Auch ein Methusalem lebt nicht ewig...
Weißt du noch, Wladimir, als du und Vitali zu mir gekommen seid?
Im Frühsommer 2005 wurden mehrere Mäuse in einer Tupperdose ausgesetzt. Zunächst nahmen Inge und ich die Weibchen, aber zwei Böckchen waren auch dabei, vermutlich keine Brüder, weil der Albino deutlich älter war... das warst du. Ihr lebtet frischkastriert in einem Hamsterknast in Inges Küche, eines Tages rief sie mich aus dem TH an und meinte, sie könne Tiere aus dem TH nehmen, wenn ich die Klitschkos nähme --- das waren du und Vitali, ich selbst hatte euch diesen Namen neckend gegeben, weil ihr zwei aggressive Kerlchen wart. Ich sagte Ja, obwohl ich eigentlich nicht noch eine Gruppe aufmachen wollte.
Ich hatte euch nicht einmal gesehen und fragte Inge nur, ob auch wirklich zwei Böckchen drin säßen. Obwohl ihr kastriert worden wart, habt ihr euch so sehr gezofft, daß ich den Käfig neben mein Bett stellte. Das erste, was ich von dir, Wladimir, dann sah, war ein zerbissenes, ausgewachsenes schnatterndes Albinoböckchen mit zerfetzten Ohren und einem abgebissenen oder abgerissenen Schwanz. Eines war schnell klar, du warst Menschen nicht gerade wohlgesonnen, ich konnte mich durch zwei herzhafte Bisse davon überzeugen, als ich versuchte, dir das Baytril zu verabreichen. Aber wenn man mich in einer Tupperdose ausgesetzt hätte, vielleicht würde ich auch keine Menschen mögen. Du warst einfach nur hochgestresst und krank und wolltest deine Ruhe und raus aus dem Hamsterknast.
Die Monate vergingen. Vitali und du lebtet mit Semi und ihren Töchtern in der großen Voli. Zahm bist du nie geworden, aber gebissen hast du mich nie wieder. Du warst ein selbstbewußter kleiner Kerl, hast dich eng mit Semi angefreundet, nach ihrem Tod mit den anderen ranghöheren Mädchen. Vitali wurde manchmal noch kurz gescheucht. Durch den Atemwegsinfekt blieb ein leichter Lungenschaden zurück, aber nur bei großer Aufregung hat man das typische, zarte Schnattern gehört.
Dein genaues Alter kenne ich nicht, aber ich schätze, du bist 2,5 Jahre oder sogar älter geworden. Es war, als wollest du alles nachholen, was du am Anfang nicht hattest, als wärst du entschlossen, so lange wie möglich hierzubleiben... Du warst ein fester Bestandteil von Semis Gruppe. Jeden Abend habe ich ein Extrastück Gurke für dich bereitgelegt. Wie bei wenig anderen Mäusen habe ich mich oft gefragt: Wo kommst du her? Was hast du davor dort erlebt? Was ist passiert, bevor man dich in eine kleine Plastikbox gesetzt und vor einer Tür abgestellt hat? Gibt es Geschwister oder Nachkommen, die irgendwo bei einem Menschen, dem die Maushaltung über den Kopf gewachsen ist, leiden?
Leb wohl, kleiner Schatz, es widerstrebt mir, diese Zeilen zu schreiben, weil ich dich vermisse, und doch weiß ich, daß du wirklich Zeit hattest, als Maus zu leben unter Mäusen. Länger als 2,5 Jahre kann man für eine Maus nicht fordern. Der Tumor, der zuletzt im Bauch wuchs, schien mir unfair, eine Ungerechtigkeit, aber gestern abend wußte ich, daß du heute nacht gehen würdest, und die Mädchen sind immer wieder zu dir gekommen und haben dich geputzt. Ja, ein Senior bist du geworden, man spürt jeden Wirbelknochen, und es ist schön, daß du noch so viel Zeit gehabt hast, viel mehr Zeit, als ich zu hoffen gewagt hatte, damals, als ich das zerbissene, kranke, ausgewachsene Biniböckchen vor mir hatte.
Leb wohl, Wladimir, triff deine Freundin Semi wieder und deine vermutlichen Schwestern oder Töchter, die schon gegangen sind. Ich vermisse dich. Du bleibst immer in meinem Herzen, mein kleiner Eisbär.
Mit Semi
Küßchen für Marla
Ein Opi geworden.
