Wie dein Leben angefangen hat, weiß ich nicht, Merapi. Aber im Sommer vergangenen Jahres wurdest du zusammen mit einigen anderen Mäusen in einer Tupperdose ausgesetzt, ich gehe also davon aus, daß der Mensch, bei dem du vor mir warst, es nicht allzu gut mit dir und deinen Verwandten gemeint hatte. Irgend jemand fand diese Tupperdose, bevor die darin sitzenden Mäuse erstickten.
Du zogst zusammen mit 4 anderen schnatternden und niesenden Mädels und zwei Männern bei mir ein. Bei der Vergesellschaftung mit drei Kastraten und Medea fielst du sofort auf: als kleine dominante Hexe, die ganz und gar nicht bereit war, Medea, die bis dahin Chefin gewesen war, weiterhin gewähren zu lassen - ja, sogar einer der Jungs, Herkules, floh piepsend ins Haus, als du ihn auf deine Art begrüßt hast. Mir war klar: hier kommt ein Wirbelwind, eine Zicke, eine Naturkatastrophe. Dein Name war schnell gefunden: Merapi ist ein Vulkan auf Java, einer der aktivsten weltweit.
In der folgenden Zeit hatte Herkules nicht immer zu lachen, wenn du explodiert bist. Mehrmals pro Woche gab es kleine Jagden, wobei jede andere Maus verjagt wurde, wenn dir danach war. Auch die Jungs wurden resolut in die Schranken gewiesen, wenn sie sich an einem amourösen Minütchen versuchten. Ich habe scherzend gesagt: wenn hinten etwas Weißes rennt und vorne einer der Jungs wegläuft, so ist es Merapi.
Merapi, du warst eine resolute Dame, ein Charakterkopf. Doch du wurdest älter, du wurdest sehr viel ruhiger. Merapi verlor ihre Explosivität, sie ging nicht mehr in die Luft. Niemand piepste mehr im Weglaufen, niemand jagte mehr. Ich schätzte dich auf ein knappes Jahr, als du bei mir einzogst. Du warst noch ein Jahr bei mir - das ist ein halbes Mäuseleben. Ich bin froh darüber. Du hast so viel nachholen können. Ich hoffe, daß du bei mir eine schöne Zeit hattest.
Vor etwa zwei Monaten kam der Tumor. Er wuchs rasch, stagnierte dann und blieb so. Du hast jeden Abend dein Lieblingsessen bekommen, ich wollte dir die letzten Wochen so schön wie möglich machen - und du hast deine Zeit genutzt und bist noch mal aufgeblüht. Lange Zeit behinderte der Tumor dich überhaupt nicht, und du warst eben, wer du warst, nur weitaus sanfter als früher. Aber ich habe gewußt, daß es nicht ewig so bleiben kann - seit einigen Tagen war der Tumor weiter gewachsen. Und ich habe damit gerungen, ob es nun an der Zeit sei, dich gehenzulassen. Aber nein, du warst da, jeden Abend, hast gewartet, gebettelt, das Futter weggetragen. Ich wollte dir keine einzige schöne Minute nehmen, aber den Moment nicht verpassen, an dem du beginnst, Schmerzen zu haben, damit du nicht leiden mußt. Heute abend habe ich dir eine Portion Nutri gegeben, du hast sie aufgeschlabbert, dich zu Herkules (ausgerechnet Herkules!) gelegt und mit schweren Atemzügen die Augen geschlossen. Das war der Moment, an dem ich mich entschieden habe. Sindbad und Flokati haben dich bei deiner letzten Reise begleitet, Flokati hat noch dein Köpfchen geputzt. Sie sind zu dir ins Haus gegangen, als du im Haus lagst und nach der Spritze eingeschlafen bist. Ich wünschte, du hättest noch mehr Zeit gehabt. Ich wollte nicht, daß du unter Schmerzen gehen mußt. Bitte verzeih mir. Für dich sollte es Erlösung sein, meine Kleine.
Mein Mädchen, ich habe mich jetzt eine Woche lang jeden Abend von dir verabschiedet, weil ich nie wußte, ob du es in der Nacht allein schaffen würdest. Jeden Abend und jeden Morgen habe ich zuerst nach dir geschaut, um abzuwägen, ob heute der Tag sei, an dem ich dich gehenlassen würde, damit du nicht leiden mußt. Danke, daß ich dich kennenlernen durfte. Du warst eine tolle Persönlichkeit, resolut und eigensinnig, ganz und gar kein einfacher Charakter, aber eine starke Anführerin. Deinen resoluten Blick hast du bis zuletzt behalten.
