ich glaub das problem ist dass für euch stress gleich stress ist, positiver und negativer, akuter und latenter werden nach gutdünken vermischt. fehlender stress schadet GRADE fluchttieren, denn grade für die ist er ja in der natur ein ganz wesentlicher teil ihres alltags, alles an ihnen, körper wie psyche, ist ganz genau darauf ausgerichtet, es gibt kein tier - ausser eines vom untersten ende der nahrungskette - das besser mit
akutem stress klarkommt. wir - am oberen ende der nahrungskette - können das einfach nicht nachempfinden: wenn wir soeben von einem riesigen raubtier verfolgt worden sind, grade dem tod im allerletzten moment von der schippe gesprungen, sitzen wir die nächsten paar jahre mit posttraumatischem stresssyndrom beim psychiater. die maus verharrt ein weilchen in angststarre, dann nimmt sie die nahrungssuche wieder auf als wär nie was gewesen. und da schleicht sich auch schon die nächste mietzekatze an...
aber auch wir menschen BRAUCHEN stress. haben wir zuwenig, sehn wir uns z.b. spannende filme an (oder spielen irgendwelche kriegsspiele am computer). jemand der nochnie spannende filme gesehn hat, wird entsetzt versuchen uns aus dieser misslichen lage zu "retten" (denn der stress beim flimgucken ist ja deutlich messbar, adrenalin wird ausgeschüttet, unsere muskeln sind angespannt, "laufen" in fluchtszenen sogar rudimentär mit...), weil er sich nicht vorstellen kann dass stress SEHR WOHL angenehm sein kann, man sogar danach sucht.
übringens: wisst ihr warum in der stressforschung keine gleichgeschlechtlichen weibchengruppen verwendet werden können (und das ist ja die haltungsform die hier propagiert und bestimmt am häufigsten praktiziert wird!): weil weibchen die in der hitze nicht gedeckt werden ENORMEN stress haben, und zwar negativen/latenten, weil sie die situation überhaupt nicht kontrollieren können, sie finden ja nichtmal die fährte eines männchens, sind dieser situation also jeweils relativ lange und völlig ausweglos ausgeliefert... und das ist für diese mäusinnen sehr wohl problematisch bis schädlich (und weeesentlich unangenehmer als eine das selbstbewusstsein steigernde - da eben bewältig-/kontrollierbare stresssituation in einer skinnerbox), gesunde weibchen halten das aber gut ein leben lang durch - denn wie gesagt: sie sind nicht aus zucker.
auch jahreszeitlich bedingt ist der stresshormonspiegel der weibchen latent erhöht. (bei böckchen übrigens nicht, deshalb verwendet man meist junge balb/c bockgruppen, diese linie ist besonders stressempfindlich, liefert also die deutlichsten ergebnisse)
darf man dann - in einem tierschutzforum - überhaupt reine weibchengruppen halten? oder weibchen ansich. müsste man die nicht gleich nach der geburt einschläfern? anders wär es nämlich nicht zu verhindern dass sie großem und langfristigem stress ausgesetzt sind, und den gilt es hier ja schon in den kleinsten ansätzen zu verhindern.
fragt doch einfach eure mäuse, ob sie stress wollen. wenns dann hoffentlich bald wärmer wird, macht die voliere eurer lieblingsmäuse auf, auch alle türen - plus haustür! keine sorge, nach euren thesen werden die mäuse ja kein pfötchen aus der voliere setzen, schongarnicht aus der haustür (oder wenn doch, dann werden sie - weil sie ja so stark revierbezogen*anbet* sind und trennung von ihrem revier ja immensen stress bedeutet - schnell von alleine wiederkommen). so könnt ihr mir "stressskeptikerin" kinderleicht beweisen dass ihr recht habt. ich würd dafür sogar extra mit videokamera bewaffnet zugucken kommen - mein ich ernst.
@Jade
um aus spaß an der freude mäuse zu konditionieren kann man sie NATÜRLICH im käfig und unter artgenossen lassen. aber hier soll ja bestimmtes verhalten beschrieben werden, das geht nur unter standardisierten bedingungen. im käfig gibt es 1000e parameter die das verhalten mitbestimmen: ob da grade ein hirsekorn rumliegt oder nicht, rangordnung in der gruppe, ob und welche mäusefreundin/-feindin grade vorbeirennt (oder an der stelle markiert hat) und wie sich diese verhält,... und: wie sich der mensch verhält. mäuse sind sensibel und orientieren sich sehr stark an ihrem vertrauten menschen, nehmen seine kleinste regung/stimmungsänderung wahr. der mensch kann/wird die maus also bewusst oder (wohl eher

unbewusst beeinflussen - solche verhaltensstudien wären also falsch und unbrauchbar.