Phänomen "Hausarrest"

sie ist ganz schwach und trinkt auch nichts mehr. Ein Schlaganfall ist es nicht, einfach nur Schwäche. Vielleicht hat sie ja wirklich geblutet und ist deshalb so schwach. Sie ist heute morgen zum Eingang gekrochen und hat das Köpfchen beim Liegen seitlich gelegt. Soll ich sie da jetzt rauszerren und zum TA bringen? Ich kann die Maus ja nicht einschläfern lassen, nur weil ich ihr Sterben nicht ertrage. Ich bin wirklich erschüttert, welch ein zäher Überlebenswille in so einem kleinen Mäusekörper steckt.
 
Also ich erzähle jetzt doch das ganze Drama. Auch wenn vielleicht einige es nicht nachvollziehen können, warum die Maus noch nicht eingeschläfert ist. Aber heute morgen war ich dazu nicht in der Lage.

Nachdem ich gestern diese merkwürdigen Schlieren am Schnäuzchen gesehen hatte, habe ich Weifu zu Muska gesetzt, die sich gerade in einer Gehegeecke auf dem Heuhaufen putzte. Sie fing auch gleich an, Weifu gründlich durchzuputzen. Dann habe ich komische Geräusche gehört und nachgesehen. Ich bin zu Tode erschrocken. Weifu´s Schnauze war voll von hellrotem Blut, das auch auf die Pfoten gelaufen war. Die komischen Geräusche waren Husten. Weifu hustete Blut. Ich war so verzweifelt und wußte im ersten Moment gar nicht was ich machen sollte.

Mein erster Gedanke war, irgendwo hinfahren und einschläfern lassen. Aber das geht hier nicht so einfach. Ich hätte mit Taxi zum nächsten S-Bahnhof und dann in der Stadt in die Tierklinik fahren müssen.

Sie hat dann aufgehört zu husten und lag flach atmend, vollig blutverschmiert in einer Gehegeecke. Muska hat sich gar nicht darum gekümmert. Die Blutung hatte aufgehört. Dann dachte ich mir, ich kann sie ja da nicht so liegen lassen. Außerdem bildet das Blut, wenn es trocknet, ganz harte Krusten. Also habe ich sie heraus genommen und mit Q-Tip und warmem Wasser, so gut es ging, ganz vorsichtig das Blut abgewaschen und mit Kostmetiktüchern etwas getrocknet. Dabei habe ich sie immer wieder angehaucht.

Jetzt war auch klar, warum sie so schwankend herum gelaufen war, wegen des Blutverlustes. Dann legte ich sie wieder ins Gehege, wo sie noch eine Weile herum gekrochen ist. Dann blieb sie im Heuhaufen liegen, so halb eingegraben. Den Versuch ihr Wärme zu geben mit einem Einmal-Handschuh mit warmem Wasser, das wollte sie nicht, ist davon weggekrochen. Trinken wollte sie auch nicht. Sie wollte nichts. Also habe ich sie in Ruhe gelassen. Schließlich hat sie sich unter die Rinde verkrochen und Muska ist dann später auch hinein.

Dabei ging es ihr die letzten zwei Tage deutlich besser, sie hatte ständig Hunger und wirklich viel gefressen. Nun war ich mir endgültig sicher, daß sie die Nacht nicht überlebt. Hat sie aber, fast muß ich sagen, leider. Denn langsam geht mir das doch sehr an die Nieren. Den ganzen Tag habe ich heute überlegt, ob ich sie zur TÄ bringe und einschläfern lasse. Zwei Mal ist sie aufgetaucht, wollte aber nichts. Aber sie liegt wieder bei Muska unter der Rinde. Wenn sie herum läuft, dann wirkt das extrem schwach, aber nicht so als hätte sie Schmerzen. Wenn ich sie einschläfern lasse, dann muß ich sie rausholen und das letzte, was sie in ihrem Leben haben wird, ist Angst.

