Hallo allerseits,
nun wollte ich schon lange mal etwas über zwei Mäuschen hier bei mir tippen, die mich auf eine ganz besondere Weise begeistern. Es geht um eine Romanze... Achtung, es wird schmalzig!
Warum jetzt? Weil die kleine Dame in dieser bezaubernden Love Story bald gehen wird. Vielleicht morgen, vielleicht in einer Woche. Alt und klapprig ist sie geworden, und von Abend zu Abend werden die Augen etwas müder.
Deswegen jetzt dieser Thread, ehe ich ihn nicht mehr schreiben kann.
Herkules ist ein Kastrat, der aus einer Wohnungsräumung stammt. Ich nahm ihn im März 2005 zusammen mit seinen Brüdern auf, die Mama, die noch mal geworfen hatte, lebte bei Inge. Herkules` Leben begann in einem versifften Vogelkäfig, aus dem seitlich der Urin tropfte, als Inge ihn mitnahm. Dort kam er zur Welt.
Herkules als gerade kastriertes Böckchen noch im Käfig bei mir
Aniuk ist eine Dame, die ich im August 2005 zu mir nahm, sie wurde mit einigen anderen Mäusen zusammen ausgesetzt, und zwar in einer Tupperdose abgestellt. Ihr Alter kann ich nur schätzen: sie war sicherlich schon über ein halbes Jahr alt, vielleicht sogar schon ein Jahr alt, als sie zu mir kam. Das Fell war schon ein wenig strubbelig, die Hinterbeinchen ein klein wenig langsamer, wie man es oft bei älteren Tieren sieht, der Rücken nicht mehr so formbar, ein kleiner Buckel.
Aniuk schlürft von einem Stückchen Banane
Aber die eigentliche Geschichte begann erst im Dezember 2005.
Bis dahin lebten diese beiden zusammen mit noch 6 anderen Tieren in einer Gruppe. Es ist Flokatis Gruppe. Herkules war ein schüchterner Kerl, der vom dominanten Mädel in der Gruppe bisweilen verjagt wurde, ein kleines Sensibelchen, das bei der Vergesellschaftung mit den Mädels sogar piepsend ins Haus geflüchtet war.
So lebte er scheu und ziemlich zurückgezogen in seiner Gruppe.
Anfang Dezember 05 fand ich ihn eines Abends, es war natürlich Wochenende, ein Adventssonntag, halbtot vor dem Nest. Er hatte eine schwere, lebensbedrohliche Mittelohrentzündung, und das, obwohl er niemals Symptome von Myco gezeigt hatte und diese Gruppe sonst gesund und robust war. Da ich das Glück habe, nur 15 Bus-Minuten von einer Tierarztpraxis entfernt zu wohnen, die immer, auch feiertags, 24 Stunden lang offen hat, konnte ich sofort mit der Behandlung beginnen. Er war komplett dehydriert, weil er in seinem Zustand nicht einmal mehr zum Wassernapf kriechen konnte, und so träufelte ich ihm zunächst Glucoselösung ein, ehe er überhaupt gespritzt werden konnte. Er überlebte wirklich nur sehr knapp. Nachdem er mit Doxy-Pred gespritzt worden war, saß ich die ganze Nacht bangend vor dem Gehege. Und plötzlich passierte es: Herkules machte seinem Namen alle Ehre und kam, als das Cortison seine Wirkung tat, wie eine kleine Dampflok aus seinem Versteck spaziert, um sich neben das Futter zu setzen und die ganze restliche Nacht nicht mehr zu weichen. In den folgenden Wochen gab es immer Momente, in denen ich mir unsicher war, ob ich wirklich weiterbehandeln sollte, denn Mäuse mit einer schweren Mittelohrentzündung brauchen lange, um sich zu erholen, doch Herkules war ein Kämpfer, er kämpfte und gewann. Eine Woche Cortison, zwei Wochen Antibiotika, mehrere Wochen B-Komplex halfen mir dabei, seinen Kampf zu unterstützen. Ein Teil seines Schwanzes wurde nekrotisch und fiel irgendwann ab. Da er ohnehin noch AB bekam, bestand keine Gefahr einer Sepsis.
