Sindbad

vindoatus

Mäusologie-Meister*in
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Jedes Wesen auf dieser Welt hat genau einen ihm zugeteilten Tod; auch ich habe ihn, auch du hast ihn. Das besondere an jenen, die nicht mehr leben, ist ja, daß wir deren Tod schon kennen. Ist ein angekündigter Tod wirklich besser, weil man Zeit hat, sich zu verabschieden?

Sindbad, mein schwarzer Prinz. Man soll seine Lieblinge nicht haben, ich weiß, es in ungerecht, aber Flokati, Sindbad und Marla waren immer meine Lieblinge. Und ebenso wie es schmerzen wird, wenn Flokati und Marla sterben werden, so schmerzt es jetzt, denn mein schwarzer Prinz ist gegangen.

Keine Worte. Nur Schmerz. Und doch muß ich dich jetzt loslassen, dich gehenlassen. Ich weiß, daß du gerne noch länger geblieben wärst, aber es war beschlossen, daß du gestern für immer einschlafen solltest, Sindbad. Deswegen muß ich dich gehenlassen.

Dein Leben begann am 11.03.05 in einem verdreckten kleinen Vogelkäfig. Deine Mutter Molly bekam euch kurz vor dem Transport einer Wohnungsräumung. Inge holte euch zu sich. Die drei Jungs Sindbad, Flokati und Herkules nahm ich auf.
Ein kleiner Raufbold als Jugendlicher. Flokatis Kerben in den Ohren stammen von dir. Fassungslos machende Neugier. Du bist mir abends den Arm hoch zur Schulter gelaufen. Wunderschöner schwarzer Kerl, das weichste Fell, das ich jemals gespürt habe, halblang und seidig. Schwarze Pfoten. Mein Schwarzfuß-Indianer. Die süßeste rosa Nase der Welt. Mein Schweinenäschen. Immer den Kopf witternd erhoben. Überall dabei. Immer der erste. Immer so mutig.
Nach der Kastration, als du zusammen mit den Mädchen in der großen Voliere leben konntest, waren die Mäusemädchen interessanter als die Menschen, und genau so sollte es auch sein. Aber Sindbad und Flokati waren meine zahmsten Mäuse. Jeden Abend bist du auf meine Hand zugerannt, Sindbad, jeden Abend durfte ich dein weiches glänzendes Fell streicheln, jeden Abend haben wir das Spiel gespielt: Ich will unter deine Hand kriechen, nein, ich will doch nicht…
Jeden Abend hast du mich zum Lächeln gebracht.

Zu viel, das ich über dich erzählen könnte. Zu viele Momente, die immer in meinem Herzen bleiben werden. Danke, daß ich dich kennenlernen durfte. Ich hatte solche Furcht vor dem Tag, wenn einer von euch dreien nicht mehr zum Betteln kommt. Gestern war es soweit, und es war der schwarze Prinz.

Ich vermisse dich so sehr. Ich kann nicht mehr die Hand zu Flokati ausstrecken, weil ihr immer zu zweit gewesen seid, wenn ihr zu mir kamt. Fast alles habt ihr gemeinsam gemacht. Du hast deine Mädchen geliebt, hast sie beschützt, du warst immer der Chef. Und fast immer an Flokatis Seite.

Im März wärst du zwei Jahre alt geworden. Das Alter sah man dir nicht an. Kein einziger Tag des Leids. Ich weine um dich, aber gleichzeitig ist mein Herz erleichtert, daß du niemals leiden mußtest, daß du niemals Angst haben mußtest, daß du voll Frieden hinübergewechselt bist. Du warst nicht krank, am Abend zuvor habe ich noch wie immer über deinen Rücken gestrichen, dein neugieriges Köpfchen angelächelt, in deine intelligenten Augen gesehen.

Ich versuche, nicht zu fragen: Warum schon jetzt? Warum nicht drei Monate später? Warum nicht eine Woche später? Ich will versuchen, dich gehenzulassen. Du hast so intensiv gelebt wie möglich. Jetzt schläfst du, und ich muß dich gehenlassen. Ich ahnte nicht, wie schnell der Tag kommen würde, den ich so gefürchtet hatte.

