Entwicklung der Greifswalder Laborbinis

Das Ziel war, daß sie sich verstecken. =) Sie sollen zu einem manchmal verborgenen Leben übergehen, wie maus das halt so macht. Nicht mehr völlig frei schlafen, Deckung suchen, sich sicher fühlen. Falls sie sich irgendwann so sicher fühlen, daß sie auch ohne Deckung entspannt sind, wäre das schön, aber falls nicht, auch ok.
Im Moment darf ich neben ihnen sitzen und zuschauen, ohne daß sie nervös werden, aber wenn ich einmal am Tag reinfassen muß, um zu füttern und den Wassernapf zu entnehmen, um ihn zu reinigen und neu zu füllen, geraten sie wieder in Aufregung. Die Hand, die von oben greift, ist eben seit ihrer Geburt (Juni 05) immer nur die Hand gewesen, die sie rausgefangen hat...
 
Hallo Vindo,

gibt es Neuigkeiten von den Nasen? - Oder ist alles beim Alten?

Lg,

Sabine
 
Hallo Sabine,


hab`s jetzt erst gelesen, entschuldige. *drück*
Es geht ihnen gut. =) Ich werde in den nächsten Tagen mal ein paar aktuelle Bilder reinstellen, ok?

LG,
Wibke
 
Au ja! *freu* (Nur keine Eile, wollt nur mal wissen wie es weitergeht... *drück* )
Sabine
 
So, hier kommt das versprochene Update. Der Einfachheit halber lasse ich es von der kleinen Blathnaid erzählen, die das Sensibelchen dieser Labortiere ist und auch die stärksten Auffälligkeiten im Verhalten aufweist...


Hallo,

zunächst einmal: Ich habe einen Job! Da staunt ihr, was? Und das in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit. Ich bin Architektin! *stolzbin* Spezialisiert habe ich mich auf die Gestaltung von Innenräumen, um sie wohnlicher einzurichten und zu verbessern, was Menschen eben so seltsam unpraktisch eingerichtet haben. Mama sagt, ich mache das ganz toll wie andere Mäuse auch. Was sie damit meint, weiß ich zwar nicht so genau, schließlich gibt es auf der ganzen Welt nur zwei Mäuse, Muireann und mich --- auch wenn es mal eine Zeit gab, in der mir so seltsame Gestalten das Gegenteil erzählt haben. Aber ich lasse mich doch nicht täuschen, nein, die gehörten nicht zu uns... Und dann war da mal so ein schwarzweißer Kerl mit seinen Brüdern, der wollte mir doch glatt erzählen, daß es wirklich noch ganz andere Mäuse gäbe, aber dem habe ich nicht geglaubt, der wollte mich beschnuppern, da habe ich ihm eine runtergehauen, doch da war er so verblüfft, daß er zurückgehauen hat, und das hat wehgetan, schließlich bin ich doch viel kleiner als er, naja, den Rest der Geschichte kennt ihr ja... jetzt wohnen Muireann und ich also schon lange, lange zu zweit, und das ist das allerbeste für uns. Mama sagt, seitdem sind wir beide viel ruhiger und entspannter und fangen an, uns mit den Dingen zu beschäftigen, die Mäuse so machen. Was immer sie damit meint... Ich jedenfalls bin Architektin geworden!! Das macht Spaß. Wir haben uns ein Nest gebaut, und außerdem haben wir verschiedene Schlafplätze angelegt. Damit ihr das nachvollziehen könnt, hier mal Fotos unerer aktuellen Einrichtung. Mama hat uns im Abstand von einigen Wochen immer etwas mehr Kram gegeben, das war immer ganz furchtbar aufregend, aber nach und nach habe ich angefangen, es toll zu finden. Der Service ist nett, und Mama fängt uns beide nicht raus. Jetzt renne ich schon zu ihrer Hand hin und gucke, ob sie mir etwas mitbringt. Aber wehe, sie berührt meinen Schwanz, dann drehe ich mich im Kreis, weil ich mich daran erinnere, wie die große Hand uns früher rausgefangen hat und in das kleine Plastikgefängnis gesetzt hat.
So wohnen Muirrean und ich inzwischen:

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Links führt eine Treppe von einer Korkrinde aus hinauf. Oben sind unsere Röhren, unser Finkennest, unsere Kokosnuß und unser Körbchen und der Wassernapf und das Frischfutter. Am Anfang habe ich mir überlegt,ob ich vielleicht Klempner werde, denn die Röhren sind ganz furchtbar toll, aber Architekt hat mir dann doch besser gefallen...

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Unten sind unser Karton, die Korkrinde, ein Ast, unter der Treppe liegt ein Blumentopfversteck, was man auf dem Bild kaum sieht, und rechts hängt unser Kuschelsack. Was, ihr wißt nicht, wa ein Kuschelsack ist? Da kann man sich drin verlaufen und ganz furchtbar tolle Nester drin bauen. Mama sagt, sie hat ein altes Bettlaken zerschnitten, das glatt ist, so daß ich nicht mit den Krallen dran hängenbleiben kann. Keine Ahnung, was ein Bettlaken ist...
Seht ihr das kleine kugeliger Ikea-Körbchen? Ja, das habe ich zurechtgenagt und zugebaut!! Seitdem bin ich Architektin. Ich habe es so gerollt, daß es mit der Öffnung unten steht, damit es nicht wegkugeln kann, dann habe ich oben ein neues Loch in passabler Größe genagt. Genial, oder?! Innen habe ich es gemütlich eingerichtet mit zernagten Strohhalmen und Klopapierschnipseln. Und wenn wir tagsüber schlafen, stopfe ich das Loch natürlich zu! Ja, wir sind inzwischen ganz und gar dämmerungs- und nachtaktiv geworden. Es scheint mir richtig, es so zu machen...

