Tumor am Schwanz

vindoatus

Mäusologie-Meister*in
Messages
3.505
Reaction score
0
Hallo,


ich mache dazu mal einen Thread auf, weil ich neugierig bin, ob jemand solch einen Fall schon mal hatte.
Die Patientin ist weiblich, kommt aus einem Labor in Greifswald und wird im Juni 2 Jahre alt.

Tumore am Schwanz habe ich noch keine gesehen, sonst bekommen Mäuse ja meistens Tumore an der Flanke oder an der Kehle/verdickte Lymphknoten. An der Pfote habe ich auch schon mal einen Tumor gesehen (das war allerdings bei einer Maus von Inge), am Schwanz aber noch keinen.

Das Gebilde ist schwarz, liegt direkt unter der Haut und ist recht fest, also keine Flüssigkeitsansammlung (Blutansammlung), wie ich zuerst dachte. Das Blutgefäß schimmert deutlich durch, aber da auch bei den anderen drei Damen aus demselben Laborstamm das Blutgefäß so deutlich zu erkennen ist, sehe ich das hier als normal an.

Hat jemand schon mal etwas ähnliches an seiner Maus gesehen?
Die Maus scheint es nicht zu stören, sie putzt sich auch nicht daran, es ist einfach da.

Auf dem zweiten Foto ist eine kahle Stelle erkennbar, die auf eine alte Verletzung zurückgeht, mit der die Maus schon zu mir kam. Die Stelle war nie entzündet, allerdings putzt die Maus sich dort selbst das Fell weg (mit der Schnauze, sie kratzt nicht daran), und da diese Stelle immer unverändert blieb, mache ich nichts daran. Es geht hier also um die dunkle Beule am Schwanz.

Da es eine alte, schon recht altersschwache Maus ist, die zudem lebenslang Panik vor der Menschenhand hatte (sie war 6 Monate im Labor), habe ich eigentlich nicht vor, sie mit Punktieren etc. zu stressen. Vielleicht wächst das Teil ja langsam vor sich hin, solange es nicht stört, ist es ja egal, ob es da ist oder nicht. Und die Maus soll im Grunde nur ruhig ihre letzten Wochen verbringen dürfen.
Dennoch: Hat jemand so was schon mal gesehen?


IMG_1138.jpg


IMG_1137.jpg
 
(Bevor hier gar keine Reaktionen kommen)

Nein, noch nicht gesehen. Würde wohl persönlich dazu tendieren, sie post mortem rein interessehalber autopsieren zu lassen. Solange der Tumor sie nicht stört, würde ich sie jedenfalls nicht zu Lebzeiten zum TA schleppen. Der Tumor sieht zwar operabel aus (und falls er bösartig ist, wird er früher oder später wohl metastasieren, mit eventuell unschöneren Konsequenzen für Maus), aber auf den bloßen vagen Verdacht hin, und dazu bei einer alten Maus, würde ich einfach nur beobachten.

Ich schau mal, wenn ich heute abend dazu komme, in einem verwandtschaftlichen Dermatologiebuch nach. Meine, darin Bilder von etwas sehr ähnlichem gesehen zu haben.

Ansonsten kommen bei meinen Rudeln, wenn überhaupt, gelegentliche Lipome vor (interessanterweise fast ausschließlich bei den langhaarigen Kerlen, noch ein Nachteil) sowie selten Lymphome.

Borodin, dem dies einen willkommenen Anlass dafür gibt, mal endlich das Fahrrad in Betrieb zu nehmen
 
vindo, du schreibst zwar, es sei keine flüssigkeit drin, aber es sieht so nach einem aneurysma aus... *grübel*

hoffentlich kommt sie noch ein weilchen mit dem ding klar :-)
 
Danke euch beiden. =)

Mir scheint, das Ding ist in den letzten beiden Tagen gewachsen, insofern tendiere ich eventuell doch dazu, einen TA draufschauen zu lassen. Wäre die Maus jünger, würde ich sofort erwägen, notfalls den Schwanz zu amputieren, aber die Maus ist ja schon 2 Jahre alt, und zudem müßte ich sie danach ein paar Wochen auf Zellstoff halten, und bei der noch kommenden Lebenszeit rechne ich eher in Wochen als in Monaten. Und ich möchte sie ungerne ihre letzten Lebenswochen auf Zellstoff halten, gerade auch weil sie zu den verhaltensgestörten Labormausis gehört, für die ihr Gruppenduft enorm wichtig ist. Schwierig...
Ich will der Maus ja ihre letzten Wochen lebenswert gestalten und sie nicht mit Wundschmerz und auf Zellstoff gehen lassen.

Das Ding ist weiter nachgedunkelt und mittlerweile krustig-schwarz.

