Kastrationsmethoden bei Mäuseböckchen

Mupfeltier

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Habe heute in dem Thread Die Herren aus Stade. von einem, mir völlig unbekannten, Kastrationsverfahren gelesen.
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Da mir am kommenden Donnerstag meine erste MäuseKastra bevorsteht interessiert es mich, welche OP-Methode bei Euren Tieren angewandt wird und welche Erfahrungen damit gemacht wurden.
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Subjektive Äußerungen werden auch gerne gelesen.
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ich kopiere mal mein posting rüber:

also ich kenne halt nur die OP methode meiner TÄ.
die maus wird per spritze in narkose gelegt(zur schmerzausschaltung. seeehr gering dosiert), bekommt hintenrum alles rasiert und desinfiziert.
sie macht einen Schnitt am Hodensack. Der erste Hoden wird rausgepuhlt mit einer pinzette.
dann wird der hoden mit einem selbstauflösenden faden abgebunden und danach oberhalb vom faden abgeschnitten.
irgendeine bestimmte haut muss beim abbinden dabei sein, damit eben sowas nicht passiert wie bei ungehorsams mäusen. die TÄ hat solche mäuse schonmal nachoperiert wenn möglich. elec hatte auch solche mäuse.
nach dem ersten wird der zweiten hoden durch das gleiche loch gepuhlt, ebenfalls abgebunden und danach abgeschnitten.
danach wird das loch mit 2 stichen zugenäht und mit silberspray besprüht.
die narkose wird nach bedarf mit gas nachdosiert. fäden ziehen sich die mäuse selber.

alle 4 waren auf dem nach hause weg wieder fit und sind rumgekrabbelt, haben gefressen usw.
alle haben sich die fäden 1-2 tage nach der op gezogen. zu dem zeitpunkt war die wunde bei allen zu und kaum noch zu sehen. nach einer woche kamen alle wieder auf streu.
 
Danke Anja - das hatte ich schon in Ungehorsams Thread gelesen; Du hast ja soooooo schnell geantwortet.
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Hallo,


ich habe bisher bei drei verschiedenen Berliner TÄ Mäuseböckchen kastrieren lassen, die alle nach derselben Methode vorgehen:

- Die Maus wird mit Isofloran (Narkosegas) in Narkose gelegt.
- Da die Augen offen bleiben, bekommen die Mäuse eine Salbe ins Auge, damit die Augen nicht austrocknen (das macht aber nur eine TÄ, die anderen beiden, bei denen ich bisher habe kastrieren lassen, nicht).
- Bei langfelligen Mäusen wird das Haar am Hoden zurückgeschnitten, bei kurzhaarigen nicht.
- Hodensäcke desinfizieren, mit kleinem Schnitt eröffnen, die Hoden hervordrücken, abbinden, abtrennen.
- Beide Hodensäcke mit wenigen Stichen vernähen.
- Silberspray auf die Hodensäcke sprühen.


Insgesamt dauert die Kastration nur wenige Minuten, die Mäuse liegen also nur wenige Minuten in Narkose. Da ich die Tiere immer so schnell wie möglich wieder mitnehme, gebe ich sie zB ab und nehme sie nach 15-20 Minuten wieder in Empfang, wenn sie wieder wach sind. Da Tiere, die in Narkose lagen, direkt nach dem Aufwachen noch nicht wieder völlig ihre Körpertemperatur selbst regulieren können, werden die Transportboxen bei der TÄ auf kleine Heizplatten gestellt, und ich nehme zum Transport eine Wärmflasche oder ein erwärmtes Kirschkernkissen mit. Die Wärmflasche wird beim TA neu mit warmem Wasser gefüllt.

Die allermeisten Böckchen wuseln beim TA bereits wieder normal umher. Einige ganz Muntere sind so schnell wieder mobil, daß sie sich sogar das noch nicht ganz trockene Silberspray beim Putzen verschmieren.

Da Nagetiere nie völlig nüchtern sein dürfen, ist es wichtig, immer etwas Futter und wasserhaltiges Gemüse, zB ein Gurkenstück, in eine TB zu geben.

Die Wunden sind winzigklein. Nachblutungen gab es sehr selten. Zwei Böckchen von allen, die ich habe kastrieren lassen, hatten durch die Narkose am selben Tag noch Kreislaufprobleme und bekamen Glucosewasser zu trinken/eingeflößt, alle anderen Böckchen hatten keinerlei Probleme, nicht einmal Schmerzen (ich habe Metacam da, so daß eine Maus in solch einem Fall ein Schmerzmittel bekäme, das war bisher aber nicht nötig). Die meisten Böckchen gehen, wenn sie wieder zu Hause sind, erst mal schlafen und schlafen durch bis zum späten Abend. Wenn sie sich ausgeschlafen haben, sind sie wieder völlig fit.

