Dune

vindoatus

Mäusologie-Meister*in
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Diejenigen von euch, die schon etwas länger hier im Forum sind, erinnern sich vielleicht an meine kleine Dune.

Sie war die Maus, die in meiner Wandverkleidung lebte. Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, diese Episode gehört zu den verrücktesten, die ich je mit meinen Tieren erlebt habe.

Dune kam im August 2005 mit anderen Mäusen zu mir, sie wurden ausgesetzt. Zunächst waren sie einige Tage bei Inge, und als ich sie abholte, sammelte ich vier Mäuse aus dem Käfig, die fünfte fehlte... Ich fragte Inge, ob es nun vier oder fünf seien, da beobachteten wir, wie sich plötzlich eine kaum wahrnehmbare Welle unter der Streu bewegte... das war Dune. Wir mußten beide lachen.

Ihr Alter kann ich nur schätzen, sie schien mir noch nicht ganz ausgewachsen, vielleicht gerade 2 Monate alt. Aber vielleicht war sie auch älter --- ich weiß es nicht. Sie lebte in Flokatis Gruppe. Bis zu ihrem spektakulären Freigang war sie von ihren mutmaßlichen Verwandten die zutraulichste, ich konnte immer schöne Fotos von ihr machen. Sie liebte Melone und Gurke. Mit den anderen aus ihrer Gruppe verstand sie sich immer gut, sie war freundlich und neugierig.

Im Oktober 2005 mußte ich eines Abends Smilla, vermutlich eine Schwester von ihr, herausfangen. Normalerweise achte ich immer gut darauf, daß niemand das Gehege verläßt, und es war auch nie etwas passiert --- doch als ich fertig war, nahm ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr: Es war Dune, die gerade unter dem Bett hervorkam!

Ich dachte mir, daß ich sie schnell wieder einfangen könnte, schließlich war sie nicht sonderlich scheu. Doch im unbekannten Zimmer entwickelte sie sofort die Scheue und die Instinkte einer Wildmaus. Bis vier Uhr morgens versuchte ich, dieses blitzschnelle, kleine Viech einzufangen. Vergebens. Am Ende attackierte sie sogar meine Hand. Ich war hin- und hergerissen zwischen Amüsement über die Dreistigkeit dieser kleinen Persönlichkeit und Verärgerung, daß sie es mir so schwer machte. Hätte ich gewußt, was noch auf mich zukommen sollte... ich hätte bereits in dieser Nacht sämtliche Möbel abgerückt, um die kleine Prinzessin einzufangen.

Mit dem beruhigenden Gefühl, daß Gnä`ge Frau das Zimmer unmöglich würde verlassen können, schließlich schloß dieTür bodendicht, ging ich zu Bett, nachdem ich Futter und Wasser für Dune ausgestellt hatte.

Als ich am nächsten Tag alle Schränke ausräumte (spaßig!) und alle Möbelstücke von den Wänden abrückte, machte ich eine Entdeckung, wie sie kaum überraschender hätte sein können:

Hinter dem allerletzten Schrank, den ich abrückte, fand ich in der Ecke dies hier... ein wunderschönes Mäuseloch wie aus dem Bilderbuch:

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Dune war verschwunden. Sie hatte sich innerhalb einer Nacht in einen Wandhohlraum genagt, durch eine Rigipsplatte hindurch. Ich war in Panik, ich dachte, ich würde sie nie wiedersehen, denn das Mäuseloch hatte sie säuberlich mit der Dämmwolle ausgestopft, die als Isoliermaterial in der Wand eingearbeitet ist und die, wie ich recherchierte, mit pilzabtötenden und insektenabtötenden Mitteln getränkt war. Ich rechnete damit, daß Dune sich daran vergiftet hatte und in der Wand gestorben sei.

Aber ich gab nicht auf. Ich legte Lebendfallen im Raum aus und bot ständig Wasser an. Tagelang sah und hörte ich nichts von ihr, obwohl ich oft mitten in der Nacht ins Zimmer schlich. Ich wollte aber nicht glauben, daß ich Dune durch diesen schrecklichen Unfall verloren hätte. Ich tat alles dafür, Dune im Zimmer zu halten, denn ich befürchtete, daß sie wegwandern würde, wenn sie eine neue Mäusegruppe suchen würde.

Etwa eine Woche später bekam ich ein Lebenszeichen von ihr: ich hörte sie in der Wand trippeln und rascheln. Ich war grenzenlos erleichtert. Wiederum etwa eine Woche später überraschte ich sie in flagranti mitten in der Nacht. Sie saß auf einer Kommode, von der ich bis heute nicht weiß, wie sie dort heraufgekommen sein mag. Sie muß an der Rauhfasertapete hinaufgeklettert oder von Schubladengriff zu Schubladengriff gesprungen sein. Inzwischen traute ich ihr absolut alles zu. Sie bewegte sich wie eine Wildmaus, und ich schnappte mir das Oberteil eines Hamsterknasts und schlich mich sachte näher an sie heran, weil mir klar war, daß ich sie mit der Hand nicht würde fangen können. Sie behielt mich mißtrauisch im Blick. Kurz bevor ich den Käfüg über sie stülpen konnte, sprang sie neben mir etwa 1,20 m in die Tiefe zu Boden und war im selben Augenblick spurlos verschwunden.

Hinter einem Kissen fand ich schließlich Dunes geheimes Futterlager. Die Kleine hatte sich von mir unbemerkt ein Kürbiskernlager angelegt, denn auf der Kommode hatte ich eine Tüte mit Kürbiskernen liegen lassen, fest überzeugt, daß die Tüte für Dune absolut unerreichbar sei. Aber Dune belehrte mich nicht nur in diesem Punkt eines Besseren.

