Leinölfirnis

Moonshadow

Mäusologie-Meister*in
Messages
1.569
Reaction score
0
Hallo.

(An sich könnte ich auch einfach jaw eine PN schreiben, aber ich denke mal, dass das sicherlich auch andere interessiert. ;-) )

Ein paar Fragen an jaw - falls noch jemand Leinölfirnis benutzt, fühle er/sie sich bitte auch angesprochen. =)

Ich hab' gerade mal ein wenig gegooglet und in mehreren Tierforen etc. ebenfalls positive Aussagen über Leinölfirnis gefunden.
Hast du bzw. habt ihr konkrete Erfahrungen mit der Urinbeständigkeit? Sprich: Wäre das auch für Teile geeignet, die (dauerhaft) direkt bepieselt werden?
Wie "nagefest" ist das Zeug?
Und streichst du bzw. streicht ihr von Zeit zu Zeit neu?

- Ich möchte meinen EB gerne abschleifen und neu imprägnieren, weil's beim ersten Mal mit dem Epoxidharz nicht richtig geklappt hat (was allerdings an mir lag und nicht am E'harz). Sabberlack ist mir nach wie vor unsympathisch, daher hatte ich eigentlich vor, wieder E'harz zu nehmen.
Falls Leinölfirnis allerdings auch definitiv dauerhaft urinfest und nicht allzu leicht abnagbar ist, würde ich evtl. diese natürliche Alternative ausprobieren...

FraGrü,
Mooni

P.S. Weiß eigentlich jemand, ob reines Leinöl eine genauso harte/beständige Schicht bildet wie Leinölfirnis, wenn man es ausreichend lange trocknen lässt?
 
gute frage, mooni. bin gespannt auf die antwort, da ich leinölfirnis nur als extrem duftintensiv und fast "schnüffelfähig" kenne. kann mir eigentlich nicht vorstellen, das auch nur ansatzweise in tiernähe zu bringen... *grübel*
 
Abnagbar ist es definitiv nicht, denn der Firnis zieht in das Holz ein. Der Firnis kann mit z.B. Terpentin oder Terpentinersatz verdünnt werden, wodurch er schneller und tiefer in das Holz eindringt. Die Verdünnung ist nach wenigen Stunden verdunstet. Egal ob verdünnt oder nicht, wird nach dem Streichen etwa 1/2 - 1h später der noch nicht eingezogene Teil des Öls entfernt. In dieser Zeit polymerisiert der Firnis noch kaum, die Reste ziehen also immer noch tiefer in das Holz ein.
Etwa 15-30h nach den Streichen ist die Oberfläche dann 'trocken' - sie fettet nicht mehr. Bis der Firnis komplett 'fest' ist, dauert etwa bis zu 48h nach dem streichen. Da die Oberfläche vom Holz allerdings komplett getränkt ist, ist es nicht nötig, mehrere Schichten aufzutragen. Etwa 24h nach dem Streichen kann das versiegelte Holz problemlos weiter behandelt werden.

Der Firnis selber bildet bei der Polymerisation ein Harz, die Oberfläche des Holzes ist dadurch mit einer wasserdichten (bzw. wasserabweisenden), gasdurchlässigen Harzschicht getränkt. Daher kann der Firnis nicht abgenagt werden, aber natürlich kann das Holz selber zernagt werden. Wenn dabei die Harzschicht zernagt wird, fehlt an der betroffenen Stelle die Versiegelung, wie es bei einer zernagten Lackschicht auch der Fall wäre.
Ich vermute, dass der Firnis unverdünnt etwa 0.5-1mm tief in das Holz ein zieht. Ich kann aber gern einen Probeanstrich machen und ein Foto vom Querschnitt liefern. Eine Lackschicht wäre deutlich dünner, und nur auf der Oberfläche.
Eine angenagte Stelle kann einfach ohne großartige Nachbehandlung neu gestrichen werden.

Ich hab bei meinem EB-Aufsatz die Bodenplatte mit Leinölfirnis behandelt. Allerdings ist darauf eine Heuschicht die mehrere cm hoch ist, die Bodenplatte kommt also nicht direkt mit Urin in Verbindung. Ich gehe allerdings davon aus, dass der Urin einfach an der Oberfläche trocknen würde. Ich hab bei meinem neuen EB vorgestern einen Test mit Wasser gemacht, bei dem das Wasser von der Oberfläche abperlte, obwohl die Oberfläche nicht mehr ölig war. Etwa 30 Minuten später ist von den Wassertröpfchen ein Großteil verdunstet, später war davon gar nichts mehr zu sehen. Vermutlich wird Urin darauf auch nur trocknen, und lässt sich später abwischen. Ich mach aber gerne auch ein paar Probe-Oberflächen an Stellen, wo meine Mäuse gerne und lange sitzen, und dem zufolge vermutlich auch oft hin pinkeln (in einer Nische unter dem Laufrad, direkt neben dem Futternapf).

