Hallo Kinsella,
danke für diesen kontraproduktiven Rat.

Er wird Neulinge weiterhin verunsichern und vielleicht dafür sorgen, daß Neulinge mit Böcken unnötig lange zögern. Dann, wenn sich ihre Böckchengruppe zerstritten hat, lassen sie sie doch kastrieren, können sie aber nicht mehr untereinander vergesellschaften und sind erst richtig unglücklich.
Natürlich sollen und dürfen verschiedene Meinungen in einem Forum dargestellt werden, dann muß aber eindeutig zwischen Meinung und Fakt unterschieden werden.
Lass dich nicht verrückt machen. Gut, im Regelfall (sagen wir in 90 % der Fälle), verstehen sich Mäuseböckchen dauerhaft NICHT miteinander. Das ist Fakt. Aber ich habe seit November 2007 sechs Mäuseböckchen, die seit ihrer Geburt zusammenleben. Sie sind nicht kastriert und sie spielen, kuscheln, fressen zusammen. Es gibt hier und da mal kleine Zickereien, aber nicht schlimmer, wie auch bei meinen Weibern.
Wir sprechen uns in ein paar Wochen wieder, wenn deine Böcke zerbissen sind. Leider. Wobei die Chance, daß sie wenigstens halbwegs friedlich bleiben, größer ist, wenn du sie in radikalem Platzmangel hältst.
Eben das wollen die meisten User zum Glück aber nicht.
Ich finde nicht, daß man Menschen verrückt macht, wenn man aus Erfahrung heraus das normale Sozialverhalten von Böckchen skizziert.
Es sind ganz sicher nicht 90 % der Fälle, es sind über 99 % der Fälle.
Deine wievielte Böckchengruppe ist es denn, die du unkastriert hältst?
Die Menschen hier im Forum, die sich für Kastrationen von männlichen Farbmäusen aussprechen, halten meist jahrelang Farbmäuse. Ich halte 9 Jahre Farbmäuse und habe niemals erlebt, daß unkastrierte Böcke lebenslang friedlich bleiben, wenn man sie auf mehr Platz als in einer Tupperschüssel hält. Bezeichnend ist wohl auch, daß in Versuchslaboren Böckchen einzeln gehalten werden wegen der Aggression, wenn sie nicht in Zuchtpaaren sitzen. Aggression unter Böckchen gehört zum völlig normalen Sozialverhalten von Farbmäusen.
Gut, vielleicht musst du sie kleiner setzen, wenn sie sich anfangen zu kloppen. Aber wenn man ein Tier erwirbt, erwirbt man auch die Verantwortung dafür mit. ICH, für mich persönlich, kann verantworten, sie in einem relativ kleinen Gehege zu halten. Ich kann aber nicht verantworten, sie dem sehr hohen Narkose-Risko auszusetzen und sie hinterher tot vor mir liegen zu haben. Besser ein "kleines" Leben, mit seinen Brüdern, kuschelnd, mit Auslauf auf der Auslauf-Mäuseburg, anstatt tot auf dem OP-Tisch. So seh ich das zumindest. Diese Meinung muss niemand mit mir teilen, ich wollte sie nur mal kurz loswerden.
Danke für diese deutlichen Worte. Stille Mitleser können nun ganz deutlich nachvollziehen, wo du deine Präferenzen legst. Du hälst Mäuseböcke lieber lebenslang im Platzmangel mit der Hoffnung, daß sie sich vertragen (wie groß ist der Käfig denn ganz genau?), anstatt sie bei einem kompetenten TA kastrieren zu lassen und hinterher die Tiere auf so viel Platz wie realisierbar halten zu können.
Es stimmt, wer Tiere hält, trägt die Verantwortung. Und er trägt nicht nur die Verantwortung,
daß diese Tiere leben, sondern auch
wie diese Tiere leben. Ich hole nicht die Tiere aus dem TH oder von Privatpersonen, die ihrer überdrüssig geworden sind, um sie weiterhin in winzige Käfige zu quetschen. Mäuse benötigen für ihre psychische Gesundheit ein Mindestmaß an Platz. Das dauerhaft zu unterschreiten, kann man nun wahrlich nicht Tierliebe nennen.
Labormäuse, die ich ebenfalls halte, beweisen mir diese Tatsache leider tagtäglich. Der Platzmangel im Labor hat an manchen dieser Tiere lebenslang Spuren hinterlassen.
Aber solange sie sich verstehen, würde ich sie nicht kastrieren (was im Übrigen bei so kleinen Tieren ein sehr großes Risiko beinhaltet) lassen und auch nicht trennen.
Das ist eine glatte Fehlinformation, weswegen ich sie nicht unkommentiert stehenlasse. Wer beraten will, der soll inhaltlich korrekt beraten. Die Kastration an Mäuseböcken ist bei einem erfahrenen TA nicht risikoreicher als die Kastration an anderen Tieren.
Hast du denn eigentlich Erfahrung mit Kastrationen an Mäuseböckchen oder stellst du dich dagegen, ohne jemals selbst Böcke kastriert haben zu lassen?
Die Mäusehilfe Berlin hat im Verlauf von ca. 10 Jahren wohl weit über 100 Böcke erfolgreich kastrieren lassen.

