Freuen sich Farbis, wenn sie "frei" wären?

Mäusilini

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Ich diskutiere gerade mit jemanden, über die Haltung von Käfigtieren...

Sie meint: Wenn man so auf artgerechte Haltung pocht (wie ich :D) warum man dann Tiere überhaupt bei sich hält.
Wäre es dann nicht artgerechter für die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu leben. Und sie fragte, ob die Tiere glücklich sind, wenn sie eingesperrt sind.

Deshalb meine Frage: Würden sich Farbis freuen, wenn sie auf einmal freigelassen werden würden?

Mäusi
 
Also, die Mäuse, die wir halten, sind ja für "Wohnungshaltung" gezüchtet , und ich denke, daß die Chancen für sie, in der freien Wildbahn zu überleben, sehr gering sind. Wohin gegen wieder die "Wildmäuse" nicht für eine haltung in der Wohnung geeignet sind, weil sie es einfach nicht anders kenne. Oh mein Gott, was schreibe ich mir heute zusammen *Vogelzeig*

LG
Simone
 
Ja, so in etwa schrieb ich ihr das auch...

Komisch wie man von "Kaninchen und Meerschweinchen leben ohne artgleichen Partner zusammen" auf "alle Tiere in die Freiheit" kommen kann oder? *Vogelzeig*
Ich denke, sie will sich nur rausreden...

Gibts noch mehr Meinungen dazu?
 
nee, kann mich nur simone anschliessen. Unsere mäuse würden nciht überleben. hingegen wildmäuse wären kein bisserl glücklich in der wohnung. farbis können durchaus glücklich sein. soweit man das bei tiern sagen kann.
 
Ich kenne diese Argumentation schon von anderen Leuten: Wieso überhaupt Tiere halten, das ist doch grundsätzlich nicht artgerecht. Bla.

Interessant wird es, wenn man das Argument mal umdreht... Will derjenige damit sagen, dass es, wenn man schon Tiere in Gefangenschaft hält, scheißegal ist, wie man sie hält? Es kann ihnen ja im Käfig eh nicht gut gehen, dann ist auch egal, wie klein der Käfig ist.
Das ist dann der Moment, wo so argumentierende Leute sehr schnell an ihre Grenzen stoßen. ;-)

Ob man überhaupt Tiere halten sollte oder nicht, ist eine Grundsatzfrage für sich. Ich denke, dass es für die meisten Tierarten besser wäre, hätte der Mensch sie nie domestiziert.
Aber das hat er nun mal. Hier und jetzt gibt es Tiere, die ohne menschliche Fürsorge, in freier Wildbahn, nicht ohne Weiteres überleben könnten. Eine weiße, gescheckte oder sonstwie farbige Maus wäre sehr schnell Opfer von Räubern.
Dass Tiere domestoziert wurden, kann man im Endeffekt nicht mehr ändern. Und für diese nun mal existierenden Tiere ist es allemal besser, in einer einigermaßen artgerechten Gefangenschaft zu leben als in Freiheit zu sterben.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Hund oder eine Katze die Freiheit der menschlichen Fürsorge vorziehen würde. Sonst würden viel mehr solche Tiere einfach abhauen. ;-)

Farbmäuse sind natürlich nicht so auf Menschen fixiert wie Katzen und Hunde, aber sie könnten "in freier Wildbahn" auch nicht überleben, weil ihnen die Fähigkeiten und Instinkte ihrer wilden Verwandten größtenteils abhanden gekommen sind.
Würde man eine Farbmaus fragen, ob sie lieber in Freiheit sterben oder in Gefangenschaft leben möchte - vielleicht würde sie die Freiheit wählen. Man weiß es nicht. Man kann da höchstens von sich selber auf das Tier schließen, es also vermenschlichen... Und das führt oft zu Trugschlüssen. ;-)
Eine Maus macht sich solche Gedanken nicht. Eine Maus denkt: "Wo gibt's Futter?" und "Ich möchte jetzt klettern" - und wenn ihr alles zur Verfügung steht, was sie braucht, kann sie sicherlich gut damit leben, in Gefangenschaft zu sein.

(Langer Text... *heilig* )

LiGrü,
Mooni

[EDIT]
vllt würden sie ja super draussne klar kommen. Wenn mal jemand am kompost nen stück frei hätte, ausprobieren.
Ja, klar, würden sie. Ohne das Wissen und die Fähigkeiten, die es zum Überleben draußen braucht. Ohne die Möglichkeit, sich einer Wildmausgruppe anzuschließen (da wird nicht vergesellschaftet ;-) ). Ständig in Lebensgefahr, da sie ihr feines Gespür für Gefahr zu einem guten Teil verloren haben. Ohne wirkliche Chance, einen kalten Winter zu überleben, da sie Mycoplasmen mit sich 'rum trägt und bei Temperaturen unter +15° C im Eiltempo an Sekundärerkrankugen verreckt.
Ja, nee, is klar.
Deshalb sehen auch ausgesetzte Tiere so gesund, fit und wohlgenährt aus, wenn man sie einsammelt.
 
