Alternativen zu AB bei Atemwegsinfekten?

Nagerchen

ex Equiden- und Mäuseheim...
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Bei der Diagnose "Atemwegsinfekt" gibt es ja anscheinend keine alternativen tierärztlichen Verordnungen ausser diversen AB's... *grübel*

Aber bei Mensch oder auch Tier wird ja auch nicht ausschließlich dazu gegriffen, meist ja nur bei fiebrigen, "gefährlicheren " Infekten, wobei es bei virenbedingten ja eh nicht primär wirkt.

Von meinen "Großviechern" kenne ich z. B. noch div. andere Möglichkeiten (nenne hier jetzt bewusst erst mal keine Präparate) und ihr Hunde-, Katzen-, sonstige Tierbesitzer... doch vermutlich auch? Warum wir da eigentlich quasi nichts von bei Mäusen eingesetzt?

*grübel*

LG Nagerchen
 
Ich sags mal ganz platt: weil die Tierärzte es nicht anders wissen und es in jedem Fachbuch über Kleintiere so steht (nichts alternatives, nur Pharmamedizin). Sofern keine naturheilpraktische Zusatzausbildung beim TA vorhanden ist, wird nach "Lehrplan" medikamentiert.

Hier gibts übrigens eine Liste von naturheilkunde-kundigen TÄ, aber keine Gewähr, wie mauskundig diese dort genannten sind:
GGTM-Suche

Off Topic:
Ich habe neulich eine Reportage über Pharmalobby gesehen und dass durch Herabsetzen der jeweiligen Werte beispielsweise für Cholesterin wunderbar "neue Kranke" produziert werden, damit der Absatz entsprechender Medikamente besser flutscht... *motz*
 
Sowohl ich persönlich als auch mein Tierarzt verwenden nicht ausschließlich Antibiotika. Bei leichten Atemwegserkrankungen nutze ich mittlerweile diverse Dinge (Tees, Schleimlöser, Mittel um das Immunsystem aufzupuschen, Kräuter, etc.) bevor ich zu Antibiotika greife.

Hier muss allerdings deutlich gesagt werden, dass nicht jeder dazu in der Lage ist eine leichte Atemwegsinfektion von einer schwern zu unterscheiden und das es immer eine Gradwanderung ist. Auch das ein Tierarzt häufig sofort zum Antibiotika greift ist nicht verwunderlich. Mäuse sind einfach extrem anfällig, verstecken häufig auch die schwere ihrer Erkrankung und bereits wenige Tage können den Ausschlag geben zwischen Tod und Leben.

Es ist also vorsicht geboten. Antibiotika sind häufig notwendig und unerlässlich, gerade bei Mäusen. Es gibt allerdings viele Dinge die man im Vorfeld tun kann bzw. auch unterstützend geben kann, damit es eine schnellere Heilung gibt.
 
Ich mein jetzt gar nicht mal - nur - naturheilkundliche Medikamente.

Es wird ja vieles "umgewidmet", was von der Pharmaindustrie gar nicht für Kleintiere (bzw. Tiere generell?) vorgesehen ist, Baytril z. B. ist ja eigentlich für Rinder.

Bei sonstigen "Kleintieren" kann ich jetzt nicht mitreden, aber für Pferde/Muli z. B. gab's bisher nur 1 x AB bei einem Infekt. Und wie gesagt, bei Menschen haut man ja auch nicht direkt mit der AB-Keule drauf.

O.k, ich schmeiss dann doch mal Namen in den Raum, die mir spontan einfallen, was bei den großen Huftieren schon im Einsatz war: Ventipulmin bzw Ventipulmin plus (bei COB = kurz und laienhaft ausgedrückt "chronischer Bronchitis", z. B.), Metacam wurde auch schon verordnet, da auch entzündungshemmend, Bronchovetsan (o.k., das ist jetzt was Homöopathisches, bitte nicht schlagen :D)...

Was wird denn z. B. bei Hund und Katze in vergleichbaren Fällen verordnet, gibt's da auch direkt AB? Oder bei Schafen, Ziegen? *grübel*

So traurig es einerseits ist, aber getestet wurde ja vermutlich eh alles an Mäusen... *seufz*, aber warum dann nicht für sie eigesetzt?
 
