Sollte man Mäuse beschäftigen?

Gwen

Käseliebhaber*in
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Hallöle,
meine Freundin ist Rattenhalterin und wir hatten gestern ein langes Gespräch.
Sie vertrat vehement die Meinung, dass Mäuse und Ratten beschäftigt werden müssten. Nicht im Sinne von Erlebnisfutter o.Ä., sondern eher im Sinne von 'Parcours überwinden', 'Targettraining' oder 'Labyrinthe durchlaufen'.
Sie hat ihre Ratten zahm bekommen indem sie sie einfach ständig bei sich hatte, auch der Käfig war immer in unmittelbarer Nähe.
Ich persönlich mache so etwas mit meinen Mäusen nie und habe ihr deutlich gesagt, dass ich nicht glaube, dass es meinen Mäusen guttun würde.
Ich vertrete allerdings auch eher die Einstellung, dass ein Tier zu nichts gezwungen werden sollte, wenn es ihm Panik und Angst bereitet.
Wenn ich eine der Mäuse auf meine Hand nehme kotet sie meißt, lässt Urin laufen und möchte eigentlich nur weg, deshalb nehme ich sie nur selten auf meine Hand und versuche das ganze so positiv wie möglich zu halten.
Mit meinen zwei zahmsten Mäusen mache ich sehr, sehr selten Targettraining im Gehege, allerdings beschränkt sich das auf etwa ein Mal im Monat und die zwei sind gerade so handzahm, dass sie nicht koten.
Obwohl ich eigentlich immer der Meinung war, dass Mäuse eher Beobachtungstiere seien und nicht wirklich etwas mit einer Bindung zu ihrem Menschen anfangen können mache ich mir doch Gedanken:
verpasse ich, verpassen meine Mäuse vielleicht etwas, weil wir uns nicht direkt miteinander beschäftigen?
Ist es besser für eine Maus handzahm zu werden? Erfüllt es ein Bedürfnis?
Braucht eine Maus direkten Kontakt oder mehr Beschäftigung als ich es ihnen derzeit schon biete?

Ich habe das Mäusewiki schon gelesen und kenne die Meinung, dass Mäuse lieber Distanz hätten.
Allerdings wäre ich besonders auf Erfahrungsberichte gespannt um herauszufinden ob es vielleicht doch andere Erfahrungen gibt oder sich die Meinungen da spalten.. *zwinker*
 
Hallo Gwen,

ich sehe das so wie Du.

Die Tiere sollten zu nichts gezwungen werden und insbesondere Mäuse sind Beobachtungstiere.
Wenn eine Maus Kot und Urin lässt, hat sie bereits ganz furchtbare Angst.

Bitte nimm sie nicht mehr auf die Hand - lass sie freiwillig drauf kommen, dann ist es für beide Seiten positiv =)

Natürlich kann es passieren, dass man die Maus anfassen muss.
Beim Tierarzt zum Beispiel, also im Notfall.
Und da gibt es in der Tat ein „Training“, welches sinnvoll ist.
 Hast Du schonmal vom „medical training“ gehört?

Im Grunde ist das nichts anderes, als das Tier schonend an den Handkontakt zu gewöhnen, bei Mäusen inklusive bestimmter Leckerchen.
Wenn Deine Mäuse das begriffen haben, ist die Medikamentengabe (versteckt im Lieblingsleckerli) und das „Herausfangen“ stressfreier.


Im allgemeinen denke ich, dass die Tiere von sich aus auf einen zukommen, wenn sie eben dieses Bedürfnis haben.

Davon, jemanden/etwas „zu seinem Glück zu zwingen“, halte ich nichts.
 Als „stärkerer“ Part müssen wir den Tieren gegenüber nachsichtig sein.
 Wir können ihnen ja die Chance geben, mit uns Kontakt aufzunehmen.

Ob sie das dann auch tun, ist ihnen überlassen. Genauso verhält es sich mit den „Tricks“.
Mäuse sind nicht prädestiniert, zahm zu werden. Schließlich sind es Beutetiere.

Da wäre es schön doof, wenn sie so kontaktfreudig wären :D
Ratten sind da ein anderes Kaliber.


Ich hatte anhängliche als auch absolute Angstmäuse hier.

Bei letzteren hatte ich nicht das Gefühl, dass ihnen auch nur der Anblick eines Menschen gut tat.
Der Glücksmoment war dann für mich, wenn ich - heimlich hinterm 2 Meter entfernten Schrank hervorlugend - sehen konnte, dass die Angstmaus zumindest mit ihren Artgenossen normal interagiert und wohlauf ist *umkipp*
 
Ratten und Mäuse sind vom Verhalten her absolut nicht miteinander vergleichbar, auch wenn eine Ratte auf den ersten Blick wie eine große Maus aussieht. Das war's dann aber auch schon mit der Ähnlichkeit.
Ratten sind wesentlich halterbezogener als (Farb-)Mäuse, schon allein daher ist das ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.

Ob das für Ratten gut ist, weiß ich nicht. Ich bezweifle es aber instinktiv.

