Hallo macra,
wenn irgendwo die Tropische Rattenmilbe auftaucht, klingt das zwar schnell nach Panik(mache), aber leider ist ein rigoroses Vorgehen notwendig, um die Biester loszuwerden. Als kleiner Trost: Inge und ich sind sie losgeworden, und die Aktion bei Inge war wirklich eine Monsteraktion. Aber die Stadt verlassen mußten wir nicht.

Damals dachte ich auch: Hilfe, muß ich jetzt einen professionellen Kammerjäger bestellen, der die Wohnung für immer vergiftet? *umkipp*
Einige wichtige Fragen:
Hast du noch andere Haustiere? Gerade wenn ihr Hunde oder Katzen habt, schlage ich vor, die ganze Wohnung zu vernebeln, nicht nur einen Raum, weil diese Tiere ja in alle Zimmer wechseln.
Hast du selbst schon Stiche an dir bemerkt? (Kleiner als Mückenstiche, vor allem an den Armen und der Gürtelgegend, jucken sehr?) Das ließe auf starken Befall der Wohnung schließen.
Wie lange ungefähr hatten die Milben Zeit, bei dir zu leben? Wer hat dir die Milben mutmaßlich eingeschleppt, die TH-Mäuse oder deine alten? Wie lange hattest du die Mäuse, ehe der Befall festgestellt wurde? Wenn es sich um mehrere Wochen oder gar Monate handelt, solltest du vernebeln.
Inge hat ausgetestet, welche Mittel gegen diese Milbenart am besten wirken. Für die Mäuse empfielt sich unbedingt Stronghold, für die Umgebung Bactazol, Paral und Indorex. Für den Menschen Goldgeist

, das ist ein Mittel gegen Kopfläuse aus der Apotheke. Inge und ich wollten einfach sichergehen, keine Milben mehr hinauszutragen, und haben deswegen nach der Aktion mit Goldgeist geduscht und uns umgekleidet.
Inges Vorgehen im Frühling 2005:
- alle Mäuse fangen und mit Stronghold punkten, 30 min in TB, währenddessen danebensitzen und rauskrabbelnde Milben zerquetschen (die Milben versuchen, von den Mäusen zu entkommen)
- alle Mäuse in neue TB aus der Wohnung bringen in einen Campingwagen
- alle Gehege entleeren, Streu in blaue Müllsäcke, Paral reinsprühen, sofort fest verschließen
- alle Schränke öffnen (ich weiß leider nicht mehr, ob sie Kleidung eingefroren hat, ich glaube schon)
- duschen und mitgebrachte neue Kleidung anziehen, die bisher in mitgebrachtem Plastiksack war
- Indorex-Fogger zünden und die Wohnung sofort verlassen
- zwei Tage mit den Mäusen und dem Campingwagen weit weg Kurzurlaub machen

- nach gründlichem Lüften haben sie noch die Ritzen der Holzeigenbauten mit einem Bunsenbrenner gereinigt
Die genaue Anleitung zum Umgang (wie lange muß man lüften etc.) steht auf dem Fogger von Indorex drauf, den man beim TA bekommt (ihr TA mußte die Fogger damals nicht bestellen, sondern hatte sie auf Lager).
Der Foggerstaub setzt sich auf alles, was exponiert ist, man sollte also auch eventuell Möbel von der Wand abrücken, Bilder von den Wänden abnehmen und den Fogger in der Zimmermitte oben zünden (bei Inge hatten wir zwei Leitern, oben standen die Fogger).
Ich kenne als Zeitangabe zum Nachpunkten für Stronghold ca. 3 Wochen, manchmal liest man auch 4 Wochen, 10 Tage habe ich noch nie gehört. Mir kommt das arg kurz vor. Ich selbst punkte nach 3 Wochen nach und desinfiziere dann auch erneut komplett das Gehege.
