Ja, ich wie MiraCuli. Mäuse haben praktisch nichts zuzusetzen. Wenn sie so krank sind, dass man das als Mensch bereits wahrnimmt, hat man keine Zeit mehr zu verlieren. Wartet man, und sei es nur einen Tag, ist eine Erkrankung häufig schon so weit fortgeschritten, dass die Maus bleibende Schäden davonträgt oder daran stirbt. Das ist leider auch keine Panikmache, sondern die Realität. Mäuse sind ebenso kleine wie anfällige Haustiere.
Noch ein Beispiel? Eines, das mir immer noch unheimlich weh tut, aber vielleicht zumindest anderen Mäusen noch helfen kann?
Einige hier kannten vielleicht noch zwei meiner Jungs, Ramuthra und Morangias. Inzwischen die letzten ihres Rudels und in Würde ergraut, kam ich vor etwa 4 Wochen abends ans Gehege, und Ramuthra war... irgendwie nicht so gut drauf. Nicht wie sonst, aufdringlich und zwischen-die-Finger-quetsch, sondern holte sich nur geschwind einen Kürbiskern und fraß ihn dann in einer Klorolle, nicht neben meiner Hand. Aber ich war ein paar Stunden zu früh dran, wollte abends noch weg, und dachte mir nichts weiter dabei. "Vielleicht ist es ihm zu früh, und er war noch am schlafen." Am nächsten Morgen hab ich dann nochmal nachgesehen, aber die beiden Jungs bekam man morgens nie zu Gesicht. Über den Tag kam dann aber doch ein mulmiges Gefühl. Nichts rationales, nur ein Gefühl. Das sich abends aber bewahrheitete - Ramuthra war wieder nicht gleich zur Stelle, und als ihn endlich aus dem Nest gelockt hatte, sah ich, dass es ihm sehr schlecht ging. Flanken eingefallen, zittrig, schwere Atmung, apathisch.
Also - beide eingepackt, direkt zum TA. Dort bekam er das volle Programm - Antibioticum, Glucose, Ringer und Amynin, da schon deutlich dehydriert. Ich hab mir noch von allem Vorräte mitgeben lassen, um ihn notfalls weiter infundieren zu können. Er hatte einen schlichten Schnupfen, und konnte selbständig keine Nahrung aufnehmen. Also hab ich ihm im alle paar Stunden Brei in kleinsten Mengen per Spritze angeboten, das hat er immerhin genommen. Selbst das Antibioticum, klaglos. Und weiter sorgfältig Volumen per Infusion, weil er nicht getrunken hat, und reine Flüssigkeit auch nicht aus der Spritze wollte. Und Rotlicht, und Wärmekissen, und das ganze unter wunderbarer Betüddelung durch Morangias.
Er hat wirklich gekämpft. Aber nach drei Tagen ging´s nicht mehr. Er hat nachmittags noch gewartet, bis ich kam, hat sich nochmal auf die Hand nehmen und füttern lassen und dabei richtig gut seinen Brei geschleckt. Dann hat er sich unter meine Hand verkrochen, das hat er auch früher geliebt. Hat das Bewusstsein verloren und ist gestorben.
Er hat dabei keinen Urin verloren, obwohl er heftig gekrampft hat. Es war auch keiner mehr in der Blase. Er ist den ganzen Tag an einer Stelle im Nest gelegen, und auch dort war nichts feucht. Ich vermute, das war letztlich ein Nierenversagen - durch diesen einen Tag, an dem ich seine Erkrankung noch nicht entdeckt hatte, er aber vermutlich schon nicht mehr getrunken hatte.
Ich weiß nicht, ob ich´s hätte verhindern können, wenn ich es früher gemerkt hätte. Vielleicht. Vielleicht waren die Nieren im Alter bereits geschädigt, vielleicht hatte er einen Tumor, vielleicht war ein Nierenversagen die Ursache und nicht die Wirkung gewesen. Vielleicht war´s aber auch wirklich nur ein Schnupfen gewesen, der ihn kein Wasser mehr hat finden lassen, und die alten Nieren haben diesen einen Tag Dehydrierung nicht mehr ertragen. Ich weiß es nicht - und tut verdammt weh, nicht zu wissen, ob ich´s hätte verhindern können. Das unterschwellige Gefühl, vielleicht dran beteiligt gewesen zu sein. Und der Gedanke, ich hätte es vielleicht verhindern können, wenn ich, vielleicht nur ein paar Stunden früher, auf mein mulmiges Gefühl gehört hätte. Das hatte nämlich in dem Fall recht.
