andere Mäuse sich arttypisch verhalten. In ihren guten Momenten ist sie einfach lebenslang Mäusekind geblieben, sie überschätzt sich beim Klettern, tollt herum, zupft den anderen am Schwanz und macht sich aus dem Staub. In ihren schlechten Momenten wirkt sie orientierungslos. Allgemein trifft es die Beschreibung: sie hat eine sehr lange Leitung. Man hält ihr etwas vor die Nase, und erst nach mehreren Sekunden begreift sie, daß da etwas ist. Ihre Reaktionen laufen zeitverzögert ab.
Weil sie bisher auf mich zugerannt kam, wenn ich auftauchte, ging ich davon aus, daß sie sehen könne.
Im Januar wurde sie schleichend schiefer. Keinesfalls so ein plötzliches Schiefkopf-Symptom, wie man es zB von Mittelohrentzündungen, allg. Ohrengeschichten, Schlaganfall kennt. Keine Atemgeräusche, Augen klar. Weil man aber viele Untersuchungsmethoden (nahezu alle...) an Mäusen nicht durchführen kann, um genaue Ursachen der Schieflage zu ergründen, entschloß ich mich, sie 14 Tage lang mit Baytril und noch immer mit B-Komplex zu behandeln.
Als ich letztes Wochenende die Plexiglasscheiben der Etagen rausnahm, um sie zu reinigen, fiel mir auf, daß Flip andauernd bis zur Kante rannte und erst dann stoppte, als sie schon mit dem Vorderteil drüberhing. Ich konnte sie nur knapp mit einer Hand auffangen. Die Augen sind noch immer klar, nicht getrübt, dennoch wäre es natürlich möglich, daß ein Schlaganfall zu einer Sehstörung geführt hat. Ich stelle mir das so vor, daß die Maus normalerweise den Plexiglasrand mit den Vibrissen spürt und weiß, daß hier die Etage zu Ende ist. Weil der Rand entfernt war, rannte die Maus einfach weiter und merkte erst kurz vor dem Absturz, daß es nicht weitergeht. Weil ich dabei mit ihr sprach, kann sie vermutlich auf meine Stimme bzw. die Richtung der Stimme reagiert haben.
Da Flip jede Scheu fehlt, kann man durch Winkbewegung etc. nicht ergründen, ob sie wirklich blind geworden ist. Sie rennt niemals weg. Das ist natürlich keine Zutraulichkeit, wie man sie bei einer anderen Maus durch Geduld und Einfühlungsvermögen mit der Zeit (vielleicht) erreichen würde, sondern gehört zu ihrer geistigen Behinderung. Sie lebte schon immer quasi in ihrer eigenen Welt. In der Natur hätte solch eine Maus natürlich keine Chance. Ein Beutetier, das niemals flüchtet?
Mit anderen Mäusen kommt sie gut zurecht, allerdings scheint niemand sie wirklich ernst zu nehmen.
Seit etwa einer Woche verliert sie beim Putzen häufig das Gleichgewicht. Sie setzt sich dabei nämlich so weit auf und lehnt sich so weit nach hinten, daß sie nach hinten oder seitlich umkippt. Zusätzlich habe ich seit drei Tagen eine wirklich seltsame Beobachtung gemacht:
Beim Fressen nimmt sie eine Haferflocke in die Vorderpfoten, doch plötzlich fällt die Flocke herab, und Flip muß andauernd eine neue suchen, anbeißen, sie fällt herab, Flip sucht eine neue usw. Dabei gibt es zwei Varianten:
1. Flip nimmt eine Flocke, doch plötzlich beginnen die Vorderpfoten wild zu zittern, so daß die Flocke herabfällt. Sieht aus wie ein Mensch mit Parkinson-Syndrom.
2. Flip nimmt eine Flocke, doch plötzlich bricht die durch, und Flip überkreuzt beide Arme. Schade, daß ich kein Video davon zeigen kann, das müßte man wirklich mal zeigen. Es scheint, daß Flip Koordinationsprobleme mit den Vorderpfoten hat. Sie scheint kein Gefühl dafür zu haben, einen Futterbrocken in richtig gewähltem Druck zu halten. Normalerweise können Mäuse ja noch den kleinsten Krümel präzise zwischen den Pfoten halten.
Wirklich seltsam ist aber, daß Flip danach noch sekundenlang "weiterfrißt", ich nenne das mal Phantomfressen, denn sie hält nichts mehr in den Pfoten, führt aber Knabber- und Kaubewegungen in der Luft aus und hält die Pfoten mit nichts darin auch erhoben. Schließlich macht es "klick" und sie erkennt, daß sie nichts mehr vor sich hat.