SuiTo, unsere Antworten haben sich überschnitten, darum änder ich meinen letzten Post nicht, sondern schreibe neu, damit es nicht untergeht...

Vor ein paar Jahren schon hat sich eine meiner "Mäuse-TÄ" (die leider mittlerweile in eine andere Klinik gewechselt hat) kritisch und zurückhaltend in Bezug auf AB-Gabe geäußert; sie kam da relativ frisch noch von der Uni und brachte so natürlich auch aktuelle und vielleicht neue Überlegungen und Ergebnisse mit. Alternativen gab es da mangels Verfügbarkeit allerdings auch leider nicht (die "Großtierpackungen sind da vielleicht auch unwirtschaftlich in einer Kleintierpraxis oder -klinik? *grübel*).

Und irgendwie ist es wie ein Teufelskreis, ja, Mäuse sind anfällig v. a. für Atemwegsinfekte, gibt also AB, immer wieder, bis sie bzw. die Erreger dagegen resistent sind... Dann gibt es ein anderes, vielleicht stärkeres..., bis zum gleichen Effekt. Und div. Organe sind zusätzlich auch noch geschädigt (Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, die so oft praktizierte orale Gabe eigentlich zur Injektion vorgesehener Mittel ist auch nicht ohne...). Und das ohnehin anfällige Immunsystem wird letztlich immer anfälliger...

Ja, ich weiß ja auch keine Alternative..., deshalb frag ich ja hier...
 
Bei Großtieren kann aber auch viel besser diagnostiziert werden, was denn nun wirklich bei dem Tier los ist. Bei Mäusen ist es meist ein Raten, aufgrund der fehlenden Möglichkeiten. Klar man kann abhorchen, aber einen Abstrich machen ist schwer und ohne eine genaue Diagnostik ist es leichter ein Breitband-Antibiotikum zu nutzen und damit einen Großteil der Krankheiten abzudecken.
 
Bei meinen Großen wurde auch überwiegend durch Abhorchen die Diagnose gestellt (wo sitzt Erkrankung, ist es verschleimt...), was natürlich zugegebenermaßen bei Mäusen auch schon eine Herausforderung ist...
Gut, Temperatur wird bei den Großen auch gemessen, und da gab es denn bei Fieber auch mal AB. Habe mir bei den Mäusen diesbezüglich auch mal Gedanken gemacht, gibt ja z. B. Infrarot-Thermometer, weiß aber nicht, ob die für so winzige Lebewesen nicht irgendwie schädlich sind?
 
hey

Du schneidest mehrere Probleme an, die dann zum - zugegebenen nicht zufriedenstellenden - Ergebnis führen.

Punkt 1:
Wenige Medikamente sind für Mäuse zugelassen.
das Problem wurde hier schon angeschnitten:
http://mausebande.com/forum/kontrov...esundheit-medizinisches/60521-enrobactin.html

Zulassungsverfahren kosten viel Geld. Und daher wird ein Medikament oft nur für die Tierarten zugelassen, von denen man sich entsprechende Gewinne erhofft. Die paar ml Baytril, die wir immer bekommen, reichen bei weitem nicht aus, die Zulassung für Kleintiere zu refinanzieren. Also wird es oft nicht gemacht.

Punkt 2:
Die Untersuchungsmöglichkeiten sind sehr eingeschränkt
Eine Maus kann man abhorchen und evtl Fieber messen (Röntgen und Ultraschall sind in Bezug auf Atemwegsinfekten ja eher nicht zielführend). Aber das wars auch schon.
Eine Blutentnahme oder ein Abstrich, durch den der Erreger zweifelsfrei bestimmt wird, ist nicht üblich (ob überhaupt möglich, weiß ich nicht....).
Daher kann man nur feststellen: Ja, das Tier ist krank. Ja, es scheint was an den Atemwegen zu haben.
Bleibt aber die Ungewissheit, ob das nun Viren oder Bakterien oder beides sind..
Und da wird - weil einem wenig anderes übrigbleibt - schnell mal AB gegeben und geschaut, obs weggeht. Die Gefahr der Resistenzbildung ist aber bei korrekter Anwendung kaum gegeben.

