Jungmaus hat nur ein Auge

M

McCoize

Gast
Hallo!

Vor 17 Tagen ist eine meiner neu-erworbenen Mäusedamen überraschend Mutter von sechs Jungen geworden - genau 21 Tage nach dem ich sie geholt hatte, dieses Dilemma hatten ja schon recht viele Leute, wie ich in diesem Forum lesen durfte.;-)

Die Kleinen gedeihen soweit ganz gut, haben mittlerweile auch das Nest verlassen, fressen brav ihre Körnchen etc.

Nun ist mir jedoch gestern Abend aufgefallen, dass eine der Kleinen nur ein Auge hat. Es ist schwer zu erkennen, ob das nicht vorhandene Auge sich einfach "nur" nicht geöffnet hat oder dort nie eines war. Zudem kommt hinzu, dass die Kleine einen sehr wackeligen Gang hat, ich nehme an, dass es eben daherrührt, dass sie eben nur mit dem linken Auge sieht und daher desorientiert ist oder Probleme mit dem Gleichgewichtssinn hat.

Dem Tier geht es ansonsten gut: Sie frisst, spielt mit den anderen und ist ansonsten nicht weiter auffällig.

Meine Frage an euch: Was mache ich mit der Kleinen? Hat jemand von euch schon mal etwas Ähnliches erlebt? Und wie schätzt ihr ihre (Über-) Lebenschance ein?

Ich würde die Kleine gerne in meiner Gruppe lassen, die anderen fünf Jungen gebe ich demnächst weg. Meint ihr, das dies gut gehen wird?
 
ändern kannst du eh nichts, ic hatte ein Böckchen, der hat erst mit knapp einem Monat das eine Auge geöffnet, also keine Panik und selbst wenn das ein genetischer defekt ist, kann die Maus sehr gut und normal mit dem einem Auge leben ;-)
 
hey
Milka hat Recht. Viel ändern kannst Du nichts. Das fehlende (oder noch nciht geöffnete) Auge ist nicht so tragisch. Mäuse orientieren sich viel stärker mit den anderen Sinnen (Tast- und Geruchssinn). Selbst komplett erblindete Mäuse finden sich hervorragend im Käfig zurecht, man merkt ihnen die Blindheit gar nicht an.
Wichtig ist aber, dass (gerade bei blinden Mäusen) das Inventar nicht umgestellt wird. Woher soll denn eine blinde Maus wissen, dass da, wo gestern noch Buddelfläche war, heute ein Haus steht (Folge wäre eine dagegengerannte Maus...)?! ;-)
Wichtig ist, dass Du die Jungtiere mit 28 Tagen nach Geschlechtern trennst-sonst gibts noch mehr Nachwuchs. Am Besten macht das ein erfahrener Tierarzt. Die Männchen sollten kastriert werden (sont bei gemischten Gruppen wieder Nachwuchs, oder bei gleichgeschlechtlichen Gruppen Revierkämpfe, die so schnell eskalieren können, dass sie tödlich enden), Weibchen dürfen bei Mama bleiben.
Darf man fragen, wohin der restliche Nachwuchs umziehen darf?

Liebe Grüße Lumi
 
Vielen Dank für eure schnellen Antworten.

Im Grunde denke ich da genauso wie ihr, dass Maus eben damit leben muss/kann, der Schock beim Blick in den Käfig am gestrigen Abend war jedoch schon ziemlich groß.;) Und umgestellt wird im Käfig eh nichts, da hat alles seinen Platz.^^

Je nachdem, was sich als Geschlechter bei den Kleinen zeigt, werde ich noch ein bis zwei weibliche Tiere behalten können. Die anderen werden zurück an den Verkäufer gehen, von dem ich die erwachsenen Tiere habe, da ich in meinem privatem Umfeld leider keinen Abnehmer gefunden habe.

So süß, wie sie sind, möchte man natürlich gerne alle behalten, aber dafür bin ich rein platztechnisch nicht eingestellt - mal ganz davon abgesehen, dass das natürlich alles so nicht geplant war.
 
Die anderen werden zurück an den Verkäufer gehen, von dem ich die erwachsenen Tiere habe, da ich in meinem privatem Umfeld leider keinen Abnehmer gefunden habe.