Mäuse dürfen ruhig 'beschäftigt' und gefordert werden, in so weit stimmt das. Aber Parcours im Kreis ab laufen gehört da IMHO nicht wirklich hin. Mäuse versuchen ständig, das Revier zu erkunden, um so neue Lebensräume und Futterquellen zu erschließen. Darin besteht ihre Herausforderung. Dass sie einen Zirkel nun 1/2 Sekunde schneller geschafft haben als beim letzten Versuch ist ihnen völlig egal - und wenn etwas erkundet wurde, strebt die Maus nach Höherem - nicht nach einer neuen Runde.
Für Mäuse wie Ratten gilt aber gleichermaßen: es geschieht nur auf freiwilliger Basis.
Wenn du die Hand ins Gehege hältst und die Maus kommt drauf, dann ist das gut. Kommt sie nicht drauf, ist das aber auch gut. Der Mensch ist für die Maus im Prinzip nichts weiter als ein seltsames Inventarteil. Die Maus braucht den Menschen nicht (von der Versorgung mal abgesehen, aber auch das ist der Maus gar nicht bewusst), der Mensch 'bedeutet' der Maus nichts - es existiert keinerlei soziale Bindung zwischen Mensch und Maus - jedenfalls seitens der Maus nicht. Das könnte bei Ratten anders sein. Bei manchen anderen Mausarten gibt es auch eher 'Beziehungen' zwischen Maus und Halter.

Am glücklichsten sind Mäuse meiner Erfahrung nach, wenn sie einfach Maus sein können, sich zwar hin und wieder mal ein Leckerchen ab holen können, dies aber auf absolut freiwilliger Basis geschieht. Die Beschäftigung der Mäuse erfolgt subtil - in dem eben immer mal wieder eine Leckerei an einer Stelle versteckt oder ausgelegt wird, wo sie nicht mal eben so hin spazieren können. Das fördert ihren Entdeckertrieb, und passt genau in's natürliche Verhaltensschema der Maus: Ihre Erkundung und Neugier wird dadurch belohnt, dass sie z.B. eine neue Futterquelle mit besonderen Leckereien oder ein neues Inventarteil das 'bewohnbar' ist, erschließen können. Oder eins, das zumindest erst mal genau erkundet werden kann/muss.

Meine Mäuse würden mir den Vogel zeigen wenn ich von ihnen verlangen würde, irgendwo im Kreis rum zu tapsen. Wenn eine Maus das freiwillig und stressfrei und im eigenen Revier mit macht, dann schadet das nicht. Ins natürliche Verhaltensrepetoire der Maus gehört das allerdings definitiv nicht. Der Nutzen ist daher IMHO zweifelhaft, und dient idR fast ausschließlich dem Halter, nicht der Maus. Mäuse sind aber keine Spielzeuge.

Zu Ratten kann ich da leider nicht allzu viel sagen, ich würde es aber auch rein instinktiv ähnlich handhaben.
 
Ich denke, dass das ganze stark vom Individuum abhängt.
Von meinen 8 sind 3 total zutäulich, regelrecht anhänglich. Eine davon ganz extrem. Alle drei kommen sofort an und klettern an mir rum, die eine extremer als die anderen beiden. Die schmust und kuschelt total gerne, lässt sich auch gerne anfassen und sogar kraulen.
Wenn ich bei meinem Käifg ide Tür aufmache können sie an der Tür hoch aufs Gitterdach klettern und von dort natürlich auch zurück.
Seit kurzem klicker ich Sophia (die ganz zahme) und sie scheint richtig viel Spaß dran zu haben, hats schnell gecheckt und lernt schnell. Sie hat auch schnell geschaltet wie man jetzt am besten nach Leckerchen betteln kann, einfach einmal um die Achse gedreht und der Körnergeber ist ganz aus dem Häuschen ;)
Eine andere meiner 8 hätte nie und nimmer Freude dran. Am Anfang war sie so scheu, dass ich sie kaum gesehen habe. Wenn ich ihr mittlerweile ganz ruhig einen Kern hinhalte, nimmt sie ihn dann nach ner kurzen Zeit.
Also ob man Klicker-Training machen kann hängt von der einzelnen Maus ab. Alles muss natürlich freiwillig passieren und die Maus muss jeder Zeit in den Käfig zurück kommen können.
Notwendig ist es aber nicht.
Da ich auch viele Kinder im Bekanntenkreis über Tierhaltung aufkläre und auch meine Mäuse zeige ist es halt ganz schön zu sehen, zu was eine Maus fähig sein kann.
 