Da der Firnis für die Polymerisation relativ lange braucht, und dafür viel Sauerstoff benötigt wird, kann man den Firnis noch mehrere Tage nach dem Anstrich riechen. Es ist aber nicht der Geruch von irgend welchen Lösungsmitteln, denn davon sind keine enthalten. Es ist das Leinöl selber. Der Geruch ist in einem geschlossenen Raum nach etwa einer Woche vollständig verflogen. Es ist aber ein IMHO angenehmer Geruch, also keinesfalls mit dem Geruch von Farben vergleichbar. Und da keine Lösungsmittel enthalten sind, ist das Schnüffeln derselben natürlich nicht möglich.
Der Geruch ist ähnlich dem von frischem Linoleum, da auch im Linoleum Leinölanteile enthalten sind.

Leinöl weist die selben Eigenschaften auf, es 'verharzt' genau so. Allerdings ist damit in mehreren Wochen bis Monaten zu rechnen, je nach Temperaturen und Zusammensetzung.
 
Nabend.

Ich mach aber gerne auch ein paar Probe-Oberflächen an Stellen, wo meine Mäuse gerne und lange sitzen, und dem zufolge vermutlich auch oft hin pinkeln (in einer Nische unter dem Laufrad, direkt neben dem Futternapf).
Das wäre super. =)
(Ich bin ja kein Chemiker, aber als Halb-Laie denk' ich, dass es schon einen Unterschied macht, ob man Wasser drauf gibt oder eine schwache Säure (Urin)... oder? Nicht alles, was wasserfest ist, erträgt ja auch Urin.)

Ich hab' gerade beim Suchen noch entdeckt, dass Schattenschwinge für seinen Käfig wohl Leinöl benutzt hat. - Falls du das hier liest, magst du deine Erfahrungen posten? =)
Außerdem gibt es in einem anderen Forum einen Thread mit sehr positiven Erfahrungen (Leinöl auf Regal-EB-Brettern). Da ich nicht weiß, ob ich das hier verlinken darf: Bei Interesse nach "Rattenforum Leinöl" googlen...

LiGrü,
Mooni (inzwischen ernsthaft über Leinölfirnis nachdenkend... Andererseits will ich halt meinen EB nicht "riskieren", dazu steckt mir zuviel Geld drin. Hm.)
 
Dass Urin ja kein PH-neutrales Wasser ist, ist klar. Kann gut sein, dass es die Harzschicht angreift.
Ich versuch das mal genauer zu betrachten. Die Pinkelfläche wird aber vermutlich frühestens am WE bereit sein.
 
ihr verwirrt mich.
ich dachte immer, harze jeglicher art und starke ätherische öle wären nix für mäusemägen und -nasen? *grübel*
leinöl riecht doch mindestens genauso stark wie kiefernharz oder dergleichen.....

ungehorsam, waldorschülerin, jahrelang in mit leinölfirnis getränkten vollholzparkett-klassenzimmern unterwegs (mal abgesehen davon, dass wegen einem sich selbst entzündeten leinölputzlappen im mülleimer die schule nur knapp einem brand entging und alles schwarz verräuchert war *umkipp*)
 
Morgen.

ich dachte immer, harze jeglicher art und starke ätherische öle wären nix für mäusemägen und -nasen?
leinöl riecht doch mindestens genauso stark wie kiefernharz oder dergleichen.....
Nun ja - Lack ist auch nichts für Mäusemägen... ;-)
Ich weiß btw auf Anhieb gerade nicht, ob das Harz von Nadel-/Steinobsthölzern an der Luft komplett aushärtet. Ich kenne das nur als halbfest und klebrig - und das ist definitiv schlecht für Mäusemägen. Wenn Leinöl steinhart wird, kann's vermutlich den Magen auch nicht verkleben... denke ich. Epoxidharz (d.h. Kunstharz) verklebt ja beispielsweise ausgehärtet auch nichts mehr, kann "nur" splittern.

Was den Geruch angeht, schreibt jaw ja, der verflöge innerhalb einer Woche. Ob das wirklich so ist, kann ich aber mangels Erfahrungen nicht beurteilen.

LiGrü,
Mooni
 
Die Firnisüberstände am Verschluss der Dose sind komplett fest. Man kann das Zeug nicht biegen, es bricht dabei sofort. Ein Verkleben im Magen ist ab ca. 24h nach dem Anstrich nicht mehr möglich, denn es klebt nichts mehr. Der Teil, der ggf. noch nicht abgebunden hat, ist ein flüssiges Öl, das ebenfalls nicht klebrig ist. Weichmacher sind nicht drin, es kann also auch zu keiner Versprödung kommen.

