Junge Brandmaus zugelaufen

worstcasedummy

Kornsammler*in
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Hallo zusammen,

mir ist gestern im Berliner Tiergarten eine junge Brandmaus aufgefallen. Sie saß alleine am Wegrand, weit und breit war keine andere Maus zu sehen, sie ließ sich streicheln, kam auf meine Hand und ich habe sie mitgenommen, da sie noch so klein ist und ich den Eindruck hatte, daß sie es alleine nicht schafft. Ich vermute, daß sie durch den Berlin Marathon und den damit verbundenem Trubel im Tiergarten von ihrer Familie getrennt wurde. Sie ist ungewöhnlich zahm, nimmt verdünnte Kondensmilch an, mag Tomaten, Weintrauben, Mandelmus... . Verdauung funktioniert.
Ich spende Wärme, Futter und Streicheleinheiten, tue das aber rein instinktiv ohne zu wissen, ob das auch richtig so ist.
Sie wirkt sehr anhänglich, will kaum von der Hand runter und ich frage nun Euch, wie ich am besten weiter mit ihr verfahre. ich habe gelesen, daß Brandmäuse den Hantavirus übertragen. Kann jemand etwas zum Infektionsrisiko sagen?
Ich habe gerade versucht ein Foto hochzuladen, hat aber nicht geklappt. Meine bessere Hälfte macht das heute abend.
Ich kann auch erst am späten Abend wieder hier reinschauen.
Bis dahin schon mal Danke für Eure Mithilfe.

Viele Grüße, Stefan
 
Hi ,

schön , daß Du Dir Sorgen ums Mausel machst . Keine Angst ,das Hantavirus wird durch Rötelmäuse übertragen ,nicht durch Brandis .

Wie groß ist sie denn ? Wenn Du kein Foto hast ,schreib mal die Rumpflänge .;-) Und wenn Ihr sie noch fotografiert , am besten neben nem 2 Euro Stück oder nem Lineal .;-)

Wenn sie schon feste Nahrung aufnimmt ,ist kein akuter Handlungsbedarf nötig. Ev warmhalten,Glas mit warmen Wasser drin ,Socke ,Handtuch etc drumrum ,daß sich Mausel bei Bedarf dran kuscheln kann.

Bitte Körperkontakt einschränken ,sie werden sonst im Freien Probleme kriegen. Mausel muß ja wieder ins Freie ,Wildtierhaltung ist in D verboten .
Brandmäuse sind nicht übermäßig scheu ,ich hatte mal eine im Garten, die ist mir beim Jäten direkt neben den Füßen vorbei gelaufen.

Viel Glück !
 
Kannst sie auf eine temperierte Wärmflasche setzen ... ;-)
Zu fressen Katzenaufzuchtsmilch. Gibts im Notfall beim Tierarzt ...
 
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Was für ein süßer Fratz !!

Ich würde sie noch etwas päppeln, also viel gehaltvolles anbieten.
Und nach paar Tagen wieder dort aussetzen, wo Du sie gefunden hast .

Das wird Euch sicher schwer fallen,denn wenn man sich einmal in diese Knopfaugen verliebt hat....


VG !
 
Es gibt unterschiedliche Stämme von Hantaviren, die von verschiedenen Mausarten übertragen werden können, was im Umkehrschluss aber nicht heißt, dass jede Maus Krankheitsüberträger ist.

Puumalavirus - Rötelmaus - am häufigsten, auf Menschen übertragbar
Dobrava-Belgrad-Virus - Brandmaus - auf Menschen übertragbar, wegen Verbreitungsgebiet der Brandmaus auf den Norden und Osten beschränkt
Tulavirus - Feldmaus - Relevanz für Menschen noch unklar.

Ratgeber Hanta - RKI

Mehr darüber: Humanpathogene Hantaviren

Hierin Tabelle mit weiteren Viren-Genotypen nach Verbreitungsgebiet und Übertragungs-Nager
Tabelle

Berlin hatte einen einzigen Hanta-Fall für die Jahre 2015 und 2016 auf 3,5 Mio Einwohner, BaWü lag am höchsten mit 474 (2015) Fällen auf 10,8 Mio Menschen. Damit kann man sich dann gern die Wahrscheinlichkeit ausrechnen, wenn man mag, wie gering die Gefahr ist, daran zu erkranken.
PDF - Infektionsepidemiologisches Jahrbuch für 2016
 
Hallo Stefan,
das ist wirklich ein wunderschönes Mäuschen! =) Wie gut, daß Du sie mitgenommen hast - in dem Zustand wäre sie leicht Opfer eines Freßfeindes geworden. Leider sitzt die Maus so auf dem Lineal, daß man die Länge nicht mehr ablesen kann. Ich vermute aber, daß die Maus noch sehr jung ist.