Die Blutung kann alles mögliche sein. Lungenmetastasen, Lungenabszeß, schwere Bronchitis oder sie hat inzwischen aufgrund der Mangelernährung eine Blutungsneigung. Ansonsten wirkt sie einfach schwach und müde. Vorhin kam sie wieder zum Ausgang und sah geputzt aus, die Blutreste waren weitgehend weg, wahrscheinlich Muska sei Dank. Am Eingang steht ein Deckel mit Wasser. Vielleicht hat sie davon getrunken. Ein paar Tropfen Kokosmilch hat sie abgeschleckt, als ich ihr die Spritze hingehalten habe. Möglicherweise stirbt sie jetzt aus Schwäche. Die Blutung kann natürlich auch wieder auftreten, aber seit gestern sind keine Anzeichen mehr dafür zu erkennen.
So war das.
 
Ich wünsche Weifu iund Dir ganz viel Kraft! Ganz egal wie das weiterhgeht, ihr seid beide starke Kämpfer!
 
ich würde einen TA rufen, der sie zu Hause in ihrem Käfig einschläfern kann. Einige TÄe machen ja auch Hausbesuche.

Blut in den Atemwegen ist nicht schön, vermutlich hat Weifu die ganze Zeit das Gefühl zu ersticken, kann dagegen aber nichts tun. Und um zu ersticken bekommt sie noch zu viel Luft. Das kann so leider noch sehr lange weiter gehen, daher würde ich sie unbedingt erlösen lassen - und da ist für Weifu einfach der schonendste Weg, wenn das zu Hause in ihrem Käfig passiert.
 
ja, das Blut ist ja nur in den Atemwegen, wenn es gerade blutet und dann hustet sie. Wenn ich nur annähernd den Eindruck hätte, sie würde unter Schmerzen oder Atemnot leiden, dann wäre ich schon längst beim TA gewesen. *traurig*
 
Schmerzen hat sich vermutlich nicht, ist beim Lungenkrebs beim Menschen ja auch so. In der Lunge sind keinerlei Schmerzrezeptoren.

Allerdings setzt das Blut natürlich Teile des Lungengewebes außer Funktion, so dass die Beeinträchtigung sehr wahrscheinlich dauerhaft besteht, und nicht nur dann, wenn frisches Blut austritt. Bis das Blut aus den Lungenbläschen abgebaut werden kann, dauert es ja eine ganze Weile. Ein Sauerstoffmangel wird sich daher nur in einer stark reduzierten Aktivität bemerkbar machen - und das trifft ja leider auf Weifu zu.
 
Weißt Du, ich denke jede Sekunde darüber nach. Gerade liegt sie unter ihrer Rinde und wird von Muska geputzt. Sie ist schon sehr schwach. Ich wünschte, sei würde jetzt einfach so einschlafen, unter ihrer Rinde, neben Muskalein.
 
Jetzt hat auch noch die TÄ angerufen wegen dem Tumor von Saga. Es ist ein maligner Lymphatischer Tumor. Ich glaube für heute bin ich fertig.
 
Das läuft ja gerade gar nicht gut bei dir *traurig* Tipps kann ich nicht geben, aber - alles Liebe und viel Kraft für deine beiden Mäuschen und natürlich für dich *drück*
 
Leider habe ich jetzt erst gelesen was bei dir abgeht.

Die Lungenbläschen verkleben, die Atemnot wird immer größer und der letzte Atemzug führt unweigerlich zum Erstickungstot und den habe ich einmal erlebt. Das will ich nie wieder. Pack die Beiden ein und lass Weifu gehen. Das ist nicht die Angst die sie fürchtet sondern das nicht mehr atmen können.

Wenn du sie dan obduzieren läßt, wirst du erschrocken sein was da alles schon im Gange war. Ich habe auch gerade wieder einen bekommen und der war auch schlimm.