Alternativ könntest Du auch hier in der Vermittlungsrubrik versuchen, einen Abnehmer zu finden... Denn da werden sie auf alle Fälle artgerecht gehalten und versorgt ;-)
 
Der wackelige Gang kommt sicher nicht von dem einen nicht vorhandenen Auge. Die Maus orientiert sich mit den Tasthaaren. Die Augen haben eine sehr untergeordnete Bedeutung für die Orientierung.
Eine meiner Mädchen hatte mit fünf Monaten ein Auge verloren und sich innerhalb von einer Woche komplett umgestellt. Und dabei war sie zwei gesunde Augen gewöhnt. Sie hatte auch nur Unsicherheiten beim Abschätzen von Distanzen und bei schwierigen Kletterstrecken. Ihr Gang auf ebener Fläche war sicher wie immer.
Deine Baby-Maus kennt es nur mit einem Auge. Da sollte sie überhaupt keine Probleme mit der Orientierung haben. Bist Du sicher, daß sie keine anderen Störungen hat? Nerven? Gehirn? Ich würde es auf jeden Fall weiter beobachten.

Gruß

Sandra
 
Bist Du sicher, daß sie keine anderen Störungen hat? Nerven? Gehirn? Ich würde es auf jeden Fall weiter beobachten.

Gruß

Sandra

Nein, natürlich bin ich mir nicht sicher.;-) Wie könnte ich auch? Es war wie gesagt eine Vermutung, als ich feststellte, dass sie nur ein Auge hat.

Gegenfrage: Nehmen wir an, es sei eine Nerven- oder Hirnstörung, da kann man (oder besser: Tierarzt) sicher - und leider - bestimmt auch nichts dran ändern, nicht wahr? Mit bleibt damit nur das Beobachten, wie sich die Maus verhält, schauen, ob sie frisst etc. ...


Kennt denn hier jemand so einen Fall, in dem eine Maus so eine "Störung" hatte? Und wenn ja, wie konnte die Maus damit leben - oder vllt. auch nicht leben?
 
solange sie alles machen kann, was ein Mäuschen in seinem Leben machen kann (futtern, putzen, laufen, vielleicht auch klettern) und sie von der Gruppe nicht ausgeschlossen wird, würde ich gar nichts machen, falls es wirklich eine Hirn/ Nervenstörung is ;-)
 
Kennt denn hier jemand so einen Fall, in dem eine Maus so eine "Störung" hatte? Und wenn ja, wie konnte die Maus damit leben - oder vllt. auch nicht leben?

Oh ja. Ich hatte bisher zwei entsprechend behinderte Tiere.

Cat war Autist. Er hat im Alter von 1 Woche aufgehört, an der Mutter zu trinken, weil er von den anderen Jungtieren verdrängt und von der Mutter verstoßen wurde. Darauf habe ich ihn per Hand aufgezogen (mit Katzenmilch - daher der Name). Zeit seines Lebens war er mäuseuntypisch introvertiert, absolut nicht neugierig, räumlich etwas unkoordiniert konnte mit anderen Mäusen nichts anfangen und sich absolut nicht behaupten. Das hat sich erst mit 6 Monaten geändert, als ich ihm ein anderes, ebenfalls sehr subdominantes Männchen vorgestellt habe: Pyrdacor. Die beiden waren auf Anhieb ein Herz und eine Seele, haben sich stark aneinander orientiert und einfach alles - wirklich alles - gemeinsam getan. Es schien, als würde einer die Defizite des anderen ausgleichen. Mit der Zeit haben sich daraufhin Cats Verhalten sowie seine Koordination verbessert. Es schien, als würde er auf diesen äußeren Reiz (Artgenosse, mit dem ich etwas anfangen kann) hin noch angeborene Schäden regenerieren. Was durchaus der Fall gewesen sein kann, wenn der Reiz dafür sorgte, dass plötzlich neue neuronale Verbindungen geknüpft wurden und neurale Verschaltungen entstanden, die zuvor einfach nicht möglich gewesen waren.

