Vitali

vindoatus

Mäusologie-Meister*in
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Du bist gegangen ohne Vorwarnung.
Der Letzte der Tupperdosen-Mäuse, du warst ungefähr so alt wie Enola, etwas jünger vermutlich, da du noch nicht ganz ausgewachsen warst, als ich dich bekam.

Bat und Nelson erinnern sich vielleicht noch an die Klitschkos, die in Inges Küche in einem winzigkleinen Knast leben mußten, weil sie noch so aggressiv untereinander waren. Deswegen nannte ich sie auch sofort „die Klitschko-Brüder“, auch wenn der ältere Albino und der jüngere Schecke gewiß keine echten Brüder waren. Stattdessen hatten die beiden wohl eine Vergesellschaftung unter erwachsenen Böckchen hinter sich --- kein Wunder, daß sie so zerbissen waren und Wladimir ein Stück Schwanz fehlte.

Ich bekam sie frischkastriert, doch es dauerte noch Wochen, ehe sie friedlicher wurden. Sie lebten mit Semis und ihren Töchtern zusammen.

Das erste Jahr war Vitali sehr scheu, doch irgendwann lernte auch diese Maus das Betteln. Er war ein kleines Weichei, ein Sensibelchen, und an manchen Abenden hörte ich ein Laufrad, das abrupt stockte, dann piepste es, dann lief jemand weiter, und ich wußte: da hat wieder eines der Mädchen Vitali aus dem Laufrad komplimentiert. Er konnte sich nicht gut durchsetzen. Wenn die Mausedame genug hatte, lief er selbst noch eine Runde.

Semi disziplinierte ihn auch gern, wenn sie der Ansicht war, er habe sich etwas ihren Töchtern gegenüber zuschulden kommen lassen. Einmal beobachtete ich, wie er hinter einem der Mädels her war, plötzlich ging Semi dazwischen und verscheuchte ihn. Als die Gruppe älter wurde, wurde aber nur noch gepiepst, wenn das Murkelchen mal wieder jemanden eine gnadenlose Minute lang ins Koma putzte. Und Vitali durfte so lange ins Laufrad, wie er wollte.

Man sah ihm das Alter nicht an. Er hatte ein wenig abgenommen, das war alles. Vermutlich wurde er über zwei Jahre alt. Aber er wirkte viel jünger, deswegen auch hat mich sein Tod so überrascht.

An diesem schrecklichen 7. Juni, nachdem drei Mäuse gestorben waren, es Flokati sehr schlecht ging, ich mitten in einer Vergesellschaftung steckte, kam Vitali nicht zum Betteln. Ich dachte mir nicht viel dabei, weil er manchmal spät aufstand. Ich fand ihn erst am nächsten Tag, als er erneut nicht auftauchte, dem Aussehen und Geruch nach war er am Vortag gestorben, am selben Tag wie die drei anderen. Er war sehr wahrscheinlich mit Enola verwandt, in deren Familie die Herzschwächen auftraten. So wäre es denkbar, daß auch bei ihm etwas war, was sich bisher einfach noch nicht so geäußert hatte, daß es mir aufgefallen war. Er war nie kurzatmig gewesen, er hatte keine Ödeme, er war fit und munter. Am Tag zuvor hatte er noch gebettelt wie immer.

Kleiner Mann, es tut mir leid, daß ich dich erst einen Tag zu spät fand. Im Grunde genommen ist es gut, daß du alt wurdest und gehen konntest, noch ehe Altersbeschwerden auftreten konnten. Und doch hätte ich mich gerne verabschieden mögen.

Leb wohl. Du bleibst in meinem Herzen.


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Vindo, das hast Du ganz toll geschrieben *drück*
Vitali hatte ein supertolles Mäuseleben bei Dir, da bin ich mir ganz sicher! Genau wie die drei anderen Mäuschen, von denen Du Dich leider auch gerade verabschieden musstest *seufz*.
Manchmal kommt aber auch alles auf einmal...
Gute Reise, hübscher Vitali!
Ganz liebe Grüße,
sevenofnine
 
gesehen habe ich euch nie, nur euren knast, der gefüllt war mit zellstoff,
stinkend standet ihr auf inges küchentisch, piepsen haben wir euch auch hören.
 
oje ich erinner mich noch an die geschichte damals mit den klitschkos *traurig*

auf wiedersehn vitali, schön das du so friedlich gehn konntest *seufz*

vindo *drück*
 
Machs gut Kleiner.
Deine Mama wird dich immer im Herzen tragen.

Du bist sicher schon angekommen..
 
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