Vitamin-C-Synthese

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Angelus Noctis

Gast
Moin!

Können Mäuse Vitamin C selbst synthetisieren? *grübel*


Angelus
 
Kurze Frage, kurze Antwort: ja! :D

Wenn du magst, schreib ich mehr dazu später...
 
Danke! :D

Ich les aber gern auch die ausführliche Variante. *heilig*

Und wo wir einmal dabei sind: Gibt´s noch mehr, die sie selber produzieren können außer C und D? *grübel*


Angelus
 
Ich les aber gern auch die ausführliche Variante. *heilig*

Und wo wir einmal dabei sind: Gibt´s noch mehr, die sie selber produzieren können außer C und D? *grübel*


Achtung Text... *Schlaumeier* :D

Die meisten Tierarten können Vitamin C selbst synthetisieren. Zu den Ausnahmen zählen u.a. der Mensch, Primaten, Meerschweinchen und obstfressende Fledermäuse, denen allesamt das Enzym L-Gulonolaktonoxydase fehlt.

Hefen und Bakterien sind in der Lage, fast alle Vitamine selbst herzustellen. Im Laufe der Evolution gingen verschiedenen Tierarten die Fähigkeiten verloren, verschiedene Vitamine herzustellen.

Warum ist das so?

Um das am Beispiel des Menschen zu erklären:
Unsere Vorfahren, die noch Vitamin C selbst herstellen konnten, ernährten sich wahrscheinlich viel von Vitamin-C-reichen Früchten. Sie nahmen damit genügend Vitamin C über die Nahrung auf. Langfristig konnten sich somit Individuen durchsetzen, die die Fähigkeit zur Vitamin-C-Synthese durch eine Mutation verloren hatten. Hätten unsere Vorfahren sich nicht Vitamin-C-reich ernährt, wären jene Individuen, die kein Vitamin C synthetisieren konnten, an Skorbut gestorben, vielleicht ehe sie sich fortpflanzen (und ihre Gene weitergeben) konnten. Eine bestimmte Ernährungsweise hängt also zusammen mit der Fähigkeit, bestimmte Vitamine selbst herstellen zu können oder auch nicht. Die Evolution "weiß" nun natürlich nicht: Hey, der ißt viele Früchte, also kann ich die L-Gulonolaktonoxydase ausknipsen! ;-)

Evolution funktioniert anders herum: jene Individuen, die diese Fähigkeit eingebüßt hatten, hatten keinen Nachteil; da sich diese Unfähigkeit aber evolutiv durchsetzte, müssen unsere Vorfahren durch die Unfähigkeit einen Vorteil gehabt haben. Bestimmte Vitamine nicht mehr selbst herzustellen, bedeutet weniger Energieaufwand. Langfristig betrachtet könnten z.B. jene Menschenvorfahren, die kein Vitamin C selbst synthetisiert haben, im Durchschnitt ein Kind mehr oder ein paar Jahre früher ein Kind gehabt haben als ihre Artgenossen, die Energie für die Synthese von Vitamin C verbraucht haben. Auf diese Weise setzte sich die Unfähigkeit, Vitamin C herzustellen, durch: und der modernde Mensch muß Vitamin C über die Nahrung zu sich nehmen.

Solche Beispiele finden sich bei vielen Tierarten. Katzen z.B. können Vitamin C selbst herstellen (ihre Vorfahren aßen ja auch keine Früchte), aber sie können Vitamin A nicht aus der Vorstufe Beta-Carotin herstellen, was wiederum der Mensch kann, der Hund übrigens auch. Katzen fressen die Leber ihrer Beutetiere mit und decken hiermit ihren Bedarf an Vitamin A.

Die Maus hatte keine fruchtfressenden Vorfahren. Wenn einer ihrer Vorfahren durch eine Mutation nicht mehr zur Synthese von Vitamin C fähig war, wurde er ausselektiert: er starb an Skorbut.

Hier habe ich die interessante Angabe gefunden, wonach eine Maus 275 mg/kg Körpergewicht/Tag an Vitamin C produziert.

Dieser Hersteller von Sonderdiäten für Labortiere schreibt:


Von den Laboratoriumstieren ist allein das Meerschweinchen wegen Fehlens der L-Gulonolaktonoxydase nicht in der Lage, Ascorbinsäure (Vitamin C) zu synthetisieren. Sämtliche andere kleine Versuchstierarten sind autark, d. h. nicht auf die Zufuhr von Ascorbinsäure mit der Nahrung angewiesen. Ihr Organismus vermag diese selbst zu bilden. Allerdings kann bei ihnen durch Belastungen (postoperative Zustände, Phasen raschen Wachstums), durch das Alter wie auch durch einen Mangel an bestimmten anderen Nähr- und Wirkstoffen (z. B. Vitamin A) die Eigensynthese merklich herabgesetzt sein.
Die Eigensynthese scheint zumindest bei Mäusen auch nach längerwährender extrakorporaler Zufuhr von großen Mengen Ascorbinsäure für einige Zeit zu sistieren (d.h. die Eigensynthese wird eingestellt bzw. unterbrochen).
Daher kommt es nach deren plötzlichem Absetzen und unter gleichzeitiger Fütterung der Mangeldiät vorübergehend zu niedrigen Blutspiegeln. Ascorbinsäure hat sehr kurze Halbwertszeiten im Organismus und kann nicht gespeichert werden. Die durchschnittliche Überlebenszeit von Meerschweinchen im absoluten nutritiven Mangel beträgt etwa einen Monat.
Nachweis des Mangels:
Der Vitamin-C-Status läßt sich durch Bestimmung der alkalischen Plasmaphosphatase und durch den Vitamin-C-Gehalt der Leukozyten erfassen.
Mangelsymptome:
Meerschweinchen: Skorbut, d.h. Appetitlosigkeit, Knorpel- und Bindegewebsschäden mit Wachstumshemmungen, Skelettschäden, Zahnanomalien, Gingivitis und ausgedehnten Blutungen im Gefolge. Gesteigerte Anfälligkeit für Infektionen.
Ratte: ganz vereinzelt sind bei Ratten in Phasen schnellen Wachstums spontane Veränderungen der Inzisiven (Dentinschäden und Frakturen) beobachtet worden, welche auch infolge der gleichzeitig abgesenkten Ascorbinsäurespiegel als skorbutisch interpretiert wurden.


