Wieso halten die Leute Tiere, die sie aufgrund ihrer Lebensumstände und Umgebung ganz offensichtlich nicht ordentlich versorgen können?
Seppi, Du fragst uns nach unserer Meinung und erbittest unseren Rat.
Kahle und wund gekratzte Stellen können bei Mäusen von allem möglichen kommen, von reiner Langeweile (Stereotypie) über Pilze, Milben und Flöhe bis hin zu richtig aggressiven Mycoplasmen-Stämmen. Ebenso vielfältig wie die Ursachen sind die Therapiemöglichkeiten.
Eine korrekte Diagnose kann NUR ein Tierarzt stellen. Ebenso kann auch NUR ein Tierarzt über die möglichen Behandlungen entscheiden.
Der Gang zu einem ordentlichen Tierarzt bleibt Dir also nicht erspart. Und ob man jetzt Maus, Hund oder Großpferd hält - solche Situationen sind absehbar, und der Zugang zu einem für die jeweilige Tierart kundigen Tierarzt (und die Bereitschaft, auch hinzugehen) ist etwas, was man VOR der Anschaffung der jeweiligen Haustiere abklären muss!
Wer sagt Dir denn, dass der TA des Zoogeschäftes sich mit Mäusen auskennt? Beim Kölle-Zoo hier in der Nähe werden sämtliche Tiere auch 1 x wöchentlich vom Amtsvet begutachtet - diese Kontrollen sehen dann allerdings so aus, dass mal eben ein kurzer Blick in die Käfige geworfen wird, stichprobenartig ein paar Tiere herausgenommen und kurz näher betrachtet werden, die Einrichtung überprüft wird - und das war´s. Um Durchfall, Lethargie oder kahle Stellen im Fell zu erkennen, muss sich Tierarzt nicht sonderlich mit Mäusen auskennen. Und behandelt werden diese Tiere im Krankheitsfall ohnehin nicht - sie werden aus dem Verkauf genommen und abgetötet.
Zoogeschäfte haben gerade bei Mäusen einen unheimlich schnellen turnover: es kommen immer wieder neue Tiere rein, und die ausgestellten Mäuse werden innerhalb kurzer Zeit entweder verkauft, verfüttert oder gefrostet. Wenn ein Tier kränkelt, wird es aus dem verkauf genommen und nach Möglichkeit noch verwertet - der restliche Bestand wird aber nicht weiter kontrolliert, etwa auf mögliche Infektionen. Und da die Zoogeschäfte sich auch nicht darum kümmern können, von wem sie ihre Mäuse angeliefert bekommen (üblicherweise Privat- und Hobbyzüchter, die ihren Überschuss hier kostenfrei abgeben können), kommen natürlich immer wieder kranke oder zumindest krankheitstragende Tiere in den Verkaufsbestand. Ergo ist der Verkaufsmäusebestand langfristig, auch für ein noch-so vorbildliches Zoogeschäft, nicht gesund zu erhalten - sondern lediglich symptomfrei. Ergo bringen auch die tierärztlichen Kontrollen nicht viel, ausser dass die Käufer sich dadurch beruhigt fühlen.
Ein Tierarzt muss in solchen Beständen sämtliche Augen zudrücken, weil er die Bestände ansonsten eigentlich ständig für den Verkauf sperren müsste (Quarantäne bei Neuzugängen, Krankheitsfällen, auch schon bloßen verdachtsfällen), und das wäre für´s (Zoo-) Geschäft natürlich fatal.
Also: ein TA, der ein Zoogeschäft betreut, muss einigermaßen großzügig über zwangsläufig vorhandene Problemchen hinwegsehen. Er muss die gängigsten und auffälligsten Erkrankungen erkennen, diese aber nicht therapieren, sondern nur dafür sorgen, dass sich keine offensichtlich kranken Tiere im Verkaufsbereich aufhalten.
Zu einem solchen Tierarzt möchtest Du gehen?