Also ich muss sagen, ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob diese "ca 100g Frischfutter pro Kilo Kaninchen"-Regel so gut ist.
Ich habe da anfänglich auch so gefüttert, dass sie in allererster Linie Heu zu fressen bekamen, und das Frischfutter eben nebenbei. Sie haben auch immer viel Heu verschlungen. Und etwa einmal die Woche habe ich einen reinen Heutag eingelegt.
Nachdem ich mich aber mehr und mehr zum Thema belesen habe, komme ich immer mehr davon ab. Im Sommer bekommen meine fast ausschließlich Sachen von draußen, also Zweige (Haselnuss, Birke, Linde, Weide, Kirsch, Apfel, Birne usw), Gräser (vom bekannten "Rasen"Gras bis hin zu allen möglichen hohen Wildgräsern) und Kräuter (Spitzwegerich, Schafgarbe, Kerbel, Löwenzahn, Klettlabkraut, selten Beifuß usw). Heu biete ich an, wird dann aber nur wenig gefressen, Gemüse und Obst bekommen sie auch nur als Ausnahme wenn bei meinem Konsum was abfällt, solange draußen genug aufzutreiben ist.
Jetzt im Winter bekommen sie immernoch täglich Zweige, die genüsslich abgeschält werden und Gemüse und Obst der Saison. Sie haben da natürlich "Leerlauf"zwischendrin, also im Winter gibts Frischfutter nicht zur permanenten Verfügung, aber mit Sicherheit mehr als 100g pro Kilo. Jetzt im Winter lege ich hin und wieder auch weiterhin Heutage ein.
Es ist mir natürlich klar, dass nicht jeder die Vorraussetzungen dafür hat, so zu füttern, vor allem im Sommer. Aber ich denke, eine Frischfutterernährung mit Heu als Zugabe ist kaninchengerechter als andersrum.
Skeptisch bin ich geworden, weil meine beiden immer so schön große, trockene fast strohige Köttel hatten (obwohl sie immer extrem viel getrunken haben). Ein Wildkaninchen kann so trockene Köttel auch haben, da ist es aber immer ein Hinweis auf mangelnde Flüssigkeitszufuhr (zB in lange trockenen Sommern findet man solche). Kaninchen sind nämlich in der Lage ihrem Kot noch enorme Mengen Wasser zu entziehen, wenn es nötig wird (und machen das aber auch nur, wenn es nötig wird). Sehr trockene Hinterlassenschaften sind also eher ein Hinweis auf permanenten Mangelzustand was Wasser betrifft, und das kann auf Dauer nicht gesund sein. Ich glaube sogar, dass gerade diese hauptsächliche Trockengrasfütterung Blasensteine und Co mehr begünstigt, als wenn man täglich frische Kräuter zufüttert. Bei Blasensteinen ist das Problem, dass Kalzium nicht mehr ausreichend ausgespült werden kann... natürlich ist da zum einen Kalzium ein Wert, den man im Auge behalten sollte, aber vor allem ist es die Flüssigkeitszufuhr.
Daher würde ich bei getrockneten Kräutern wirklich auch sparsam sein...weil die einen hohen Kalziumwert haben, aber gleichzeitig kein Wasser zuführen.
Ich würde es jetzt an deiner Stelle so machen. Nimm diesen 100g/1kg-Richtwert als Ausgangspunkt, wenn du dir unsicher bist, und schau wie weit du von der Basis aus variieren kannst. Ich habe es immer ganz "frei Schnauze" gehandhabt, und man sieht ja, wenn ein Kaninchen zu viel bekommt und dick wird (dann würde ich zB einfach mal die Zusammenstellung des Frischfutters überdenken: weniger Obst, mehr Gemüse, weniger Wurzelgemüse, dafür mehr Wasserhaltiges etc) oder wenn man meint, der könnte mehr auf die Rippen bekommen. So hat es sich bei mir ganz natürlich eingependelt. Wobei ich die Erfahrung gemacht habe bei meinen, dass das Frischfutter sie nicht dick macht.. die Sommervariante eh nicht, da können sie futtern soviel sie wollen. Und im Winter eigentlich auch nicht, obwohl sie ab Ende Herbst bis Anfang Winter beinahe täglich zB einen ganzen Apfel bekommen (also täglich Obst) und eh den ganzen Winter Karotten ihre Grundnahrung sind fast (die ja eigentlich recht energiereich sind). Wenn sie zulegen, dann korreliert das meistens eher mit meiner zunehmenden Bereitschaft ihnen Leckerlies aus der Hand zu geben

Also die Leckerlies muss man schon dann irgendwo wieder abziehen.
Aber jetzt im Winter dürfen deine Außenkaninchen ruhig bisschen mopsiger (natürlich nicht gleich dick

) sein.