Hallo !
Ich habe auch eine Böckchengruppe und habe seit sie hier sind so ne art "Tagebuch"-Bericht geschrieben, kann das ja mal hier posten...
Es steht zwar noch ne Menge an allgemeinen Krams dazwischen (die Regeln z.B.), da ich diesen Bericht auch auf einigen anderen Seiten auf denen ich vertreten bin nutze, die kann man aber getrost überlesen (falls es da noch Anregungen oder Kritikpunkte gibt - immer her damit ! Werd das dann zur Not nochmal überarbeiten)
lg, Scotty
Die Mäusejungs – ein kleiner aber ernst gemeinter Appell an alle Mäusefans
So niedlich sie auf dem Bild auch aussehen – mit der Haltung von Mäuseböcken in nicht kastriertem Zustand ist nicht zu Spaßen ! Diese Erfahrung mache ich derzeit mit 5 Männchen die ich Ende September aus einem Tierheim aus der Nähe aufgenommen habe. Da ich selber bisher immer problemlos weibliche Mäuse hielt habe ich nichts dabei gedacht. Fatal Error! Mäuseböcke sind nichts für schwache Nerven, das haben sie mir in den letzten Tagen mehrfach bewiesen…..Ein Beispiel:
Batista - für menschliche Verhältnisse ein Tyrann ! Er jagt ganz plötzlich und ohne ersichtlichen Grund (so scheint es) hinter seinen Artgenossen her, die von Angst erfüllt und quietschend versuchen zu fliehen. Hat er ihn geschnappt hört man ein lautes Fiepen 2er sich fetzender Mäuse. (Anmerkung: normalerweise ist die Mäusesprache für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar, da sie sich im Ultraschallbereich verständigen und Frequenzen von bis zu 100.000 Hz keine Seltenheit sind – zum Vergleich: Menschen nehmen höchstens 20.000 Hz wahr ^^)
Solch ein Streit ist in glimpflichen Fällen schnell durch eine Unterwerfungsgeste (aufstellen und Darbieten der Kehle, Pfoten an den Körper gedrückt) des Opfers beendet. Es kann leider aber auch ganz anders aussehen, denn die wirklich ernsthaften Kämpfe finden meist statt wenn man es nicht mitbekommt (dann gibt es weder Gefiepse noch sonstige Geräusche) und enden oft tödlich. Zum Glück ist das bei Batista und seinen Brüdern noch nicht vorgefallen, allerdings musste ich in einer brenzligen Situation eingreifen und habe die ineinander verbissenen Mäuse trennen können.
Das Gemeine kommt aber noch:
Die vorhin sich noch angiftenden Kerle kuscheln sich im nächsten Augenblick scheinbar friedlich aneinander, putzen sich und wuseln im Nest umher um sich gegenseitig Wärme zu spenden. Batista erweist sich z.B. als „Nestperfektionist“ – er ist derjenige, der Nistmaterial wie Heu oder zerrissene Taschentücher fein säuberlich herbeiträgt um das Nest so warm und angenehm wie nur irgend möglich zu gestalten. Ein putziger Anblick. Doch im nächsten Moment fällt er erneut über einen Mäuserich her, der ihm gerade „einfach nicht am richtigen Platz sitzt“. Wie gesagt, ein kleiner Diktator, dieser Batista……
Hinzu kommt noch dass unkastrierte Böcke einen unglaublich penetranten Duft verteilen. Wer diesem Geruch (Versuch der Beschreibung: sehr salzig, ähnlich wie Ammoniak) nicht gewachsen ist sollte von vornherein die Finger von Mäusen lassen, denn sie sind stark geruchsorientierte Tiere und brauchen diesen Duft um ihr Gruppenleben aufrecht zu erhalten. Ganz besonders die Böcke – man sagt sie sollen so gut wie gar nicht gereinigt werden (ausgenommen die Pinkelecken) damit der Gruppenduft erhalten bleibt und sie nicht unnötig neu um ihr „Revier“ kämpfen und es markieren müssen….