Leb wohl, Merapi, kleiner Vulkan, zuletzt haben deine Jungs dich alle geliebt, und in meinem Herzen wirst du sowieso immer einen Platz haben.
Der Tumor vor etwa zwei Wochen. Sindbads Köpfchen.
Du zogst zusammen mit 4 anderen schnatternden und niesenden Mädels und zwei Männern bei mir ein. Bei der Vergesellschaftung mit drei Kastraten und Medea fielst du sofort auf: als kleine dominante Hexe, die ganz und gar nicht bereit war, Medea, die bis dahin Chefin gewesen war, weiterhin gewähren zu lassen - ja, sogar einer der Jungs, Herkules, floh piepsend ins Haus, als du ihn auf deine Art begrüßt hast. Mir war klar: hier kommt ein Wirbelwind, eine Zicke, eine Naturkatastrophe. Dein Name war schnell gefunden: Merapi ist ein Vulkan auf Java, einer der aktivsten weltweit.
In der folgenden Zeit hatte Herkules nicht immer zu lachen, wenn du explodiert bist. Mehrmals pro Woche gab es kleine Jagden, wobei jede andere Maus verjagt wurde, wenn dir danach war. Auch die Jungs wurden resolut in die Schranken gewiesen, wenn sie sich an einem amourösen Minütchen versuchten. Ich habe scherzend gesagt: wenn hinten etwas Weißes rennt und vorne einer der Jungs wegläuft, so ist es Merapi.
Merapi, du warst eine resolute Dame, ein Charakterkopf. Doch du wurdest älter, du wurdest sehr viel ruhiger. Merapi verlor ihre Explosivität, sie ging nicht mehr in die Luft. Niemand piepste mehr im Weglaufen, niemand jagte mehr. Ich schätzte dich auf ein knappes Jahr, als du bei mir einzogst. Du warst noch ein Jahr bei mir - das ist ein halbes Mäuseleben. Ich bin froh darüber. Du hast so viel nachholen können. Ich hoffe, daß du bei mir eine schöne Zeit hattest.
Vor etwa zwei Monaten kam der Tumor. Er wuchs rasch, stagnierte dann und blieb so. Du hast jeden Abend dein Lieblingsessen bekommen, ich wollte dir die letzten Wochen so schön wie möglich machen - und du hast deine Zeit genutzt und bist noch mal aufgeblüht. Lange Zeit behinderte der Tumor dich überhaupt nicht, und du warst eben, wer du warst, nur weitaus sanfter als früher. Aber ich habe gewußt, daß es nicht ewig so bleiben kann - seit einigen Tagen war der Tumor weiter gewachsen. Und ich habe damit gerungen, ob es nun an der Zeit sei, dich gehenzulassen. Aber nein, du warst da, jeden Abend, hast gewartet, gebettelt, das Futter weggetragen. Ich wollte dir keine einzige schöne Minute nehmen, aber den Moment nicht verpassen, an dem du beginnst, Schmerzen zu haben, damit du nicht leiden mußt. Heute abend habe ich dir eine Portion Nutri gegeben, du hast sie aufgeschlabbert, dich zu Herkules (ausgerechnet Herkules!) gelegt und mit schweren Atemzügen die Augen geschlossen. Das war der Moment, an dem ich mich entschieden habe. Sindbad und Flokati haben dich bei deiner letzten Reise begleitet, Flokati hat noch dein Köpfchen geputzt. Sie sind zu dir ins Haus gegangen, als du im Haus lagst und nach der Spritze eingeschlafen bist. Ich wünschte, du hättest noch mehr Zeit gehabt. Ich wollte nicht, daß du unter Schmerzen gehen mußt. Bitte verzeih mir. Für dich sollte es Erlösung sein, meine Kleine.
Mein Mädchen, ich habe mich jetzt eine Woche lang jeden Abend von dir verabschiedet, weil ich nie wußte, ob du es in der Nacht allein schaffen würdest. Jeden Abend und jeden Morgen habe ich zuerst nach dir geschaut, um abzuwägen, ob heute der Tag sei, an dem ich dich gehenlassen würde, damit du nicht leiden mußt. Danke, daß ich dich kennenlernen durfte. Du warst eine tolle Persönlichkeit, resolut und eigensinnig, ganz und gar kein einfacher Charakter, aber eine starke Anführerin. Deinen resoluten Blick hast du bis zuletzt behalten.
Leb wohl, Merapi, kleiner Vulkan, zuletzt haben deine Jungs dich alle geliebt, und in meinem Herzen wirst du sowieso immer einen Platz haben.


Der Tumor vor etwa zwei Wochen. Sindbads Köpfchen.
