Hallo.
So ähnlich wie Fufu halte ich es auch. Solange die Maus am sozialen Leben teilnimmt und weder von sich aus noch von den anderen aus isoliert ihr Leben lebt und solange sie nicht zumindest teilweise zeigt, dass sie Schmerzen hat, lasse ich sie ihr Leben selbst bestimmen.
Teilweise baue ich das Gehege um, wenn die alte und/oder kranke Maus nicht mehr richtig klar kommt. Aktuell habe ich ein Tumormäuschen hier, das an kleinen Durchschlüpfen und in dichtem Klettergestrüpp hängenbleibt - solche Einrichtung ist daher zur Zeit gestrichen. Ebenso tiefe Buddelstreu, denn ich muss den Tumor zumindest einmal täglich zumindest aus der Ferne mal zu Gesicht bekommen, und da das Mäuschen zu den scheueren gehört, das ich werktags nur alle paar Tage mal sehe, wenn ich nicht gezielt ins Häuschen schaue, müssen eben alle jetzt mal für wenige Wochen auf ein echtes Gängesystem unter der Streu verzichten. Mein Freund nennt solch unübliche Einrichtung immer "Hospizausstattung". Und irgendwie hat er recht.
Sie ist munter, sie ist fit. Noch kann sie sich aus eigener Kraft fortbewegen. Sie zeigt keine Anzeichen von Schmerzen (Kauern, Plustern, Ohrhaltung...). Irgendwann, voraussichtlich Ende dieser oder spätestens nächster Woche, wird sie den Tumor nicht mehr wuchten können. Dann wird ihr mein Tierarzt beim Sterben helfen.
Wann geht es sonst zum Einschläfern? Wenn die Maus regelmäßig plustert, die Ohren hängen lässt, schwerer atmet. Nicht, wenn das nur einmal wöchentlich kurz auftritt, denn dann hat sie sich vielleicht nur blöd bewegt. Aber wenn die Phasen länger werden oder die Häufigkeit deutlich zunimmt.
Bei richtig fiesen Tumoren lasse ich die Maus töten, wenn es ihr eigentlich noch "richtig gut" geht. Zum Beispiel bei Hauttumoren, die sich wiederholt entzünden und offenes Fleisch hinterlassen. Denn so etwas muss einfach weh tun, selbst wenn Maus ihre Schmerzen erfolgreich versteckt.
Oder, den Fall hatte ich letzten Monat, bei Lymphdrüsentumoren, deren Prognose auf Erstickungstod hindeutet.
Wenn es irgend möglich ist, dann lasse ich die Mäuse von selbst sterben. Irgendwann, wenn alles gut geht, wird die Maus weniger werden. Sie wird nicht mehr genug Nahrung zu sich nehmen, die ersten Organe arbeiten nicht mehr richtig, irgendwann wird sie dämmern, dann versagen weitere Organe nacheinander... Wenn alles gut geht, dann sieht so ein normaler Sterbeprozess aus. Ganz undramatisch. Aber von außen vielleicht schwer anzuschauen, irgendwie will man helfen, etwas tun, das Unvermeidliche hinauszögern. Oder vermeintliche Schmerzen beenden lassen. Manchmal ist es besser, nichts zu tun.
Mäuse sind kleine Beutetiere, sie verstecken Schwäche, Schmerzen, generell Unwohlsein so gut es ihnen möglich ist. Merkt man ihnen etwas an, dann sind sie schon ziemlich mit ihren Kräften am Ende. Deshalb würde ich bei Anzeichen für Schmerzen, Atemproblemen oder ähnlichem niemals mehr so lange warten, bis das Tier sie permanent zeigt.
Und zwischen all dem muss in der Hospizphase täglich neu entschieden werden.