Es kommt nur darauf an, den richtigen TA zu finden und sich hinterher mit einem Minimum an Aufwand an Hygieneregeln zu halten (frischkastrierte Böcke sollen nicht auf Streu sitzen).
Leider ist es oft der Kostenfaktor, der den Besitzer zurückhält. Er will für eine Maus halt nicht 25-60 Euro pro Kastration ausgeben, und so sucht er nach Ausreden, die Tiere nicht kastrieren zu lassen.
Du hast dich klar entschieden: Du möchtest deine Böcke bewußt ihr Leben lang im Hamsterknast halten (wobei es auch hier keine Garantien gibt, es gibt Böcke, die sich auf 30x15 zu Tode bekämpfen) anstatt sie kastrieren zu lassen.
Zum Glück werden nur wenige Menschen bereit sein, ihre Tiere lebenslang durch die Haltungsform zu quälen, denn zu kleine Käfige sind Tierquälerei.
Natürlich steht es jedem selbst zu, das zu entscheiden, nur spreche ich mich vehement dagegen aus, daß die Haltung in winzigen Käfigen schöngeredet wird.
Wir halten am Mindestmaß von 80x50 für zwei Mäuse fest, eben weil jede Tierart für ihre psychische Gesundheit ein Mindestmaß an Platz benötigt.
Insofern kann jeder stille Mitleser ja selbst entscheiden, was er tun möchte.
Also, Julia, ich würd nicht gleich den Kopf in den Sand stecken, sondern erstmal abwarten.
Nein, niemand sollte den Kopf in den Sand stecken. =) Aber "abwarten" ist ein schlechter Rat. Viele Leute, die das erste Mal Böcke halten, hoffen darauf, daß sie friedlich bleiben. Oft werden Aggressionen unterschätzt, Bißwunden nicht richtig eingeschätzt. Eine Maus hat ein Gesamtblutvolumen von ca. 5 ml. Ein Blutverlust von ca. 1 ml reicht aus, um lebensbedrohlich zu sein. Es sind schon viele Böcke an Bißwunden verblutet oder später an Sepsis verstorben. Irgendwann müssen die Tiere getrennt werden, sitzen einzeln, irgendwann sind sie zu alt für eine Kastration, dann wird es richtig schwierig, sie mit 26 Tage alten Babyböckchen oder sehr lange kastrierten Kastraten zu vergesellschaften. All das kann man sich (und vor allem den Tieren) ersparen, wenn man Böcke rechtzeitig kastrieren läßt. Insgesamt ist "abwarten" bei unkastrierten Böckchen ganz und gar nicht die richtige Strategie, vielmehr muß man permament wachsam und bereit sein zu handeln.
Es besteht kein Grund, in die Abgeschiedenheit der PN-Funktion zu flüchten.

Niemand wird gesteinigt, wenn er Neuling ist und mit der Kastration von Böckchen am Anfang zögert. Es geht nur darum, aus Erfahrung gewonnenes Wissen korrekt weiterzugeben. ICH verdiene nichts an einem Bock, der kastriert wird, mir geht es allein darum, daß möglichst viele Böcke die Chance darauf haben, friedlich und auf möglichst viel Platz ihr Leben verbringen zu können.
LG, Wibke