Halbwilde wieder auswildern?

Laylah

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Hallo,

ein Thema, das mich schon lange beschäftigt und gerade wieder aktuell ist (siehe Vermittlungsthread): Ist es wirklich im Sinne der Tiere, Halbwilde ("Spunks") nicht mehr auszuwildern?

Hier im Forum herrscht die Meinung, dass diese Mäuse draußen keine Überlebenschance mehr hätten, aber auf was stützt sich diese Behauptung denn? Gibt es dazu eine wissenschaftliche Studie? Alles andere wäre doch pure Spekulation, die ebenso falsch sein kann.

Schließlich wird hier parallel dazu die Meinung vertreten, dass z.B. eine von Hand aufgezogene Waldmaus unbedingt wieder nach draußen gehört, selbst wenn sie zahm geworden ist. Dabei sind schon Sätze wie "Lieber 1 Tag in der Freiheit und dann sterben, als ein langes Leben hinter Gittern" oder "Zahmheit gegenüber Menschen ist nicht schlimm, die kommen mit der Maus im Freien ja nicht mehr in Berührung" gefallen.

Aber was macht die meisten dann so sicher, dass Spunks draußen keine Chance haben? Schließlich wird immer explizit darauf hingewiesen, dass sie total scheu und flink und robust seien und viiiiiiiel Platz benötigten- das hört sich doch nach besten Voraussetzungen an, auch ohne den Menschen klar zu kommen...*grübel*

Über einen (sachlichen!) Meinungsaustausch würde ich mich freuen, da mir diese Tiere einfach leid tun und die "gängige" Meinung ja evtl. mal nach ihrer wissenschaftlichen Haltbarkeit hinterfragt werden sollte...=)

LG, Laylah
 
Was ich mir denke, ist dass sie es mit dem Futter schwer haben würden. Drausen gibts keinen Napf, der täglich mit firischem Nass- und Trockenfutter aufgefüllt ist.
 
Das stimmt, aber das hat eine wieder ausgewilderte Waldmaus ja auch nicht (mehr).
 
Spunks würde ich nichtmehr auswildern. Sie haben doch Farbieigenschaften in sich. Ich wäre mir da nicht so sicher ob sie es vom Immunsystem her packen würden bei dementsprechenden Temperaturen drausen zu überleben. Dickeres Fell bekommen die nämlich auch nicht. Und was das Futter angeht, meine gehen nur an Futter wenn es sich nicht bewegt und auch sonst nix ist. Alles was nicht ein Napf mit Körnern ist wird vermutlich so lange misstrauisch beäugt bis Spunk verhungert ist. Ich würde die lieber drinnen behalten.
 
Huhu,

ich denke, dass man Spunks genau wie wilde Tiere dran gewöhnen kann, ausgewildert zu werden: immer weniger Kontakt zum Menschen (den sie ja eh nicht wirklich wollen), Futter nicht im Napf, sondern verstreut, dazu Dinge anbieten, die es eben draußen gibt und nicht fertiges Körnerfutter...

Die Frage ist eben, ob ihr Immunsystem starkg enug wäre, eventuellen Krankheiten zu trotzden. Bei Farbis wäre es das ja eindeutig nicht und zur Hälfte trägt ein Spunks ja immerhin Farbigene...
 
Dickeres Fell gibts aber auch nicht. Sprich ich hätte Angst das sie im Winter erfrieren.
 
Keine Ahnung, ob die im Winter eine Art Winterfell kriegen, ich hab nie Spunks gehabt.
 
Die Frage ist, ob sich das Fell von Hausmäusen im Winter überhaupt nennenswert verändert. Als Kulturfolger sind die ja ohnehin eher in Kornspeichern, Kellern oder Ställen anzutreffen statt im klirrendkalten Wald. Möglich, dass sie eine Art "Unterwolle" kriegen, aber ich persönlich kann mich an keine Begegnung/Foto/Tierdoku mit einer Wildmaus egal welcher Art erinnern, die mal "puschelig" gewirkt hätte.
Außerdem bekommen viele Tiere ja nur dann ein Winterfell, wenn sie im Freien leben. Bsp.: Vollblüter in Boxenhaltung bekommen weniger Winterfell als ein Pony, das im Winter auf der Weide steht. Wäre also möglich, dass die Spunks tatsächlich ein Winterfell bekämen, wenn sie sich an kältere Temperaturen anpassen müssten, statt die kalten Monate in unseren warmen Wohnzimmern zu verbringen.


Und das Immunsystem ist vermutlich (ich habe schließlich auch keine Studie zur Hand;-)) bei Hausmäusen ohnehin grottig. Wenn man so ein Wildmäuslein mal tierärztlich auf den Kopf stellen würde, würden sich dort vermutlich eine Unmenge an Bakterien, Viren und Parasiten tummeln. Zusammen mit den vielen Fressfeinden vermutlich einer der Gründe, warum Hausmäuse in der Natur nur wenige Wochen überleben und so eine schnelle und hohe Vermehrungsrate haben.

