Hallo,
wer hat die Läuse denn identifiziert? Ein TA mit Mikroskop?
Ich frage deswegen, weil eine Bestimmung von Parasiten mit bloßem Auge überhaupt nicht möglich ist. Darüber hinaus benötigt man immer Fachliteratur, um wenigstens die Gattung eingrenzen zu können.
Viele TÄ schauen leider einmal oberflächlich über das Tier drüber, streichen durchs Fell und sagen, ja, das sind Läuse/Haarlinge.

Eine sichere Diagnose ist das nicht.
Je nach Parasitenart ist die Bekämpfung unterschiedlich. Haarlinge (Tierläuse) gelten allg. als etwas leichter zu bekämpfen als Milben (und hier gibt es enorm viele Arten, die an Säugern parasitieren, Milbe ist nicht gleich Milbe), da sie sich vermehrt direkt am Tier bzw. im Haarkleid aufhalten, während viele (nicht alle!) Milbenarten vor allem im Nestbereich der Tiere leben und nur zum Blutsaugen ans Tier gehen. Hier ist Behandlung der Umgebung also sehr, sehr wichtig. Läuse legen ihre Eier darüber hinaus direkt am Tier ab, die meisten Milbenarten hingegen nicht, sondern in dunklen Ritzen am Nest. Es gibt aber auch Milbenarten, die unter der Haut, in den Ohren oder sonst irgendwo am Tier leben.
Besonders "beliebt" gemacht haben sich in den letzten 5 Jahren die Tropische Rattenmilbe und die Rote Vogelmilbe, beide Arten parasitieren auf einer Vielzahl an Tieren, die Rattenmilbe befällt neben Mäusen und Mausverwandten auch viele andere Säugetiere
inklusive den Menschen. Eingeschleppt nach Mitteleuropa wurde sie durch Import exotischer Nagetiere (Wildfangimport). Ausbreiten konnte sich das nette Tierchen durch gnadenlose Verharmlosung der Tierhalter, die befallene Tiere nicht gründlich genug behandelten (und diese Milbe ist weiter am Vorrücken).
Kann ich das Streu (aus dem die Viecher höchstwahrscheinlich kamen) irgendwie anders sichern, als es einzufrieren?
Ich wüßte nicht wie...
Zwar besteht grundsätzlich das Risiko, sich Parasiten durch Streu und Heu einzuschleppen, meistens hatten die Mäuse die Parasiten aber schon, seit sie bei ihrem Menschen eingezogen sind, und der Befall wurde erst jetzt sichtbar bzw. festgestellt.
Wie sehn Läuse eigentlich aus?
Läuse sind Insekten, also kleine Tierchen mit 6 Beinen. Typisch ist die langgestreckte Form. Bei Vögeln heißen sie Federlinge, bei Säugetieren gibt es zwei Gruppen von Tierläusen, die Haarlinge und die Echten Tierläuse. Der Mensch hat "seine" eigenen Läuse, die Kopflaus und die Filzlaus.
Milben sind Spinnentiere und haben 8 Beine.
Beispiel eines Haarlings:
Haarling
Beispiel einer Milbe:
Tropische Rattenmilbe
Kann ich (speziell) die Läuse über meine Hände auf andere Mäuse übertragen? Wie gut bzw. schnell klappt das? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit?
Wenn du die Maus intensiv streicheln und danach eine zweite Maus streicheln würdest, bestünde zumindest die Gefahr, ja. Läuse klammern sich mit den speziell dafür umgebildeten Beinen direkt am Haar des Wirts fest. Auch Verschleppung über Kleidung ist denkbar, z.B. wenn die Maus zahm ist und Freilauf bekommt und über den Menschen läuft.
In jedem Fall wird der Mensch als Überträger von Milben dienen (es sei denn, es würde sich um in der Haut lebende Milbenarten handeln). Milben sind "Spezialisten" darin, andere Tiere dafür zu benutzen, sich von A nach B transportieren zu lassen. (Stichwort Milbentaxi für die mitlesenden Biologen, Biostudenten oder sonstigen Leute mit solchen Interessen). Viele (nicht alle) Milbenarten sind darüber hinaus sehr mobil und legen große Strecken (gemessen an ihrer Winzigkeit) zurück, um einen neuen Wirt zu finden.