Eher aus Neugierde würde ich wie gesagt einen TA draufschauen lassen, aber ich habe immer Angst, daß die sofort punktieren wollen. ;-) Wollen sie ja auch. Insofern muß ich mal telefonieren, daß ich den gewünschten Doc kriege, der sich erst mal anhört, was ich nicht möchte, ehe er am Tier rumwerkeln mag.

Andererseits tendiere ich dazu, ein Tier nicht nur aus Neugierde zum TA zu schleppen, selbst wenn ich die TB immer mit Nistmaterial aus dem Gehege einrichte, bleibt der Stress. Wenn es nur um menschliche Neugierde geht, kann sie auch an der toten Maus gestillt werden.
Aber das Wachstum der letzten beiden Tage hat mich jetzt verunsichert.
Wiederum andererseits bleibt mir sowieso wenig Handlungsspielraum, eine OP kommt für das alte Tier nicht mehr in Frage. Ich rechne im Grunde damit, daß sich weitere Tumore/Metastasen zeigen und sie letzten Endes dann erlöst werden muß.

Auf jeden Fall sieht das Teil ziemlich bösartig aus.
 
könntest du nicht ein bild davon mit der beschreibung der situation an die g schicken und um ihre meinung bitten?
 
So was in der Art hat Ben mir gerade unfreiwillig per PN vorgeschlagen. :D
 
So, nach dem ich bei der G angerufen habe, war es das Beste, die Maus der TÄ vorzustellen. Ich war also noch heute abend dort, dann habe ich vor dem WE Gewißheit. Die Praxis schließt um 19.00 Uhr, und ich war um Viertel vor Acht draußen. Da ich einmal quer durch die Stadt fahren muß, habe ich es gerade so geschafft.

Blathnaid war sehr tapfer und drehte sich nicht einmal im Kreis (ansonsten Coping-Strategie dieser Tiere), sondern hat sogar das Stethoskop beschnuppert. Sie hat sich auch gleich ins Herz der TÄ geschlichen.

Diagnose: mit großer Wahrscheinlichkeit ein Hämangiosarkom, Begriffserklärung von hier:

Hierbei handelt es sich um einen bösartigen seltenen Tumor, der in den kleinen Blutgefäßen (Kapillaren) entsteht. Das Hämangiosarkom wird weiter unterschieden in: 1) Hämangiofibrosarkom, welches von den Zellen der Gefäßwand (Perithel) ausgeheht. 2) Hämangioendotheliom, welches von den Zellen der Gefäßauskleidung (Endothel) ausgeheht.


Ich habe mal wieder sehr viel von ihr gelernt. =) Nach dem ersten Blick erklärte sie, daß diese Stelle am Schwanz und das Aussehen absolut typisch für Maligne Melanome sei --- bei Rennmäusen! Renner seien dafür leider anfällig, bei Farbmäusen sei es eher untypisch. Nach dem Betasten war sie sich auch ziemlich sicher, daß zumindest etwas Blut enthalten sei, insofern stehen die beiden Vermutungen:

- Hämatom, verletzungsbedingt
- Hämangiosarkom, also Tumor einer Gefäßwand (und Einblutung)


Grundsätzlich ein seltener Fall, meinte sie. Aber: "In Einzelfällen tritt so was natürlich hin und wieder auf." Womit sie natürlich recht hat. *seufz*

Man müßte punktieren, um Klarheit zu erlangen, aber dazu wäre eine (leichte) Inhalationsnarkose nötig (ohne lasse ich es nicht machen, und ohne würde die G es auch nicht machen), aber als sie Blathnaid abhörte, stellte sie leider schon ein Herzgeräusch fest. Für eine Maus im Alter von 2 Jahren nicht ungewöhnlich, aber das erhöht das Narkoserisiko. Letzten Endes würde man das Blut, wenn es nur ein Hämatom wäre, ablassen, sie meinte aber, daß es wahrscheinlich wieder nachfließen würde. Bei einem Hämangiosarkom würde man den Schwanz amputieren, es wäre aber eine relativ tiefe Narkose nötig (schließlich würde man ja das Rückenmark durchtrennen), und eine tiefe Narkose würde die Maus aller Wahrscheinlichkeit nach nicht überleben. Die TÄ riet eher davon ab, den Schwanz zu amputieren, was sich ja auch mit meiner Meinung in diesem Fall deckt.

Wir sind jetzt so verblieben:
Handelt es sich tatsächlich nur um ein harmloses Riesenhämatom, würde es ja von allein abgebaut werden, was bei dieser Größe allerdings mind. 4 Wochen dauern wird.

Handelt es sich um ein Hämangiosarkom, hat es mit großer Sicherheit längst gestreut, da es so nah an der Schwanzwurzel liege und diese Tumore grundsätzlich rasch metastasieren würden. Allerdings ließen sich keine Verdickungen im Bauchraum ertasten.