Die Tiere ziehen sich die Fäden selbst, einige noch am selben Tag, andere erst nach 2 Wochen. Infektionen traten bei meinen Kastraten nie auf. Die Frischkastrierten bleiben 1-2 Wochen noch auf Zellstoff/Küchenpapier und bekommen kein Streu, Heu oder Stroh.

Wichtig für alle, die das erste Mal Böckchen kastrieren lassen:
Erst ca. 3 Wochen nach der Kastration verlieren Böckchen ihre Aggression zu anderen Böcken. So lange muß eine Bockgruppe also auf wenig Platz gehalten werden. Keinesfalls darf eine gerade kastrierte Böckchengruppe sofort in ein größeres Gehege umziehen, die Tiere verhalten sich noch wie richtige Böcke und würden sich zerstreiten, und es würde ernste Beißereien geben. Nach ca. 3 Wochen jedoch können die allermeisten Bockgruppen in ein großes Gehege umziehen, viele auch schon nach ca. 2 Wochen, je nach dem, wie aggressiv die jeweilige Bockgruppe war/ist.

Frischkastrierte müssen also noch ca. 2-3 Wochen wie Böcke behandelt werden, deswegen darf der Käfig auch nicht komplett ausgemistet werden. Ich selbst gehe deswegen so vor:

Eine Bockgruppe lebt von Anfang an nicht auf Streu, sondern auf Küchenpapier. So können sich die Jungs "einstinken" und bleiben friedlicher, weil man nur minimal saubermacht. Nach der Kastration schüttelt man die leeren Kornspelzen raus, der Käfig wird aber nicht gereinigt, so daß die Böcke wieder auf das markierte Küchenpapier kommen und das Nistmaterial nicht ausgetauscht wird. Oft ist der Tag der Kastration bzw. der nach der Kastration der kritischste, und es kommt noch mal zu Beißereien,so daß man manchmal die Böcke unmittelbar nach der Kastration noch mal kleiner setzen muß (manchmal sogar über Nacht in eine größere TB). Deswegen ist es ganz wichtig, daß frischkastrierte Bockgruppen nicht in einen entdufteten Käfig kommen.
 
nun gut, dann ich mit meinen seltsamen erfahrungen auch noch: bei meinen 7k wurde wohl folgendes gemacht (ich bin veterinärmedizinisch unbedarft, ich schreib nur, was ich mir durch kurzes nachfragen und nachträglich zusammengereimt habe)

*mit isofloran narkotisiert
*lokales schmerzmittel auf den hoden gesprüht
*aufgeschnitten
*hoden rausgeholt
*sprühpflaster drauf

vorteile: schnell, daher sehr kurze narkosezeit, kostengünstig

nachteile: nicht bei allen tieren zieht sich der leere hodensack schön zusammen, es kann zu "nachrutschen" von darmschlingen kommen (sog. "bruchsack")- was vermutlich bei 2-3 der 7 bei mir passiert ist. ausserdem scheint mir das infektionsrisiko grade bei böcken, die durch beissereien wunden von VOR der kastra haben, höher, da die leeren säckchen ja nicht "bodenfern" vernäht werden (nur mein verdacht!)- insofern scheint mit bei dieser methode eine prophylaktische AB-behandlung im anschluss ratsam. bei meinen war es zwingend notwendig, oral und per spray die mixturen aus alten wunden/schorf und neuem schnitt zu behandeln.

bewertung: dieser fall zeigt, dass man den ta vor der kastra offensichtlich über genaueste detailfragen löchern muss. ich habe das in ansätzen getan, bin jedoch nicht mal im traum auf die idee gekommen, dass es eine methode gibt, bei der der hodensack nicht abgebunden und vernäht wird.
(wenn man im mäuseniemandsland neue kastra-tierärzte auftun will und sich dabei nur auf eine empfehlung (bezog sich auf 5 tiere) und eigenes nachfragen verlässt, bleibt ein restrisiko *seufz*)

also klärt vor der kastra folgendes:

*welche kriterien hat der ta für die kastra? (gewicht, alter, gesundheitszustand)
*untersucht er die tiere unmittelbar vor der kastra? (herz, atmung, aussehen)
*wie ist seine erfolgsquote?
*hodensack abgebunden?
*vernäht oder gesprühpflastert? (welches material? selbstauflösender faden?)
*inhalationsART und -DAUER?
*schmerzmittel?
*nachsorge? (Antibiotikum?)

sonstiges: ich kann vindo nur bestätigen, was die handhabung von frischkastrierten angeht. bei meinen ist die kastra nun 16 tage her, und es können immer wieder beissereien aufflackern, die jeweils blutig enden können.
dies trifft wohl insbesondere auf "problematische" böckchengruppen aus schlechter haltung zu, die schon vor der kastra zerbissen waren.
 