Ich räumte das Lager aus. Jeden Morgen ging mein erster Weg zur Lebendfalle, schweifte mein Blick zu Boden. Und einige Tage später... saß plötzlich eine gelassene, gesunde Dune in der Falle. Endlich! Ich hätte die Welt umarmen mögen. Davon abgesehen, daß sie dünner geworden war, war sie wohlauf. Die erneute Vergesellschaftung mit Flokatis Gruppe verlief völlig unproblematisch, denn ich hatte das Gehege während der zweiwöchigen Mäusejagd nicht gereinigt, immer in der Hoffnung, Dune doch noch wiedereinfangen zu können, so daß die anderen Tiere ihren Geruch nicht völlig vergessen hatten.

Die erste Woche war Dune sehr unruhig und klebte nachts oft am Gitter. Sie kannte nun die Freiheit und konnte einen Vergleich anstellen, und obwohl sie zu acht auf zweifach 166 x 50 lebten, war es für sie ein Gefängnis. Doch schließlich wurde sie ruhiger. Von da an führte sie ein verstecktes Leben. Sie blieb mir gegenüber sehr scheu und war noch immer sehr flink. Ich habe oft gescherzt, daß sie sicherlich der Geschichtenerzähler in ihrer Familie geworden war und den staunenden anderen von unbekannten Dingen wie einem Wandhohlraum neben dem Schornstein erzählen konnte...

Ihrem Selbstbewußtsein hatte der Ausflug jedenfalls gutgetan, denn von nun an setzte sie sich resolut gegen ihre Familie durch und schupste Störenfriede mit den Pfoten zur Seite, wenn sie im Essen saß.

Ich sah sie manchmal tagelang nicht. Sie stand immer erst spät in der Nacht auf und huschte geschäftig umher. Für mich war sie eine unfangbare Maus, glücklicherweise mußte ich sie niemals einfangen. Erst etwa ein halbes Jahr später, im Frühjahr, begann sie, mir wieder Futter aus der Hand abzunehmen.

Vor etwa drei Wochen wandelte sich ihr Verhalten radikal. Sie wurde zutraulich, sie flüchtete nicht mehr, wenn sie mich sah, sie kam schauen, was ich tat --- für mich ein Zeichen, daß sie alt wurde, denn ältere Mäuse werden oft plötzlich zutraulich. Sie entwickelte einen runden hängenden Rentnerbauch und das spitze Gesichtchen der Omis.

Heute fand ich sie überraschend. Sie hatte ihre letzte Reise schon angetreten. Liebe Dune, ich hatte keine Gelegenheit, mich von dir zu verabschieden... aber wenn ich nicht egoistisch denke, weiß ich, daß es für dich ein guter, ein schöner Tod gewesen ist. Ich wußte, daß du bald gehen würdest, aber daß es so bald sein würde, hat mich doch überrascht. Aber du warst bis zuletzt gesund, und du hast kaum abgebaut, du bist friedlich zu Hause gestorben, besser hätte es für dich nicht kommen können. Und das freut mich für dich. Danke, daß du hier gewesen bist und daß ich dich kennenlernen durfte. Ich war so froh, daß dein Abenteuer in der Wand ein glückliches Ende nahm, es war, als hätte ich dich ein zweites Mal aufgenommen. Du hast mich vermutlich einige graue Haare gekostet, aber jedes war es wert.
Schlaf jetzt gut und träume einen wilden Traum...

Ich werde dich immer in meinem Herzen tragen, Dune. Danke.


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oh nein nicht diesüße dune *heul*
mach´s gut du süße kleine, hast deine mama immer gut auf trab gehalten.
deine reise in die wand habe ich mit großer sorge verfolgt und war gott froh als du wieder zurück warst.
hab eine gute reise *Abschied*

wibke lass dich ganz dolle *drück*
 
Machs gut süße Dune *heul* Eine faszinierende Geschichte für eine wunderbare Maus. Komm gut drüben an, Kleine *heul*
 
Dune ist nun auf dem Weg zu neuen Abenteuern... *Traurig*

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir alle hier mit gebangt, gehofft haben und schließlich gehüpft sind vor Freude, als sie wieder da war.

@Wibke: *drück*
 
Du warst eine sehr hübsche Maus, Dune und so eine abenteuerlustige dazu ! Machs gut, Mäusel.... *heul* *drück*
 
Ich kann mich auch noch gut an den kleinen Ausbrecher erinnern. Schön dass du ihre Geschichte hier nochmal aufgeschreiben hast, Wibke *drück*

Dune, leb wohl *Traurig*
Ich wünsche dir noch viele Abenteuer hinter der Regebogenbrücke
 
oja, ich erinnere mich noch gut an diesen racker, der das forum in trab hielt. *Traurig* *Herz*
dune, nun erlebst du neue abenteuer!
wibke *drück*
 
ach bäh, diese 2 Jahre sind einfach zu wenig..... Dune nun auch, und es ist doch gar nicht so lang her, dass man da gefiebert hat.........
Dune, grüß Gerhild und die Päppels, spielt schön!

Vindo, *drück*
 
*Traurig* Oh nein...
An die Geschichte mit Dune in der Wand kann ich mich auch noch gut erinnern und auch ich habe damals mitgebangt um die kleine Ausbrecherin...

Mach es gut Dune, du warst ein ganz besonderes Mäuschen *Abschied*
 
Schlaf gut Dune. Ich habe deine Geschichte damals vollständig verfolgt. Du wirst den Laden da oben ganz schön aufräumen. Grüß die anderen ganz lieb.
 
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