Seit dieser Krankheit ist er behindert, denn er hat keinen Gleichgewichtssinn mehr. Er kann also überhaupt nicht mehr klettern und versucht es auch nicht. Sein Gehege ist natürlich behindertengerecht eingerichtet. Über Wochen erholte er sich weiter, bis er wieder über die 1,66 m seines Geheges flitzen konnte wie die anderen auch. Klettern und Rampen gehen kann er nicht. Er lebt nun zweidimensional und nicht mehr dreidimensional wie andere Mäuse.
Er selbst bezog Quartier in einem kleinen Ikea-Körbchen, das ich nicht anrühren darf. =) Und plötzlich, von einem Tag auf den anderen, war sie da: ein kleines weißes, zierliches Wesen, das immer eng an den behinderten Herkules geschmiegt schlief und sorgsam das Körbchen zubaute, wenn sie tagsüber schliefen, um es am Abend freizuschaufeln, damit Herkules und sie hinauskonnten. Sie ließ ihn nicht alleine schlafen, obwohl er es vorzog, sich nicht zu den anderen ins Hauptnest zu betten.
Am Anfang konnte er sich nicht selbständig putzen, weil er das Gleichgewicht nicht halten konnte und deswegen immer alle vier Pfoten am Boden haben mußte. Also übernahm Aniuk seine Körperpflege und putzte ihn hingebungsvoll jeden Tag. Am Ende legte er den Kopf auf ihren Rücken und schloß die Augen. Manchmal setzte sie sich oben auf das Körbchen, als wolle sie den darin liegenden Herkules beschützen. Diese süße, starke Freundschaft war für Herkules die allerwichtigste Therapie.
Herkules
Ein Leben zu zweit: Herkules und Aniuk
So ist es geblieben. Heute, sieben Monate später, ist sie noch immer seine ganz besondere Freundin. Sie ist sein Kuschelkissen, seine Krankenschwester, seine Süße, der er etwas ins Öhrchen flüstern kann.
Ich habe es oft erlebt, daß einzelne Mäuse ganz enge Freundschaften schließen und pflegen, doch diese rührt mich besonders.
Nun ist Aniuk alt geworden, eine kleine, zarte, zerbrechliche Omi, und der gemütliche Herkules wird sie bald gehenlassen müssen. Die Kleine dürfte annähernd 2 Jahre alt sein, aber Herkules ist erst 1,5 Jahre und noch topfit. Ich sehe die Kleine, wie sie mit zitterigen Beinchen kurz schwankt beim Klettern, und ich weiß: Herkules wird bald alleine schlafen müssen, wenn es niemanden gibt, der ihr nachfolgt. Für Aniuk hoffe ich aus tiefstem Herzen, das sie eines Nachts an ihren Herkules geschmiegt einschlafen darf.
Doch halt... Herkules allein? Nein, allein sein muß er nicht. Er hat einen Bruder, der ihn besuchen kommt. Und wer weiß, vielleicht wird Flokati, wenn Aniuk nicht mehr kommen kann, zu ihm ziehen...
Doch im Moment ist Aniuk da, obwohl sie jeden Abend ein bißchen weniger wird. Heute ist sie zitterig. Ich weiß, daß sie Herkules etwas gegeben hat, das ich ihm niemals hätte geben können, ich weiß, daß er ihr etwas gegeben hat, das ich ihr niemals hätte geben können, und ich bin den beiden dankbar, daß sie füreinander da sind, und dem Schicksal (oder Zufall?), daß es diese beiden Tiere hier bei mir zusammengeführt hat.
Es ist eine Geschichte von Krankheit und Behinderung, von Freundschaft und Zuneigung. Ich weiß, daß sie bald ein Ende finden wird, finden muß, weil jedes Leben irgendwann sein Ende findet, und bei der Kleinen wird es bald soweit sein. Doch ehe sich ihre Wege trennen müssen, bleibt mir noch, diese Geschichte hier aufzuschreiben.
nun wollte ich schon lange mal etwas über zwei Mäuschen hier bei mir tippen, die mich auf eine ganz besondere Weise begeistern. Es geht um eine Romanze... Achtung, es wird schmalzig!

