Futtertierzucht - Argumente für Wurfpausen

Whitesky

Mäuseflüsterer*in
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Huhu,
in einem anderen Forum, wurde "mir" vorgeworfen, ich wäre doof und wüsste nicht, was ich sage. Dabei ging es um Wurfpausen. Dieser Futtertier"vermehrer" legt bei seinen Weibchen keine Pausen ein, der Bock ist immer bei den Weibchen. Das Argument war ganz einfach, dass sich die Mäuse in freier Natur auch ohne Pausen vermehren, die Pausen würde ja hierbei nur der Mensch "erzwingen".
Mit welchen Argumenten kann man dagegen angehen? Wie ist das bei wilden Mäusen? Wirklich vergleichbar ist es ja ohnehin nicht wirklich, oder?
Was könnte ich diesem Menschen erzählen, damit er einsieht, dass Wurfpausen nötig sind. Alle Argumente (Tod der Mutter wegen Überlastung etc.) haben nicht angeschlagen, was kann ich denn konkretes schreiben?

Gruß,
Shelsea
 
Dauerstress-> Muttertier frisst Babys
Dauerstress-> Mutter vernachlässigt Babys
Milch hat nichtmehr genügend Nährstoffe weil die Mutter ausgelaugt ist -> schwächliche Babys -> "minderwertige" Futtertiere
Und natürlich: Gesundes Futter -> gesunde Schlange
Und in der freien Natur sind die Würfe glaub ich auch nicht so groß und von den Babys überlebt nur ein Bruchteil. Ist also nicht wirklich vergleichbar.
Hoffe ich konnte dir helfen.
lg
Ira
 
Die konkreteste Folge wird der Typ bald selbst sehen, denn mit jedem Wurf werden die Kinder kleiner und mickeriger/schwächer. :( Kränkliche kleine Futtermäuse statt größerer gesünderer. Das ist wohl das Hauptargument. Futtertierzüchter rühmen sich gern, sie würden gesunde Futtertiere abgeben.

Im Extremfall stirbt die Mutter irgendwann an Erschöpfung.
Mütter, die Dauerwerfer sind, scheinen später eher Mammatumoren zu entwickeln.

In der Natur werden Mäuse bei weitem nicht so alt wie in Gefangenschaft. Viele Weibchen haben wohl nur 2-3 Würfe, ehe sie erbeutet werden. Außerdem werfen Wildmausweibchen immer in Wurfgemeinschaften, meistens mit ihren Schwestern, und ziehen gemeinsam alle Jungen groß. Viele Ammen stehen also bereit, die alle Jungen säugen und sich um alle Jungen kümmern.

Wildmausgruppen unterliegen außerdem natürlich anderen Faktoren wie zB jahreszeitlich schwankendem Futterangebot, Temperatur, Feuchtigkeit (viel Regen, meist hohes Jungtiersterben). Ein Wildmausweibchen wird pro Wurf deutlich weniger Jungen haben, wenn die Nahrung insgesamt knapp ist. Bei Futtertierzuchten sind die Bedingungen immer konstant, die Versorgung mit Nahrung gesichert.

Das heißt nun natürlich nicht, daß die Futtertierzüchter ihre Mäuse hungern lassen sollten, klar. Die Situation Farbmaus-Hausmaus ist nur begrenzt vergleichbar. In der Natur gibt es viel weniger Leiden, kranke oder schwache Tiere werden laufend ausselektiert (erbeutet)und quälen sich nicht noch lange. Die Farbmaus in Gefangenschaft unterliegt keinem Räuberdruck. So gesehen, ist es völlig unnatürlich, der Vermehrung freien Lauf zu lassen, weil es keine populationsstabilisierenden externen Faktoren gibt.
 
Last edited:
Hallo

vielleicht ist auch ein Ansatz, dass in der Natur die Population auf einer bestimmten Anzahl gehalten wird. Die Mäusinnen bekommen weniger/keine Würfe mehr, wenn die Population zu hoch ist.
Nimmt man den Mäusinnen die Babys weg, kann die natürlich Regulierung nicht eintreten.
Ganz interessant hierzu: http://www.tu-bs.de:8080/~jtausch/D...31_Sozialer Stress bei Saeugetieren/20231.pdf
(da geht es zwar um Ratten... aber ich denke mal, bei Mäusen ist es ähnlich)

LG
Wiebke
 
Wie viele zu fütternde Tiere hat er denn, wenn er die Mäusinnen immer werfen lässt?
 