@Mooni: nur nicht so zynisch.... ;-) Natürlich ist es kompletter Quatsch mit dem ausetzen, aber trotzdem.... *seufz* nicht so hart zu den Neuzugängern....
 
Aber eine Hausmaus ist nicht gleich eine Farbimaus! Hausmäuse sind nicht gezüchtet, sprich sie haben all ihre Instinkte noch. Nicht so hingegen die Farbis. Das ist ein Unterschied! Udn nen Farbi überlebt bei minustemperatuern nicht. Der weiss nur wie ein nest machen wenn das Häusschen und das Material vor der Nase liegen.
 
Hallöchen,
wurde von meiner Schwester vor kurzem belehrt, dass man zumindest in den Agrarwissenschaften inzwischen zwischen "artgerechter" und "tiergerechter" Haltung unterscheidet, da eine Artgerechte Haltung nur in freier Natur möglich ist.

Man sollte also eine tiergerechte Haltung anstreben, die den individuellen Bedürfnissen des Tieres so weit es geht entspricht.

Ich finde diese unterscheidung sehr sinnvoll und verwende seitdem auch nicht mehr das Wort "artgerecht"

Sabine
 
Etwas neues dazugelernt, das habe ich nicht gewusst. Zu meienr Schande muss ich eingestehen, dass ich auch artgerecht sagte, und nicht tiergerecht. Werde es mir aber merken! :D

PS: Danke für deine belehrenden Beiträge, Psaya. In was für einem wissenslosen Sumpf wären wir bloss ohne dich! ;-)
 
Fröschli:
Sorry, ich konnte mir das einfach nicht verkneifen. ;-)

Die meisten hier haben schon mal Bilder von verwahrlosten, ausgesetzten Tieren gesehen oder gehört (oder sogar miterlebt), dass ausgesetzte Ratten und Mäuse kläglich verendet sind.
Eben weil es keine wilden Hausmäuse sind, sondern gezüchtete Farbmäuse, die bei zu niedrigen Temperaturen sofort krank werden - u.a., weil sie durch die bei fast allen Tieren vorhandenen Mycoplasmen viel anfälliger sind als Wildtiere.
Andere Leute wissen das nicht und glauben vielleicht wirklich jemandem, der behauptet, eine in die Kanalisation entlassene Farbratte oder ausgesetzte Farbmaus könnte gut überleben... Deshalb will ich das nicht so stehen lassen.

Falls ich mit der zynischen Formulierung jemanden verletzt haben sollte, tut mir das wirklich leid.

P.S.
Um mein langes Posting nochmal kurz zusammenzufassen:
Farbmäuse können draußen nicht überleben, weil...
... ihr Immunsystem keine Erkältung o.ä. verkraften würde
... sie wenig natürliche Angst vor Feinden haben (sie wurden ja zahm gezüchtet)
... ihre wilden Verwandten sie wahrscheinlich killen würden, sollten sie versuchen, sich einer Gruppe anzuschließen (und alleine können sie schon mal gar nicht überleben)
... to be continued...

[EDIT]
Die Begriffs-Trennung "artgerecht" und "tiergerecht" finde ich übrigens auch gut - das vermeidet überflüssige Diskussionen.
 
@fröschli: ui, ui, ui, ... also wenn man meine Beitraäge als belehrend bezeichnet, werde ich gleich hellhörig. Ist nämlich so ne unliebsame Charaktereigenschaft von mir, die ganz schön stressen kann. Hoffe aber mal, dass es bis jetzt im RAhmen blieb... *Schlaumeier* *rotwerd*
 
Psay ich fand den beitrag gut und find auch die Unterscheidung gut, hab somit was dazugelernt. Aber 'belehrend' fand ich das nicht!

Gruß bine
 
grundsätzlich würde sich die maus im ersten moment bestimmt "freuen" wenn sie nicht mehr an grenzen stößt (deshalb ist großzügiger lebensraum ja auch so wichtig) da die tiere aber nicht wissen dass sie erfrieren, verhungern oder gefressen werden ist es wohl eine wenig sinnvolle idee.

lg daggi
 
@ Psaya: tschuldigung, belehrend war wohl das falsche Wort. naja,....weisss auch nicht... Einafch positiv etwas dazu gelernt! ;-)
Nee, stressen tut das gar nicht, lernen macht doch Freude :D
 
Ich kann Mooni nur zustimmen.
Meine grundsätzliche Einstellung geht gegen das Halten von Tieren in Käfigen oder Ställen..
kein Tier gehört eingesperrt.
Aber da es nicht nach mir geht und diese Tiere domestiziert wurden denke ich sollte man ihnen jetzt versuchen ein gutes zu Hause zu bieten.
Wenn ich meine Mausis manchmal so sehe wird mir auch schwer ums Herz und sie tuen mir schlichtweg leid.
Aber ich weiß das sie anderswo ein viel schlimmeres Leben führen müssten.
Ich persönlich würde nie ein Tier kaufen, dass würde gegen meine eigenen Prinzipien verstoßen, aber ich biete all denen ein zu Hause die nicht mehr gewollt sind oder schlecht behandelt wurden.