Laraan hatte ihre Behinderung einem Unfall als Nestling zu verdanken. Sie war aus dem Nest und zwischen Holzhaus und Käfigwand geraten. Als ich sie fand, hatte sie bereits durch Sauerstoffmangel (sie muss dort über Stunden eng eingeklemmt gewesen sein) einen schweren Gehirnschaden erlitten und hatte keinerlei Kontrolle über ihre Skelettmuskulatur mehr. Da sie aber immerhin noch am Leben war, habe ich sie zurück ins Nest gepackt (die Mütter nahmen sie sofort an) und den Eingang abgesichert - sie führte völlig unwillkürliche Springbewegungen aus, ähnlich den letzten Zuckungen einer sterbenden Maus. Viele Chancen habe ich ihr nicht eingeräumt.
Trotz Absicherung hat sie sich noch am selben Abend aus dem Nest und quer durch den Käfig katapultiert. Einige Tage lang sah ich sie nicht und vermutete, sie sei verstorben und gefressen worden. Eine Woche später fand ich sie jedoch beim Misten. Ganz hinten in einem Gang, weitab vom Nest - im Begleitung einer der Mütter und wohlgenährt. Obwohl sie das Nest verlassen hatte, sind die erwachsenen Weibchen ihr hinterhergelaufen und haben sie gesäugt, wann immer sie sie festnageln konnten. Und obwohl sie immer noch keine Kontrolle über ihre Skelettmuskulatur hatte, reichte der Druck der auf ihr liegenden Muttermaus aus, um sie soweit zu fixieren, dass sie trinken konnte.
Es vergingen ein, zwei weitere Wochen, dann sah ich sie wieder - auf den eigenen Beinen laufend! Zwar schmächtig und wackelig, aber immerhin: sie hatte offensichtlich einen Teil des Gehirnschadens regeneriert.
Ein, zwei Monate später war aus ihr eine ganz normale Maus geworden, der man den schweren Unfall kaum mehr ansah. Sie war kleiner und zierlicher als ihre Geschwister, und zeitlebens nicht ganz so geschickt unterwegs, aber absolut selbständig, und stand überraschend hoch in der Rangordnung.

Fazit: gerade junge Mäuse können auch mit erheblichen neurologischen Ausfällen nicht nur überleben, sie können sie vor allem in hohem Maße regenerieren.
 
Letzteres konnte ich auch mal bei einer Schlaganfall-Maus von 18 Monaten beobachten... verblüffend!

Mithin - nicht aufgeben!

Und diese Stories sind ja wirklich klasse - und hochinteressant...
Eigentlich sollten sich die Berufsbiologen nach sowas die Finger abschlecken... (den Berufs-Reben-Menschen hilft's jetzt dafür ja nur bedingt weiter :D ) - muss man vielleicht doch mal anpieksen?
 
@ Schattenschwinge:

Vielen lieben Dank für deine ausführlichen Schilderungen, das macht mir Hoffnung.=)


Noch ein paar Worte zu meiner Maus: Dieses wackelige Laufen, ja eigentlich eher Torkeln, ist mir jetzt am Wochenende zum ersten Mal aufgefallen (da hatte ich auf das Auge noch gar nicht so genau geachtet, zumal die kleine Madame schwarzes Fell um die Augen hat - da fällt einem das gar nicht sofort auf ;-)), da der gesamte Wurf zu dem Zeitpunkt anfing, sich regelmäßig aus dem Nest zu trauen. Ich habe mich aber erstmal nicht weiter drum gekümmert, weil ich annahm: Es sind ihre ersten richtigen "Gehversuche" außerhalb des Nestes... joar, da läuft Mäuschen halt noch etwas tapsig.

Ich vermute, dass es ebenso wie das nicht vorhandene Auge angeboren ist. Wir ihr ja lesen konntet, kam der Wurf überraschend und es ist anzunehmen, dass der Vater der Kleinen wahrscheinlich ein Bruder der Mama ist, es sich also um Inzucht handelt und wie ja bekannt ist, sind dort Gendefekte nicht von Seltenheit, ganz im Gegenteil. - Stellt sich natürlich die Frage, ob solche angeborenen "Defekte" ebenfalls abklingen können (was mich natürlich sehr freuen würde).

Es ist natürlich schade um die Kleine, weil sie einem schon sehr Leid tut. Aber ich bin beruhigt, dass sie von den anderen Tieren, besonders von einer "Alten" gut behandelt wird. - Es ist nur etwas schwer zu beurteilen, wann bei so einem Fall die Quälerei für das Tier anfängt. Ich hatte bisher glücklicherweise noch keine kranken Mäuse (meine jetzigen Tiere sind die dritten, die ich habe), und gerade in so einem speziellen Fall grübelt man schon etwas, und man überlegt, ob es gut für das Tier ist oder nicht.

Generell möchte ich es ihr so gut wie möglich machen und hoffe, dass sie trotz dieser "Störung" ein zufriedenes Leben hat, auch wenn es vllt. nur ein kurzes ist.=)
 
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Ich habe eine frohe Nachricht zu überbringen: Meine Maus hat nun doch noch (nach 23 Tagen) ihr zweites Auge geöffnet. *freu*
 
Genau, eine kleine Spätzünderin.:D - Mit dem Wackelgang hat sie sich mittlerweile auch arrangiert und wenn sie sich erschrocken hat und sich verstecken will, kann sie plötzlich erstaunlich schnell und gerade laufen.;-)
 
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