Hi Joshua,
zähmen, in dem Sinne, lassen sich Mäuse vielleicht nicht. Sie behalten immer "ihren Kopf" und entscheiden selbst, wann und wie nah sie ihrem Menschen kommen wollen.
Es gibt aber Mäuse, die sehr zutraulich sind oder werden. Vermutlich liegt das dann auch am Wesen dieser Mäuse. Man kann aber einiges tun um ihr Vertrauen zu gewinnen. =)
Die Maus ist ein Beutetier und wird von vielen Tieren gefressen, Katze, Fuchs, Dachs, Greifvögel, Eulen, sogar Wölfe jagen Mäuse, wenn ihnen nichts besseres vor die Schnauze kommt. Für die Maus kommt also alles "Böse" von oben.
Die meisten Wildtiere haben vor der menschlichen Hand ein natürliche Scheu, vor allem die Mäuse. Hände sind etwas Besonderes - sie könnten Gutes bedeuten, aber auch Schmerz zufügen. Ich vermute, daß die Mäuse die menschliche Hand am ehesten mit der Schnauze, dem "Fang" ihrer Feinde in Verbindung bringen. Gefaßt werden, heißt für die Maus meist gefressen werden.
Wie erkläre ich einem Tier, das meine Sprache nicht spricht, daß ich ihm nichts Böses tun will? Ich gebe ihm etwas "Gutes". Mit dem Leckerli sage ich der Maus, daß von mir "Gutes" kommt und sie keine Angst zu haben braucht. Wenn man dagegen die Maus immer wieder aus dem Gehege heraus greift, zerstört man ein gerade gewonnenes Vertrauen ebenso schnell wieder.
Man kann versuchen, die Hand eine längere Zeit, recht unbewegt, in das Gehege zu legen. Am besten mit ein paar Leckereien. Die mutigen Mäuse kommen dann manchmal und beginnen die Hand zu "untersuchen". Sie schnuppern daran, sie kneifen auch manchmal hinein, um zu verstehen, was das da ist. Viele meiner Mäuse haben mich anfangs immer wieder mal in den Finger gekniffen. Vermutlich verstanden sie den Unterschied nicht zwischen dem Leckerli und der Hand, die das Leckerli anreicht.
Im nächsten Schritt versuchen die Mäuse vielleicht auf die Hand oder den Arm zu klettern. Dabei ist wichtig, daß man die Hand stabil hält und nicht bewegt. Mäuse mögen keinen wankenden Untergrund. Ob die Maus sich dann traut, auf den menschlichen Arm zu klettern, hängt vom Charakter der Maus ab und von den Erfahrungen, die sie bisher gemacht hat. =)
Wichtig ist, daß die Maus jederzeit wieder auf vertrauten Boden zurück kann!! Mäuse können regelrecht panisch werden, wenn sie den Weg zurück in ihre gewohnte Umgebung nicht mehr wieder finden.
Ganz erstaunlich finde ich die Entdeckung, daß die Mäuse sich vor meinem Gesicht offenbar viel weniger fürchten. Sie trauen sich viel schneller ans Gesicht als auf die Hände, schnuppern es sorgfältig ab und beginnen dann einzeln herabhängende Haare abzunagen. Schon öfter sind mir Mäuse, sich am Brillengestell hoch hangelnd, auf den Kopf geklettert.

Momentan habe ich zwei Mäuse, die fast ein bißchen mit mir "schmusen". Sie laufen immer wieder ganz nah am Gesicht vorbei oder bleiben sogar daneben sitzen, so daß man auf der Haut das weiche Fell spüren kann. Vermutlich mögen sie auch den warmen Atem, der ihnen dabei ins Fell bläst.
Der Grundstein für jedes Vertrauen ist aber Freiwilligkeit. Solange die Mäuse kommen, weil sie neugierig sind und von sich aus den Kontakt zum Menschen suchen und das auch sichtlich genießen - sind beide glücklich, Mensch und Maus. Das setzt aber voraus, daß sich die Maus jederzeit wieder zurückziehen kann. Alles andere ist Zwang und nimmt der kleinen Maus ihr Vertrauen.
Viele Grüße
Fufu