diener81
Wusel-Experte*in
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Hallo Mäusegemeinde!
Ich bitte euch um Rat, sowie um Mitteilung eurer Erfahrungen, solltet ihr diesbezüglich welche haben.
Ich habe eine mittlerweile nur mehr vierköpfige Mäusegruppe, drei Kastraten aus einem Wurf, geboren bei mir daheim und eine Mäusedame. Die Mäuse haben sich grundsätzlich zu einer sehr harmonischen Gruppe entwickelt, der Rudelführer war von Beginn an die damals schon erwachsene, drei Monate ältere Dame. Weshalb ich bei einer fraglichen Erkrankung eines Bockes auf die Hirarchie eingehe, erfahrt ihr später im Text.
Wie oben geschrieben entwickelt nun einer der Böcke ein sehr merkwürdiges Verhalten und zeigt schwer deutbare Symptome, auch für die Tierärtze (beide zumindest relativ mäusekundig) bei denen ich war.
Begonnen hat alles vor etwa 5 Wochen, die vermeintlich kranke Maus - Amadeus - zwickte ein Auge ganz eng zusammen. Keine Schwellung sichtbar, kein Ausfluss, normales Verhalten. Zwischenzeitlich war das Auge auch wieder offen, ich konnte rein gar nichts Ungewöhnliches Entdecken. Ob nun Verletzung oder Entzündung, ich habe Augentropfen verabreicht und zwei Tage später war alles wie vorher. Danach begann das vermehrte Kratzen, an unterschiedlichen Stellen am Körper. Amadeus wurde sichtlich nervöser und zog sich ein klein wenig zurück. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass er sich immer gerne etwas abgekapselt hat, während alle am Boden im Stall herumwuseln, erklimmt er den höchsten Punkt in einem der beiden miteinander verbundenen Ställen und späht herab, isst dort oben und teilweise döst er dort auch vor sich hin. Aber innerhalb einer Woche nach der Augensache steigerte er dieses Verhalten.
Dies führte zu dem Gedanken meinerseits, dass er möglicherweise unter parasitärem Befall leide. Wir hatten zwei Monate zuvor eine mittlerweile leider verstorbene Mäusedame mit E. Cuniculi. Ihr Verhalten war ähnlich, allerdings kam das Auge erst zum Schluss. Da sich der Parasit aber willkürlich und nicht nach einer bestimmten Reihenfolge an die Organe bindet, stellt diese Tatsache kein Ausschlusskriterium dar. Also gleich ab mit ihm (plus Begelitung) zum TA meines geringsten Misstrauens. Ich schilderte die Geschichte, gab die Kotproben ab (Ergebnis ohne Befund) und bekam wieder Panacur. Ein frisches Fläschen Chloramphenicol hatte ich korrekt gelagert noch zuhause. Die Therapie begann und die Ställe wurden wöchentlich mit Bactazol gereinigt, auch die Gitter, jede einzelne Schraube, jeder Verschluss, die komplette Einrichtung wurde neu gekauft (sie bekommen eh laufend etwas Neues, aber in diesem Fall eben alles, leider notwendig falls Parasit).
Noch am selben Abend hörte ich einen lauten Schrei im Stall und sah Amadeus, wie er regungslos im Eck stand. Er fixierte mich zwar mit seinem Blick aber bewegte sich keinen Millimeter. Ich dachte an Streit und hoffte, dass der Parasit nicht bereits im Gehirn angekommen war. Zur "Differentialdiagnose" bot ich ihm sein Lieblingsleckerli an und hielt es ihm direkt vor die Nase. Keine Reaktion. Also griff ich mit der Hand hinein und nahm ihn ganz einfach heraus. Das ist bei ihm eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, darum ist es auch NoGo für mich, aber irgendetwas stimmte nicht und ich musste nachsehen, ob er vielleicht eine Verletzung hat, ob der Kotabgang normal ist, etc. Er saß regungslos auf meiner Hand und starrte mich an. Ein paar Minuten später begann er langsam zu wuseln, kletterte auf mir herum, ich konnte normalen Kotabgang beobachten und setzte ihn daraufhin wieder zurück in den Stall. Dann verkroch er sich in eine Ecke und saß eine weitere Stunde fast regungslos da. Nur wenn die anderen Mäuse ihn berührten bewegte er leicht den Kopf in ihre Richtung. Nach dieser Stunde war alles wieder beinahe normal. Beinahe nur, weil er begann zu scannen, das tat er vorher nicht.