Aber manchmal passieren hier ganz unheimliche Sachen. Gestern hat Mama wie immer diesen kleinen Teller mitgebracht. Da ist Salat drauf, den kenne ich ja. Aber dann war da so ein grünes Puschelding (Petersilie, sagt Mama) und ein gelbliches süßes Zeug (Banane, sagt Mama), naja, da weiß ich natürlich nicht, ob mich das vielleicht angreifen will, deswegen muß ich zuerst mal ganz fuuurchtbar vorsichtig daran vorbeischleichen, da mache ich mich platt und schnuppere mich immer näher heran...

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Hier seht ihr auch, wie wir den Schwanz tragen, wenn etwas Gruseliges passiert: hochgestreckt, denn wenn ich Angst habe oder aufgeregt bin, verfalle ich zurück in eine Erinnerung... manchmal kommt es zurück, und dann muß ich im Kreis rennen, ich habe mir dazu eine Arena angelegt, da habe ich alles weggebuddelt, damit ich ungestört im Kreis rennen kann, manchmal macht Mama dann etwas, sie spricht mich leise an, aber bewegt sich nicht, und manchmal höre ich dann auf und komme zu ihr und sehe nach, ob sie mir etwas mitbringt, aber manchmal höre ich sie nicht, weil ich alles um mich herum vergesse, wenn ich das tue, denn manchmal bin ich so aufgregt, daß ich die Ruhe suche, die mich in dieser Trance überkommt. Früher, als wir in dem kleinen Plastikgefängnis waren, habe ich mir den Schwanz gestoßen, wenn ich im Kreis gerannt bin, deswegen habe ich mir angewöhnt, den Schwanz hoch zu strecken, wenn ich renne oder auch, wenn ich Angst habe, weil ich im Stress Zuflucht nehme zu dem, was mich früher abgelenkt hat. Was sollte man denn sonst machen, wenn man Stress hat? Mama sagt, es ist nicht schlimm und alles ist in Ordnung und niemand wird mich jemals mehr rausfangen und in den kleinen Plastikknast setzen. Sie sagt, wenn ich in Trance renne, werde ich zu einem Kind, das aus Angst am Daumen lutscht, weil das doch so schön beruhigend ist und weil man dann denkt, daß einem nichts Böses passieren kann. Oder sie vergleicht uns mit einem Elefanten, der lebenslang angekettet wurde und mit dem Kopf hin und her wiegt, um sein Elend zu vergessen, um gar nichts mehr zu fühlen. Aber das mache ich nicht mehr jeden Tag und nicht mehr so lange wie früher. Aber ich denke, ich werde es immer tun, für den Rest meines Lebens, es ist eben meine Art, wenn es wieder ganz schlimm wird, und das ist ok, sagt Mama. Wir sind jetzt 1 Jahr alt. Mama sagt, sie wird weiterhin versuchen, uns nach und nach mehr Beschäftigung zu bieten. Manchmal packe ich mit den Pfoten einfach so brutal einen Halm und nage den durch, Mann, das tut gut, das ist auch viel besser, als im Kreis zu rennen.

Das sind Muirrean und ich.
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Die beiden Fremden sind ja schon lange ausgezogen. Das erleichterte mich wirklich! Siobhan und Caoimhe leben jetzt so:

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Auch sie sind Röhren-Fetischisten geworden. Früher hat Siobhan alles besetzt und verteidigt, aber inzwischen teilt sie es mit ihrer Freundin. Caoimhe läuft auch noch manchmal im Kreis, aber Siobhan macht lauter verrückte Sachen, sie hat sich eine Liegekuhle in die Korkplatte genagt (Mama sagt, das machen die meisten Mäuse?!) und stopft Nestmaterial gegen das Volierengitter (Mama sagt, das machen auch die meisten Mäuse?!).

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Übrigens, ich kann auch Grasnnester bauen! Mama bringt uns so seltsame pieksige Stengel mit, die zernage ich und schleppe sie eifrig in unser Nest. Aber das Schönste ist, wenn Muirreann kommt und mir das Köpfchen putzt. Dann lege ich mich flach vor sie und krieche unter sie, und sie muß mich ganz lange putzen.

Ein Mensch, den Mama sehr mag, hat mal geschrieben:

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.


--- Aber mein Blick wird jeden Tag weiter, und jeden Tag werden die Erinnerungen an den kleinen Plastikknast und die großen Hände ferner.
Seid gegrüßt von
Blathnaid, der kleinen ehemaligen Labormaus
 
Wibke, das ist so schön geschrieben, da kommen mir glatt die Tränen *Traurig*
 
Mir sind auch fast die tränen gekommen *Traurig*

wenn ich dran denke wie viele arme labormäuse es gibt die so ein leben nie kennen lernen werden *Traurig*
 
Original von Bat
Wibke, das ist so schön geschrieben, da kommen mir glatt die Tränen *Traurig*

bei mir auch.
ganz, ganz tolle entwicklung!! und das haben die 4 nur dir zu verdanken! *anbet*
 
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