Man muß bedenken, daß Inge ein paar mehr Mäuse hat als der Normalo-Maushalter und deswegen solch ein Vorgehen auch unbedingt gerechtfertigt war. Mein eigenes Vorgehen damals liest sich bescheiden dagegen, denn bei mir war die Sachlage eine andere:
Ich hatte mir die Rattenmilbe von Inge eingeschleppt, weil ich wenige (!) Tage, ehe bei Inge der Befall erkannt wurde, von ihr 3 Mäuse mitgenommen hatte. Nachdem ihr Befall erkannt war, handelte ich bei mir sofort so:
- Ich hatte zu dem Zeitpunkt nur zwei Mäusegruppen plus Hamster. Ich habe keinen Hund und keine Katzen und keine Milbenstiche an mir selbst gehabt. Meine Wohnung war also nicht vermilbt, sondern lediglich die drei Böckchen, die ich vor 2 bis 4 Tagen (leider weiß ich die genaue Zeit nicht mehr) von Inge abgeholt hatte.
- Ich habe alle Tiere entmilbt, auch die, die aller Wahrscheinlichkeit nach milbenlos waren, sicher ist sicher, Hamster auch.
- Alle Mäuse mit Stronghold punkten, in TB, ca. 30 min warten, in Hamsterknast setzen, Zewa wegwerfen, Paral in die Mülltüte sprühen
- alle Gehege entleeren, Inventar einfrieren, Streu und Heu wegwerfen, Paral in die Mülltüte sprühen
- Müll sofort aus der Wohnung bringen
- Bei mir war der Befall sehr gering: keine einzige Milbe krabbelte aus den Mäusen, ich fand nur 2 oder 3 einzelne Milben im Nest der drei Mäuse, die ich wenige Tage zuvor abgeholt hatte, mehr nicht. Diese hatten aber eventuell schon Eier gelegt, weswegen die Käfige natürlich gründlich gereinigt werden mußten.
- Die Mäuse verbrachten die Nacht in Hamsterknästen im Badezimmer, weil ich keinen anderen Raum hatte. Futter kann man einfach so hinstreuen, Wasser bekamen sie in zuvor abgekochten Näpfen.
- Käfige mit Bactazol großzügig desinfizieren, die Umgebung auch einsprühen
- den ganzen Raum mit Paral aussprühen
- Tür bodendicht schließen und mehrere Stunden fern bleiben (Türritze abkleben)
- mehrere Stunden ausgiebig lüften
Ich selbst habe mich danach auch umgezogen und geduscht und die Kleidung sofort eingefroren und nach mehreren Tagen dann gewaschen, denn beim Handwerkeln kann leicht mal eine Milbe auf die Hand krabbeln.
Der entscheidene Faktor ist also: wie stark ist der Befall? Wie viele Mäuse, wieviele Gruppen sind betroffen? Wenn man bedenkt, daß ich 3 Mäuse bei mir hatte, die befallen waren, und das seit 2 bis 4 Tagen, ist mein Vorgehen vermutlich auch schon in den Augen einiger recht radikal, ich bin die Viecher aber losgeworden, auch ohne Indorex-Fogger. Bei Inge war der Befall zu stark, sie hatte auch sehr viele befallene Mäuse, deswegen mußte die gesamte Wohnung vernebelt werden. Auch sie ist den Befall losgeworden.
