Am Sonntagvormittag um halb zehn rief eine Nachbarin an: "Tut mir leid, daß ich störe. Wir haben ein Entenproblem."
Ich ging rüber und nahm meine größte Transportbox mit und eine Wäscheschüssel. Im kleinen Nachbargarten hatte eine Ente in einem Blumentopf gebrütet. Samstagabend sind zehn Küken geschlüpft. Auf diesem Foto hat die Entenmama ihre Flügel über die Kleinen gebreitet, und die Küken wärmen sich in ihrem Bauchgefieder:
Der Nachbar ist sehr engagiert. Er hatte den Entchen extra eine kleine Rampe an seinen Gartenteich gebaut, damit die Küken nach dem Schwimmen rauskämen... Im Garten konnte die Familie ja nicht bleiben. Und allein hätte die Ente es nicht vermocht, die Kinderschar sicher bis zum nächsten Tümpel zu führen --- es liegen mehrere vielbefahrene Straßen dazwischen. Zuerst wollten der Nachbar und ich die Straßen für die Enten absperren, doch da die Küken erst einen Tag alt waren, entschieden wir uns, sie einzufangen, denn eine hohe Bordeinsteinkante oder der Deckel der Kanalisation ist für ein Entenküken lebensgefährlich.
Also haben der Nachbar und ich anderthalb Stunden die Enten eingefangen...
Die Entenmama war furchtbar aufgeregt, quakte protestierend und lockte die Kleinen, die Küken antworteten mit ihren hohen Stimmchen piepsend. Sie waren zu niedlich. *Heart* Eine Katze schlich schon hungrig umher, und auf dem Dach saßen die Krähen und spähten beutegierig hinab, trauten sich aber nicht, solange wir Menschen dabei standen. Hier die Familie auf Nachbars winzigem Gartenteich (ein Küken fehlt auf dem Foto):
Alle Nachbarn standen an den Zäunen und gaben Tipps und versuchten, die aufgeregte Ente durch "Wulle, wulle"-Rufe gnädig zu stimmen... *umkipp* Ich konnte alle Küken einfangen und setzte sie auf ein Handtuch in die Transportbox (Katzengröße). Deckel zu, weil sie hüpften. Hier die Transportbox mit den Küken, die Ente befindet sich gerade in der Luft darüber (genau hinschauen):
Die Entchen sind wirklich so weich, wie sie aussehen. Sie haben Stummelflügelchen und riesige Füße und piepsen laut. Sie rochen etwas nach Modder und Tümpel, denn sie hatten ja im kleinen Gartenteich gebadet.
Säugetiere erkennen ihre Jungen am Geruch, deswegen sollte man zB ein Rehkitz nicht berühren. Aber Vögel erkennen ihren Nachwuchs vor allem an der Stimme, deswegen kann man ein Vogeljunges kurz anfassen (davon abgesehen, daß das Küken natürlich Herzrasen vor Furcht hat). Vögel haben keinen sonderlich gut ausgeprägten Geruchssinn. Schon erstaunlich, daß zB eine Pinguinmama ihr Küken inmitten von hunderten Küken anhand der Stimme wiederfindet.
Die Entenmama rief immer leise, und die Küken antworteten piepsend und sagten, wo sie sind und bitte sehr abgeholt werden möchten. Die Entchen strampelten in der Hand oder duckten sich und versuchten, möglichst unsichtbar zu sein, wie sie es in der Natur durch regloses Ducken auch tun würden.
Die Entenmama hörte das Piepsen der Kleinen und lief aufgeregt zum Korb. Dann konnte der Nachbar sie mit einem Kescher einfangen. Ich habe die Entenmama in die Schüssel gesetzt und ein Handtuch über sie gebreitet, damit sie sich beruhigt. Als sie ihre Küken nah bei sich rufen hörte, wurde sie ruhiger.
Dann fuhren der Nachbar, seine erwachsene geistig behinderte Tochter und ich zum nächstliegenden größeren Teich in einem kleinen Park. Der Nachbar hatte beobachtet, daß die Ente in diese Richtung geflogen war, wenn sie nicht auf ihren Eiern saß. Dort ließen wir die Mama Ente frei, und die Küken schwammen zu ihr.
Leider kamen sofort die fremden Erpel und hackten die Ente. Denn natürlich hatten sie dort ihre (Brut-)Reviere. Und Erpel versuchen durchaus, fremde Küken zu töten, damit die Mutter noch einmal mit ihnen selbst brütet (Infantizid durch die Männchen, auch Löwen töten ja den Nachwuchs eines anderen). Aber was hätte man tun sollen? Im Garten konnte sie nicht bleiben. Der Teich, zu dem wir sie brachten, hat einen ausgedehnten Schilfgürtel, der der Familie Schutz bieten kann. Weiden stehen am Ufer und hängen bis ins Wasser. Die Ente brachte ihre Küken am Ufer in Sicherheit, da kam eine Krähe und schnappte sich das kleinste Küken. ;-( Gerade eben hat man das gelbbraune weiche, flauschige Küken noch in der Hand, und dann wird es erbeutet. Aber andererseits hat auch die Krähe selber Küken, die Hunger haben. Die Natur macht keinen Unterschied und bevorzugt weder Enten- noch Krähenküken. Zehn Küken hätte die Ente vermutlich sowieso nicht durchbekommen (und wenn alle Enten pro Jahr zehn Küken bis zum Erwachsenwerden brächten, wäre bald kein Platz mehr vor lauter Enten) . Aber traurig war es dennoch.
Mir blieb nur, der Entenfamilie alles Gute zu wünschen.
Das war meine Entengeschichte vom Muttertag.

