Hallo Jani,
bitte nimm es mir nicht krumm, wenn ich hier widerspreche:
Original von JaniLane
Meine Faustregel ist, solange das Tier frißt und trinkt hat es Lust auf Leben.
Der reine Instinkt zwingt das Tier, quasi bis zuletzt noch Nahrung aufzunehmen. Dennoch kann es schon ganz erheblich leiden und Schmerzen haben. Übelste Tumormäuse mit Schmerzen fressen fast bis zuletzt. Nahrungsaufnahme allein ist kein Indiz, daß das Tier noch ein lebenswertes Leben führt. Ich habe zB eine Kratzmaus gesehen, die fast am ganzen Körper nackt gekratzt war, über und über mit Wunden bedeckt, keine Ohren mehr, zwei große Tumore, und dieses Tier hat noch gefressen. Sie wäre sicherlich in wenigen Wochen allein gesorben, aber ihr Leben muß die Hölle gewesen sein. Sie war vom Juckreiz gepeinigt. Für das Tier habe ich das Einschläfern als Erlösung empfunden.
Wenn das todkranke Tier pumpend mit gesträubtem Fell und geschlossenen Augen da sitzt und lethargisch alles verweigert, ist es meiner Meinung nach nicht fünf vor Zwölf, sondern schon fünf nach Zwölf. Dann leidet das Tier bereits Höllenqualen. Soweit sollte man es am besten gar nicht kommen lassen... Bei jedem Tier muß der Einzelfall beurteilt werden, und aus der Ferne kann man es natürlich nie beurteilen. Eine zweite Meinung durch einen mäuserfahrenen Menschen, der sich das Tier direkt anschaut, ist sicherlich immer gut, aber leider nicht immer machbar, ich weiß.
Ich selbst lasse Tiere bestimmt nicht zu früh gehen, aber will sie auch nicht zu spät gehen lassen. Aber lieber einen Tag zu früh als einen Tag zu spät, weil das Tier dann nicht eine Sekunde lang zu leiden hat. Und das Tier weiß nicht, daß es noch einen Tag hätte länger leben können. Diese Abwägung ist wahnsinnig schwer (und ich hasse es, solche Fälle hier zu haben, wie wohl jeder verantwortungsbewußte Tierhalter auch). Man will dem Tier keine schöne Minute nehmen, aber es auch nicht leiden lassen. Aber man sitzt nicht 24 Stunden bei dem Tier und weiß, wie oft es ihm relativ gut geht oder ob das nur wenige Minuten abends beim Füttern der Fall ist, und am Ende muß man abwägen, ob die Leidenszeit der Zeit, in der es dem Tier noch recht gut geht, überwiegt, dann sollte man meiner Meinung nach Schluß machen.
Diese Einstellung resuliert aber vor allem aus meiner persönlichem Erfahrung. Ich habe schon mal einen Menschen, den ich geliebt habe, erlebt und gehört, der mich angefleht hat, sterben zu dürfen, weil er solche Schmerzen hatte (Krebs, das Morphiumdilirium war wie eine Erlösung). Sterbehilfe ist verboten, aber diese Erfahrung hat mich sehr geprägt. Ich will nicht, daß ein Lebewesen vor seinem Tod schreckliche Schmerzen hat, und bin froh, daß wir das Leid bei Tieren beenden können.
Lange Rede, kurzer Sinn, ich bin der Meinung, daß auch ein leidendes Tier noch versucht zu fressen. Wenn es nicht einmal mehr frißt, steht es wirklich kurz vor dem Tod. Ob das Leben für das Tier noch lebenswert ist, entscheide ich (schweren Herzens) durch lange, intensive Beobachtung: wie ist die Atmung? Augen ganz offen oder zusammengekniffen? Fell gesträubt? Bewegungsfähigkeit? Und am wichtigsten: hat das Tier Aussicht auf Genesung und leidensfreie Zeit? Wenn Schmerzfreiheit möglich ist, wird behandelt. Aber zu Tode therapieren tue ich nicht.
Dieser Exkurs ist allgemein gemeint, nicht auf Mausi Billis Maus bezogen, denn deren Zustand kann ich nicht beurteilen, ich erlebe das Tier ja nicht. Es soll nur ein kleiner Apell sein, loslassen zu können, weil ich denke, in manchen Fällen ist das Festhalten egoistischer Natur, während das Tier, könnte es sprechen und hätte es eine Vorstellung vom Tod, vielleicht den Tod als Erlösung ansehen würde. Ich selbst kämpfe um jedes Tier, wenn ich weiß, daß es eine Chance hat, wieder gesund zu werden oder schmerzfrei leben zu können, aber wenn ich weiß, daß ich das Leiden nicht beenden kann, daß es nur Hinauszögern ist, zwinge ich mich zum Loslassen. *Traurig*
Ich hoffe, mir wird dieser Exkurs von niemandem übelgenommen.

Falls es so ist, möchte ich mich entschuldigen.