"Generalisierte Amyloidose" (und doch kein Atemwegsinfekt)

Nagerchen

ex Equiden- und Mäuseheim...
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In letzter Zeit ist hier doch recht viel von hartnäckigen Atemwegsinfekten zu lesen, die scheinbar AB-resistent sind. Auch von meinen Mausenasen haben bzw. hatten einige damit zu kämpfen - und es gab auch leider verlorene Kämpfe *traurig*.

So hat sich vor knapp drei Wochen wieder ein liebes Mausenäschen auf über die Regenbogenbrücke gemacht, nachdem sie vorher ca. 2 Wochen lang Symptome zeigte wie allgemein ruhigeres Verhalten, Schwäche, Mattheit, Karaftlosigkeit, teils Absonderung und eben auch Atemwegsgeräusche, sie knackte manchmal leicht, und einmal konnte ich auch kurze Schnappatmung bei ihr beobachten. Sie bekam AB und wurde gepäppelt, aber es zeigte sich keine Besserung. Dabei wirkte sie aber nicht apathisch oder nicht mehr lebensfreudig. Auch ihr Fell war weiterhin wunderbar glatt und glänzend. Viel Zeit verbrachte die dem Menschen gegenüber vormals eher scheue Mina nun auf meiner Hand, nicht nur, um dort ungestört ihre Medis und Päppelbreichen zu schlecken.

Eines Abends kam sie dann gar nicht mehr aus dem Obergeschoss des Häuschens raus, so schien mir, und ich versorgte sie dort mit Flüssigkeit und Nahrung, hatte aber schon so ein Gefühl im Bauch...

Am nächsten Morgen war sie immer noch dort, ich hielt ihr die Hand hin, auf die sie sofort drauf tappste. Im Gegensatz zu sonst konnte ich diese aus dem Gehege rausnehmen und an meinen Bauch halten, ohne das sie unruhig wurde. Es dauerte nur ein paar wenige Minute, 2; 3 mal zuckte sie etwas - dann schlief sie für immer auf meiner Hand ein. Mir schien es, als hätte sie nur auf mich gewartet.

Ich gab die Kleine dann zur veterinärmedizinischen Pathologie - ja, und erhielt dann eben o. g. Diagnose, eine Stoffwechselkrankheit, die gehäuft bei einem bestimmten Inzucht-Farbmausstamm (einer der häufigsten Zooladen"züchtungen") auftritt... (gibt's auch beim Menschen) Diese Krankheit greift eine Vielzahl von Organen an, indem sich dort Proteine ablagern. Die diagnostizierten Lungengeräusche waren also eine Folge des geschädigten Organs und kein Infekt - und des festgestellten Torax im Brustraum.

Ich hoffe inständig, ich habe die Kleine nicht zu lange leben gelassen und sie hat nicht allzu sehr leiden müssen, aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt, und bei AB-Gabe ist ja auch erst mal eine Zeit bis zur Besserung abzuwarten.

Das etwas dahinter steckte, wogegen jegliche Medikamente machtlos sind, war ja so nicht abzusehen, auch wenn es mir etwas diffus vorkam, zumal auch Minas Schwesterchen Yuki ähnlich unklare Anzeichen hatte und kein Medikament griff.

Hier zeigt sich auch mal wieder, wie die Tiere die Gewissenlosigkeit und Ahnungslosigkeit irgendwelcher Massenvermehrer, nur um des schnellen Profits Willen, ausbaden müssen. Es macht mich so traurig und wütend zugleich.

Ich schreibe das aber auch, um deutlich zu machen, dass scheinbar eindeutige Krankheitsanzeichen eben auch ganz andere Ursachen haben können. Ich hatte "meiner" TÄ den Bericht vom Untersuchungsamt zukommen lassen und warte da noch auf einen Rückruf. Mich würde v. a. auch mal interessieren, ob zum Beispiel diese Krankheit auch schon am lebenden Tier festzustellen ist. Ich denke, wenn ich geahnt hätte, was dahinter steckt, hätte ich Mina und eventuell weitere betroffene Tiere vielleicht zeitig erlösen lassen, um ihnen ein langsames Sterben durch letztendlich multiples Organversagen zu ersparen, zumal ich auch nicht weiß, wie schmerzhaft und unangenehm es für das Tier ist.

Und ich bin froh, dass ich die Untersuchung hab' machen lassen, zumal mir die zuständige Dame dort, die sich tatsächlich Zeit für ein persönliches Gespräch genommen hatte, sehr kompetent in Bezug auf Mäuse vorkam. (O.k., im Nachhinein kam mir eine "böse" Ahnung, warum sie gerade über Mäuse so gut Bescheid wußte...*seufz*.)
 
Hey, interessant, dass es sowas gibt *grübel*

Ich weiß, dass das jetzt keine besonders feinfühlige Frage ist, aber wie viel hat das Ganze denn gekostet?

Danke für den Bericht. Eventuell kann man ja jetzt mehr darauf hin arbeiten, dass so was eher erkannt wird.
 
