Hallo,
ich habe bisher bei drei verschiedenen Berliner TÄ Mäuseböckchen kastrieren lassen, die alle nach derselben Methode vorgehen:
- Die Maus wird mit Isofloran (Narkosegas) in Narkose gelegt.
- Da die Augen offen bleiben, bekommen die Mäuse eine Salbe ins Auge, damit die Augen nicht austrocknen (das macht aber nur eine TÄ, die anderen beiden, bei denen ich bisher habe kastrieren lassen, nicht).
- Bei langfelligen Mäusen wird das Haar am Hoden zurückgeschnitten, bei kurzhaarigen nicht.
- Hodensäcke desinfizieren, mit kleinem Schnitt eröffnen, die Hoden hervordrücken, abbinden, abtrennen.
- Beide Hodensäcke mit wenigen Stichen vernähen.
- Silberspray auf die Hodensäcke sprühen.
Insgesamt dauert die Kastration nur wenige Minuten, die Mäuse liegen also nur wenige Minuten in Narkose. Da ich die Tiere immer so schnell wie möglich wieder mitnehme, gebe ich sie zB ab und nehme sie nach 15-20 Minuten wieder in Empfang, wenn sie wieder wach sind. Da Tiere, die in Narkose lagen, direkt nach dem Aufwachen noch nicht wieder völlig ihre Körpertemperatur selbst regulieren können, werden die Transportboxen bei der TÄ auf kleine Heizplatten gestellt, und ich nehme zum Transport eine Wärmflasche oder ein erwärmtes Kirschkernkissen mit. Die Wärmflasche wird beim TA neu mit warmem Wasser gefüllt.
Die allermeisten Böckchen wuseln beim TA bereits wieder normal umher. Einige ganz Muntere sind so schnell wieder mobil, daß sie sich sogar das noch nicht ganz trockene Silberspray beim Putzen verschmieren.
Da Nagetiere nie völlig nüchtern sein dürfen, ist es wichtig, immer etwas Futter und wasserhaltiges Gemüse, zB ein Gurkenstück, in eine TB zu geben.
Die Wunden sind winzigklein. Nachblutungen gab es sehr selten. Zwei Böckchen von allen, die ich habe kastrieren lassen, hatten durch die Narkose am selben Tag noch Kreislaufprobleme und bekamen Glucosewasser zu trinken/eingeflößt, alle anderen Böckchen hatten keinerlei Probleme, nicht einmal Schmerzen (ich habe Metacam da, so daß eine Maus in solch einem Fall ein Schmerzmittel bekäme, das war bisher aber nicht nötig). Die meisten Böckchen gehen, wenn sie wieder zu Hause sind, erst mal schlafen und schlafen durch bis zum späten Abend. Wenn sie sich ausgeschlafen haben, sind sie wieder völlig fit.
Die Tiere ziehen sich die Fäden selbst, einige noch am selben Tag, andere erst nach 2 Wochen. Infektionen traten bei meinen Kastraten nie auf. Die Frischkastrierten bleiben 1-2 Wochen noch auf Zellstoff/Küchenpapier und bekommen kein Streu, Heu oder Stroh.
Wichtig für alle, die das erste Mal Böckchen kastrieren lassen:
Erst ca. 3 Wochen nach der Kastration verlieren Böckchen ihre Aggression zu anderen Böcken. So lange muß eine Bockgruppe also auf wenig Platz gehalten werden. Keinesfalls darf eine gerade kastrierte Böckchengruppe sofort in ein größeres Gehege umziehen, die Tiere verhalten sich noch wie richtige Böcke und würden sich zerstreiten, und es würde ernste Beißereien geben. Nach ca. 3 Wochen jedoch können die allermeisten Bockgruppen in ein großes Gehege umziehen, viele auch schon nach ca. 2 Wochen, je nach dem, wie aggressiv die jeweilige Bockgruppe war/ist.
Frischkastrierte müssen also noch ca. 2-3 Wochen wie Böcke behandelt werden, deswegen darf der Käfig auch nicht komplett ausgemistet werden. Ich selbst gehe deswegen so vor:
Eine Bockgruppe lebt von Anfang an nicht auf Streu, sondern auf Küchenpapier. So können sich die Jungs "einstinken" und bleiben friedlicher, weil man nur minimal saubermacht. Nach der Kastration schüttelt man die leeren Kornspelzen raus, der Käfig wird aber nicht gereinigt, so daß die Böcke wieder auf das markierte Küchenpapier kommen und das Nistmaterial nicht ausgetauscht wird. Oft ist der Tag der Kastration bzw. der nach der Kastration der kritischste, und es kommt noch mal zu Beißereien,so daß man manchmal die Böcke unmittelbar nach der Kastration noch mal kleiner setzen muß (manchmal sogar über Nacht in eine größere TB). Deswegen ist es ganz wichtig, daß frischkastrierte Bockgruppen nicht in einen entdufteten Käfig kommen.