Ich hab heute morgen eine Stunde gebraucht, ehe ich nachschauen konnte. Sie ist gestorben, meine kleine Weifu.
Gestern hatte sie sich auf einmal noch mal etwas bewegt. Ich hatte den Eindruck, sie wollte wieder zurück unter ihre Rinde. Vorsichtig hab ich sie hochgehoben und in den Eingang gelegt. Sie muß tatsächlich wieder hinein gekrochen sein. Da habe ich sie heute morgen gefunden, in ihrer Kuhle, mit Blättern ausgepolstert, zusammen gerollt, als würde sie schlafen. Das Fell ist ganz seidig geputzt, keine Blutreste. Sie sah irgendwie friedlich aus und ist wohl neben Muska gestorben.
Das, was ich am stärksten empfunden habe, angesichts ihres Sterbens, ist, daß es nicht mein Leben ist. Dieses Leben gehört mir nicht, nicht dieses Leben und nicht dieses Sterben. Ich habe ständig mit mir gerungen, ob ich sie jetzt nicht endlich einschläfern lassen soll, jeden Tag, am Ende stündlich. Aber ich wurde das Gefühl nie los, daß ich ihr damit etwas nehme, daß sie dann nach meinem Willen gestorben wäre, nicht nach ihrem, daß ich ihr weg nehme, ihr Leben zu Ende zu leben.
Der Rat, jetzt endlich zum Tierarzt zu gehen, war keinesfalls falsch. Ich habe Glück gehabt, mit meiner Entscheidung, es nicht zu tun. Glück, weil es wirklich hätte sein können, daß es zu einer erneuten Blutung gekommen wäre und vielleicht wäre sie daran erstickt und das hätte ich mir vermutlich niemals verziehen. Vielleicht dauert es so quälend lange, bis man sich vom Leben gelöst hat. Aber immer war jemand da, der nach ihr gesehen hat und die treue Muska, die bei ihr unter der Rinde lag und sie geputzt hat.
Ich bin wirklich dankbar, daß sie jetzt so leise entschlafen ist.
Sie ist bei mir geboren und allen, die hier mitlesen und auch mitgebangt und mitgefühlt haben, möchte ich wirklich von Herzen danken.
Es ist schrecklich traurig, daß sie nicht mehr da ist.
... als ganz junges Mäuschen mit einer ihrer Schwestern ...
... erste Lebenswochen ...
... Ausflug auf die Kletterwurzel ...
... mit dem lieben Fehfüchen ...
... das Ende ihres Lebens.