Linöl(firnis) ist kein ätherisches Öl. Meine Mäuse können und konnten sich aussuchen, ob sie sich lieber im unteren Teil aufhalten, der völlig unbehandelt ist (Aqua mit Dachterrasse) oder im Schrank darüber, der ist behandelt. Meistens sind sie oben. Der Schrank ist für meine Nase übrigens völlig geruchsfrei (ausser Heu und Mausgeruch). Wenn das Holz nachbehandelt wird, riecht es natürlich erst wieder - ähnlich wie bei einem frisch gebohnerten Fußboden. Die Mäuse stört es nicht. Bei einem frischen Anstrich würde ich allerdings bevor die Mäuse rein dürfen erst mal 3 Tage warten. Bei einem Lack würde ich sie nicht vor 1-2 Wochen rein lassen.
Lack dünstet nach dem Streichen auch noch mehrere Tage lang deutlich riechbar Dämpfe und Gerüche aus. Der Geruch ist in der 'Duftnote' und auch in der Intensität ähnlich.

Ich hab meinen neuen EB am Sa. Nachmittag behandelt und am Abend dann im Wohnzimmer aufgebaut. Inzwischen ist von der behandelten Fläche (immerhin ca. 4 qm behandelte Holzoberfläche) nur noch ganz wenig Geruch im ca. 14 qm großen Raum. Ich merks nur, wenn ich in den Raum rein gehe, und den Unterschied habe. Im Raum selber fällt es gar nicht mehr auf.

Harz von Nadelbäumen bildet sich im Laufe von mehreren 1000 Jahren komplett zu Bernstein um. Aber so lange kann man beim EB-Bau nicht warten ;-)
 
So ausführlich wie Jaw könnte ich es nicht erklären. Ich bin allerdings ein großer Fan von geöltem Holz und Lacken eher abgeneigt. Bei uns zu Hause ist praktisch alles Holz geölt, das meiste mit Leinöl Firnis. Da es gesundheitlich unbedenklich ist und sehr schnell polymerisiert und ausdünstet, hab ich´s auch für Aufbauten und Etagentischchen verwendet, ja.

Meiner Erfarung nach ist das behandelte Holz relativ urinfest. Man kann es gut abwischen oder abbrausen, und auch die (oft gründlich bepinkelten) Tischchen riechen danach nicht bis kaum. Nachteil: die Holzoberfläche wird durch den Urin leicht fleckig und sieht dann nicht mehr so schön aus. Nachstreichen muss man auch hin und wieder - mach ich, wenn bei uns alles andere auch nachgeölt wird, ca. 1 x im Jahr. Richtet sich aber nach dem Grad der Verschmutzung - die Tischchen häufiger als die Aufbauten.

Annagen wird durch das Firnis nicht verhindert; bei Bedarf muss man halt, wie jaw schon schrieb, einfach nachölen.

Ich habe allerdings hier keine Vergleichsmöglichkeiten zwischen Leinöl und anderen Versiegelungsmethoden - von daher kann ich nicht sagen, ob Firnis-imprägniertes Holz evtl. lieber benagt oder bepinkelt wird als lackiertes oder Epoxid-geharztes Holz.
 
noch was zum Geruch:
Heute Mittag hab ich schnell ein Holzplättchen gestrichen und habs einziehen lassen. Vor etwa 2h hab ich es in den besagten Winkel gelegt. Eben saß eine Maus drauf und fühlte sich durch den Geruch offensichtlich nicht im Geringsten gestört, sonst hätte sie ja den anderen Winkel unter dem Laufrad aufgesucht. Sie verhielt sich genau so wie sonst auch immer.
 
hm. mäuse essen auch schokolade, obwohls giftig ist und sie rennen auch in zu kleinen laufrädern ;-)
 
jepp, aber sie dürftens ja von mir aus auch annagen, es ist ungiftig, und der Geruch scheint ihnen egal zu sein - drauf gepinkelt wurde allerdings bis jetzt wohl noch nicht.
 
Moinsen.

Mir ist gerade noch was eingefallen:
Reagiert Leinöl(firnis) irgendwie negativ auf Alkohole?
Sprich: Kann man eine leinölversiegelte Oberfläche unbesorgt desinfizieren (Bactazol o.ä.) oder wird die Versiegelung davon angegriffen? Falls letzteres zutrifft, reicht aber neues Überstreichen, oder?

FraGrü,
Mooni
 
ich würde spontan sagen, dass mit Alkohol zwar der noch nicht polymerisierte Teil verdünnt und gelöst werden kann, aber der ausgehärtete Teil nicht. Ich probiers mit Spiritus (96%) an dem Probestück aus.
 