Warum jetzt? Weil die kleine Dame in dieser bezaubernden Love Story bald gehen wird. Vielleicht morgen, vielleicht in einer Woche. Alt und klapprig ist sie geworden, und von Abend zu Abend werden die Augen etwas müder.
Deswegen jetzt dieser Thread, ehe ich ihn nicht mehr schreiben kann.
Herkules ist ein Kastrat, der aus einer Wohnungsräumung stammt. Ich nahm ihn im März 2005 zusammen mit seinen Brüdern auf, die Mama, die noch mal geworfen hatte, lebte bei Inge. Herkules` Leben begann in einem versifften Vogelkäfig, aus dem seitlich der Urin tropfte, als Inge ihn mitnahm. Dort kam er zur Welt.
Herkules als gerade kastriertes Böckchen noch im Käfig bei mir

Aniuk ist eine Dame, die ich im August 2005 zu mir nahm, sie wurde mit einigen anderen Mäusen zusammen ausgesetzt, und zwar in einer Tupperdose abgestellt. Ihr Alter kann ich nur schätzen: sie war sicherlich schon über ein halbes Jahr alt, vielleicht sogar schon ein Jahr alt, als sie zu mir kam. Das Fell war schon ein wenig strubbelig, die Hinterbeinchen ein klein wenig langsamer, wie man es oft bei älteren Tieren sieht, der Rücken nicht mehr so formbar, ein kleiner Buckel.
Aniuk schlürft von einem Stückchen Banane

Aber die eigentliche Geschichte begann erst im Dezember 2005.
Bis dahin lebten diese beiden zusammen mit noch 6 anderen Tieren in einer Gruppe. Es ist Flokatis Gruppe. Herkules war ein schüchterner Kerl, der vom dominanten Mädel in der Gruppe bisweilen verjagt wurde, ein kleines Sensibelchen, das bei der Vergesellschaftung mit den Mädels sogar piepsend ins Haus geflüchtet war.