*traurig* *drück*
 
Sie schläft fast nur noch, bewegt sich kaum. Hat schon so eingefallene Augen wie Tenochtitlan, ehe er starb. Den ganzen Tag lag sie dicht neben Muska unter der Rinde. Ich glaube, jetzt hat sie es bald geschafft, meine Liebe. *traurig*
 
Tut mir sehr leid Fufu! *traurig* Es ist immer so schwer wenn sie krank werden und sterben... *drück* Schön das Muska bei ihr ist
 
Es ist ein ao langer Abschied und es tut so weh. Sie ist ja bei mir geboren. Wenigstens scheint jetzt alles gut zu gehen. Sie hat sich vor ca. 2-3 Stunden raus gelegt und seitdem nicht mehr bewegt. Atmet regelmäßig, aber sehr schwach, das Köpfchen zur Seite gelegt. Aber sie ist gar nicht mehr richtig da. Wenn Muska an ihr vorbei läuft und sie dabei anstößt, reagiert Weifu gar nicht mehr. Sie scheint jetzt hinüber zu gleiten. Aber ich muß ständig weinen.
 
Ich hab heute morgen eine Stunde gebraucht, ehe ich nachschauen konnte. Sie ist gestorben, meine kleine Weifu.

Gestern hatte sie sich auf einmal noch mal etwas bewegt. Ich hatte den Eindruck, sie wollte wieder zurück unter ihre Rinde. Vorsichtig hab ich sie hochgehoben und in den Eingang gelegt. Sie muß tatsächlich wieder hinein gekrochen sein. Da habe ich sie heute morgen gefunden, in ihrer Kuhle, mit Blättern ausgepolstert, zusammen gerollt, als würde sie schlafen. Das Fell ist ganz seidig geputzt, keine Blutreste. Sie sah irgendwie friedlich aus und ist wohl neben Muska gestorben.

Das, was ich am stärksten empfunden habe, angesichts ihres Sterbens, ist, daß es nicht mein Leben ist. Dieses Leben gehört mir nicht, nicht dieses Leben und nicht dieses Sterben. Ich habe ständig mit mir gerungen, ob ich sie jetzt nicht endlich einschläfern lassen soll, jeden Tag, am Ende stündlich. Aber ich wurde das Gefühl nie los, daß ich ihr damit etwas nehme, daß sie dann nach meinem Willen gestorben wäre, nicht nach ihrem, daß ich ihr weg nehme, ihr Leben zu Ende zu leben.

Der Rat, jetzt endlich zum Tierarzt zu gehen, war keinesfalls falsch. Ich habe Glück gehabt, mit meiner Entscheidung, es nicht zu tun. Glück, weil es wirklich hätte sein können, daß es zu einer erneuten Blutung gekommen wäre und vielleicht wäre sie daran erstickt und das hätte ich mir vermutlich niemals verziehen. Vielleicht dauert es so quälend lange, bis man sich vom Leben gelöst hat. Aber immer war jemand da, der nach ihr gesehen hat und die treue Muska, die bei ihr unter der Rinde lag und sie geputzt hat.

Ich bin wirklich dankbar, daß sie jetzt so leise entschlafen ist.

Sie ist bei mir geboren und allen, die hier mitlesen und auch mitgebangt und mitgefühlt haben, möchte ich wirklich von Herzen danken.

Es ist schrecklich traurig, daß sie nicht mehr da ist.

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... als ganz junges Mäuschen mit einer ihrer Schwestern ...

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... erste Lebenswochen ...

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... Ausflug auf die Kletterwurzel ...

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... mit dem lieben Fehfüchen ...

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... das Ende ihres Lebens.
 

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Mir erschließt sich der Sinn nicht, ein Tier das ohnehin sterben wird so lange vor sich hin vegetieren zu lassen.
Was eine Maus vom einem 'Abschied' haben soll ist mir auch schleierhaft.
Maus geht es schlecht, sie weiß nicht warum noch hat sie irgendwelche Hoffnung auf Besserung.
Das Tier hat sichtbar gelitten und es hätte zu Komplikationen kommen können.
Das Lebensende möglichst weit zu verschieben mag einem Menschen sinnvoll erscheinen, für ein Tier ist es das nicht.
Ich tendiere dazu die Mäuse lieber etwas zu früh als zu spät gehen zu lassen. Dazu muss man natürlich aktiv eingreifen, aber diese Verantwortung nimmt man bei Tieren eben auf sich.
 
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