Zitat:
allgemein gilt: je mehr natürliche verhaltensweisen ein tier in gefangenschaft zeigt, desto mehr kann man von einer artgerechten haltung ausgehn.
permanent im käfig gehaltene mäuse haben ein stark verkümmertes räumliches gedächtnis, sie würden sich nie- und nimmer einen langen "mäuseagility"-parcours in kurzer zeit merken können.
Hast du dafür Belege?
(Ausgehend von einer Haltung, wie sie hier propagiert wird, also auf viel Platz, mit entsprechend strukturiertem Habitat und immer 'mal wieder neuen Reizen.)
der erste satz zu "artgerechter haltung" im wikipedia:
Artgerechte Haltung bezeichnet eine Form der Tierhaltung, die sich an den natürlichen Lebensbedingungen der Tiere orientiert und ihnen somit ermöglicht, natürliche Verhaltensweisen beizubehalten.
das permanente bestreben, das revier zu vergrößern, neue nahrungsquellen zu erschließen usw. können die tiere bei 24h-gefangenschaft natürlich nicht beibehalten.
zweiteres ist 1. erfahrungssache, 2. leider logisch: je weniger umweltreize ein tier erfahren hat, desto a)"dümmer" und b)stressempfindlicher ist es, desto weniger lernpotential hat es also.
Zitat:
kurz: da meine (also die von mir gezüchteten) mäuse diese verhaltensweise (und andere gedächtnis- und intelligenzleistungen) noch in eindrucksvoller weise zeigen können, solche die erst später zu mir kommen aber nicht, gehe ich davon aus dass die haltungs- bzw. umgangsform meiner mäuse artgerecht ist.
Woher stammen denn üblicherweise Tiere, die später zu dir kommen? Aus strukturierten, abwechslunsgreichen Käfigen oder aus Makrolonboxen o.ä.? Falls letzteres zutrifft, wäre es ja durchaus logisch, dass diese Mäuse nicht die gleichen Intelligenzleistungen zeigen wie deine. "Enrichte" Haltung wirkt sich bekanntlich positiv auf die Intelligenz aus.
Und hast du den Eindruck, dass fremde Tiere auch nach längerer Zeit bei dir immer noch weniger intelligent sind als die von dir gezüchteten? Das spräche dafür, dass die Intelligenz nicht mit deiner "artgerechten" Haltung (artgerecht in Anführungszeichen, weil Haltung in Menschenobhut das m.E. niemals ist) zusammenhängt, sondern mit der Zuchtlinie. Sonst müsste sich die neue Haltung ja positiv auf die Intelligenzleistungen dieser Mäuse auswirken.
da ich ja nicht wirklich zwischen futter- und haustieren unterscheide (alle werden geliebt, aber alle auch früher oder später verfüttert), ich also freude an den tieren haben will, ist es mir wichtig dass die tiere aus gut durchgeplanter zucht stammen (also keine inzucht usw.) und körperlich und psychisch fit sind, also genug platz, viel inventar usw. hatten. bei futtermauszüchtern trifft das immer häufiger zu, vielzitzenzüchter die meine kriterien erfüllen kenn ich (persönlich) leider erst 2 (entsprechende probleme hab ich was blutauffrischung angeht). aber - was mich ausserordentlich freut - meine tiere bzw. meine videos haben schon bei vielen ein umdenken ausgelöst. sie wussten einfach vorher nicht wie
extrem intelligent vielzitzenmäuse sind, welche starke, innige bindung sie zum halter aufbaun können, wie aktiv und lauffreudig sie sind usw... das alles bemerkt man in makrolonboxen ja nicht - deshalb geht man davon aus dass den tieren nix fehlt.
bei meinen farbmäusen hängt die intelligenz vielleicht tatsächlich
auch mit der zuchtlinie zusammen. ich bevorzuge tiere die in jeder hinsicht möglichst wenig mit "rassemäusen" und möglichst viel mit hausmäusen gemein haben (also z.b. klein und wildfarben sind) - und erwiesenermaßen zeigen wildfarbene ratten und mäuse deutliche unterschiede im verhalten, sind also möglicherweise (und meiner erfahrung nach auf jeden fall) auch intelligenter.
Ich weiß natürlich, dass man das nicht direkt auf Mäuse übertragen kann. Elefantendressur baut immer zu einem Teil auf Zwang auf, deine Mäusedressur hoffentlich nicht. Aber du kannst auch nicht einfach die Verhaltensweisen von Hunden auf Mäuse übertragen. Hunde sind bedeutend länger domestiziert (ob man bei VZM überhaupt schon von Domestikation sprechen kann, ist fraglich) und seit Jahrtausenden auf den Menschen fixiert. Und Hunde sind Beutegreifer, keine Fluchttiere.
...ok, hunde als beutegreifer sind wirklich kein ideales beispiel - aber pferde sind es

bin lange zeit geritten, ganz ohne schlechtes gewissen, da ich den eindruck hatte die tiere hatten im großen und ganzen freude dran. und das fluchttier pferd gibts sogar im polizeieinsatz! wird bei demos, fussballspielen, mitten im knallkörperregen eingesetzt, muss in manchen situationen auf den stressor zugaloppieren anstatt seiner natur gemäß zu flüchten - trotzdem erreichen auch diese tiere ein normales alter bei normaler gesundheit.
der grund: BESONDERS fluchttiere sind im allgemeinen seeeehr leicht zu desenibilisieren. sie müssen nämlich ganz besonders schnell und effektiv lernen, welche neuen umweltreize tatsächlich gefahr bedeuten und welche nicht. sonst würden sie ja wegen jeder kleinigkeit gleich flüchten, oder zumindest würd ihr stresshormonpegel ständig ansteigen, was langfristig natürlich auch negative körperliche auswirkungen hätte. denn LATENTER stress schaden jedem tier!