Um dem Massensterben in meiner Gruppe auf die Spur zu kommen hatte ich Uriel ins VetAmt gebracht. Für rund 85 Euro hatten die Streptococcus equi ssp. zooepidemicus nachgewiesen, die seine Lunge angegriffen hatten (der Erreger ist bei Pferden sehr verbreitet, bei anderen Tieren und beim Menschen verursacht er weitreichende Krankheitsbilder von Lungenentündung(Uriel/Chantalle) über Herzbeschwerden(Koks?) zu Hirnhautentzündung(Bärbel?)). Bei Auftragserteilung wurde ich gefragt wieviel es den maximal kosten solle - bei weniger auffälligen Sachen wird länger gesucht, was dann auch teurer werden kann.

@Nagerchen; Mach dir keine Vorwürfe, man hofft ja immer dass die kranken Mäuse wieder gesunden, und ihr Leiden sieht man ihnen nicht an. Eine Maus mit Atemgeräuschen wird halt auf Atemwegsinfekt behandelt. Dass du der wahren Ursache jetzt auf die Spur gekommen bist und die Untersuchung hast machen lassen zeigt dass dir deine Schützlinge alles andere als egal sind*drück*.
Halte uns weiter auf dem laufenden, und tritt deinem TA auf die Füße. Obwohl ich fürchte dass das am lebenden Tier schwer nachzuweisen sein wird.
 
Ja, wirklich sehr interessant. Jetzt wird mir einiges klar, auch was meine Mäuse hier betrifft. Danke für den Bericht. Es ist eben nicht so einfach, bei Atemgeräuschen sofort einen Infekt anzunehmen und Antibiotika zu empfehlen. Auch bei Tieren gibt es ohne eingehende Diagnose keine ordentliche Therapie.

Eine Diagnose scheint lt. Wikipedia nur im Nachhinein möglich durch Untersuchung einer Gewebeprobe, deshalb wird man am lebenden Tier wohl nur Vermutungen anstellen können. Eine Behandlung ist dann nur symptomatisch möglich, d. h. die Amyloidose an sich ist nicht heilbar. Solange eine Maus, die vielleicht betroffen ist, aber ein "normales" Mäuseleben führen kann und sich nicht sichtlich quält, würde ich sie auch leben lassen, wenn auch mit eingeschränkter Aktivität.

Amyloidose ? Wikipedia
 
Farbi, danke für's *drück* Ja, leider ist es oft kaum möglich, bei den kleinen Nasen eine anständige Diagnose zu stellen, und mus musculus Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, man könnte an manchen Organen die Veränderungen auch per Ultraschall festellen*grübel*, also bei Menschen, aber ob sich das auf mausisches Miniformat übertragen ließ? Nee, und meiner TÄ tret ich nicht auf die Füße (spring ihr höchstens in den Nacken, wenn ein Mäuschen bei der Untersuchung auf einmal unerwarteten Speed entwickelt und sich dort plötzlich hinbeamt...*Angst*:D), die wird von mir schon genug per Telefon und sonstwie mit vielen Fragen genervt...*schäm* und ist dabei unheimlich nett und nimmt sich immer viel Zeit, werde da in nächsten Tagen oder beim nächsten fälligen TA-Gang mal vorsichtig nachfragen. Werde dann berichten.

Farbi, "Dein" Untersuchungsergebnis klingt aber auch interessant, zumal das ja direkt für mehrere Deiner traurigen Abschiedsfälle eine Erklärung sein könnte (hatte ja auch auf etwas Ansteckendes, bakterielles "gehofft", dann hätte ich wenigstens gewußt, woran ich bei den Anderen Nasen bin). Wie kommen denn Mäuse an einen equiden Erreger? (Frage deshalb, weil ich derselben auch noch in meiner "Tiebande" habe.) Kann der über Zwischenwirt Mensch etc. übertragen werden?

Was mich jetzt etwas wundert, ich habe für die Untersuchung, um jetzt auch noch inkas Frage zu beantworten=), 50 EUR bezahlt, hatte aber gesagt, es sollte wirklich alles machbare an Untersuchungen gemacht werden *grübel*
 
Wie diese Streptokokken in meine Mäuse gekommen sind wüsste ich auch sehr gerne. Bei Pferden sind die weit verbreiten und Teil der natürlichen Fauna des Maules, sofern ich das richtig verstanden habe. Mit einem funktionierenden Immunsystem machen die auch kaum Probleme. Mein TA hat meinen letzten Neuzugang in Verdacht, das wäre Uriel gewesen, dass er die aus dem Tierheim mitgebracht hat. Wundert mich zwar dass dann die anderen Tierchen aus dem Notfall nichts zu haben scheinen - zumindest wurde hier nichts geschrieben, aber ausschließen kann man es nicht. Die Baytril-Resistenz kann ich selbst verursacht haben, kurz nach Beginn der VG schnatterte Koks und bekam Baytril, das auch erst anschlug, aber der Infekt kam wieder und sprach nicht mehr an auf Baytril. Sie starb ja den Tag bevor ich deswegen wieder zum TA wollte deswegen.
Die Streptokokken sind recht hart im nehmen, daher ist auch eine Übertragung durch Streu denkbar, man weiss ja auch nie wo das vor dem abpacken war. Auch der Mensch kann Überträger sein, aber ich habe in meinem Leben noch kein Pferd aus nächster Nähe gesehen oder gar angefasst...
Warum deine Untersuchung so günstig war weiss ich nicht, aber ich denke dass die Organe recht auffällig waren und die Bakterienkulturen vielleicht gar nicht erst angelegt hatte, oder keine Resistenztests durchgeführt wurden...
 
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