Naja, und zum Thema "frei sein" oder "aussetzen", ist ja mittlerweile schon klar geworden dass das nicht funktioniert da die Tiere schlicht keine Überlebenschance hätten. ;-)
 
genau deshalb - weil eben eigentlich das halten von tieren in käfigen oder ställen an sich schon pervers ist (menschen haben schon komische hobbys - sollte man wenn überhaupt notfalltieren und keine von züchtern oder zoogeschäften ein zuhause geben

lg daggi
 
Solche Diskussionen hatte ich auch schon *seufz*

Ich kann dazu nur sagen, dass ICH trotz meiner abgrundtiefen Tierliebe keine Tiere halten würde, WENN es nicht das Los der Haustiere geben würde und ich "Schadensbegrenzung" betreiben würde.

Keines meiner Tiere - von Schildkröten über Katzen zu Maus und Hamster habe ich aus dem Askpekt "Och wie süß, das will ich haben".
Nein, jedes Tier - fing schon in der Kindheit an - gelang aus einer Notlage heraus zu uns und wir haben uns seiner angenommen, um ihm trotz seines Schicksals ein angenehmes, zwangloses Leben in Ruhe zu ermöglichen.

Das unsere Farbmausels in der freien Wildbahn nicht lange überlebensfähig sind, versteht sich von selbst.

LG,
Jani
 
Keines meiner Tiere - von Schildkröten über Katzen zu Maus und Hamster habe ich aus dem Askpekt "Och wie süß, das will ich haben".

Finde ich echt super gut. Ich muss sagen, bei den Masuels hatte es bei mir schon ein wenig so begonnen. Als ich mich dann genauer mit dem Thema auseinander setzte erfuhr ich von diesen Hunderten Notfallmäusen. Gut, sagte ich mir, jung wie ich bin, habe ich immmer noch das Gefühl, ich könne die Welt verändern, und darum habe ich kurzerhand den Farbmausels bei mir in der Schule zu mir genommen, gepäppelt und aufgezogen. Waren ja keine Umstände dort! Nein echt...tztztz... Kurz darauf hatte ich ein langes Gespräch mit der dortigen Tierpflegerin. Seit her werden nur noch wenige Futtermäuse gehalten, und die unter tiergerchter Haltung. Natürlich keine Paradies, aber es reicht.
Darum war es bei mir schon ein wenig der "ach wie süss"-aspekt, zusammen mit "wie kann man bloss die Mäuse so halten, da muss ich was tun".

Okay, jetzt habe ich genug gelabert,
lg, Fröschli
 
Original von Moonshadow
P.S.
Um mein langes Posting nochmal kurz zusammenzufassen:
Farbmäuse können draußen nicht überleben, weil...
... ihr Immunsystem keine Erkältung o.ä. verkraften würde
... sie wenig natürliche Angst vor Feinden haben (sie wurden ja zahm gezüchtet)
... ihre wilden Verwandten sie wahrscheinlich killen würden, sollten sie versuchen, sich einer Gruppe anzuschließen (und alleine können sie schon mal gar nicht überleben)
... to be continued...


- weil sie sofort ausselektiert werden, sprich: von Freßfeinden erbeutet, denn sie sind meist nicht mehr tarnfarbig (agouti)
- es diskutabel ist, wieviele natürliche Instinke noch in welchem Individuum vorhanden sind
- einige Tiere schon aufgrund körperlicher Zuchtziele nicht mal einige Tage draußen überleben würden (langhaarige Tiere, Lockenmäuse...)


Warum ich Tiere halte, weiß ich zumindest ganz klar: weil die, die ich hier habe, ansonsten tot wären, erfroren, weggeschmissen, ausgesetzt, zu Tode gequält. Ich habe mir lediglich die Frage gestellt: wenn ich es tun kann - wenn ich die Möglichkeit habe, diesen Tieren ein tiergerechtes Leben zu ermöglichen - warum sollte ich es dann nicht tun? Ich erwarte keine Gegen"leistung" ;-) - und es ist mir egal, wie alt sie sind, wie sie aussehen, ob sie Albinos sind oder lila gefleckt. :D

Diese Tiere, von denen wir hier sprechen, wurden über Jahrzehnte bis Jahrhunderte von den Menschen so gründlich verzüchtet, daß sie in Freiheit nicht mehr überleben können. Also was sollen wir mit ihnen tun? Wir können sie nicht wieder auswildern. Das geht nicht. Aber sie sind da. Wir können sie nicht alle einschläfern, weil wir wissen, daß sie nicht artgerecht gehalten werden könen. Das haben sie nicht verdient, denn schließlich ist es unsere Schuld, daß sie überhaupt hier sind - wir Menschen haben immer und immer wieder Männlein und Weiblein zusammengesetzt. Also was machen wir nun? Die Entscheidung muß jeder selbst treffen, aber ich für menen Teil habe mich entschieden, meine Möglichkeiten zu nutzen, um diesen Tieren ein wenig Würde zu geben, einen Namen, eine Geschichte, eine Chance. Es ist ein Faß ohne Boden, aber Kopfschütteln allein hilft auch nicht weiter. Irgendwo muß man anfangen.
 
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