Bisweilen sinken auch ihre Vorderfpoten einfach mitten beim Fressen schlapp herab, als habe sie "lahme Pfoten".
Weil sie durch all das immer alles nur annagen kann und dann neu zufassen muß, verbringt sie durchschnittlich mehr Zeit beim Futtern als die anderen, klar.
Seit gestern hat sie weitere Orientierungsschwierigkeiten. Sie dreht sich im Kreis, als könne sie sich nicht entscheiden, wohin sie möchte. (Etwas ähnliches habe ich schon mal an sehr alten Mäusen gesehen, die dement schienen, so wie alte Leute manchmal vergessen, daß sie gerade eben eigentlich schon in der Küche waren und wieder umkehren.) Aber Flip ist noch kein Jahr alt.
All das macht mich sehr besorgt. Nach meiner Schilderung scheinen meinem Lieblings-Doc Funktionsstörungen des Gehirns auch sehr wahscheinlich. Aber bei Mäusen kann man keine Computertomographie des Kopfes machen, das bleibt also Spekulation.
Die Drehbewegungen könnten durchaus auf plötzlichen Schwindel hindeuten, und die Schwäche in den Vorderpfoten kann auch mit Taubheitsgefühlen zusammenhängen, das weiß man nicht. Fragen kann man die Maus nicht.
Gestern abend beim Füttern fand ich sie abgestürzt vor der Kante der untersten Etage. Wie lange sie da schon war, weiß ich nicht, weil ich sie leider erst beim Füttern fand. Sie versuchte sofort zu flüchten, ich konnte sie aber einsammeln und zurücksetzen, blieb daneben sitzen, um zu sehen, ob die anderen sie nicht etwa beißen würden (wenn die Maus über 12 Stunden von der Gruppe getrennt war, kann das durchaus eine Neuvergesellschaftung nötig machen). Flip schien sehr verwirrt, setzte sich sofort ins Futter. Die Gleichgewichtsstörungen wurden schlimmer. Die Vorderpfoten konnte sie kaum koordinieren, immer wieder fiel sie beim Sitzen zur Seite. Plötzlich schloß sie die Augen und sackte um. Ich dachte zuerst, ich sei gerade Zeugin geworden, wie ihr Herz stehenblieb... Ich strich über ihren Rücken, sie rührte sich nicht. Tatsächlich ging ihre Atmung aber normal weiter, und ein Ohr zuckte leicht: sie war mitten im Fressen eingeschlafen. Offenbar war sie durch den unfreiwilligen Ausflug vor die Kante zutiefst erschöpft, oder aber dieses narkolepsieartige Einschlafen war in Wirklichkeit eine Bewußtlosigkeit, was wieder zu Funktionsstörungen des Gehirns durch Mangeldurchblutung passen würde.
Sie schlief etwa eine Viertelstunde, wachte auf, fraß weiter und schlief wieder ein. Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob sie überleben würde.
Weil ich nicht wissen konnte, ob sie noch Rampen gehen konnte, verteilte ich auf allen Etagen flache Wassernäpfe und Futter.
Am späten Abend war sie munterer, rannte wie wild durch die Gegend, aber ohne irgendetwas vorzuhaben --- einfach planloses Herumrennen. Hin und wieder setzte sie sich ins Futter. Seit heute morgen schläft sie in einem der Nebennester.
Wie es weitergeht, weiß ich nicht.
Im Moment bleiben wohl nur Symptomlinderung, soweit es überhaupt möglich ist. Unfallquellen beseitigen, den Alltag erleichtern. *seufz*
Sie soll einfach so viel Zeit bekommen, wie es leidensfrei möglich ist. Fall sie nicht mehr fressen kann, würde ich sie erlösen lassen, aber soweit muß es ja nicht kommen, man weiß nie.
Ich habe diesen Krankenbericht eigentlich nur aufgeschrieben, um das alles mal zusammenzufassen, und vielleicht hat ja einer von euch schon mal eine Maus mit denselben Symptomen gehabt. Vor allem das Überkreuzen der Vorderpfoten und das Phantomfressen habe ich noch nie gesehen, aber falls es wirklich Taubheitsgefühle sind, würde das ins Bild passen.
da bin ich mal wieder mit einem wirklich eigenartigen Fall. *seufz*
Flip kam letztes Jahr im Sommer halb verhungert als 5 Wochen alte verwaiste Babymaus zu mir, sie war etwa auf dem Entwicklungsstand einer 2 wöchigen und so groß wie ein 2-Euro-Stück. Sie hatte verklebte Augen, stark geplüschtes Fell und konnte in den ersten Tagen nur essen oder schlafen. Sie und die Mäuse, die auch abgegeben wurden, bekamen Baytril, Flip noch lange zusätzlich zum Normalfutter Brei und Aufzuchtmilch.