Ich ging rüber und nahm meine größte Transportbox mit und eine Wäscheschüssel. Im kleinen Nachbargarten hatte eine Ente in einem Blumentopf gebrütet. Samstagabend sind zehn Küken geschlüpft. Auf diesem Foto hat die Entenmama ihre Flügel über die Kleinen gebreitet, und die Küken wärmen sich in ihrem Bauchgefieder:

Der Nachbar ist sehr engagiert. Er hatte den Entchen extra eine kleine Rampe an seinen Gartenteich gebaut, damit die Küken nach dem Schwimmen rauskämen... Im Garten konnte die Familie ja nicht bleiben. Und allein hätte die Ente es nicht vermocht, die Kinderschar sicher bis zum nächsten Tümpel zu führen --- es liegen mehrere vielbefahrene Straßen dazwischen. Zuerst wollten der Nachbar und ich die Straßen für die Enten absperren, doch da die Küken erst einen Tag alt waren, entschieden wir uns, sie einzufangen, denn eine hohe Bordeinsteinkante oder der Deckel der Kanalisation ist für ein Entenküken lebensgefährlich.
Also haben der Nachbar und ich anderthalb Stunden die Enten eingefangen...
Die Entenmama war furchtbar aufgeregt, quakte protestierend und lockte die Kleinen, die Küken antworteten mit ihren hohen Stimmchen piepsend. Sie waren zu niedlich. *Heart* Eine Katze schlich schon hungrig umher, und auf dem Dach saßen die Krähen und spähten beutegierig hinab, trauten sich aber nicht, solange wir Menschen dabei standen. Hier die Familie auf Nachbars winzigem Gartenteich (ein Küken fehlt auf dem Foto):

Alle Nachbarn standen an den Zäunen und gaben Tipps und versuchten, die aufgeregte Ente durch "Wulle, wulle"-Rufe gnädig zu stimmen... *umkipp* Ich konnte alle Küken einfangen und setzte sie auf ein Handtuch in die Transportbox (Katzengröße). Deckel zu, weil sie hüpften. Hier die Transportbox mit den Küken, die Ente befindet sich gerade in der Luft darüber (genau hinschauen):

Die Entchen sind wirklich so weich, wie sie aussehen. Sie haben Stummelflügelchen und riesige Füße und piepsen laut. Sie rochen etwas nach Modder und Tümpel, denn sie hatten ja im kleinen Gartenteich gebadet.

Säugetiere erkennen ihre Jungen am Geruch, deswegen sollte man zB ein Rehkitz nicht berühren. Aber Vögel erkennen ihren Nachwuchs vor allem an der Stimme, deswegen kann man ein Vogeljunges kurz anfassen (davon abgesehen, daß das Küken natürlich Herzrasen vor Furcht hat). Vögel haben keinen sonderlich gut ausgeprägten Geruchssinn. Schon erstaunlich, daß zB eine Pinguinmama ihr Küken inmitten von hunderten Küken anhand der Stimme wiederfindet.
Die Entenmama rief immer leise, und die Küken antworteten piepsend und sagten, wo sie sind und bitte sehr abgeholt werden möchten. Die Entchen strampelten in der Hand oder duckten sich und versuchten, möglichst unsichtbar zu sein, wie sie es in der Natur durch regloses Ducken auch tun würden.
Die Entenmama hörte das Piepsen der Kleinen und lief aufgeregt zum Korb. Dann konnte der Nachbar sie mit einem Kescher einfangen. Ich habe die Entenmama in die Schüssel gesetzt und ein Handtuch über sie gebreitet, damit sie sich beruhigt. Als sie ihre Küken nah bei sich rufen hörte, wurde sie ruhiger.

Dann fuhren der Nachbar, seine erwachsene geistig behinderte Tochter und ich zum nächstliegenden größeren Teich in einem kleinen Park. Der Nachbar hatte beobachtet, daß die Ente in diese Richtung geflogen war, wenn sie nicht auf ihren Eiern saß. Dort ließen wir die Mama Ente frei, und die Küken schwammen zu ihr.

Leider kamen sofort die fremden Erpel und hackten die Ente. Denn natürlich hatten sie dort ihre (Brut-)Reviere. Und Erpel versuchen durchaus, fremde Küken zu töten, damit die Mutter noch einmal mit ihnen selbst brütet (Infantizid durch die Männchen, auch Löwen töten ja den Nachwuchs eines anderen). Aber was hätte man tun sollen? Im Garten konnte sie nicht bleiben. Der Teich, zu dem wir sie brachten, hat einen ausgedehnten Schilfgürtel, der der Familie Schutz bieten kann. Weiden stehen am Ufer und hängen bis ins Wasser. Die Ente brachte ihre Küken am Ufer in Sicherheit, da kam eine Krähe und schnappte sich das kleinste Küken. ;-( Gerade eben hat man das gelbbraune weiche, flauschige Küken noch in der Hand, und dann wird es erbeutet. Aber andererseits hat auch die Krähe selber Küken, die Hunger haben. Die Natur macht keinen Unterschied und bevorzugt weder Enten- noch Krähenküken. Zehn Küken hätte die Ente vermutlich sowieso nicht durchbekommen (und wenn alle Enten pro Jahr zehn Küken bis zum Erwachsenwerden brächten, wäre bald kein Platz mehr vor lauter Enten) . Aber traurig war es dennoch.
Mir blieb nur, der Entenfamilie alles Gute zu wünschen.
Das war meine Entengeschichte vom Muttertag.