Last edited:
*untersucht er die tiere unmittelbar vor der kastra? (herz, atmung, aussehen)

Das habe ich bei meinem Post nicht erwähnt, ergänze es hiermit aber:

Ein Böckchen wird vor der Narkose von meiner TÄ genau abgehört, so daß man zB ein Herzgeräusch und damit verbunden ein erhöhtes Narkoserisiko vorher feststellt. Außerdem habe ich bei den letzten beiden Böckchen unbekannten Alters (Pegman, Toulouse) vorher darum gebeten, daß, falls während der Kastration Komplikationen auftreten, zB in Form von Verklebungen durch alte Narben (Vorleben der Tiere ja unbekannt), im Notfall auch nicht kastriert werden sollte. Dann hätte die Kerle mit Kastraten zusammenleben müssen. Glücklicherweise verliefen die Kastrationen aber problemlos.

Abhören vor einer Narkose ist äußerst sinnvoll --- vor einigen Monaten hatte ich eine Maus, die einen seltenen Tumor (ein Hämangiosarkom) am Schwanz bekam. Man hätte den Schwanz sofort amputieren müssen, um die Bildung von Metastasen, sofern noch möglich, zu verhindern. Beim Abhören wurde aber eine Herzschwäche bzw. ein deutliches Herzgeräusch (in diesem Fall altersbegründet) festgestellt, die Maus hätte selbst eine leichte Narkose nicht überlebt, und um den Schwanz zu amputieren, wäre eine relativ tiefe Narkose nötig gewesen. So wurde die Maus nicht operiert, starb aber schon eine Woche später eben an dieser Herzschwäche zu Hause bei ihrer Freundin, die sie auch nach ihrem Tod noch weiterputzte.
 
ein Böckchen bei mir hatte leider einen Hoden, der nicht gefunden werden konnte. Das kann also auch passieren -> übrig ist jetzt ein HALBER Mann.
 
Bericht und Ergänzungsfrage

Vielen Dank f. Eure umfangreichen Ausführungen.
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Danach war ich beruhigt: also gibt es offensichtlich doch keine vollkommen ungewöhnliche, mir unbekannte KastraMethode speziell f. Mausels.

War durch Ungehorsams Anmerkung: Hodensäcke abbinden etwas in's Zweifeln gekommen.

Der Kleine wurde also gestern kastriert und ist wieder topfit.
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Er bekam eine Injektionsnarkose; Glocke f. Isofluran ist (noch) nicht da. Sollte das mit den Mäuserichen hier Ausmaße annehmen, wird sie natürlich angeschafft.

Genäht wurde mit selbstauflösendem Faden; den kann er sich ziehen oder auch nicht - ganz nach Mäuserichs Wunsch.

Zur Sicherheit (Kreislauf) bekam er direkt nach d. Vernähen 0,2ml Crategus Logoplex s.c.
Da sich beim Anheben Hautfalte zeigte, auch noch 0,5ml Ringer s.c.

Es ist wirklich eine furchtbare Fieselarbeit - nach den Beschreibungen sind aber viele Böckchen (hoffentlich) etwas größer.

Zu folgender Überlegung bitte ich Euch nochmal um Stellungnahme / Erfahrungen:
Wir haben uns gefragt, ob das ganze nicht evtl. durch nur einen Schnitt erledigt werden kann; es müßte dann auf dieser Minifläche nicht 2x genäht werden.

Nochmals Danke

P.S.
Ernstgemeinte Frage an Vindo: darf ich Deine Beschreibung ausdrucken und weitergeben?
Ist so schön übersichtlich zusammengefaßt.
 
Jetzt habe ich ja wieder ein bißchen Angst bekommen. Habe meine Maus vor einer Woche kastrieren lassen, damit er wieder zu seinen Weibchen kann... Könnte es passieren, das er noch zeugungsfähig ist, wenn die Kastration nicht richtig durchgeführt worden ist? *Angst* Ich habe keine Ahnung, ob ihm die Hodensäcke abgebunden wurden. Man hat mir nur gesagt, dass zwei 1 mm lange Schnitte gemacht wurden und die Hoden und das Fettgewebe drumherum dann entfernt wurden, geschlossen hat man die Wunden mit so einem Silberspray.

Viele Grüße
Ina
 
Ina - das ist doch o.k. so.

Die Hodensäcke müssen nicht abgebunden werden - das war ein Mißverständnis von mir gg. Ungedulds Aussage.

Wie werden einfach mit obenliegender Naht verschlossen.


Nachtrag zu Maximilians KastraBericht:
Nach dem einen Hoden mußten wir ganz schön lange suchen, bis er endlich zum Vorschein kam
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