Am Folgetag dann ein noch größerer Schreck. Amadeus sprang wie von der Tarantel gestochen im Stall herum, auch gegen die Scheibe, völlig unkontrolliert. Dann lag er kurz am Boden auf der Seite, sprang wieder auf, richtete sich auf die Beine, putzte sich den dicken Blutpfropfen vom Mund (Zungenbiss!) und kippte dabei immer wieder seitlich oder nach hinten weg. Ich war mir nun sicher, dass der Parasit bereits das Gehirn befallen hat. TA- Besuch natürlich wieder o.B.
Ich beendete die 5- Tages Kur mit Panacur und verabreichte das AB insgesamt 11 Tage. In dieser Zeit kein für mich wahrnehmbarer Zwischenfall mehr. Ich bin aber auch nicht immer zuhause, also wer weiß, was da noch alles passiert ist. Seine Persönlichkeit jedenfalls entwickelte sich wieder zum Urzustand. Die zweite Panacur- Kur folgte, diese wurde letzte Woche abgeschlossen.
Bis vorgestern schien alles in Ordnung;
Wieder ein lauter Schrei, er saß wieder versteinert in der Kokosnuss. Allerdings nur sehr kurz, dann klarte er auf. Wieder nahm ich ihn auf die Hand, diemal wehrte er sich kurz ganz leicht, aber problematisch war es nicht. Er registrierte mich sofort und war auch beweglich, also setzte ich ihn gleich zurück. Dort begab er sich umgehend zu einer der Tränken, danach nahm er mein Entschuldigungsleckerli, danach zur Futterstelle.
Da er Medikamente hasst, egal ob auf Kürbiskernen (seine Leibspeise), Käse-, Walbeer-, Karotten-, Kräuter- oder Apfelleckerli, Bananenchips, getrockneten Mehlwürmern, Nüssen, Fruchtzwergen, Sanostol, usw, hat er das AB nur sehr widerwillig und teils inkomplett genommen. Festhalten schafft nichtmal ein TA, bei den anderen Mäusen kein Problem, aber Amadeus ist unhaltbar. Also startete ich eine zweite Kur mit Chloramphenicol. Wie viel er davon abbekommt, kann ich schwer sagen, er putzt es teils am Streu ab, teils nagt er darum herum, wenn ichs ganz dünn aber dafür flächendeckend einschmiere lässt er es fallen, manchmal aber isst er es schon, ein paar Krümel bleiben aber liegen. Das war vor vier Tagen.
Bereits gestern früh hat er es nicht genommen und ist mir stattdessen mit Schwanztrommeln begegnet. Er wollte auch kein normales Leckerli. Stattdessen begann er die Mäusedame zu besteigen und verhielt sich einem anderen Bock - Rambo - feindselig. Rambo ist die friedlichste und ruhigste Maus überhaupt, dennoch möchte er ihm wohl seinen Rang (welchen denn? Er gibt definitiv nicht den Ton im Stall an!) abkämpfen.
Gestern Abend wieder Schwanztrommeln. Kämpfe mit Rambo. Gegen den dritten Bock - Sylvester - hat er nichts, der kuschelt sich an ihn dran, während Amadeus selbst in dösendem Zustand gelegentlich mit dem Schwanz trommelt! Dabei ist Sylvester eigentlich der Macho im Stall, zwar gibt die Dame - Marie - grundsätzlich den Ton an, aber gleich danach schafft Sylvester die Verhältnisse im Stall, die er möchte und die anderen beiden passen sich an, sofern Marie nichts dagegen hat. Mit Rambo hingegen kämpft Amadeus so häufig, dass Rambo nur noch am Schreien ist, wenn er beim Laufen an irgendetwas anstösst, oder sich irgendeine andere Maus auch nur nähert. Rambo ist dabei aber nicht devot, wenn Amadeus sich nähert, dann gehen die Vorderpfoten hoch, das Fell sträubt sich und er schreit los, bevor Amadeus ihm zu nahe kommt. Distanz ist hierbei einzelne Centimeter bis teilweise sogar Millimeter. Wenn Amadeus sich trotzdem traut und zu nahe am Hintern schnüffelt, dann rollt der Mäuseball im Stall umher, bis zu drei Sekunden lang. Rambo denkt dann wohl, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Verletzungen? JA! Rambo hat im Gesicht zwei winzige kahle Stellen. Die eine seit vorgestern unter dem Mund, die andere seit verganener Nacht deutlich über dem Auge. Man muss die Verletzungen nicht suchen, man muss aber schon etwas genauer hinsehen, sie sind sehr klein, sieht aus wie ausgerissenes fell. Etwa so groß wie ein Nadelstich (nicht Nadelkopf!). Heute um Mitternacht habe ich Amadeus in den zweiten Stall separiert, damit er nicht alleine ist, habe ich extra nachgesehen ob sein Schätzchen Marie auch im Hausi schläft. Um halb fünf dann hab ich sie wieder zusammengelassen. Bis kurz vor sieben kein Streit. Rambo schreit trotzdem gelegentlich wenn jamand an ihm ankommt, egal wo, egal wer. Rambo und Amadeus haben auch schon nebeneinander gegessen, alles ohne Probleme, ich denke, Amadeus hats vorerst kapiert. Leider musste ich dann in Arbeit.
