Hallo,
Es kann aber sein, dass zwei/drei Tage nach Absetzen des Antibiotikums die Symptome so schlimm werden, dass mir nichts anderes übrig bleibt, ihm wieder Medizin zu geben.
Ist damit gemeint, daß die Maus einige Tage nach Absetzen des AB erneut das AB bekommt? Wie lange jeweils?
Zwischen zwei AB-Kuren muß ein Zeitraum von ca. 4 Wochen liegen.
Weiterhin darf ein AB niemals kürzer als 5 Tage (besser: mindestens 7 Tage) gegeben werden, um das Auftreten von Resistenzen einzudämmen bzw. nicht erst zu provozieren.
In vielen Fällen tragen Mäuse mit Atemwegsinfekten einen chronischen Lungenschaden davon. Die Atemgeräusche bleiben mehr oder weniger lebenslang erhalten, treten bei den meisten Tieren aber nur in Stressituationen auf (wann immer die Atmung sich beschleunigt). Viele Mäuse leben damit aber gut, einige haben eine normale Lebenserwartung. Ich hatte selbst einige davon Betroffene.
Eine solche Absonderung wie auf dem Foto habe ich von Mäusen noch nie gesehen. Erbrechen können sie nicht, aber beim Niesen wird Sekret abgesondert. Ich schlage vor, daß du eine Probe davon beim TA untersuchen läßt --- du hättest eine Chance, die man an Mäusen gewöhnlicherweise niemals hat, nämlich einen Resistenztest anlegen zu lassen. Laß zunächst feststellen, ob sich überhaupt Bakterien finden --- wenn nicht, muß die Maus auch nicht mehr antibiotisch behandelt werden, sondern könnte zB eine Zeit lang mit einem Cortison therapiert werden (wirkt abschwellend), falls sie Atemnot hat. Finden sich Bakterien, kann festgestellt werden, welches AB eingesetzt werden sollte.
Oft kommt es vor, daß die Symptome nach einer AB-Therapie erneut auftreten. Wenn das mehrmals der Fall ist und ein bestimmtes AB keine Besserung mehr erzielt, sollte man es mit einem AB aus einer anderen Wirkstoffklasse probieren. In den meisten Fällen wird zunächst ein Chinolon eingesetzt (Baytril, Marbocyl), danach werden zB Tetracycline versucht. Die verschiedenen AB-Klassen und ihre jeweilige Wirkungsweise habe ich in einigen alten Threads mal aufgedröselt und kopiere es rüber auch für die stillen Mitleser:
Wie ein Antibiotikum wirkt, hängt davon ab, zu welcher AB-Klasse es gehört:
Sulfonamide greifen in den Folatmetabolismus des Bakteriums ein (der Mensch hat keinen Stoffwechselweg für Folsäure, das ist günstig --- denn somit kann das Sulfonamid unseren eigenen Zellen nicht schaden).
Penicillin, Cycloserin, Vancomycin und Cephalosporin --- die Beta-Lactam-Antibiotika --- greifen die Zellwand an bzw. greifen in die Zellwandsynthese einer sich teilenden Bakterienzelle ein. Auch dieser Fortgang kommt im Menschen nicht vor, das AB kann also nicht versehentlich eine Menschenzelle erwischen. (Dasselbe gilt natürlich auch für die Maus.)
Trimethroprim greift ebenfalls sehr spezifisch in einen bestimmten Stoffwechselweg ein (DHFR).
Polymyxine greifen an der Cyctoplasmamembran der Bakterienzelle an.
Rifambin greift an der Transkription an (das Umschreiben eines Gens von DNA in RNA). Die bakterielle Transkription unterscheidet sich sehr von der eukaryotischen (wir sind alles Eukaryoten, Tiere, Pflanzen, Pilze), so daß sich das AB nicht an uns selbst vergreifen kann.
Nalidixinsäure und Novobiocin greifen an der Replikation der Bakterienzelle an (Verdopplung eines DNA-Moleküls).
Tetracycline, Kanamycin und Streptomycin sowie Erythromycin und Chloramphenicol greifen beide an der Proteinsynthese an, und zwar an den Ribosomen, die letztlich aus DNA (über mRNA) Proteine herstellen. Die bakteriellen Ribosomen haben eine sog. 30S- und eine 50S-Untereinheit (diese Bezeichnungen beschreiben die Größe, ausgedrückt durch das Verhalten bei Sedimentation, S ist die Svedberg-Einheit). Die erstgenannte AB-Gruppe greift an der 30S-Untereinheit an, die zweite Gruppe an der 50S-Untereinheit. Das eukaryotische Ribosom ist anders aufgebaut.
Baytril zum Beispiel gehört zu den Chinolonen (Wirkstoff von Baytril ist Enrofloxacin) und ist ein Gyrasehemmer. Die Gyrasehemmer wurden aus der Nalidixinsäure entwickelt. Gyrasehemmer hemmen das Enzym DNA-Gyrase. Gyrase kommt nur in Bakterien vor, für uns Eukaryoten besteht also wieder keine Gefahr.
An lebenden Mäusen kann man im allg. keinen Resistenztest für AB machen lassen --- wenn man mit einem bestimmten AB keinen Erfolg mehr hat, sollte man deswegen zu einem AB aus einer anderen Stoffklasse greifen.
In deinem Fall hast du die Möglichkeit, nicht nur den Erreger, sondern sogar mögliche Resistenzen feststellen zu lassen. Eine gute Chance, der Maus effektiv zu helfen!
Verschleimte Atemgeräusche kenne ich von kranken Mäusen auch, habe aber wie gesagt nie so was gesehen wie auf deinem Foto. Schon die Neugierde gebietet, das mal mikroskopisch zu betrachten.
Gute Besserung für die kranke Maus!