Punkt 3:
Alternative Methoden sind unbekannt
gehört bisschen zum vorigen Punkt auch noch dazu.
Da es wenig Erfahrungen gibt mit anderen Präparaten, manche evtl auch nicht für so kleine Tiere dosierbar sind, werden sie selten eingesetzt und stattdessen AB gegeben.


schau dir mal die ggf nötige Dosierung Ventipulmin an:
Der Dispenser hat pro Hub eine Ausbringrate von 4 ml oder 0,1 mg Wirkstoff. Das entspricht einer Dosis für 125 kg Körpergewicht.
Für eine Maus müsste man die Menge dann in knapp 4000 Teile unterteilen, damit man auf die ungerechnete nötige Menge kommt für ne 30g Maus......


Punkt 4:
Mäuse haben im Krankheitsfall einen sehr schnellen Krankheitsverlauf.
Es bleibt einfach oft nicht die Zeit, andere "mildere" Wege auszuprobieren.
Mäuse haben zwar ein Immunsystem, auf das man ein wenig hoffen darf. Aber das Immunsystem ist oft nicht sehr stark. D.h. es muss einfach behandelt werden...

Punkt 5:
Der Tierarzt weiß es nicht besser
Sehr viele Alternativen wurden im Eigenversuch der Maushalter ausgetestet und haben sich - wenn erfolgreich - durch Mund/Foren-Propaganda verbreitet. Da brauchts einen kooperativen Tierarzt, der auf solche Tipps dann eingeht.

Mir missfällt der inflationäre Einsatz von AB auch.
Ich habe daher auf eigene Gefahr hin gehandelt (NICHT empfehlenswert für Anfänger!)
- nicht gleich zum Tierarzt rennen, sondern abwarten, ob die Maus damit selbst zurecht kommt. Manche, sehr leichte Nieser sind wieder von allein weggegangen.
- bei deutlicherem Schnüpfeln gab es NutriCal und Päppelbrei
- ich hab näher am Mäusekäfig Wäsche aufgehangen und etwas höher eingeheizt, sodass die Luftfeuchtigkeit stieg und das Atmen dadurch leichter fiel
(- man kann diverse Kräuter mit Heilwirkung geben. mMeine haben aber Kräuter und Blüten gehasst ^^)

Dann blieb aber auch bei mir oft nur die Lösung:
Antibiotikum.
Das habe ich dann eingesetzt:
- immer in Rücksprache mit dem Tierarzt
- wenn es rapide schlechter geworden ist oder wenn der Zustand stagnierte und es nicht besser wurde (da hab ich rund 2-3 Tage gewartet).
 
Was wird denn z. B. bei Hund und Katze in vergleichbaren Fällen verordnet, gibt's da auch direkt AB? Oder bei Schafen, Ziegen?

Kommt auf die Ursache an. Was sind vergleichbare Fälle? Wenn Wiederkäuer rotzen, ist es nicht selten ne Pasteurelleninfektion, sogenannter Schafrotz und da gibts schon ein AB. Bei nem banalen Atemwegsinfekt ohne Fieber kriegen meine keins, da gibts ne Ladung Bronchialkräuter. Bekomm ich einfacher in ne Ziege als in eine Maus, die fressen das so aus der Schüssel.
Bei Nagern fehlen wie schon erwähnt Diagnosemöglichkeiten. Abstrich und Fieber messen sind nich wirklich drin. Wobei ein Abstrich vielleicht sogar gehen würde. *grübel*
Dazu gehört dann auch die Klärung, was Fieber ist? Die Temperaturen bei Hund, Katze, Wiederkäuer sind anders als beim Menschen....
 
Lumi
zu 1
Das Meiste, was unsere Mäuse bekommen, ist ja eh nicht für die "ganz Kleinen" zugelassen - wohl aber höchstwahrscheinlich im Vorfeld vor der Medikamentenzulassung überhaupt an eben jenen getestet... Manches kommt aus'm Vet-Bereich, Einiges aber auch aus der Humanmedizin - ACC, Doxyz. B. auf Letzteres bezogen.