Weißt du noch, Wladimir, als du und Vitali zu mir gekommen seid?
Im Frühsommer 2005 wurden mehrere Mäuse in einer Tupperdose ausgesetzt. Zunächst nahmen Inge und ich die Weibchen, aber zwei Böckchen waren auch dabei, vermutlich keine Brüder, weil der Albino deutlich älter war... das warst du. Ihr lebtet frischkastriert in einem Hamsterknast in Inges Küche, eines Tages rief sie mich aus dem TH an und meinte, sie könne Tiere aus dem TH nehmen, wenn ich die Klitschkos nähme --- das waren du und Vitali, ich selbst hatte euch diesen Namen neckend gegeben, weil ihr zwei aggressive Kerlchen wart. Ich sagte Ja, obwohl ich eigentlich nicht noch eine Gruppe aufmachen wollte.
Ich hatte euch nicht einmal gesehen und fragte Inge nur, ob auch wirklich zwei Böckchen drin säßen. Obwohl ihr kastriert worden wart, habt ihr euch so sehr gezofft, daß ich den Käfig neben mein Bett stellte. Das erste, was ich von dir, Wladimir, dann sah, war ein zerbissenes, ausgewachsenes schnatterndes Albinoböckchen mit zerfetzten Ohren und einem abgebissenen oder abgerissenen Schwanz. Eines war schnell klar, du warst Menschen nicht gerade wohlgesonnen, ich konnte mich durch zwei herzhafte Bisse davon überzeugen, als ich versuchte, dir das Baytril zu verabreichen. Aber wenn man mich in einer Tupperdose ausgesetzt hätte, vielleicht würde ich auch keine Menschen mögen. Du warst einfach nur hochgestresst und krank und wolltest deine Ruhe und raus aus dem Hamsterknast.
Die Monate vergingen. Vitali und du lebtet mit Semi und ihren Töchtern in der großen Voli. Zahm bist du nie geworden, aber gebissen hast du mich nie wieder. Du warst ein selbstbewußter kleiner Kerl, hast dich eng mit Semi angefreundet, nach ihrem Tod mit den anderen ranghöheren Mädchen. Vitali wurde manchmal noch kurz gescheucht. Durch den Atemwegsinfekt blieb ein leichter Lungenschaden zurück, aber nur bei großer Aufregung hat man das typische, zarte Schnattern gehört.
Dein genaues Alter kenne ich nicht, aber ich schätze, du bist 2,5 Jahre oder sogar älter geworden. Es war, als wollest du alles nachholen, was du am Anfang nicht hattest, als wärst du entschlossen, so lange wie möglich hierzubleiben... Du warst ein fester Bestandteil von Semis Gruppe. Jeden Abend habe ich ein Extrastück Gurke für dich bereitgelegt. Wie bei wenig anderen Mäusen habe ich mich oft gefragt: Wo kommst du her? Was hast du davor dort erlebt? Was ist passiert, bevor man dich in eine kleine Plastikbox gesetzt und vor einer Tür abgestellt hat? Gibt es Geschwister oder Nachkommen, die irgendwo bei einem Menschen, dem die Maushaltung über den Kopf gewachsen ist, leiden?
Leb wohl, kleiner Schatz, es widerstrebt mir, diese Zeilen zu schreiben, weil ich dich vermisse, und doch weiß ich, daß du wirklich Zeit hattest, als Maus zu leben unter Mäusen. Länger als 2,5 Jahre kann man für eine Maus nicht fordern. Der Tumor, der zuletzt im Bauch wuchs, schien mir unfair, eine Ungerechtigkeit, aber gestern abend wußte ich, daß du heute nacht gehen würdest, und die Mädchen sind immer wieder zu dir gekommen und haben dich geputzt. Ja, ein Senior bist du geworden, man spürt jeden Wirbelknochen, und es ist schön, daß du noch so viel Zeit gehabt hast, viel mehr Zeit, als ich zu hoffen gewagt hatte, damals, als ich das zerbissene, kranke, ausgewachsene Biniböckchen vor mir hatte.
Leb wohl, Wladimir, triff deine Freundin Semi wieder und deine vermutlichen Schwestern oder Töchter, die schon gegangen sind. Ich vermisse dich. Du bleibst immer in meinem Herzen, mein kleiner Eisbär.
Mit Semi


Küßchen für Marla



Ein Opi geworden.