Last edited:
ich versuche meine mit immer wieder neuen Reizen neu zu beschäftigen
(heu, Kokos-blöcke, Zweige, Einbau etc - die VZM lass ich Federbüschelchen jagen)
sie "arbeiten" jedenfalls schrecklich gern

und ich hab ehrlich ein schlechtes Gewissen, weil den Eindruck, dass die Tiere oft wirklich unterfordert sind
 
Wenn eine Maus Kot und Urin lässt, hat sie bereits ganz furchtbare Angst.
 Bitte nimm sie nicht mehr auf die Hand - lass sie freiwillig drauf kommen, dann ist es für beide Seiten positiv
Ich nehme meine Mäuse sogut wie nie ohne Grund auf die Hand oder aus dem Gehege!
Die zwei Zahmen Mäuse kommen ab und an und gehen freiwillig auf die Hand, sind neugierig und recht entspannt, wie ich finde. Trotzdem setze ich sie nach einigen Minuten wieder in ihr Häuschen, man soll ja bekanntlich aufhören wenn es am schönsten ist.. ;-)
Aber die scheuen Mäuse einfachso herausnehmen- nö!


Beschäftigung in Form von 'Leiter mal Umstellen', 'neues Zubehör dazustellen' oder 'Erlebnisfutter' gibt es bei mir, einfach weil ich denke, dass so kleine Veränderungen die kleinen auf Trab halten.

Aber meine Freundin schwärmte davon, dass ihre Ratten immer schnell auf ihre Hand kommen und sich auf den Rücken legen, um am Bauch gekrault zu werden..
Da kommt man mit seinem 'in die Hose kacki' Mäuschen eben etwas ins Grübeln.. :D
 
Ja, du kannst im Käfig hin und wieder alles verändern - außer die Rückzugsmöglichkeiten udn vor allem die Nester. Die Maus muss vom bekannten Revier aus starten können, und dann das 'unbekannte' veränderte REvier erkunden können. So ist es stressfrei, aber dennoch interessant.
Mäuse mögen es aber normalerweise überhaupt nicht, gestreichelt zu werden. Das ist bei Ratten ggf. komplett anders. Das ist eben der unterschied im Bezug zum Halter. Mäuse sind Beobachtungstiere, keine Kuscheltiere - was natürlich nicht kategorisch ausschließt, dass es Ausnahmen geben kann.

Oft wird jedoch gerade bei Mäusen ein Fluchtversuch aus dem Käfig raus als Liebesbekundung o.Ä. missdeutet. Dabei wollte die Maus einfach nur von dort weg wo sie war, weil z.B. die Gruppe nicht harmonisch oder der Käfig zu klein ist, und hat nur 'ne Leiter gesucht und gefunden.
Das kann auch der Grund für eine scheinbare Zutraulichkeit sein. Wobei natürlich nicht jede Zutraulichkeit zwingend nur ein solcher Fluchtversuch sein muss.
 
Hihi, ich hab gleich drei solcher Ausnahmen :) Jeden Abend klettern mindestens drei auf mir rum, oft auch 5 oder 6 :) Mein Käfig ist groß genung und einen Grund, warum sie aus dem Käfig umbedingt raus wollen gibts auch nicht.
Aber nur Sophia lässt sich gerne kraulen, die ist aber auch echt bescheuert, sowas hab ich noch nie erlebt :D Mama sagt, die sei ein aufdringlicher Hund :)
Aber wie immer, Ausnahmen bestädigen die Regel und ich weiß, dass ich mit meiner Truppe echt großes Glück habe. Allerdings bin ich auch oft ne Stunde am Käfig und halte meine Hand rein.
 
Huhu!

"Zahm" ist ja nun auch ne Definitionssache... bei manchen ist eine Maus erst zahm wenn sie auf den Schultern und dem Arm rumklettert, mir persönlich reicht es völlig aus wenn die Kleinen keinen Herzinfarkt bekommen wenn irgendwer am Gehege vorbeiläuft oder sich davorstellt. Sie sollen wissen, dass von uns keine Bedrohung für sie ausgeht und ich denke schon, dass dieses Wissen ein enormer Vortel ist- immerhin verhindert es doch einiges an Stress und Panik.
Ein gewisser Zahmheitsgrad erleichtert auch die Tierarztbesuche bzw. das Einfangen- ebenfalls ein Vortel für Maus und Halter.
Von daher sollte man schon versuchen, wenn möglich, den Mäusen in gewisser Weiße die Angst zu nehmen und vor allem Routine reinzubringen (so wär es besser, wenn die Maus den Messbecher nicht erst zum ersten Mal bei einem TA- Besuch sieht o.ä.) und das geht am besten, wenn man sich regelmäßig aktiv mit ihnen beschäftigt.

Aber auch clickern finde ich interessant für die Kleinen. Klar, der Maus ist es egal ob sie über ein rotes Hölzchen oder ein blaues springt. Egal ist ihr aber nicht, dass sie etwas tun muss für ihr Futter. Haustiere haben es viel zu bequem, indem sie das Futter immer im Napf oder in ihrem doch recht kleinen Revier finden.
Mit clickern o.ä. kann man eine Maus beschäftigen, sie fördern und wenn alles freiwillig passiert sieht man auch, ob die Maus Spaß daran hat oder nicht.
Zwingend notwendig ist das natürlich nicht, aber ne nette Abwechslung und was fürs Köpfchen und gleichzeitig zum Vertrauen aufbauen.
 
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