Hallo Shelsea,
ich finde die Frage auch gar nicht sonderbar. Die Menschen machen sich oft gar nicht bewußt, wie winzig und verletzlich der kleine Körper eines so kleinen Tieres wie der Maus ist.
Gerade bei aggressiven Böckchen muß man wissen, wann eine Blutung gefährlich wird. In vielen Fällen berichten Maushalter vom scheinbar plötzlichen Tod ihres Böckchens, das sich doch nur kurz mal mit seinem Kumpel gezofft habe, dabei ist es in Wirklichkeit schlicht und einfach verblutet.
Ben, stand auf Inges HP nicht ein Wert zwischen 3 und 5 ml je nach Größe bzw. Gewicht der Maus? Die Blutmenge variiert ja, je nach dem, wie schwer die jeweilige Maus nun ist.
Da man sich aber, wenn man nun den nackten Wert kennt, immer noch nicht wirklich gut vorstellen kann, wieviel das nun ist, habe ich mal zwei Vergleiche gemacht:
5 ml ist die Menge an Flüssigkeit, die auf einen Eßlöffel paßt. Das kann jeder zu Hause mal ausprobieren. Wohlgemerkt, das ist die
Gesamtblutmenge einer großen bzw. schweren Maus, kleinere Mäuse haben weniger Blut.
Um mir einzuprägen, wie groß ein Blutfleck ist, der tödlich ist, hatte ich mal versucht, 5 ml Roten Fruchtsaft auf Küchenpapier zu tröpfeln. Das Ergebnis sieht man unten. Sieht ein bißchen eklig aus, ist aber wie geschrieben nur Fruchtsaft.

Blut ist aber etwas dickflüssiger als Fruchtsaft, deswegen verläuft ein Fleck aus Blut vermutlich nicht so rasch und weit wie einer aus Saft. Daneben liegt eine 1-ml-Spritze, mit der ich abgemessen habe.
Wenn eine Maus diese Menge an Blut verlöre, wäre sie also komplett ausgeblutet. So viel Blut wird man als Maushalter also nicht im Käfig finden. Bei gesunden Menschen (Gesamtblutvolumen: 5 bis 6 Liter, Männer haben mehr Blut als Frauen) gilt ein Blutverlust ab 1 Liter als lebensbedrohlich, der Einfachheit halber nehmen wir mal 5 Liter Blutvolumen beim Menschen, 1 Liter Blutverlust ist lebensbedrohlich. Für die Maus brauchen wir dann nur von ml auszugehen: 5 ml Blutvolumen, 1 ml Blutverlust lebensbedrohlich.
Damit ergibt sich, daß ein
Blutverlust von 1 ml für eine Maus lebensbedrohlich ist. Für kleinere Mäuse ist der Wert noch kleiner. Diese erschreckend geringe Menge kann sich jeder, der mit einer 1-ml-Spritze Medikamente dosiert, veranschaulichen. Auf dem Foto von dem nachgestellten Blutfleck müßte man sich diesen Fleck also durch fünf geteilt vorstellen.
Und was, wenn eine Maus viel Blut verliert? Baut sich das Blut eigentlich von allein wieder auf wenn es nicht zu große Mengen sind, die verloren gegangen sind? (Das interessiert mich schon lang, eigentlich kam ich darauf weil ich das bei einem Menschen überlegte.. die kriegen ja Blutspenden wenn sie viel Blut verloren haben.)
Blutzellen werden im Knochenmark gebildet. Der Mensch bekommt ja auch nur dann Bluttransfusionen, wenn er eine große Menge Blut verloren hat oder sonstige Erkrankungen einige Blutbestandteile geschädigt haben. Einen kleinen Blutverlust gleicht der Körper relativ problemlos von alleine aus. Man fühlt sich höchstens etwas schlapp.
Was könnte man für Mäuse tun wenn sie, aus welchem Grund auch immer, viel Blut verloren haben? Eigentlich ja nicht sehr viel..
Als Maushalter kann man in dem Moment tatsächlich wenig tun... Wenn man eine lebensbedrohlich blutende Maus vor sich hat, ist es schnell zu spät. Die Blutung muß sofort gestillt und die Maus dem TA vorgestellt werden. Am Beispiel von meinem Böckchen Zorro geschildert: er war fünf Wochen alt und wartete mit seinen Brüdern auf die Kastration, als die anderen ihm den Hoden aufbissen, was mit starkem Blutverlust verbunden war. Er wog damals, soweit ich es im Gedächtnis habe, unter 20 g. In meiner Not nahm ich ihn in die Hand und drückte selbst mit zwei Fingern vorsichtig die Wunde zusammen, um die Blutung etwas zu stillen, was einer Maus natürlich alles andere als angenehm ist. ;-( Danach fuhr ich sofort zum TA und mußte ihn frühkastrieren lassen, weil der Hoden zu zerbissen war. Er überlebte aber nur Dank der Erfahrung der TÄ, außerdem bekam er nach der Kastration tatsächlich
Ringer-Lösung, um den Blutverlust auszugleichen. Es ging ihm aber noch 2 Tage sehr schlecht, er war schlapp und appetitlos. Danach versuchte ich, eisenhaltiges Grünzeug gezielt zu verfüttern, zB Brennesselblätter, welche als recht eisenhaltig gelten und zudem Vitamin C enthalten, das die Eisenaufnahme begünstigt.
In der Apotheke kann man Mittel zur Blutstillung kaufen, zB Betaisodonalösung oder Clauden-Watte. Seit der Episode mit Zorro habe ich was da, um auf Unfälle besser vorbereitet zu sein.
Letztlich bleibt nur, gerade Böckchen sehr gut im Auge zu behalten, um sofort zu reagieren, wenn die Aggression zu schweren Beißereien führt.