Von allen Milben, die ich je gesehen bzw. erlebt habe, ist die Tropische Rattenmilbe die mobilste, sie krabbelt recht weite Strecken, sie ist hartnäckig und ein Überlebenskünstler. Weil sie so weit krabbeln kann, sollte man unbedingt immer alle Tiere des Haushalts behandelt, die Milbe ist nicht so wirtsspezifisch wie viele andere Mäusemilbenarten. Als Vergleich: ich hatte zweimal (toi, toi, toi) Milben bei meinen Mäusen in insgesamt 9 Jahren Mäusehaltung. Das andere Mal war es eine nicht auf die Art hinab bestimmte Pelzmilbe, die auf der Maus lebt und an toten Mäusen als kleines weißes Pünktchen sichtbar wird, weil sie die Haarspitzen hochklettert. Ich habe nur die Mäuse (und den Hamster, den ich zu dem Zeitpunkt hatte) mit Stronghold gepunktet und das Gehege desinfiziert (alles rausräumen, Bactazol benutzen, Inventar einfrieren) und die Umgebung mit Bactazol besprüht. Nachpunkten nach 3 Wochen, dann auch wieder die Gehege komplett reinigen. Dann habe ich einmal Haarlinge an Meerschweinchen miterlebt, auch hier wurden nur die Tiere und der Käfig plus Umgebung behandelt. Und schließlich durfte ich einmal einen Befall mit
Staubläusen ertragen, das sind keine Parasiten, sondern Vorratsschädlinge, kleine krabbelnde Biester, die sich im Mäusefutter und in den Ritzen der Volieren eingenistet hatten. Hier habe ich (nachdem die Tierchen exakt bestimmt waren!) alles großzügig mit Bactazol eingespüht und alles Futter mehrere Tage eingefroren, das Inventar auch, alles Streu gewechselt (denn die Tierchen können auch in Futterresten in den Mäusegehegen vorkommen). Bactazol hat auf jeden Fall eine Langzeitwirkung, denn ich konnte beobachten, daß einzelne Staubläuse, die über eingesprühte Holzflächen krabbelten, noch Tage später darauf starben. Nach wenigen Tagen war der Spuk vorbei, es wurden keine lebenden Staubläuse mehr gesichtet.
Wenn der Befall mit Tropischer Rattenmilbe bestätigt ist, sollte man unbedingt mindestens den Raum, je nach Stärke / Dauer des Befalls (Zeitfaktor ist wichtig, die Milben breiten ich aus, die Frage ist nur, wie lange sie dafür schon Zeit hatten) auch alle Zimmer aussprühen bzw. ausnebeln. Nur Tiere, Käfig und Käfigumgebung zu reinigen, genügt nicht.
Nach dem Erlebnis mit der Rattenmilbe bin ich dazu übergegangen, alle Tiere, die ich neu aufnehme, als Standard immer mit Stronghold zu punkten, egal woher sie kommen. Frontline-Spay traue ich nicht mehr so ganz (man berichtet von Frontline-resistenten Stämmen, außerdem ist die Langzeitwirkung fraglich), ich nehme nur noch Stronghold. Alle Neuankömmlinge werden im Badezimmer gepunktet und sitzen ca. ein Stunde in einer TB, ehe sie ins Mäusezimmer ziehen dürfen. Ich gehe nämlich davon aus, daß fast alle Mäuse mit Ekroparasiten befallen sind (Milben, Haarlinge), wenn sie nie entmilbt wurden, einen leichten Befall erkennt man zB oft überhaupt nicht, die Mäuse kratzen sich nicht verstärkt, aber wenn die Maus tot ist, sieht man plötzlich Ektoparasiten, die im Fell krabbeln. Gerade TH-Mäuse bringen zu 99,9 % Untermieter mit --- überall, wo viele Tiere auf engem Raum zusammenkommen (Zooläden auch!!), ist für Parasiten der Tisch reich gedeckt. Im TH ist weder Zeit noch Geld vorhanden, alle Kleintiere zu punkten.
Außerdem friere ich Streu, Heu, Stroh und Inventar ein, ehe ich es verwende. Futter auch, aber hier vor allem, weil ich mir keine Lebensmittelmotten einschleppen mag.
Du packst das, macra! Es stehen wirksame Mittel gegen Parasiten zur Verfügung, man wird die Biester wieder los, wenn man nur gründlich vorgeht.
Am besten, du ziehst zuerst die Milbenaktion durch und kümmerst dich danach um die Vergesellschaftung. Die Maus mit Atemwegsinfekt muß natürlich mit Baytril weiterhin behandelt werden, wenn du gerade dabei bist --- mind. 5, besser mind. 7 Tage, max. 14 Tage lang jeden Tag zur gleichen Zeit. Ich gebe Baytril auf einem Löffel mit zwei Tropfen Sahne und etwas Nutri-Cal (vom TA) vermischt und lasse die Maus den Löffel abschlecken.
Edit: Mal wieder sehr viel geschrieben...