Ihr seht, alles bloß Vermutungen...
 
Nun - da überlege ich auch schon länger rum - , da die Roten einen sichtbaren Fellwechsel hinlegen, und die Schwarzen eigentlich auch --- könnt' schon sein, dass es dichteres Fell winters gibt...

Ich hab (bei Mäuseasyl) auf diese Frage zu berichten gehabt, dass mir ein Fall bekannt ist, wo jemand die wilden Nester in der Umgebung eines TH absucht, die nicht-agouti rauszieht, weil sie farblich so auffallen, und die agouti bleiben in freier Wildbahn (die sie aber, wichtiger Faktor, von Geburt an schon kennen)
 
@ stefanie
Ja, ich kann mich an deinen Beitrag über die TH-Vorgehensweise erinnern! Dass ein Albino in Freiheit schlechte Karten hat, ist ja klar.*Angst*

Allerdings beweist das ganze ja indirekt, dass die Spunks draußen überleben und sich vermehren können! Denn soweit ich das weiß, sind alle Spunks agouti. Wenn also bunte Jungtiere in den Nestern liegen, müssen die Eltern ja entweder beide Spunks sein oder einer ist ein Spunk und einer eine Farbmaus. Denn wenn zumindest einer der Eltern eine "echte" Hausmaus wäre, gäbe es nur agoutifarbene Nachkommen, da agouti ja dominant ist. Also MUSS ein Elternteil schon ein Spunk sein, der Farbe in sich trägt.
Das zeigt: Spunks fallen draußen nicht tot um, sondern können sich sogar fortpflanzen, zur Arterhaltung beitragen und sind somit "naturgeeignet".

Das TH knüpft ans Nichteinfangen die Bedingung, dass die Halbwilden draußen geboren wurden. Sinnvoll oder nicht? Die Frage ist eben, ob es tatsächlich DEN entscheidenden Unterschied macht und über Überleben und Sterben entscheidet, dass die Mäuse draußen geboren wurden. Wobei "draußen" ja auch ein dehnbarer Begriff ist. Sind die Jungen von Hausmäusen, die tatsächlich in einem Haus (z.B. im Keller) geboren werden, dann gar keine Wildmäuse mehr, weil der Geburtsort "falsch", da in einem Haus, war? Könnten diese Hausmäuse aufgrund ihres Geburtsorts dann nicht überleben, wenn man sie in einen Schuppen, also wirklich nach draußen, umsiedeln würde? Schicken wir somit tausende Hausmäuse im Haus mit Lebendfallen in den qualvollen Tod? Ich denke, das würden die wenigsten Leute so sehen, wäre aber nach Argumentation des TH die logische Konsequenz, wenn sie den Geburtsort als entscheidendes Kriterium ansehen.
 
Ist denn sicher, dass Farbi+Wildmaus=agouti ist?
Kann mich an Erzählung einer Freundin erinnern, die vor gut 20 Jahren mal einen Farbi-Böckchen hatte. Eines Abends war großer Radau im Käfig und als sie nachsah, saß da eine Hausmaus mit drin und diese ergriff dann gleich die Flucht. In den kommenden Wochen gab es in den Lebendfallen in den Vorratskammern immer wieder "bunte" Mäuse zu finden...
Die wohnten mitten in der Pampa, glaube nicht dass es dort zu der Zeit Mischlinge gab.*grübel*
Das Phänomen gab sich aber mit den Generationen.
 
Das TH argumentiert da gar nicht (und ich bin momentan auch zu verpeilt, um das zu tun),
da sammelt halt wer Mäus ein, die draußen gar keine Chance hätten, und das "dtaußen-Argument kommt bereits von mir

Also MUSS ein Elternteil schon ein Spunk sein, der Farbe in sich trägt.
Jupp, entweder das, oder halt der berüchtigte Karton vor dem TH, in dem zwar keine Spunks sitzen, aber auch nicht alle warten, bis sie innen in Käfige kommen

(für alles andere bin ich grad wirklich zu doof)
 
@Rintintin
Agouti wird meines Wissens dominant vererbt. Also sind die ersten Jungtiere, die aus einer "bunten" Farbmaus und einer Hausmaus entstehen, agouti. Allerdings tragen sie die Farbe genotypisch in sich. Verpaaren sich also 2 dieser Spunks miteinander, entstehen daraus Jungtiere, die "bunt" sein können. (Siehe Biobuch, 7. Klasse, Tabelle mit den Erbsenblüten;-)). Die Geschichte mit den farbigen Mäusen in der Falle macht also Sinn. Das waren dann aber nicht die direkten Jungtiere der Farbmaus-Hausmaus-Liebelei, sondern die Nachkommen dieser Jungtiere.