Jedes Wesen auf dieser Welt hat genau einen ihm zugeteilten Tod. Ich habe schon viele tote Mäuse gesehen, aber niemals eine Maus, die so friedlich eingeschlafen ist. Im Nest eingerollt, hattest du es schön warm und gemütlich. Kein einziger Tag des Leids, keine einzige Sekunde von Schmerz oder Angst. Nur die Entspannung, mit der du dich eingerollt, den Schwanz um dich gelegt, das Köpfchen auf die Vorderpfoten gebettet hast. Du wirst nie mehr aufwachen. Und ich danke Gott dafür, daß er dir diesen perfekten Tod geschenkt hat.

Ich trage dich in meinem Herzen, Sindbad.

Leb wohl, schlaf schön, mein schwarzer Prinz! Ich liebe dich!


Zusammen mit seinem Bruder Herkules
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Seine niedliche Abneigung, die Pfote auf Frischfutter zu stellen. Er mochte es nicht, Gemüse oder Salat anzufassen...
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Das Dreamteam... Flokati und Sindbad
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Das letzte Foto von ihm, aufgenommen am 14. Dezember 06. Am 16. Dezember legte er sich schlafen und wachte nie mehr auf.
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Es tut so weh...
 
Wibke, Du schreibst immer so schöne Abschiedsworte an Deine Mäuse*traurig*
In Deinen Worten werden sie für uns noch einmal lebendig und bleiben in unseren Herzen...
Im Moment gibt es keinen Trost, deswegen nehme ich Dich jetzt einfach mal ganz fest in den Arm*drück*
 
Oh Wibke,
es tut mir so furchtbar leid.
Deine Worte stecken voller Liebe.
Sindbad wird ein glückliches Mäuschen gewesen sein, denn er durfte diese Liebe spüren, jeden Tag seines Mäuselebens und auch jetzt, über seinen Tod hinaus. Er wird dich vermissen, so sehr wie du ihn vermisst.
Und er wird dich auch genauso wenig vergessen wie du ihn..
Ich bin mir sicher das ihr euch eines Tages wieder begegnen werdet..
 
Jedes lebewesen sollte so einen Abschied bekommen *drück*
Wiedersehen Sindbad! *Abschied*
Sag der Miramis das ich sie lieb hab *heul*
 
@ Wiebke....*drück* *heul*

Wiedersehen Sindbad.... grüß mir meine Mäuschen und vor allem Nougat....*Abschied*
 
*drück*
auf wiedersehen kleiner mäuserich! du hattest ein perfektes und erfülltes mauseleben, es kann kein besseres geben!
*abschied*

Lumi *die gleich heulen muss*
 
liebe wibke
danke *drück* einfach nur danke *drück*
der kleine sindbad .. ich weiß noch wie ich erschrocken war als ich diese nackten kleinen würmer in dieser nassen verdreckten einstreu sah ...wie erstaunt ich war das eine mäusemama unter diesen umständen gebären konnte ..
einer dieser kleine hilflosen nackten rosa würmer war dein sindbad ...sicher hat er sich damals noch nicht erträumen lassen was für ein glück er hatte ..und dafür dankte er dir mit seiner liebe seinem vertauen und auch mit seinem leben

mir fiel vorhin spontan ein gedicht ein das ich irgendwo abgespreichert hatte ....jetzt hab ich es gefunden

Nun steh ich schweigend hier an Deinem Grab
und streiche Dir in Gedanken noch einmal über das Haar.
In tiefem Schlaf liegst Du vor mir,
so friedlich wie ein kleines Tier,
das einen Tag lang emsig war
und Deine Hilflosigkeit berührt mich,
dass es mir die Kehle schnürt.
Hier an Deinem Grab zerrinnt das Wichtigste zur Nichtigkeit,
ratlos und voller Traurigkeit
steh ich nun vor Dir und empfind
so etwas wie Demut, Du kleines Kind.
Ich gehör mir nicht mehr allein,
nein, ganz frei werd ich nie mehr sein.
Nie ganz sorglos, ganz unbeschwert.
jede Entscheidung, jeder Schritt,
jeden Gedanken lenkst Du mit.
Nun , gute Nacht, Du kleiner Prinz.
Dein Leben war leider nicht lang,
weshalb es mir nicht gelang
für Dich zu sein , wer ich gern wär
fällt mir der Abschied von Dir so schwer,
Du kleiner wunderschöner Schmetterling.
 
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