... und wie lange würde der Mensch in der Natur leben? Ohne Medizin oder irgendwelchen Fortschritt. Wie alt wurde der Mensch noch vor 100 Jahren durchschnittlich? Oder vor 1000?
30-40 Jahre.
Warum wird nur die Qualität eines Lebens immer wieder an seiner Quantität festgemacht? Obwohl gleichzeitig wieder und wieder darauf hingewiesen wird, dass Mäuse doch wegen ihrer im Vergleich zu anderen Haustieren geringeren Lebensspanne nicht "weniger wert" sind? Aber dennoch finden es viele Poster unverständlich bis zutiefst anstößig, wenn ein Leben nicht um jeden Preis (wort-wörtlich) verlängert wird. Hat eine Maus, die nach einem kurzen Leben in optimaler Haltung ohne Behandlung rasch stirbt, ein schlechteres Lebensresumée als eine Maus, die nach monatelanger Behandlung in hohem Alter verstirbt?
Ich denke, es zählt die Gesamtbilanz. Ein gutes Leben und ein guter Tod. Eine Behandlung ist mit all ihren Kosten sinnvoll, wenn sie der Maus nützt - wenn sie die Lebensqualität (nicht nur die Quantität) der Maus wieder auf ein "lebenswertes" Niveau erhöht. Eine Behandlung samt der damit verbundenen Kosten ist nicht sinnvoll, wenn sie dieses Kriterium nicht erfüllt.
Mit der Vermeidung von Schulden bin ich prinzipiell Blitz´s Ansicht. Es geht in der Heimtierhaltung um Tier
und Mensch. Wenn die Tierhaltung den Menschen an den Rand des finanziellen Abgrundes treibt, ist der Kollaps absehbar. Bilder und Berichte, in denen die übergroße Tierliebe und Opferbereitschaft von Menschen beide Seiten, sowohl Mensch als auch Haustiere, letztlich ins Chaos gestürzt haben, kennt man nur allzu gut.
Die Kosten sind somit letztlich nicht "egal" - denn auch in der Heimtierhaltung hat der Mensch sowohl Verantwortung gegenüber seinen Tieren als auch
gegenüber sich selbst. Sich selbst in den finanziellen Ruin zu stürzen, ist mMn ebenso verantwortungslos, wie seine Tiere durch schlechte Haltung zu ruinieren. Die Lösung heisst: im Voraus planen, Kosten abschätzen, nicht mehr Tiere halten, als man sich wirklich leisten kann. Menschen neigen allerdings leider zu unüberlegten Handlungen. Ist eine solche Situation eingetreten, stellt sich also die Frage, auf wessen Schultern man die negativen Folgen abwälzt: auf seine eigenen (Überschuldung), oder auf die des Tieres (Verzicht auf erforderliche Ausgaben).
Wer jetzt pauschal sagt: "Da nehme ich lieber alle Schulden der Welt in Kauf, bevor ich meinen Tieren auch nur irgend etwas vorenthalten muss!" möge seine Aussage bis zum letzten Ende und in jeder Konsequenz überdenken. Denn hier lässt sich der Spieß umdrehen: ist das Wohl des Menschen weniger Wert als das des Tieres?
Ich denke auch, dass die meisten hier wissen, wann es keinen Sinn mehr hat, das Tier am leben zu erhalten
Den Eindruck hatte ich häufig nicht.
Ich denke eher, dass der Mensch sehr häufig dazu neigt, das Leben auf Teufel-komm-raus zu verlängern, sei es sein eigenes oder das von Tieren. Das schiere am-Leben-bleiben rechtfertigt jede Behandlung, sei sie auch noch so schmerzhaft oder unangenehm. Zugegeben, habe ich aufgrund sehr intensiver Erfahrungen auf diesem Gebiet wohl eine andere und wesentlich kompromisslosere Einstellung als die meisten Menschen in unserem Kulturkreis. Aber gerade deswegen denke ich, sind viele Menschen eben nicht in der Lage, objektiv (und ohne Berücksichtigung ihrer eigenen Interessen) den richtigen Zeitpunkt zu erkennen und zu nutzen.
(Übrigens bitte ich darum, Kommentare wie "absoluter Schwachsinn" zugunsten einer objektiven Diskussion zu unterlassen.)
eine maus denkt nicht drüber nach wie ihr leben ist.
Natürlich nicht... ich hatte das der etwas plastischeren Anschaulichkeit wegen so formuliert. Dennoch beschreibt es das evolutionäre Konzept der Mäuse, die Funktionsweise der Natur gegenüber Mäusen. Würden Mäuse jemals anfangen, philosophisch über Dinge wie Leben und Tod nachzudenken, wäre das wohl ihr Ende.
wer so kaltherzig trennt zwischen, groß und klein, langlebig oder kurzlebig, ist kein wahrer Tierfreund und sollte somit in meinen Augen von jeglicher Tierhaltung absehen...
Was aber ist mit der Nutztierhaltung? (Wenn ich zu weit vom Thema abweiche, bitte Bescheid geben...)
Ein Nutztierhalter
muss in solchen Dimensionen rechnen: Lebenserwartung, Ertrag, Wirtschaftlichkeit - kalte, rationale Kalkulationen, keine Sentimentalität. Danach dürfte es eigentlich keine Nutztierhaltung mehr geben.
Vielleicht sollten wir alle mal versuchen, etwas weniger zu pauschalisieren...
Borodin