Das „extrem-Duftmarke-Verteiling“ legt sich allerdings nach der Kastration der Männchen, dauert aber noch mindestens 3-4 Wochen (bis sich alle Hormone bis auf ein Minimum reduziert haben), im Idealfall genauso die Streitigkeiten. Haben alle Kerlchen diesen höchstkomplizierten und nicht ungefährlichen Eingriff überstanden sollen sie – laut Erfahrungsberichte anderer Böckchenhalter – die liebsten und friedlichsten Tiere überhaupt sein !
Mein Rat also an alle die sich für Farbmäuse interessieren, insbesondere an Männchen:
1. NIEMALS unkastrierte Böcke dauerhaft zusammen halten ! Kämpfe mit Toten/Verletzten sind vorprogrammiert und das Gejammer danach groß wenn man behauptet: „bei mir wird`s schon klappen, die sind doch sonst sooooo freundlich zueinander …
2. INFORMIERT euch VORHER über Böckchenhaltung ! Ich machte den Fehler und schaute lediglich in ein dünnes Fachbuch, in dem zwar stand dass gleichgeschlechtliche Tiere zwar zusammen gehalten werden können, jedoch nicht dass sich die Männer nur in kastriertem Zustand permanent vertragen
3. Wenn`s denn unkastrierte Böcke sind, die demnächst unters Messer kommen sollen: SO WENIG Einrichtung/Spielsachen/Platz wie möglich beigeben ! Allgemein gelten folgende Goldene Regeln: Käfig von ca. 50x30x30 cm, Tränke, Heu bzw. ein paar Taschentücher/Klopapier, evtl. eine leere Klorolle, Punkt. Alles weiter würde zu Streitereien führen
4. sollen die Böcke KASTRIERT werden: nicht davor scheuen und sämtliche Tierärzte fragen wegen OP-Verfahren, Kosten, Nachsorge etc…Nicht jeder Tierarzt hat wirklich Erfahrung mit Mäusen bzw. Kleinnagern, da die OP sehr kompliziert ist bei solch einem winzigen Tier. Kastrationen bei Mäusen kosten zwischen ca. 20 und 60 Euro. Das klingt schweineteuer, lest aber bitte mal den nächsten Punkt…
5. holt die Tiere aus dem TIERHEIM – im Zoogeschäft wird nur „nachproduziert“ und nicht wirklich auf Gesundheit und getrennte Geschlechter geachtet. Meist sind ungewollte Trächtigkeiten bei weiblichen Mäusen schon im Kaufpreis enthalten, was die hohe Anzahl an Tierheim-Männchen fördert. Es warten so viele nette Jungs in den Heimen, und die zwar hohen aber einmaligen Kosten der Kastration zahlen sich aus wenn man später seine gesunden und munteren Tiere beobachten und ihnen ein langes und artgerechtes Mäuseleben ermöglichen kann
6. Mäuse sind HOCHSOZIALE LEBEWESEN - niemals und wenn doch nur im äußersten Notfall (wenn sich die Maus absolut nicht mit einem Artgenossen verträgt, d.h. nicht vergesellschaftet werden kann) einzeln halten ! Das ist schiere Tierquälerei, niemand würde sein eh so kurzes Leben in Einzelhaft verbringen wollen
7. NIEMALS ein fremdes Böckchen einfach so dazusetzen !!! Die Tiere bekämpfen den vermeintlichen Eindringling bis aufs Blut (verteidigen IHR Revier!), dieser kann sich absolut nicht wehren und würde allein vom Stress des „Festsitzens in einem fremden Revier“ elendig an Stress und Panik zugrunde gehen
Fakt: Farbmäuse bzw. Farbmausmännchen sind
keine Kuscheltiere sondern hochsoziale Wesen die hohe Ansprüche haben und ihrem Futtergeber viel Verantwortung abverlangen.
Denkt bitte daran wenn ihr euch welche holen wollt oder wenn ihr euren Partner oder Partnerin das nächste Mal „Mäuschen“ nennt