Flip würde ich an sich vorsichtig als geistig behindert bezeichnen. Das genau zu beschreiben, fällt schwer, man muß sie eigentlich erleben und wissen, wie andere Mäuse sich arttypisch verhalten. In ihren guten Momenten ist sie einfach lebenslang Mäusekind geblieben, sie überschätzt sich beim Klettern, tollt herum, zupft den anderen am Schwanz und macht sich aus dem Staub. In ihren schlechten Momenten wirkt sie orientierungslos. Allgemein trifft es die Beschreibung: sie hat eine sehr lange Leitung. Man hält ihr etwas vor die Nase, und erst nach mehreren Sekunden begreift sie, daß da etwas ist. Ihre Reaktionen laufen zeitverzögert ab.
Weil sie bisher auf mich zugerannt kam, wenn ich auftauchte, ging ich davon aus, daß sie sehen könne.
Im Januar wurde sie schleichend schiefer. Keinesfalls so ein plötzliches Schiefkopf-Symptom, wie man es zB von Mittelohrentzündungen, allg. Ohrengeschichten, Schlaganfall kennt. Keine Atemgeräusche, Augen klar. Weil man aber viele Untersuchungsmethoden (nahezu alle...) an Mäusen nicht durchführen kann, um genaue Ursachen der Schieflage zu ergründen, entschloß ich mich, sie 14 Tage lang mit Baytril und noch immer mit B-Komplex zu behandeln.
Als ich letztes Wochenende die Plexiglasscheiben der Etagen rausnahm, um sie zu reinigen, fiel mir auf, daß Flip andauernd bis zur Kante rannte und erst dann stoppte, als sie schon mit dem Vorderteil drüberhing. Ich konnte sie nur knapp mit einer Hand auffangen. Die Augen sind noch immer klar, nicht getrübt, dennoch wäre es natürlich möglich, daß ein Schlaganfall zu einer Sehstörung geführt hat. Ich stelle mir das so vor, daß die Maus normalerweise den Plexiglasrand mit den Vibrissen spürt und weiß, daß hier die Etage zu Ende ist. Weil der Rand entfernt war, rannte die Maus einfach weiter und merkte erst kurz vor dem Absturz, daß es nicht weitergeht. Weil ich dabei mit ihr sprach, kann sie vermutlich auf meine Stimme bzw. die Richtung der Stimme reagiert haben.
Da Flip jede Scheu fehlt, kann man durch Winkbewegung etc. nicht ergründen, ob sie wirklich blind geworden ist. Sie rennt niemals weg. Das ist natürlich keine Zutraulichkeit, wie man sie bei einer anderen Maus durch Geduld und Einfühlungsvermögen mit der Zeit (vielleicht) erreichen würde, sondern gehört zu ihrer geistigen Behinderung. Sie lebte schon immer quasi in ihrer eigenen Welt. In der Natur hätte solch eine Maus natürlich keine Chance. Ein Beutetier, das niemals flüchtet?
Mit anderen Mäusen kommt sie gut zurecht, allerdings scheint niemand sie wirklich ernst zu nehmen.
Seit etwa einer Woche verliert sie beim Putzen häufig das Gleichgewicht. Sie setzt sich dabei nämlich so weit auf und lehnt sich so weit nach hinten, daß sie nach hinten oder seitlich umkippt. Zusätzlich habe ich seit drei Tagen eine wirklich seltsame Beobachtung gemacht:
Beim Fressen nimmt sie eine Haferflocke in die Vorderpfoten, doch plötzlich fällt die Flocke herab, und Flip muß andauernd eine neue suchen, anbeißen, sie fällt herab, Flip sucht eine neue usw. Dabei gibt es zwei Varianten:
1. Flip nimmt eine Flocke, doch plötzlich beginnen die Vorderpfoten wild zu zittern, so daß die Flocke herabfällt. Sieht aus wie ein Mensch mit Parkinson-Syndrom.
2. Flip nimmt eine Flocke, doch plötzlich bricht die durch, und Flip überkreuzt beide Arme. Schade, daß ich kein Video davon zeigen kann, das müßte man wirklich mal zeigen. Es scheint, daß Flip Koordinationsprobleme mit den Vorderpfoten hat. Sie scheint kein Gefühl dafür zu haben, einen Futterbrocken in richtig gewähltem Druck zu halten. Normalerweise können Mäuse ja noch den kleinsten Krümel präzise zwischen den Pfoten halten.