Anfang Dezember 05 fand ich ihn eines Abends, es war natürlich Wochenende, ein Adventssonntag, halbtot vor dem Nest. Er hatte eine schwere, lebensbedrohliche Mittelohrentzündung, und das, obwohl er niemals Symptome von Myco gezeigt hatte und diese Gruppe sonst gesund und robust war. Da ich das Glück habe, nur 15 Bus-Minuten von einer Tierarztpraxis entfernt zu wohnen, die immer, auch feiertags, 24 Stunden lang offen hat, konnte ich sofort mit der Behandlung beginnen. Er war komplett dehydriert, weil er in seinem Zustand nicht einmal mehr zum Wassernapf kriechen konnte, und so träufelte ich ihm zunächst Glucoselösung ein, ehe er überhaupt gespritzt werden konnte. Er überlebte wirklich nur sehr knapp. Nachdem er mit Doxy-Pred gespritzt worden war, saß ich die ganze Nacht bangend vor dem Gehege. Und plötzlich passierte es: Herkules machte seinem Namen alle Ehre und kam, als das Cortison seine Wirkung tat, wie eine kleine Dampflok aus seinem Versteck spaziert, um sich neben das Futter zu setzen und die ganze restliche Nacht nicht mehr zu weichen. In den folgenden Wochen gab es immer Momente, in denen ich mir unsicher war, ob ich wirklich weiterbehandeln sollte, denn Mäuse mit einer schweren Mittelohrentzündung brauchen lange, um sich zu erholen, doch Herkules war ein Kämpfer, er kämpfte und gewann. Eine Woche Cortison, zwei Wochen Antibiotika, mehrere Wochen B-Komplex halfen mir dabei, seinen Kampf zu unterstützen. Ein Teil seines Schwanzes wurde nekrotisch und fiel irgendwann ab. Da er ohnehin noch AB bekam, bestand keine Gefahr einer Sepsis.
Seit dieser Krankheit ist er behindert, denn er hat keinen Gleichgewichtssinn mehr. Er kann also überhaupt nicht mehr klettern und versucht es auch nicht. Sein Gehege ist natürlich behindertengerecht eingerichtet. Über Wochen erholte er sich weiter, bis er wieder über die 1,66 m seines Geheges flitzen konnte wie die anderen auch. Klettern und Rampen gehen kann er nicht. Er lebt nun zweidimensional und nicht mehr dreidimensional wie andere Mäuse.
Er selbst bezog Quartier in einem kleinen Ikea-Körbchen, das ich nicht anrühren darf. =) Und plötzlich, von einem Tag auf den anderen, war sie da: ein kleines weißes, zierliches Wesen, das immer eng an den behinderten Herkules geschmiegt schlief und sorgsam das Körbchen zubaute, wenn sie tagsüber schliefen, um es am Abend freizuschaufeln, damit Herkules und sie hinauskonnten. Sie ließ ihn nicht alleine schlafen, obwohl er es vorzog, sich nicht zu den anderen ins Hauptnest zu betten.
Am Anfang konnte er sich nicht selbständig putzen, weil er das Gleichgewicht nicht halten konnte und deswegen immer alle vier Pfoten am Boden haben mußte. Also übernahm Aniuk seine Körperpflege und putzte ihn hingebungsvoll jeden Tag. Am Ende legte er den Kopf auf ihren Rücken und schloß die Augen. Manchmal setzte sie sich oben auf das Körbchen, als wolle sie den darin liegenden Herkules beschützen. Diese süße, starke Freundschaft war für Herkules die allerwichtigste Therapie.
Herkules

Ein Leben zu zweit: Herkules und Aniuk


So ist es geblieben. Heute, sieben Monate später, ist sie noch immer seine ganz besondere Freundin. Sie ist sein Kuschelkissen, seine Krankenschwester, seine Süße, der er etwas ins Öhrchen flüstern kann.

Nun ist Aniuk alt geworden, eine kleine, zarte, zerbrechliche Omi, und der gemütliche Herkules wird sie bald gehenlassen müssen. Die Kleine dürfte annähernd 2 Jahre alt sein, aber Herkules ist erst 1,5 Jahre und noch topfit. Ich sehe die Kleine, wie sie mit zitterigen Beinchen kurz schwankt beim Klettern, und ich weiß: Herkules wird bald alleine schlafen müssen, wenn es niemanden gibt, der ihr nachfolgt. Für Aniuk hoffe ich aus tiefstem Herzen, das sie eines Nachts an ihren Herkules geschmiegt einschlafen darf.
Doch halt... Herkules allein? Nein, allein sein muß er nicht. Er hat einen Bruder, der ihn besuchen kommt. Und wer weiß, vielleicht wird Flokati, wenn Aniuk nicht mehr kommen kann, zu ihm ziehen...

Doch im Moment ist Aniuk da, obwohl sie jeden Abend ein bißchen weniger wird. Heute ist sie zitterig. Ich weiß, daß sie Herkules etwas gegeben hat, das ich ihm niemals hätte geben können, ich weiß, daß er ihr etwas gegeben hat, das ich ihr niemals hätte geben können, und ich bin den beiden dankbar, daß sie füreinander da sind, und dem Schicksal (oder Zufall?), daß es diese beiden Tiere hier bei mir zusammengeführt hat.
