Hallo nely,
wenn die Mäuse Atemnot haben, scheint mir Cortison (Prednisolon) zusätzlich angebracht. Hast du das schon mal versucht? Natürlich lindert es nur die Symptome, gegen die Ursache (bakterielle Infektion) gibt man das AB. Aber bei schwerkranken Patienten war es bei mir bisher so, daß sie nach der 1. Cortisongabe innerhalb von 12 bis 24 Stunden wieder anfingen zu fressen und fitter wurden. Länger als 1 Woche habe ich Cortison noch nie gegeben.
Aber... was mir zusätzlich durch den Kopf ging, als ich deinen Thread gelesen habe:
Ein AB ist ein Mittel gegen Bakterien, gegen virale Infektionen hilft es nicht.
Welcher Art die Infektion bei deinen Mäusen ist, weiß man aber nicht. Am toten Tier könnte man zB von der Lunge einen Abstrich nehmen und den Erreger bestimmen.
Falls die Beschwerden deiner Mäuse nicht durch Bakterien verursacht sind, steht man leider sehr hilflos davor. ;-(
Ich habe in einem alten Thread mal aufgeschrieben gehabt, welche AB-Klassen es gibt und wie genau sie in der Bakterienzelle wirken, das kopiere ich hier mal rüber:
Wie ein Antibiotikum wirkt, hängt davon ab, zu welcher AB-Klasse es gehört:
Sulfonamide greifen in den Folatmetabolismus des Bakteriums ein (der Mensch hat keinen Stoffwechselweg für Folsäure, das ist günstig --- denn somit kann das Sulfonamid unseren eigenen Zellen nicht schaden).
Penicillin, Cycloserin, Vancomycin und Cephalosporin --- die Beta-Lactam-Antibiotika --- greifen die Zellwand an bzw. greifen in die Zellwandsynthese einer sich teilenden Bakterienzelle ein. Auch dieser Fortgang kommt im Menschen nicht vor, das AB kann also nicht versehentlich eine Menschenzelle erwischen. (Dasselbe gilt natürlich auch für die Maus.)
Trimethroprim greift ebenfalls sehr spezifisch in einen bestimmten Stoffwechselweg ein (DHFR).
Polymyxine greifen an der Cyctoplasmamembran der Bakterienzelle an.
Rifambin greift an der Transkription an (das Umschreiben eines Gens von DNA in RNA). Die bakterielle Transkription unterscheidet sich sehr von der eukaryotischen (wir sind alles Eukaryoten, Tiere, Pflanzen, Pilze), so daß sich das AB nicht an uns selbst vergreifen kann.
Nalidixinsäure und Novobiocin greifen an der Replikation der Bakterienzelle an (Verdopplung eines DNA-Moleküls).
Tetracycline, Kanamycin und Streptomycin sowie Erythromycin und Chloramphenicol greifen beide an der Proteinsynthese an, und zwar an den Ribosomen, die letztlich aus DNA (über mRNA) Proteine herstellen. Die bakteriellen Ribosomen haben eine sog. 30S- und eine 50S-Untereinheit (diese Bezeichnungen beschreiben die Größe, ausgedrückt durch das Verhalten bei Sedimentation, S ist die Svedberg-Einheit). Die erstgenannte AB-Gruppe greift an der 30S-Untereinheit an, die zweite Gruppe an der 50S-Untereinheit. Das eukaryotische Ribosom ist anders aufgebaut.
Baytril zum Beispiel gehört zu den Chinolonen (Wirkstoff von Baytril ist Enrofloxacin) und ist ein Gyrasehemmer. Die Gyrasehemmer wurden aus der Nalidixinsäure entwickelt. Gyrasehemmer hemmen das Enzym DNA-Gyrase. Gyrase kommt nur in Bakterien vor, für uns Eukaryoten besteht also wieder keine Gefahr.
Soweit mein Part.

Du hast bisher also ausprobiert:
1. Ein Chinolon (Baytril), entwickelt aus Nalidixinsäure
2. Chloramphenicol
Antibiotika aus diesen Wirkstoffgruppen könntest du eventuell dann nicht mehr nehmen, sondern möglichst auf eine andere AB-Klasse zurückgreifen.
Ich weiß nicht, welche AB es sonst noch im veterinärmedizinischen Bereich für Kleintiere gibt, darüber weiß ein TA bescheid. Du müßtest deine Beobachtungen und Gedanken dazu am besten mit deinem TA diskutieren und ihn fragen, wie sinnvoll er es einschätzt und welche Präparate es noch auf dem Markt gibt. Tetracycline (Doxycyclin zB)werden auch bei Kleintieren eingesetzt, allerdings wirken sie ähnlich wie Chloramphenicol.
Ansonsten bliebe halt noch, mit Lungengewebe/-flüssigkeit einer toten Maus einen Resistenztest machen zu lassen, um gezielt ein AB einzusetzen, auf den der Erreger sensibel wirkt. Immer vorausgesetzt, es handelt sich wirklich um eine bakterielle Infektion und keine virale.
Begleitend zur Therapie... noch ein paar Gedanken meinerseits:
Nicht allen Tieren kann man helfen, leider.

Manchmal muß man sich geschlagen geben, so sehr es auch wehtut.
So lange deine Tiere so krank sind, empfehle ich dir, im Interesse von anderen Tieren keine Mäuse mehr aufzunehmen. Denn es stimmt zwar, daß vermutlich die Mehrzahl an Mäusen inzwischen Myco-Erreger tragen, aber man muß es auch nicht bewußt forcieren, sympromfreie Tiere zu gefährden. Das siehst du sicherlich genauso.
Leben die Mäuse in einer ausreichend belüfteten Umgebung? Ist es staubfrei?
BBB hilt nicht gegen den Erreger, sondern saniert den Darm, der durch die lange AB-Gabe in Mitleidenschaft gezogen wird (denn das AB macht keinen Unterschied zwischen "guten" und "schlechten" Bakterien und tötet teilweise auch die nützlichen und lebenswichtigen Darmbakterien).
Du hast viel Kummer mit den Kleinen, laß dich mal

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Liebe Grüße,
Wibke