Da die Beule aber leider in den letzten Tagen noch leicht anwuchs, ist ein Tumor wahrscheinlicher als nur ein Hämatom, denn wenn die Maus an einer Blutgerinnungsstörung leiden würde, wäre das längst aufgefallen.

Und da die Maus keinen Berührungsschmerz zeigt, ist ein Hämatom auch etwas unwahrscheinlicher als Krebs.

Es bleibt, abzuwarten. Die Maus zeigt keinerlei Schmerzen oder Beeinträchtigungen durch diese Beule. Sie wirkt auch nicht geschwächt. Ich persönlich hege die Hoffnung, daß die Kleine einfach irgendwann ihrem Herzfehler bzw. der Herzschwäche erliegen wird, ehe eventuell Metastasen doch ein Einschläfern nötig machen würden.

Ich habe jetzt erstmal die alten Hirsestengel rausgenommen und einen halbzernagten kleinen Ast, also das Unfallrisiko etwas minimiert, damit Blathnaid sich nicht an der Beule verletzen kann.

Im besten Fall ist es also ein Hämatom, dessen Ursache ich übersehen habe, das abgebaut wird, und die Maus wird irgendwann friedlich ihrer Herzschwäche erliegen.

Im schlimmsten Fall ist es ein rasch metastasierender Krebs, der vermutlich schon metastasiert hat, und der Maus bleiben noch einige wenige Wochen, ehe ich sie erlösen lassen muß.

Leider spricht die Tatsache, daß die Beule schon einige Tage weiterwuchs, eher für den zweiten Fall... *seufz*

Aber wer weiß, vielleicht wird Blathnaid doch eher an der Herzschwäche sterben als Probleme durch einen Tumor bekommen. Ich wünsche keinem meiner Tiere den Tod, klar, aber Altern und Sterben sind nicht aufhaltbar und gehören zum Leben dazu. Jedes Lebewesen hat genau einen ihm zugewiesenen Tod, und ich würde Blathnaid wünschen, daß ihr kleines Herz einfach irgendwann zu schlagen aufhört, während sie mit ihrer Freundin im Nest schläft.
 
Last edited:
Hallo,


das Ding wächst leider vor sich hin.
So sieht es inzwischen aus, macht der Maus aber noch immer keine Probeme:


Seitenansicht
IMG_1255.jpg



Draufsicht, man erkennt, daß das Gebilde immer krustiger außen wird.
IMG_1258.jpg



Aufsicht
IMG_1261.jpg



Ganze Maus, um das Größenverhältnis zwischen Mauskörper und Tumor zu erkennen.
IMG_1278.jpg
 
oh nein, das hört sich ja schlimm an *seufz*
ich wünsche der süßen maus alles alles gute und hoffe, dass es wirklich nur ein hämatom ist. wenn nicht, soll sie noch einen ganz tollen lebensabend haben 8was ich bei dir auch nicht bezweifle, vindo ;-) )
 
Nein, ein Hämaton war es nicht... Es war ein Tumor, der weitergewachsen ist.

Heute morgen ist Blathnaid vor meinen Augen gestorben. Es war Zufall, daß ich es miterlebte, denn wäre ich nur zwei Minuten später in den Raum gekommen, wäre sie schon tot gewesen.
Gegen 7.30 Uhr sah ich nach den Mäusen, Blathnaid lag auf der Seite und lag schon im Sterben. Sie krampfte kurz mit den Hinterpfoten, dann war nichts mehr. Ich hoffe, es war ein Herzversagen, und es ging schnell.

Gestern abend fraß sie noch wie üblich und zeigte keine Schmerzen. Der Tumor sah zuletzt so aus:

IMG_1320.jpg



Heute morgen war der Tumor etwas blutig, ich weiß aber nicht, ob sie daran herumgeknabbert hat oder ob er aufgegangen ist. Es war nicht genügend Blut, als daß sie hätte verbluten können, deswegen denke ich, ihr Tod war wirklich Folge der Herzschwäche, und heute ist es sehr heiß hier in Berlin, was den Kreislauf zusätzlich belastet.

Ihre Freundin Muireann, mit der sie ihr ganzes Leben lang zusammenlebte, hat sie nach ihrem Tod noch weitergeputzt. *seufz*
Jetzt vergesellschafte ich gerade.

Zuletzt ging es schnell mit dieser Sache. Aber die TÄ hatte mir ja auch letzte Woche klar gesagt, daß solche Tumore schnellwüchsig seien. Als Anhaltswert hatte ich etwa zwei Wochen, nun ist es nur noch eine gewesen.

Leb wohl, kleine Blathnaid, ich hoffe, du hast das Labor vergessen können...
Es ist ein schlimmer Tag heute.
 
Back
Top Bottom