Viel ist ja nicht mehr hinzuzufügen. Vielleicht noch eines, grundsätzlich:
In der Natur sorgt die Evolution für ein dynamisches Räuber-Beute-Gleichgewicht. Mäuse stehen dabei ganz am Anfang der Nahrungskette und werden von so ziemlich jedem Raubsäuger, -vogel plus diversen Reptilien erbeutet. Kaum eine Maus erreicht in der Natur ein Alter von auch nur einem Jahr. Damit die Mäuse-Populationszahlen trotz der erheblichen Mortalitätsrate stabil bleiben, haben Mäuse in der Natur eine sehr hohe Reproduktionsrate. Es gilt: möglichst schnell möglichst viele Nachkommen hervor bringen, von denen zumindest ein paar auch selbst zur Fortpflanzung gelangen - denn die Zeit ist knapp! Wilde Mäuse-Weibchen müssen so früh wie möglich und so oft wie möglich werfen, bevor sie selbst erbeutet werden. Da Mäuse, wie Vindoatus schon ausgeführt hat, ihre Jungtiere kooperativ aufziehen, ist es zunächst einmal wichtig, dass ein junges Weibchen überhaupt erstmal wirft. Selbst wenn die Jungtiere nicht durchkommen, produziert dieses Weibchen ab sofort Milch und kann effektiv bei Jungtieraufzucht der Rudelkameradinnen helfen.

In der Natur kommt es nicht darauf an, ganze Würfe vollständig aufzuziehen. Wenn einige Jungtiere aus einem Wurf durchkommen, ist das schon gut. Der Rest kann durchaus zwischendrin auf der Strecke bleiben, erbeutet werden, durch Unterentwicklung oder Mangelernährung sterben, oder von einem der Weibchen aus deren Mangelernhährung heraus gefressen werden - das ist einkalkuliert. In der Natur.

Die Situation bei Futtermauszüchtern sieht ganz anders aus. Hier ist es wünschenswert, dass sich möglichst viele Jungtiere möglichst jedes Wurfes möglichst kräftig und gesund entwickeln. Deshalb braucht man für eine gute Futtermauszucht ein optimales Futter (optimale Ernährungssituation gibt´s in der Natur praktisch nicht), und man muss dem natürlichen Mäusephänomen "Jungtier-Massenproduktion mit hoher Ausfallrate" entgegenwirken. An der Massenproduktion (Wurfgröße) kann man nichts ändern, die ist genetisch programmiert. Aber man kann die hohe Ausfallrate vermeiden. Um das aber auch dauerhaft zu erreichen - durchschnittlich große Würfe mit möglichst geringer Ausfallrate - muss man einiges dafür tun, die Weibchen zu schonen. Denn, wie schon genannt: die Wurfgröße ist natürlich. Aber es ist nicht natürlich, dass ein Weibchen seinen gesamten Wurf auch erfolgreich aufzieht!

Zu dieser Schonung bedient man sich optimalerweise der gleichen Methode, wie der Mensch sie auch bei sich selbst anwendet: Familienplanung. Pausen zwischen den Würfen, damit sich die Weibchen vom körperlich äußerst anstrengen Geschäft der Embryonalentwicklung + Milchproduktion erholen können. Pausen, die von allen Weibchen eines Rudels synchron geteilt werden müssen. Längere Säugezeiten und damit bessere Jungtierentwicklung und -sozialisierung.

Es gibt mE sehr viele Gründe, die für einen ordentlichen Futtermaus-Zuchtplan mit ausgiebigen Wurfpausen sprechen - und nur einen einzigen, der dagegen spricht: es macht erheblich mehr Arbeit.
Man kann nicht einfach zwei Mäuse zusammen in einen Käfig stecken und abwarten, was rauskommt. Statt dessen muss man sorgfältig planen, koordinieren, organisieren und disponieren. Man braucht mehr Käfige, muss die Tiere registrieren (und vor allem die Registratur ständig auf dem Laufenden halten), muss eine ganze Menge mehr Zeit und Geld investieren.

"Und welcher 08/15 Reptilienhalter will das? Welcher passionierte Schlangenhalter möchte Zeit, Geld und Kraft von seinem eigentlichen Hobby, den Schlangen, abzwacken, um sie in seine (für ihn) nebensächlichen Futtertiere zu investieren? Er hält schließlich Schlangen! Keine Mäuse. Die Mäuse sind nur Mittel zum Zweck. Natürlich sollen sie gesund sein, und kräftig, und fruchtbar, und was nicht noch alles. Aber dafür mehr als das unbedingt Notwendige zu investieren - also, da hört die Tierliebe dann doch auf."

(Der letzte Absatz war mal wieder ironisch und spiegelt nicht die Einstellungen des Schreibers wider.)

Borodin, mit langen Wurfpausen, und dieses Jahr sogar mal Sommerwurfpause (Mistwetter!)
 
Danke euch *drück*
snow, das ist ja das Problem.. ich frage in jedem Beitrag was da denn überhaupt zu füttern ist, keine Antwort. Es kam nur "für uns ist das Thema jetzt abgeharkt, wir können es dir ja eh nicht recht machen!" und von besagter Person "ich weiß schon was ich tue! ich habe ERfahrung"..
Naja, mehr als versuchen kann ichs nicht.
 
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