Die Kondensmilch würde ich weglassen und stattdessen der Maus mit Wasser einen Päppelbrei aus Getreideflocken kochen. In der Regel beginnen die Jungtiere mit der selbständigen Nahrungsaufnahme, wenn die Augen geöffnet sind.

Ich würde dem Mäuschen jetzt v.a. Nüsse und Beeren anbieten, die sind recht fetthaltig und gehören zur bevorzugten Nahrung der Brandmäuse. Auch Eicheln kann man ihr geben, sowie Kleinsämereien wie in Vogel- und Nagerfutter. Die Nüsse mit Schale würde ich zunächst einmal mit dem Nußknacker anknacken, damit sie es leichter hat. Auch Insekten stehen auf dem Speiseplan der Brandmäuschen.

Hier ist eine sehr gute Website über Wildmäuse zum Nachlesen: Brandmaus - Apodemus agrarius - kleinsaeuger.at

Viele Grüße
Fufu
 
Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Tips.
Gestern klappte es mit der Nahrungsaufnahme sehr gut, heute musste man Mausi gut zureden und immer wieder Futter unter die Nase halten.
Verdauung funktioniert aber noch.
Auch ist die Maus heute etwas scheuer als gestern

Luzie F.R. : Die Rumpflänge beträgt ziemlich genau 4 cm.

Werde weiter berichten.

Allen eine gute Nacht,

Stefan
 
Hallo Stefan,
die normale Kopf-Rumpflänge einer ausgewachsenen Brandmaus beträgt 70–115 mm - es handelt sich also sicher um eine sehr junge Maus. Bitte beobachten, ob die Maus frißt und trinkt (bitte keine Kondensmilch mehr) und ob sie beim Atmen klickende oder knackende Geräusche von sich gibt, um rechtzeitig zu erkennen, ob das Mäuschen vielleicht krank ist. Bei den Fundmäusen weiß man leider nie, wie lange sie nicht ausreichend Futter zu sich genommen haben. Wärme und Fressen - das ist jetzt das Wichtigste.
Viele Grüße
Fufu
 
Hallo Fufu,
es knackt oder klickt nichts, der Kleine wird immer aktiver, kommt auch nicht mehr auf die Hand. Deshalb läßt sich schwer abschätzen, wieviel er frißt. Werden ihn heute abend wiegen. Es ist eine Forscher und- Entdeckermaus, aber sie wirkt noch so klein. Gerne würden wir ihr noch was auf die Rippen packen, bevor wir sie enlassen.
Ich arbeite in einem Altenheim mit geschütztem Garten, aber ihr schreibt ja, daß man am Fundort auswildern soll. Ist das zwingend?
Bitte noch um Tips, ab welcher Größe wir das Kerlchen freilassen können.
So wie es aussieht, hat er/sie Lust auf die große, weite Mäusewelt
Nochmals besten Dank an alle, Stefan
 
Last edited:
Hallo Stefan,
mit 6 Gramm ist sie noch eine sehr junge Maus, gerade selbständig geworden. Man nimmt an, daß sich eine Maus in einer vertrauten Umgebung besser zurecht findet, deshalb der Rat sie am Fundort auszuwildern. Das ist aber nicht zwingend, wenn der Fundort kein geeignetes Habitat für die Maus ist. Manche Mäuse entkommen auch ihren Freßfeinden und wurden von diesen möglicherweise aus ihrer vertrauten Umgebung verschleppt.

Ein Gewicht kann ich Dir nicht angeben, da gehen die Meinungen auch auseinander. Eine sehr junge Maus paßt sich schneller an ihren natürlichen Lebensraum an, wird aber vermutlich auch schneller Beute mäusefressender Tiere.

Das Problem bei der Auswilderung ist, daß die Mäuse meist irgendwo freigelassen werden, also in einer Umgebung, die ihnen nicht vertraut ist und wo sie keinen Unterschlupf kennen. Dieses Problem kann man mit einer Auswilderungsbox lösen. Die Box sollte optimalerweise aus Holz sein, für Katzen, Hunde und Füchse unzugänglich, einigermaßen regendicht und über 2 Eingänge verfügen. Man stellt zunächst die Box (kann auch ein alter Nistkasten mit zusätzlichem Loch sein) in das Gehege und bietet etwas Nistmaterial an. Dazu eignen sich trockene Blätter und getrocknetes Moos (im Backofen kann man das bei 100 Grad ca. 1 Stunde ausbacken - wenn es sehr feucht ist, Tür etwas offen lassen, damit die Feuchtigkeit abziehen kann).

