Ich finde Tiere als Unterhaltungsmedium immer fragwürdig.
Moralisch gesprochen - richtig. Aber dennoch - unrealistisch. Wozu halten denn die meisten Privatleute Tiere? Ich meine nicht Bauern mit Nutzvieh, sondern 08/15 Bundesbürger, der in seiner Wohnung nicht ganz so allein sein will. Im Grunde dienen doch alle Haustiere, die nicht aus reiner Notwendigkeit gehalten werden, der Unterhaltung. Wenn es allein darum ginge, dürfte praktisch keiner von uns mehr Tiere halten. Und die Haltung von Farbmäusen wäre generell ausgeschlossen, denn welchem Nutzen dienen die, wenn nicht der persönlichen Unterhaltung (und der Befriedigung des persönlichen Tierschützer-Gewissens)?
Aber jetzt mal Hand hoch, wer möchte hier gerne freiwillig auf seine netten bepelzten, wenn auch objektiv eigentlich unnötigen Untermieter verzichten?
Aber schon der Name mißfällt mir --- MäuseSTADT. Das ist Vermenschlichung.
Auch hier müsste sich wieder das halbe Forum an die eigene Nase fassen.
Wer von uns hat keine Holz
häuser in den Mäusegehegen, die zumindest einen netten Runden Eingang und ein passendes Fenster haben, damit´s auch schön menschlich-hausig aussieht? Und in wessen Gehegen fehlen Leitern, Hängebrücken, Hängematten, wessen Mäuse trinken aus Keramikgeschirr und bekommen mundgerecht geschnippeltes Gemüse, oder Sahne, oder Obstbrei? Permanent liest man von "Mausis", "Binis" (hab eine ganze Weile gebraucht, um heruaszufinden, was sich dahinter verbirgt...), Nasis. Jungtiere sind schlicht "Babys". Einige wenige Anwesende ausgenommen, ist auch dieses Forum hier voll von Vermenschlichungen und Verniedlichungen. DAS unterscheidet uns nicht von der kritisierten Mäusestadt.
Allein viel Plastik finde ich bislang wirklich kritikwürdig. Auf den Bilden erschien es mich allerdings gar nicht so prägnant. Das Laufrad, zugegeben, und es wird nicht das einzige seiner Art sein. In wieweit ein solches Laufrad, in der Einstreu aufgestellt, allerdings betriebsfähig ist, und wie stark es von den Mäusen genutzt wird, wenn diese offensichtlich genügend Raum haben, sich auch weit abwechslungsreicher und entspannter zu bewegen, sei dahingestellt. Ein gutes Anschauungsobjekt ist es allerdings nicht.
Ich hatte Snow so verstanden, dass die Betreiber recht offen und freigiebig mit Details zu ihrer Haltung waren. Natürlich geht dem unbedarften Besucher zunächst einmal das Herz über bei soviel sozialem Gewusel. Aber meint ihr nicht, dass auch dem begeistersten Besucher nicht nur die Mäuse an sich, sondern auch die schiere Größe der Haltungsfläche in Erinnerung bleiben werden?
Die Mäuse werden vom Betreiber eindeutig als Nutztiere gehalten. Ebenso wie beim Bauern von nebenan wird ihre medizinische Versorgung einem Kosten-Nutzen-Verhältnis unterliegen. Es ist anzunehmen, dass kranke Tiere ausgesondert werden; dazu, 400 Tiere medizinisch intensiv zu versorgen, dürfte ein solches Unternehmen nicht genug Gewinn abwerfen. Und wer jetzt aufschreit - die Natur macht nichts anderes.