Ein Fluchttier sollte m.E. _immer_ die Möglichkeit haben, in seinen gewohnten Bau zu fliehen, wenn es das für nötig hält. Wilde Mäuse bewegen sich auch nicht übermäßig weit von ihrem Bau weg. Das ist leider bei Auslauf oft schwierig..
finde ich auch, praktisch gesehn ist das aber in gefangenschaft schwierig bzw. würd
grade das zu stress führen. eigentlich wärs am besten den käfig offen zu lassen, dann könnten die tiere raus und rein wie es ihnen gefällt. aaaber: früher oder später muss man den käfig auch wieder zumachen, und er bleibt auch die meiste zeit zu. und mit dieser - für die mäuse noch dazu unberechenbaren - radikalen vergrößerung und wieder verkleinerung des reviers würden sie sehr schlecht klarkommen, würden sich vielleicht sogar zu gitternagern entwickeln.
ich beginne deshlab so dass ich mich mit der maus/ratte/vielzitze auf den boden setze, die meisten klettern früher oder später von mir runter und erkunden die umgebung. wenn sie was erschreckt rennen sie aber sofort wieder zu mir zurück, deshalb bleib ich (zumindest anfangs) die ganze zeit an der gleichen stelle sitzen. später suchen mich die tiere gezielt und klettern auf mich rauf, wenn sie "nachhause" wollen, denn - wie schon erwähnt - lernen mäuse und ratten indem sie objekte in zusammenhang stellen, und da in der reihenfolge mensch gleich nach käfig kommt, weiss das tier dass es selbigen findet indem es auf mich raufklettert.
umgekehrt weiss das tier dass es keine möglichkeit gibt, aus dem käfig zu kommen, wenn frauchen nicht die hand reinhält. es versucht es also garnicht erst.
bei besoners bissigen vielzitzen nehm ich z.b. eine schachtel anstatt meiner selbst.
Aber es stellt sich doch die Frage, warum man die Mäuse dazu aus ihrer gewohntem Umgebung reißen muss. Man kann ihnen auch in ihrem Käfig genug "Gehirnjogging" verschaffen - mit versteckten Leckerli, die ausgepackt werden müssen, Futter auf erhöhten/versteckten Plätzen, ab und zu neuen Inventarteilen, Umstellen von Inventar etc.
besonders vielzitzen brauchen teils einige monate der intensiven beschäftigung bis sie zahm genug für freilauf sind bzw. halbwegs verlässlich auf zuruf zurückkommen. solange trainier ich sie auch im käfig, allerdings sind die möglichkeiten da natürlich begrenzt ("twist", "männchen", "give me 5" usw. ist kein problem, aber spätestens wenn allseits beliebte gegenstände, z.b. ein ball, mit ins spiel kommen, werden die anderen eifersüchtig und es gibt böse streiterein...). leckerlie-suchspiele mach ich mit meiner ältesten vielzitze (4,5) auch gern da sie keinen freilauf mehr kriegt/will, denn sie ist blind und kann nurmehr schlecht laufen.
zum thema revierbezogenheit:
ich hab festgestellt (bei mäusen/ratten/vielzitzen) dass nur die jeweils ranghöchsten tiere eine starke bindung zu ihrem ursprünglichen revier haben, also jede halbe stunden nachschaun wollen ob alles in ordnung ist, und z.b. niemals irgendwo ausserhalb ein nickerchen machen würden. die rangniedrigsten tiere sind immer die ersten die z.b. den raum wechseln und sich besonders weit entfernen, draussen schlafen usw.
bei allen meinen vielzitzen-gruppen ist es übrigens so dass die rangordnung draussen eine völlig andere ist als drinnen, die rangordnung variiert auch von raum zu raum. bei ratten und mäusen ist das nicht so (bei mäuseböckchen weiss ichs allerdings nicht, denn nur der ranghöchste kriegt auslauf).
ausserdem: wie zum himmel soll denn eine maus/ratte/vielzitze überhaupt "wissen" dass sie freilauf hat?! für sie bedeutet das einfach den zeitweisen zugang zu einem anderen revierteil bzw. eine reviervergrößerung. das soll ach so stressig sein? was macht ihr denn wenn ihr z.b. tierschutzmäuse aus sehr schlechter haltung übernehmt, sagen wir einer faunabox. müssen die dann ihr leben lang da drin bleiben, weil sie in einer großen voliere stress hätten?

woher soll die maus denn wissen was eine voliere und was ein zimmer ist? den unterschied sehn nur wir menschen! für eine volieren-maus ist das zimmer ganz einfach eine größere voliere in dem ihre voliere steht. sie hat nicht mehr und nicht weniger stress sie zu verlassen als die maus deren angestammte faunabox in eine voliere gestellt wird - aus ihrer sicht hat sie "freilauf" - und wird die alte faunabox danach rausgenommen, hat sie nichtmal mehr zugang zu ihrem ursprünglichen revier - gott wie stressig, tierquälerei! die faunabox müsste ein mäuseleben lang in der voliere stehn bleiben damit die maus jederzeit wieder rein kann!