Wenn die Maus die Unterkunft angenommen hat, dann kann man sie später einfach mit der Auswilderungs-Box an einem geeigneten Ort "aussetzen". Optimalerweise schüttet man vorher noch einen Nahrungsvorrat in die Box. Nun kann die Maus, von diesem recht sicheren Ort aus, schrittweise die Umgebung erkunden und hat auch noch einen Futtervorrat, weswegen sie nicht gezwungen ist, riskante Manöver zur Nahrungsuche einzugehen. Mehr kann man für eine Wildmaus nicht tun. =)

Das geeignete Habitat läßt sich bei kleinsaeuger.at nachlesen (siehe mein Link oben). Zitat: "(...) Ganzjährig bewohnt sie Parks und Gärten, wo sie im Winter in Gebäuden Schutz sucht. Innerhalb der verschiedenen Lebensräume präferiert sie Standorte im Übergangsbereich zwischen Wald und Wiese, welche ihr eine ausreichende Deckung bieten. Waldinnenflächen meidet sie." Ein geschützter Garten wäre also kein ungeeigneter Lebensraum, wenn genügend Deckung (Büsche, hohes Gras, irgendeine schützende Bepflanzung, also eine sogenannte Krautschicht) vorhanden ist. Englischer Rasen eignet sich nicht als Lebensraum für Apodemus-Arten. Luzie hat/hatte Brandmäuse in ihrem Garten. Ein weiterer Vorteil eines nahe gelegenen Auswilderungsortes ist die Möglichkeit hin und wieder Futter, wie Nüsse o.ä., dort abzulegen.

Ich hab jetzt schon mehrfach Waldmäuse ausgewildert und auch mal fotografiert. Wenn Du magst, kannst Du Dir das ansehen. http://mausebande.com/forum/andere-maeusearten/allgemeines/62545-auswilderung-waldmaus.html

Auf diese Weise kann man die Überlebenschancen der Wildmäuschen verbessern und es bleibt dann nur noch, alle guten, besten, allerbesten Wünsche für die Maus hinterher zu schicken. =)
Liebe Grüße
Fufu

Edit: Wetterbericht im Blick behalten, Auswilderung in Regenphasen ist eher ungünstig.
 
Last edited:
Das "Idealgewicht" einer ausgewachsenen Brandmaus liegt zwischen 20 und 30 Gramm, je nach Geschlecht. Das Nahrungsangebot spielt die größte Rolle, deshalb sind die Mäuse zu Beginn des Herbstes mit höchstem Gewicht. Deine Maus ist ein jugendliches Tier, dass noch nicht ausgewachsen ist, in dem verlinkten Text steht, dass

Field mice grow to a weight of 16—17 g, as shown on the curve plotted, during the first two months of life.

Weibliche Tiere sind etwas leichter, als männliche (sofern nicht trächtig). Mit den 6 Gramm hat sie keine Überlebenschance, sie sollte also um die 15 Gramm haben, bevor sie wieder ausgewildert wird.

Fachtext über Brandmaus mit Wachstumsraten, Körpermaßen usw. hier:

Growth, Variations and Age Criteria in Apodemus agrarius


Ich hoffe dein Englisch ist gut ;-)
 
Hallo zusammen,

die Auswilderungsbox hört sich gut an, werde ich so machen.

Daß die Maus mit ihren 6 Gramm noch nicht überlebensfähig ist denke ich auch.
Im Moment haut er kräftig rein (Sonnenblumenkerne und Walnüsse).
Sollte er sein "Kampfgewicht" vor Wintereinbruch erreichen, frage ich hier noch mal nach, ob es Sinn hat ihn auszusetzen. Ich stelle mich aber schon mal darauf ein, ihm hier ein Winterquartier einzurichten.

Allen herzlichen Dank, ich lerne so viel Neues dazu.
Die Leute halten uns entweder für bekloppt, daß wir uns um eine Maus kümmern, oder finden es richtig so.
Mir egal, wir haben den Kleinen mitgenommen und liebgewonnen; jetzt wird auch für ihn gesorgt.
Ab übermorgenn habe ich Zeit ihm ein richtiges Gehege zu bauen, er soll auch eine große Holzkiste voll Erde bekommen, damit er das Buddeln lernt..
Ich werde weiter berichten, bin erst mal nur froh, daß er frißt und flitzt...

Viele Grüße, Stefan
 
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