Muireann

vindoatus

Mäusologie-Meister*in
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Kleine Kämpferin. Unerschütterlicher Wille. Sensible Seele. Mit ganzer Kraft am Leben festgehalten, und doch mußte sie loslassen.
Die Greifswalder Labormäuse kamen aus einem Labor zur Herstellung neuer Medikamente und lebten ein halbes Jahr unter Laborbedingungen. Sie alle ließen dort ein Stück von sich selbst.
Es dauerte sehr lange, bis ihnen ein halbwegs normales Mäuseleben möglich war. In Stressituationen verfielen sie in trancehafte Kreiselbewegungen, in die sie sich hineinsteigerten. Vergesellschaften war unmöglich, weil sie schwerst verhaltensgestört waren, so lebten sie in Zweiergruppen. Muireann lebte mit Blathnaid zusammen. Über Wochen hinweg gewöhnte ich ihr Immunsystem, das schon mit einem Heuhalm überfordert war, an Streu, Stroh, Heu, Normalfutter. Nach Monaten konnten diese Tiere endlich ein Nest bauen und schliefen im Versteck statt frei im Gehege.
Wer sie oberflächlich betrachtete, hätte meinen können, sie hätten keine Angst vor Menschen, weil sie nicht wegliefen und sich versteckten, aber tatsächlich hatten sie ihre Furcht vor Menschenhänden nie völlig abgelegt. Viele Labormäuse, die ich hatte, zeigten dieses Verhalten: anstatt sich zu verstecken, sitzen sie erstarrt in einer Ecke, schließen die Augen, am ganzen Leib bebend, und fügen sich in ihr Schicksal. Welch unvorstellbares Vertrauen müssen Labormäuse zeigen, die im "Einsatz" waren, wenn sie dennoch bereit sind, einem Menschen Futter aus der Hand abzunehmen.
Man weiß nicht, wie weit das Erinnerungsvermögen einer Maus reicht, ich habe immer gehofft, daß sie vergessen haben, aber ich ahnte, daß manche Verletzungen der Seele auch bei Tieren niemals völlig heilen.
Die beste Therapie waren Zeit, Ruhe und Geduld. Sie würden nie das Leben anderer, "normaler" Farbmäuse führen, aber das mußten sie auch nicht. Sie sollten einfach sie selbst sein dürfen.

Sie wurden alle alt, Blathnaid starb als erstes, sie bekam einen seltenen Tumor am Schwanz, ein Hämangiosarkom. Sie starb an Herzversagen, sie hatte ein Herzgeräusch, es war heißer Sommer. Muireann war allein, und ich mußte die Greifswalder vergesellschaften, ich wählte Miros Gruppe. Und Gottseidank konnten sich die Greifswalder einfügen. Muireann kam gut mit den anderen zurecht. Caoimhe mußte ich einschläfern lassen, weil sie durch eine Herzschwäche Wasser in der Lunge bekam und im Hochsommer an Atemnot litt. Siobhan starb für mich überraschend eines Tages mitten beim Fressen im Futternapf liegend.

Muireann wurde 2 Jahre und sieben Monate alt.
Backoblaten waren ihre Leidenschaft. Sie konnte mehrere Oblaten hintereinander verdrücken, obwohl sie so winzig war. Wenn jemand ihr ein Stück streitig machen wollte, wurde sie ungnädig. Als sie durch den Grauen Star kaum noch sehen konnte, orientierte sie sich am Gehör und an den anderen Mäusen, von denen sie sich zum Futter führen ließ. Wenn sie allabendlich glückselig in sich versunken Oblaten knusperte, war sie ganz in ihrer eigenen, schönen Welt.
Seit vielen Monaten habe ich sie nicht mehr dabei beobachtet, in Kreiselbewegungen zu verfallen. Diese Stereotypie hatte sie wirklich überwunden. Sie hatte gelernt, daß es andere Möglichkeiten gibt, mit Stress umzugehen.