zu 2
Hast Du schon mal Temperatur gemessen bei Deinen und wenn ja, wie? Gleichzeitig auch @reann: Hab's z. B. beim Muli, für den ich auch keine Richtwerte bzgl. "Fieber" hatte, so gemacht, dass ich über einen längeren Zeitraum mehrmals täglich gemessen hab' und dabei festgestellt hab', dass sein "Normalbereich" ca. 1° C unter dem eines Pferdes bzw. auch dem des Welshis lag. So könnte man denn ja auch bei den Mäusen vorgehen, sofern es eine tatsächlich stressfreie(!) Methode zum Messen gibt!
Abstrich ist lt. meiner Lieblings-TÄ möglich, aber zum einen fies (und evtl. auch gefährlich? meine Einschätzung jetzt) für die Maus, da er ziemlich tief im Rachen stattfinden müsste, zum anderen nicht verlässlich, weil sich dort ohnehin eine Vielzahl div. Bakterien befinden würde. Hab' am Auge einer Maus so etwas schon mal machen lassen. Das arme Tier hatte dabei ziemlich Kreislaufschwäche, und es kam raus, dass eben die beiden AB's, die vorher schon eingesetzt worden waren, hätten wirken müssen...*grübel* Ich hatte dann auf eigene Faust was Homöopathisches ausgesucht und verabreicht, das zweite Mittel wirkte innerhalb von 2 3 Tagen (oder es war halt Zufall, dass genau dann nach wochenlanger Augenentzündung diese plötzlich von alleine abklang...).

zu 3
Wie gesagt, unsere Mäuse sind ja leider eh Testobjekte für Medikamente, die entsprechende Ergebnisse bzgl. Wirksamkeit und Verträglichkeit müssten also vorliegen... Dosierung, klar, drum arbeiten "wir" diesbzgl. ja auch mit "1 Tropfen", "1 Messerspitze"... oder Verdünnungen... :D Ventipulmin kenn ich übrigens nur als Pulver. (Aber ich möchte mich da eigentlich gar nicht zu auslassen, nachher kommt noch jemand auf die Idee, der dieses z. B. für's Pferd da hat..., vllt. den Thread besser in die "Kontroversen" verschieben, wo nicht jeder direkt reinkommt?)

zu 4
Ja, das ist immer ein Abwägen, ob man erst abwartet, bei gelegentlichem kurzen "Schnattern" z. B. oder direkt zuschlägt. Andererseits wirkt AB ja auch nachteilig auf die Darmflora und somit das Immunsystem. Und man läuft eben auch Gefahr, unnötig "Pulver zu verschiessen" und hat dann im "Ernstfall" keine Handhabe mehr. Oft sind die Ursachen ja auch nicht bekannt oder eben auch gar keine Atemwegsinfekt die Ursache (bei keiner der von mir zur Patho gegebenen Mäuse wurde z. B. Entsprechendes festgestellt), v. a. bei wiederholten oder anhaltenden Atem(wegs)problemen.

zu 5
Das mag gut sein. Mal 'nen anderen TA oder eben auch der Austausch mit anderen Mäusehaltern ist da manchmal sehr hilfreich - und meine Tierärzte sind zum Glück auch sehr offen für Derartiges.

Da fällt mir ein, habe selber ja auch schon Alternativen im Einsatz gehabt und nun aktuell auch wieder bei einem Immer-Wieder-Schnatterer und Huster(? diese Frage, ob Mäuse es "können" steht ja noch immer ungeklärt im Raum... ;-)), bei dem 3 verschiedene AB's sowie eine Cortisonlangzeittherapie keine Wirkung gezeigt haben. *seufz* Dieses, ein Asthmamittel (Theophyllin/Euphyllong, auch aus'm Humanbereich, mein ich) hab' ich auch erst durch eine hier von privat einziehende Maus, die es mitgebracht hatte, kennen gelernt, und meine TÄ dann auch mal drauf angesprochen.

Vielleicht scheuen sich die TÄ auch bei vielen Mitteln, da eben nur eine kleine Menge benötigt wird und der Rest des Verpackungsinhalts denn bei ihnen verfällt... Joa, so hab' ich z. B. eine noch fast komplette Flasche Pilzmittel hier zum Wegkippen...

Mir ging's aber eben mit dem Thread hier auch drum, mal zu erfahren, was bei anderen Tieren oder auch beim Menschen eben eingesetzt wird und ob bekannt ist, ob entsprechende Mittel auch für Mäuse geeignet sind.
 
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