Wirklich seltsam ist aber, daß Flip danach noch sekundenlang "weiterfrißt", ich nenne das mal Phantomfressen, denn sie hält nichts mehr in den Pfoten, führt aber Knabber- und Kaubewegungen in der Luft aus und hält die Pfoten mit nichts darin auch erhoben. Schließlich macht es "klick" und sie erkennt, daß sie nichts mehr vor sich hat.
Bisweilen sinken auch ihre Vorderfpoten einfach mitten beim Fressen schlapp herab, als habe sie "lahme Pfoten".
Weil sie durch all das immer alles nur annagen kann und dann neu zufassen muß, verbringt sie durchschnittlich mehr Zeit beim Futtern als die anderen, klar.
Seit gestern hat sie weitere Orientierungsschwierigkeiten. Sie dreht sich im Kreis, als könne sie sich nicht entscheiden, wohin sie möchte. (Etwas ähnliches habe ich schon mal an sehr alten Mäusen gesehen, die dement schienen, so wie alte Leute manchmal vergessen, daß sie gerade eben eigentlich schon in der Küche waren und wieder umkehren.) Aber Flip ist noch kein Jahr alt.
All das macht mich sehr besorgt. Nach meiner Schilderung scheinen meinem Lieblings-Doc Funktionsstörungen des Gehirns auch sehr wahscheinlich. Aber bei Mäusen kann man keine Computertomographie des Kopfes machen, das bleibt also Spekulation.

Gestern abend beim Füttern fand ich sie abgestürzt vor der Kante der untersten Etage. Wie lange sie da schon war, weiß ich nicht, weil ich sie leider erst beim Füttern fand. Sie versuchte sofort zu flüchten, ich konnte sie aber einsammeln und zurücksetzen, blieb daneben sitzen, um zu sehen, ob die anderen sie nicht etwa beißen würden (wenn die Maus über 12 Stunden von der Gruppe getrennt war, kann das durchaus eine Neuvergesellschaftung nötig machen). Flip schien sehr verwirrt, setzte sich sofort ins Futter. Die Gleichgewichtsstörungen wurden schlimmer. Die Vorderpfoten konnte sie kaum koordinieren, immer wieder fiel sie beim Sitzen zur Seite. Plötzlich schloß sie die Augen und sackte um. Ich dachte zuerst, ich sei gerade Zeugin geworden, wie ihr Herz stehenblieb... Ich strich über ihren Rücken, sie rührte sich nicht. Tatsächlich ging ihre Atmung aber normal weiter, und ein Ohr zuckte leicht: sie war mitten im Fressen eingeschlafen. Offenbar war sie durch den unfreiwilligen Ausflug vor die Kante zutiefst erschöpft, oder aber dieses narkolepsieartige Einschlafen war in Wirklichkeit eine Bewußtlosigkeit, was wieder zu Funktionsstörungen des Gehirns durch Mangeldurchblutung passen würde.
Sie schlief etwa eine Viertelstunde, wachte auf, fraß weiter und schlief wieder ein. Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob sie überleben würde.
Weil ich nicht wissen konnte, ob sie noch Rampen gehen konnte, verteilte ich auf allen Etagen flache Wassernäpfe und Futter.
Am späten Abend war sie munterer, rannte wie wild durch die Gegend, aber ohne irgendetwas vorzuhaben --- einfach planloses Herumrennen. Hin und wieder setzte sie sich ins Futter. Seit heute morgen schläft sie in einem der Nebennester.
Wie es weitergeht, weiß ich nicht.
Im Moment bleiben wohl nur Symptomlinderung, soweit es überhaupt möglich ist. Unfallquellen beseitigen, den Alltag erleichtern. *seufz*
Sie soll einfach so viel Zeit bekommen, wie es leidensfrei möglich ist. Fall sie nicht mehr fressen kann, würde ich sie erlösen lassen, aber soweit muß es ja nicht kommen, man weiß nie.
Ich habe diesen Krankenbericht eigentlich nur aufgeschrieben, um das alles mal zusammenzufassen, und vielleicht hat ja einer von euch schon mal eine Maus mit denselben Symptomen gehabt. Vor allem das Überkreuzen der Vorderpfoten und das Phantomfressen habe ich noch nie gesehen, aber falls es wirklich Taubheitsgefühle sind, würde das ins Bild passen.