@stefanie
Du meinst damit, dass manchmal schon trächtige Farbiweibchen aus dem Karton abhauen und ihren Nachwuchs draußen bekommen, unter denen dann bunte und agoutifarbene sind, oder?
Das könnte schon sein. Aber wenn aus den Nestern dann nur die bunten rausgefischt werden, ist es für die zufällig agoutifarbenen, die im Nest gelassen werden, dumm gelaufen. Denn die sind ja dann reine Farbmäuse mit wildfarbenem Fell, deren Überlebenschancen vermutlich deutlich schlechter stehen als die der Halben, die immerhin noch 50% wilde Gene tragen...
Wobei ich das wiederum auch bemerkenswert finde, wenn echte Farbis immerhin in der Lage sind, draußen ein Nest zu bauen, zu werfen und die Jungen soweit aufzuziehen, bis sie schon Fell haben. Bis dahin vergehen ja einige Tage, also scheinen selbst Farbis vorübergehend draußen klarzukommen und bei der Futtersuche nicht ganz doof zu sein.
(Ohje, und wieder Input trotz heutiger Vermatschtheit und Wochenende und Ostern... sorry:-))
 
ich bin noch nicht heller, aber meinte v.a. die versch. Möglichkeiten, wie Spunks zustandekommen (Einbruch wie Ausbruch) - und da kann Mama oder Papa auch aus einem solchen Karton stammen ... - ich rede also nicht von reinen Hausformen draußen
 
Ah, okay, ich verstehe (vermutlich), wie du's meinst.
Aber ich glaube, du machst einen kleinen Denkfehler dabei (bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege):*Schlaumeier*

Wenn Mutter oder Vater aus einem solchen Karton stammen und sich mit einer Hausmaus einlassen, dann kommen ja erstmal nur wildfarbene Spunks raus (F1-Generation). Bei diesen Nestern würde man also nix rausholen, weil ja alle agouti sind und nach wilden Hausmäusen aussehen.

"Bunte" Nester entstehen aber erst dann (abgesehen von spontanen Mutationen), wenn beide Eltern Farbe in ihren Genen tragen, die sie weitergeben können. Das wäre dann beim Nachwuchs von 2 Spunks der Fall (oder eines Spunks und einer Farbmaus oder 2 Farbmäusen) (F2-Generation).

"Bunte" Nester, bei denen 1 ELTERNTEIL eine Farbmaus war, gibt es nicht, denn die Farbe des anderen (wilden) Elternteils setzt sich erstmal durch.

Also könnte dann frühestens Oma/Opa Farbmäuse gewesen sein. Deren Spunk-Kinder mussten sich dann aber erstmal bewähren, um überhaupt die bunten Enkel erzeugen zu können, bei denen dann das TH zulangt. -> Also eigentlich doch ein Beweis, dass sie draußen klarkommen?


Wobei mich die Genetik auf die Frage bringt: Falls sich Fell von Farbi und Hausmaus tatsächlich stark unterscheidet, wie wird dieses vererbt? Bekommt die F2-Generation dann womöglich auch wieder das dünne Farbmausfell und müsste draußen erfrieren?*grübel* (Wenn ja, wäre das natürlich ein Totschlagargument gegen das Freilassen von Spunks...)

LG
 
Hallo,

echt interessantes Thema!
Aber so ganz spontan habe ich mich gefragt, ob das Auswildern überhaupt rechtlich wäre? Gerade wenn in der F2 bunte Nachkommen fallen können, hat das ja auch was von Faunaverfälschung *grübel*

Liebe Grüße,
trulla
 
Hm, ich bin mit den Gesetzen nicht sehr gewandert...

Allerdings dürfte das mit der Faunenverfälschung wegfallen, denn es sind ja Hausmäuse, die es in unserer Fauna gibt, nur eben ggf. mit anderer Farbe. Aber selbst in der Natur tauchen immer wieder Farbmutationen, Albinismus und Melanismus auf. Genaugenommen sind streunende Hauskatzen viel eher Faunenverfälschung, weil sie ja von der Falbkatze abstammen, die es in Europa nicht gab.

Griffiger wäre wohl eher das Tierschutzgesetz, nach dem keinem Wirbeltier.... blablabla... Schmerzen und Leiden zugefügt werden dürfen. Dieser Paragraph verbietet wohl auch implizit das Aussetzen von Haustieren. Allerdings ist ein Spunk ja kein domestiziertes Haustier.

Und, um mich auf etwas dünnes Eis zu begeben: Es würde niemandem auffallen, wenn man Spunks ins Freie entließe- denn die F1 haben ja ganz unverdächtig wildfarbenes Fell:-)

Was aber evtl. sogar verboten sein könnte, wäre, "Schädlinge" "anzusiedeln". Aber dann würden wir uns mit in die Natur entlassenen 100%igen Wildmäusen genauso strafbar machen und tun es natürlich trotzdem.
 
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