Sie hat so gerne gelebt. Sie wollte nicht gehen, nicht loslassen. Aber ihr Körper war alt, und so sehr die Kämpferin in ihr auch kämpfte, am Ende ging es nicht mehr. Seit längerem hatte sie Unsicherheiten im Hüftbereich, vielleicht Arthrose, doch nun kamen Lähmungen hinzu. Schließlich verlor sie vermutlich durch einen Schlaganfall die Kontrolle über Darm und Blase, der Hintern war verschmiert, sie konnte sich nicht mehr putzen. Es hätte sich entzündet. Deswegen beschloß ich, sie gehen zu lassen. Sie wollte immer noch nur fressen, und ich drückte ihr ein Stück Oblate in die Pfoten, bevor sie die Spritze bekam. Sie hatte bereits ein Herzgeräusch wie ihre anderen Laborfreundinnen, und so schlief sie bald für immer ein.
Es tut mir so leid, weil ich weiß, daß sie noch ewig hätte leben mögen, wenn es denn möglich gewesen wäre. Aber das war es leider nicht.
Gleichzeitig weiß ich auch, daß der Schrecken für sie nur sehr kurz war und daß sie bis zuletzt intensiv gelebt hat, und das ist etwas sehr Schönes.

Leb wohl, Muireann, schlaf schön. Danke für das, was ich durch euch Greifswalder gelernt habe. Danke für dein Vertrauen.

Du bleibst in meinem Herzen.



Die Labormäuse nach ihrer Ankunft bei mir. Die Vierergruppe zerfiel blutig, und ich trennte sie in die zwei ursprünglichen Zweiergruppen.
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Muireann lebte mit Blathnaid zusammen, beide bauten sich ein entzückendes Nest in einem Stück Bettlaken:
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Nach der Vergesellschaftung in Miros Gruppe schauten sich die Greifswalder noch vieles von den anderen Mäusen ab, z.B. wie man Gras erntet oder welche Blüten am leckersten sind.

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Miro putzt Muireann...
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... Siwa möchte auch geputzt werden, also darf Miro beide Mädels putzen.
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Backoblaten hat sie geliebt.
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*drück* *drück*

Armes Omilein *heul* machs gut hinter der RBB und genieße die vielen Backobladen dort
 
So ein stolzes Alter hat sie erreicht, die tapfere Muireann!
Komm gut drüben an, hübsches Binchen! Du durftest noch ein tolles Mäuseleben kennen lernen!

*drück*

LG, sevenofnine
 
machs gut kleine muireann *traurig* du warts so ein tapferes kleines mausel.

vindo vielen dank, dass wir an ihrem leben teilhaben durften. es war sehr schön die kleine hutzelomi zu begleiten. *drück*
 
*traurig*
Gute Reise,sie hat ein wundervolles Alter erreicht und ein schönes Leben bei dir gehabt.*drück*
 
Machs gut, Du Süße*Abschied*
Man hat das gefühl, Dich gekannt zu haben durch Wibkes Geschichten=)*traurig*
 
Es tut mir leid, dass die kleine Muireann gehen musste... *traurig*

Aber sie hatte bei dir sicher noch ein schönes Leben und das ist die Hauptsache. Das wird sie dir sicher nie vergessen...

Mach's gut kleine Muireann...
 
Ich kanns immer noch nicht glauben... *heul* Hatte die kleine durch deine Geschichten, Vindoatus, so sehr ins Herz geschlossen... So eine besondere Maus. *Herz*
Hab eine schöne Zeit im Regenbogenland kleine, tapfere Muireann... *Abschied*
*traurig*
 
Schön, dass die kleine noch gute 2 Jahre bei dir leben konnte und erleben durfte, wie schön das Leben mit anderen Mausels sein kann, sie wird dir unheimlich dankbar gewesen sein *drück*

Machs gute Süße,m nun siehst du deine Freundin wieder und kannst wieder ohne Hüftleiden durch die Gegend hopsen *Abschied*
 
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