Läuse sind allerdings wirtsspezifisch, d.h. eine spezielle Lausart befällt nur einen Wirt oder maximal noch dessen nächste Verwandte. Menschenläuse gehen nicht auf Tiere, Tierläuse nicht auf Menschen. Milben hingegen nehmen oft, was sie kriegen können...
Reicht es, meine Hände mit normaler Seife zu waschen um das Viehzeug los zu werden?
Ja, wenn du dir sofort nach dem Werkeln am Gehege/mit den Mäusen die Hände wäscht. Kleidung (Ärmel, Hose...) muß aber als Transportmittel für Parasiten ausgeschlossen werden.
Wie schnell "wandern" diese Tiere? Möglicherweise um neue Wirte zu finden.
Je nach Parasitenart ist das sehr unterschiedlich. Haarlinge halten sich ja verstärkt direkt am Tier auf und verteilen sich vor allem über direkten Tier-zu-Tier-Kontakt beim Kuscheln und gegenseitigen Putzen. Milben wandern auch von Tier zu Tier, aber einige Milbenarten können darüber hinaus auch relativ weite Strecken zurücklegen. Angaben dazu finde ich keine (gibt es wahrscheinlich auch nicht, hat niemals jemand erhoben), aber die Rattenmilbe kann mit Sicherheit mehrere Meter zurücklegen.
Es müssen immer alle Tiere einer Gruppe behandelt werden. Am besten ist, sogar alle Gruppen im selben Raum zu behandeln, eben weil man nicht definitiv sagen kann, wie lange der Befall bereits vorlag und wieviel Zeit die Parasiten hatten, sich auszubreiten. Geschwächte Wirte (kranke und/oder alte Mäuse) werden besonders stark befallen.
Wie lange überleben Läuse ohne Nahrung / ohne Wirt?
Wenn es sich bei deinen Parasiten tatsächlich um Läuse handelt, hättest du Glück im Unglück, denn Läuse gelten als ziemlich wirtsbezogen, d.h. viele Arten sterben ohne Wirt nach wenigen Tagen (keine konkrete Zeitangabe möglich, solange die Art nicht bestimmt ist und Fachliteratur dazu nicht vorliegt). Aber die Eier überleben länger, einige Wochen. Milben können mehrere Monate ohne Nahrung ausharren.
Wie verhalten sich die Läuse bei einer Stronghold-Behandlung? Klettern sie auf die Spitzen der Haare oder verlassen sie den Wirt? Oder anderes?
Ich habe an Mäusen zweimal Milben erlebt/selbst in meinem Bestand gehabt, einmal eine nicht näher identifizierte Pelzmilbe, die erst am toten Tier sichtbar wurde, und einmal die berühmt-berüchtigte Rattenmilbe. Die Rattenmilben verlassen das Tier nach dem Punkten fluchtartig und versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Die Pelzmilben erklommen lediglich die Haarspritzen und blieben dort sitzen, vermutlich um zu sterben.
Da ich alle neuen Mäuse punkte, stimmt die obige Behauptung nicht ganz: denn meine beiden letzten Neuzugänge, zwei Einzelböckchen, brachten beide Ektoparasiten mit. Im Falle von Pegman fand ich nach dem Punkten die toten Parasiten in der TB, herausgerieselt von der Maus wie Schnee. Im Falle von Dawidh war es genauso. Die Art habe ich aber jeweils nicht bestimmt, sondern lieber die TB sofort desinfiziert.
Einen gesicherten Fall von Tierläusen habe ich einmal am Meerschweinchen erlebt, und da wurden die Haarlingen nicht sichtbar... theoretisch müßten tote Läuse vom Haar abfallen und vom Tier rieseln. Abwandern traue ich einer Laus nicht zu.
Gute Nerven im Kampf gegen die Blutsauger wünsche ich!