Hinzufügen möchte ich noch:
Ihr solltet euch überlegen, wie ihr in Zukunft auf solche Situationen reagieren werdet. In ähnliche Lagen gerät man als geneigter Mäusehalter immer wieder - in der Stadt an beliebigem Zoogeschäft vorbeimarschiert, im Zooladen um die Ecke vor dem Mäuseterra stehen geblieben oder einfach mal nur gucken gegangen... dabei einen Haufen Mäuse unter mäuseunwürdigen Bedingungen vorgefunden... Mitleid lässt scheinbar keine andere Wahl, als diese Tiere aus diesen miserablen Zuständen zu retten und selbst aufzunehmen.
Das Problem ist: ihr müsst euch darüber klar werden, dass ihr irgendwo einen Schlussstrich ziehen müsst. Ihr werdet wieder in eine solche Lage kommen. Aber ihr könnt nicht alle Mäuse retten, auch wenn ihr das noch so gerne würdet - das übersteigt die Möglichkeiten und Kapazitäten jedes Menschen, jeder Familie, und das recht schnell.
Ihr müsst lernen, in einer solchen Lage hart zu bleiben. Nicht spontan dem Mitleid nachzugeben, sondern erst intensiv nachzudenken. Was kann alles weiter passieren, was kann alles auf uns zukommen, wenn wir diese Tiere aufnehmen? Mäuse neigen zu Massenvermehrungen. Ich hoffe, ihr habt Glück, und eure neuen Schützling sind tatsächlich alle weiblich und nicht trächtig. Aber was ist, wenn´s anders ist? Könnt ihr eine mögliche Flut an Jungtieren noch handeln?
Dies ist eine wirklich gut gemeinte Warnung.
Ich habe gesehen, wozu solche Mitleidskäufe führen können. In einer Tierhilfe, die in einer spontanen Mitleidsaktion sämtliche Albinomäuse aus dem Karlsruher Kölle-Zoo aufgekauft hat. Damit sie nicht an Schlangen verfüttert werden.
Die Folgen waren katastrophal. Sie konnten die Tiere nicht trennen, und hatten auch keinen kompetenten Arzt gesucht. Einige Monate später rief mich eine Bekannte an und bat mich, doch mal dort vorbeizuschauen und die Mäuse zu trennen, es seien "inzwischen ein wenig viele". Es waren viele. Etwa 400 Mäuse vegetierten dort vor sich hin, im Hamsterknäste und Aquarien eingepfercht, einige auch in Kaninchen- und Chinchillakäfigen, zwischen denen sie sich munter besuchten. Da kaum jemand diese Tiere noch versorgen wollte, geschweige denn, konnte, und niemand wirklich Ahnung von Mäusen hatte, waren die Tiere in einem entsetzlichen Zustand.
Die Männchen hatten sich gegenseitig bin zum Wundbrand gefetzt. Die Weibchen allesamt trächtig, den letzten Wurf noch unter sich, angefressene Jungtiere im Käfig verstreut. Futter? Das, was man gerade aus Spenden bekam - Sonnenblumenkerne und Haferflocken, mehr nicht. Mehr wolle man ihnen auch nicht geben, da sie möglichst fett werden sollten, damit sie nicht ständig durch die Gitterstäbe schlüpfen können. Wasser? Was da in den Näpfen schwamm, war kein Wasser, das war eine stinkende braune Brühe, mit dem einen oder anderen Kadaver drin. Einstreu? Ein widerlicher, gelbbrauner Sumpf, in dem die Tiere mehr wateten als liefen. Der Anblick war kaum zu ertragen, der Geruch unbeschreiblich. Vom Elend, dem diese Tiere ausgesetzt waren, ganz zu schweigen.
Und warum das alles? Weil sich die zuständigen Menschen nicht beherrschen konnten. Weil sie nicht in der Lage waren, Konsequenzen logisch abzusehen und danach rational zu handeln. Weil sie sich allein von Mitleid treiben ließen, und inzwischen völlig überfordert waren. Animal hoarder.
Das ist ein Extrembeispiel. Dennoch - bedenkt diese Gefahr. Um eurer Tiere und eurer selbst Willen.