Nochmal zu Leinölfirnis...
Leinölfirnis dringt einige mm ins Holz ein, dort vernetzen sich die Moleküle und bilden, wie eine Lasur, eine wasserunlösliche, aber nicht komplett starre Schicht. Das bedeutet: Das Holz erhält eine wasserundurchlässige Abschlussschicht, auch Urin dringt nicht ein, allerdings verfärbt er das behandelte Holz. Leinölfirnis eignet sich für Massivholz. Hier hat es gegenüber Lacken den Vorteil, dass es im Holz selbst sitzt. "Holz arbeitet", verformt sich also immer geringfügig. Die komplex gebundene Schicht im Holz verformt sich mit, die Wasserdichte bleibt bestehen.
Im Gegensatz dazu sitzt Lack nur auf dem Holz auf. Lackiert man Massivholz, und verformt sich dieses Holz im Laufe der Zeit, kann der Lack absplittern, und Feuchtigkeit ins Holz eindringen. Bei Spanplatten ist Lack besser geeignet - die "arbeiten" mWn nicht, deshalb kann guter Lack hier sehr beständig sein. Es sei denn, er wird angenagt, dann ist das Holz hier nicht mehr geschützt, kann bepinkelt werden, quillt auf, der Lack springt weiter ab, das ganze wird eklig. Leinölfnirnis zieht in Spanplatten durch die Spanstruktur zu stark ein. Zumindest für meinen Geschmack - wenn man´s lange genug trocknen lässt, dürfte das allerdings eine bombensichere Wasserschutzsicht abgeben.
Auf Massivholz kann man Leinölfnirnis einfach sehr großzügig per Lappen auftragen, einmassieren, die Reste mit Tüchern wieder aufwischen und die Sache trocknen lassen. Wenn´s tiefer eindringen soll, damit die Schutzschicht dicker wird, kann man noch etwas Terpentinersatz zugeben.
Ich hab meine (Echtholz-) Sachen jeweils 2 Tage an der frischen Luft trocknen lassen. Wirkung: Sehr gut, wird nix angeknabbert, lässt sich alles gut abwaschen. Eine exzessive, lang übersehene Latrinenecke hat allerdings deutliche helle Flecken hinterlassen. Nach dem Abwaschen gut trocknen und lüften, und die Sache ist wieder sauber und geruchsneutral.
Von daher - ja, ich mag Leinölfirnis - in Verbindung mit Massivholz. Außer bei Mäuseeinrichtungsgegenständen, die müssen nicht so lange halten, da reichen Olivenöl und gelegentliches Nachölen.
Bei Leinölfirnis bitte
unbedingt beachten:
Lappen, die mit Leinölfnis getränkt sind und zusammengeknüllt liegen bleiben, neigen zuverlässig zur Hitzeentwicklung und Selbstentzündung. Mit Terpentinersatz drin sogar noch besser. Deshalb am besten gleich auswaschen (Seifenwasser) und ausgebreitet trocknen lassen. Steht auch auf den Flaschen drauf, allerdings leider ohne das Entflammbar-Zeichen, das ist in diesem Fall keine Pflicht.