Viel ist ja nicht mehr hinzuzufügen. Vielleicht noch eines, grundsätzlich:
In der Natur sorgt die Evolution für ein dynamisches Räuber-Beute-Gleichgewicht. Mäuse stehen dabei ganz am Anfang der Nahrungskette und werden von so ziemlich jedem Raubsäuger, -vogel plus diversen Reptilien erbeutet. Kaum eine Maus erreicht in der Natur ein Alter von auch nur einem Jahr. Damit die Mäuse-Populationszahlen trotz der erheblichen Mortalitätsrate stabil bleiben, haben Mäuse in der Natur eine sehr hohe Reproduktionsrate. Es gilt: möglichst schnell möglichst viele Nachkommen hervor bringen, von denen zumindest ein paar auch selbst zur Fortpflanzung gelangen - denn die Zeit ist knapp! Wilde Mäuse-Weibchen müssen so früh wie möglich und so oft wie möglich werfen, bevor sie selbst erbeutet werden. Da Mäuse, wie Vindoatus schon ausgeführt hat, ihre Jungtiere kooperativ aufziehen, ist es zunächst einmal wichtig, dass ein junges Weibchen überhaupt erstmal wirft. Selbst wenn die Jungtiere nicht durchkommen, produziert dieses Weibchen ab sofort Milch und kann effektiv bei Jungtieraufzucht der Rudelkameradinnen helfen.
In der Natur kommt es nicht darauf an, ganze Würfe vollständig aufzuziehen. Wenn einige Jungtiere aus einem Wurf durchkommen, ist das schon gut. Der Rest kann durchaus zwischendrin auf der Strecke bleiben, erbeutet werden, durch Unterentwicklung oder Mangelernährung sterben, oder von einem der Weibchen aus deren Mangelernhährung heraus gefressen werden - das ist einkalkuliert. In der Natur.
Die Situation bei Futtermauszüchtern sieht ganz anders aus. Hier ist es wünschenswert, dass sich möglichst viele Jungtiere möglichst jedes Wurfes möglichst kräftig und gesund entwickeln. Deshalb braucht man für eine gute Futtermauszucht ein optimales Futter (optimale Ernährungssituation gibt´s in der Natur praktisch nicht), und man muss dem natürlichen Mäusephänomen "Jungtier-Massenproduktion mit hoher Ausfallrate" entgegenwirken. An der Massenproduktion (Wurfgröße) kann man nichts ändern, die ist genetisch programmiert. Aber man kann die hohe Ausfallrate vermeiden. Um das aber auch dauerhaft zu erreichen - durchschnittlich große Würfe mit möglichst geringer Ausfallrate - muss man einiges dafür tun, die Weibchen zu schonen. Denn, wie schon genannt: die Wurfgröße ist natürlich. Aber es ist nicht natürlich, dass ein Weibchen seinen gesamten Wurf auch erfolgreich aufzieht!
Zu dieser Schonung bedient man sich optimalerweise der gleichen Methode, wie der Mensch sie auch bei sich selbst anwendet: Familienplanung. Pausen zwischen den Würfen, damit sich die Weibchen vom körperlich äußerst anstrengen Geschäft der Embryonalentwicklung + Milchproduktion erholen können. Pausen, die von allen Weibchen eines Rudels synchron geteilt werden müssen. Längere Säugezeiten und damit bessere Jungtierentwicklung und -sozialisierung.
Es gibt mE sehr viele Gründe, die für einen ordentlichen Futtermaus-Zuchtplan mit ausgiebigen Wurfpausen sprechen - und nur einen einzigen, der dagegen spricht: es macht erheblich mehr Arbeit.
Man kann nicht einfach zwei Mäuse zusammen in einen Käfig stecken und abwarten, was rauskommt. Statt dessen muss man sorgfältig planen, koordinieren, organisieren und disponieren. Man braucht mehr Käfige, muss die Tiere registrieren (und vor allem die Registratur ständig auf dem Laufenden halten), muss eine ganze Menge mehr Zeit und Geld investieren.
"Und welcher 08/15 Reptilienhalter will das? Welcher passionierte Schlangenhalter möchte Zeit, Geld und Kraft von seinem eigentlichen Hobby, den Schlangen, abzwacken, um sie in seine (für ihn) nebensächlichen Futtertiere zu investieren? Er hält schließlich Schlangen! Keine Mäuse. Die Mäuse sind nur Mittel zum Zweck. Natürlich sollen sie gesund sein, und kräftig, und fruchtbar, und was nicht noch alles. Aber dafür mehr als das unbedingt Notwendige zu investieren - also, da hört die Tierliebe dann doch auf."
(Der letzte Absatz war mal wieder ironisch und spiegelt nicht die Einstellungen des Schreibers wider.)
Borodin, mit langen Wurfpausen, und dieses Jahr sogar mal Sommerwurfpause (Mistwetter!)