Huhu,

ich melde hiermit meinen Versuch an: =) Die Etage meiner Rennmäuse Monty & Fatty Python habe ich einfach dick mit Leinöl gestrichen, etwa 1 Woche gut durchtrocknen lassen und evtl. Reste abgewischt. Sie ist erst wenige Tage im Einsatz, aber ich habe heute eingetrocknete Urinflecken abgewaschen (d.h. sie waren nicht ins Holz eingezogen). Wie lange diese Imprägnierung funktioniert, weiß ich natürlich noch nicht. ;-)

Werde dann berichten, wie zufrieden ich langfristig bin. :D

LG igelchen
 
Guten Morgen,

ich habe mal vor Jahren einen Tip von nem befreundeten Tischler erhalten. Nach dieser Anleitung habe ich die Platte meines Esstisches behandelt. Wird heute noch benutzt + eindringen tut da nix.

Damit das Leinöl tief ins Holz eindringt verfährt man ungefähr so (hoffe ich habe es noch richtig in Erinnerung)

Leinöl (ohne Terpentin oder sonstiges) in einem Gefäß, am besten in nem Wasserbad, stark erhitzen
Wasser zum Kochen bringen
3 Lappen bereitlegen
Gummihandschuhe

1. Holz mit gröberen Schmirgelpapier behandeln

2. Tuch, getränkt mit sehr heißem Wasser, das Holz abwischen
danach mit sehr feinem Schmirgelpapier kurz das Holz nachschmirgeln
(wirklich nur kurz über das Holz fahren;durch das heiße Wasser quilt das Holz etwas auf)

3. Tuch, gut getränkt mit dem heißen Leinöl, das Holz einreiben

4. Mit trockenem Tuch das überschüssige Öl leicht abwischen

4. Nach ca. 2 Stunden mit dem ersten Öltuch (nicht nochmal in Öl tauchen) das Holz erneut einreiben

Die Trockenzeit dauert ein paar Tage + riecht etwas.

Liebe Grüße

Sophia
 
Last edited:
Hallo.

Da ich wahrscheinlich nächste Woche den EB "überarbeiten" werde (damit bald wieder ein Hampster einziehen kann ;-) ), krame ich das hier mal hoch.

jaw, was hat denn dein Spiritus-Versuch ergeben?
igelchen, wie zufrieden bist du bisher?
sophia, verspätet noch danke für die Tipps. =) Nach der ersten Schicht abschmirgeln ist also (wie bei Lack) sinnvoll - das werde ich dann wohl auch machen.

LiGrü,
Mooni
 
Last edited:
ach ja richtig, da war ja noch was... das Musterplättchen liegt hier immer noch rum, es wurde fleissig drauf gepinkelt etc.

Spiritus muss ich noch testen *schäm* , und bei der Gelegenheit auch noch diverse andere Reinigungemittel (Benzin? schärfere Reiniger wird man in der Tierhaltung ja wohl hoffentlich nicht verwenden - evtl. noch WC-Reiniger als Test)

Ich will die Platte noch ansägen, aber ich kann um die Uhrzeit unmöglich die Kreissäge anwerfen, sonst würd ich das jetzt gleich noch schnell fertig machen ;-(

Ich mach das bis morgen Abend fertig.
 
Spiritus (94% Ethanol) ist gar kein Problem. Der Firnis löst sich nicht. Der Spiritus kann auch nicht durch die Firnisschicht in das Holz eindringen, sondern verdunstet an der Oberfläche.

Der Test:
Spiritus aufgetropft, einwirken gelassen, und mit einem Wattestäbchen verrieben. Das Wattestäbchen bleibt komplett weiß, und nach abgeschlossener Verdunstung ist vom Spiritus absolut nichts mehr zu sehen - kein Rand, keine Verfärbung o.Ä.
 
igelchen, wie zufrieden bist du bisher?
Monty und Python nutzen die Etage mit Vorliebe als Klo und ich bin völlig zufrieden mit der Urinbeständigkeit. Letzten Samstag hab ich sie erstmalig richtig sauber gemacht (d.h. abfegen, saugen und feucht wischen) und danach die Nase dran gehalten: Das roch einfach nur nach Holz und Leinöl. (Das Blechdosen-Sandbad hingegen riecht auch direkt nach dem Säubern nach nassem Sand und Urin. *kotz*)
Mittlerweile hat das Holz an einer Stelle Flecken bekommen, allerdings hatten die Jungs die Etage dort mit einem Sand-Zeitungsschnippsel-Streu-Gurken-Urin-Gemisch einbetoniert. :D Ich überlege noch, wie ich solche Beton-Stellen zukünftig vermeide...

LG igelchen
 
Back
Top Bottom