Das ist zwar jetzt eine wissenschaftliche Untersuchung zu Ratten. Grundsätzlich unterscheiden sich Mäuse von Ratten aber im wesentlichen durch ihre Größe. Man darf also annehmen, daß die Ergebnisse in gewissem Umfang auf Mäuse übertragen werden dürfen. (Hervorhebung, Ergänzungen in Fettdruck oder kursiv von mir) Aus: "Gedächtnis bei Tieren" von Juan D. Delius und Lorenzo von Fersen.
"Das bei weitem beliebteste Gedächtnisforschungsobjekt unter den Säugern ist die Ratte (Rattus norvegicus). Im Zusammenhang mit Studien zum Labyrinthlernen beschrieb schon Tolman (194

bei ihnen
beachtliche Gedächtnisleistungen. Er schloß u. a., daß sie sich
zur Gestalt komplexerer Labyrinthe kognitive Landkarten anlegen können. (...)
(Die Ratten merken sich ein Labyrinth, indem sie im Gedächtnis eine Art innere Landkarte des Labyrinths anlegen.)
Sie
(die Forscher) benutzten ein achtarmiges Sternlabyrinth, das aus hochgestellten Laufstegen, die von einer zentralen Arena aus radial ausliefen, bestand. Hungrige Ratten wurden einzeln in die Arena gesetzt und durften sich am Ende der Arme in Vertiefungen gelegtes Futter holen. (...)"
Zusammengefaßt ist das Ergebnis der Untersuchungen, daß die Ratten nicht ziellos herum irren und zufällig dann am Ende eines Labyntharmes Futter finden, sondern daß sie sich offenbar die räumliche Struktur des Labynths merken können und bereits "abgeerntete" Arme meiden.
"Olton folgerte
(aus den Ergebnissen der Versuche), daß die Tiere sich in einem
Arbeitsgedächtnis, das auf einer im
KZG (Kurzzeitgedächtnis) gespeicherten kognitiven Landkarte des Labyrinths basierte, die Arme, die sie schon besucht hatten, merkten und dann mieden. (...)
Die Möglichkeit, daß die Tiere die bereits abgeernteten Arme
(des Labyrinths) mit Geruchsmarken (z. B. Urin) belegten, oder aber das Fehlen des Futters von der Zentralarena aus geruchlich feststellen konnten, wurde in einem Kontrollversuch geprüft. (...) Daß der Geruchssinn, der bei Ratten hoch entwickelt ist, hier tatsächlich so gut wie keine Rolle spielt, ist später durch Eingriffe, die die Ratten anosmisch
(Zerstörung des Geruchsinns
) machten, nochmal bewiesen worden (Zoladek & Roberts, 197

(...)
Morris (1981) hat eine Aufgabe erdacht, die speziell dieses besondere
LZG (
Langzeitgedächtnis) anspricht. Ratten werden an den Rand eines kreisrunden Beckens gesetzt, das mit einem trüben Wassermilchgemisch gefüllt ist. An einem vorgegebenen Ort ist, gerade unterhalb der Wasseroberfläche, unsichtbar eine Plattform angebracht. Nach einigem Umherschwimmen findet die Ratte diese Plattform und rettet sich auf sie. Bei wiederholtem Einsetzen an einer Stelle des Wannenrandes, lernen die Tiere auf direktestem Wege die unsichtbare Insel zu finden. Werden nun die Ratten an anderen Punkten des Beckenrandes eingesetzt, finden sie bereits beim ersten Durchgang den kürzesten Weg zur Plattform. Wird aber die Plattform verstellt, dann schwimmen sie zu ihrem ehemaligen Standort und suchen ungerichtet von da aus, bis sie die neue Position finden. Da die Wanne selbst keine richtenden Reize bietet, orientieren sich die Tiere beim Finden der Plattform nach Landmarken, die sich außerhalb des Naßlabyrinths befinden. (...)
Die Erfahrung, die die Ratten brauchen um ein dauerhaftes Referenzgedächtnis aufzubauen, ist minimal. Dafür dürfte die ökologische Validität der Aufgabe, die Situationen wildlebender Ratten ähnelt, verantwortlich sein. (...)
Allerdings bewegen sich Ratten dort öfters im praktisch absoluten Dunkel. Tatsächlich gibt es Hinweise, daß andere Nager (vielleicht auch Ratten), ähnlich wie die fruher erwähnte Trichterspinne, unter gewissen Bedingungen auch rein nach gespeicherter kinästhetischer Information navigieren können
(Die Tiere merken sich ihre Bewegungsabläufe in einer bestimmten Umgebung und finden sich dann auch zurecht, wenn sie nicht mehr sehen können) (Mittelstaedt &Mittelstaedt, 1980; Etienne, Joris, Maurer & Teroni, 1990). "
=)
Es wäre doch vollkommen unsinnig, wenn Mäuse sich in ihrem Lebensraum nicht dauerhaft orientieren könnten. Um diese Informationen abzuspeichern, brauchen die Tiere ein Langzeitgedächtnis. Also ist auch anzunehmen, daß Mäuse sich nach einer "Umquartierung" an ihr altes Gehege erinnern können. =)