Außer Vitamin C kann die Maus noch Vitamin K, Vitamin D, Inosit und B-Vitamine (B1, B2, B6, B12, Nicotinsäure, Pantothensäure, Folsäure, Biotin) selbst produzieren.

Vitamin K und die B-Vitamine werden allerdings nicht wirklich von der Maus selbst hergestellt, sondern von ihrer Darmflora. Auf diese Weise läßt die Maus Bakterien für sich arbeiten. E. coli z.B. produziert für sie Vitamin K, und B2 kann von E. coli, Proteus, Aerobacter synthetisiert werden.
Damit die Mäuse die produzierten Vitamine auch aufnehmen können, fressen sie ihren Blinddarmkot (Caecotrophie).

Verschiedene andere Tierarten benutzen Bakterien, um diese für sich selbst bestimmte Vitamine herstellen zu lassen: Wiederkäuer haben solche Bakterien im Magen, Nagetiere im Caecum. Die endosymbiontische Darmflora ist daher für Nagetiere enorm wichtig, weswegen eine gestörte Darmflora, z.B. eine Verschiebung des bakteriellen Gleichgewichts durch falsche Ernährung und damit verbunden mit verändertem pH-Wert im Darm, rasch zu Mangelzuständen führen kann; Durchfall bei Nagetieren ist nicht harmlos und muß sofort behandelt werden.

Biotin muß teilweise durch Nahrung aufgenommen werden:

Bei Mäusen werden Vitamin K und der Vitamin B-Komplex durch die intestinale Flora synthetisiert und z.T. durch Koprophagie rezirkuliert. Entsprechend unscharf sind daher Bedarfsschätzungen.
Zudem bestehen Bedarfsunterschiede zwischen verschiedenen Stämmen.
Neben den genetischen Unterschieden hat auch die intestinale Flora einen Einfluss auf den Bedarf.
Antibiotisch behandelte oder keimfrei aufgezogene Mäuse haben einen höheren Vitamin K- und B-Bedarf als konventionell gehaltene Tiere. Bekannt ist, dass gnotobiotische Tiere (= keimfrei oder nur mit identifizierten Mikroorganismen besiedelt) bei einer Ernährung mit Vitamin-K-freiem Futter an hämorrhagischen Diathesen sterben.
Der Biotinbedarf liegt bei Mäusen höher als bei Ratten und wird bei Mäusen nicht uneingeschränkt durch Koprophagie gedeckt. Insbesondere schnellwüchsige Mausstämme scheinen für einen Biotinmangel anfällig. Ein Sicherheitszuschlag von 0.15 - 0.2 mg/kg Futter ist deshalb angebracht. Es mag sein, dass die Maus als typischer "Getreidefolger" die Fähigkeit verloren hat, Biotin effizient zu verwerten, weil es in Getreide im Überschuss vorhanden ist.

Quelle:

Gesellschaft für Versuchstierkunde, Ausschuß für Ernährung der Versuchstiere: "Besonderheiten der Nährstoffansprüche von Mäusen im Tierversuch", 2003
Ein sehr interessanter Link.

Konkrete Vitamin- und Mineralstoffmangelsymptome und Zahlenangaben finden sich hier (nicht abschrecken lassen, dahinter verbirgt sich schon oben erwähnter Hersteller von Laborpellets, auch dies ein sehr interessanter Link).




Fazit:

Die Maus kann selbst synthetisieren:

Vitamin C
Vitamin D
Inosit
Vitamin B-Komplex
Vitamin K


Dennoch kann es manchmal sinnvoll sein, auch diese Vitamine über die Nahrung anzubieten, weil der Bedarf z.B. bei Krankheit nicht vollständig selbst gedeckt werden kann. Ich mache daher hiermit Werbung dafür, seinen Mäusen täglich frisches Gemüse anzubieten. :D (Obst sollte wegen seines Fructosegehalts nur selten angeboten werden.) Über das Grünfutter wird außerdem natürlich auch der Bedarf an den Vitaminen gedeckt, die die Maus nicht selbst herstellen kann.

Aber das aus mausiger Sicht wichtigste Argument ist vermutlich: es schmeckt einfach so gut... ;-)


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Vindoatus, ich danke Dir, für dieausführlichen Infos. Ich geh dann mal in aller Ruhe in den Links schmökern... =)


Angelus
 
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