So, ich fasse zusammen:
Meine Mäusehirarchie ist anders als üblich, dies ist jedoch aus der Historie heraus entstanden. Die beiden "schwächsten" Mäuse (die eigentlich beide immer noch sehr eigensinnig sind) und von Geburt an keinen Tag getrennt waren, bekriegen sich plötzlich. Von Amadeus gehen Drohgebärden aus, Rambo lässt sich das meist nicht gefallen, Silvester ist wie immer und Marie mutiert zum Sexobjekt für Amadeus. Die liebt ihn aber trotzdem, kuschelt sich häufig an ihn, sie putzen sich gegenseitig, obwohl Amadeus hierbei auch schon dominat wirkt und Marie sich freiwillig und aus heiterm Himmel unter ihn schiebt. Auch Rambo lässt sich putzen (aber nicht von Amadeus), aber auch dabei schreit er teilweise (kein Putzfiepen!). Rambo ist traumatisiert von den Prügelattacken von Amadeus und nach wie vor der Stärkere und weit Größere.
Nun gilt es für mich die Ursache dieses Desasters ausfindig zu machen und effektiv zu bekämfen.
Ehrlich gesagt glaube ich an keine Parasiten mehr. Sein Gewicht bleibt gleich, Appetit hat er wie immer, die anderen sind unauffällig. Also dachte in Epillepsie, es muss ja nicht immer ein generalisierter Krampfanfall sein, das Schwanztrommeln in Ruhe (!), sowie die teils zittrigen Bewegungen können auch fokale Krämpfe darstellen. Magnesiumreiche Nahrung bekommt er, Ruhe hat er an sich auch, zumindest wenn er das will.
Mittlerweile habe ich eine ganz andere Theorie;
Ausgehend vom Auge: Damals könnten die Rangkämpfe bereits begonnen haben, er wurde verletzt. Grundsätzlich ist Amadeus eine Maus, welche die Augen fast immer leicht zusammenkneift, also ein verlässliches Sinnesorgan waren sie wahrscheinlich nie für ihn (selbst nicht für eine Maus), nun ist es noch schlechter, vielleicht hat er ja einen Schaden davongetragen. Immerhin scannt er seither, bzw erstmalig wenige Tage darauf zum ersten mal beobachtet. Deshalb rastet er aus, dei extrme Aufregung artet in einem Krampfanfall aus. Ich therapiere ihn auf E.C., zwinge ihn zu seinen Leckerli so gut ich kann, das macht es noch schlimmer und wird aggressiv.
Ins Blaue geraten, aber es passt zusammen und bisher konnte kein TA etwas Sinnvolleres beisteuern. Immer nur Verdacht, was denn sonst bei einer Maus. Und wenn man sich die Anamnese zu Gemüte führt, war Verdacht auf E.C. legitim.
Um etwaigen Fragen vorzugreifen:
Marie ist 16 Monate alt.
Die Brüder sind 13 Monate alt.
Zwei Ställe, die miteinander verbunden sind:
100x50x60 und 60x40x50, die unteren 30 cm Glas, danach Gitter, jeweils zwei weitere Etagen, die sich aber nicht alle über die gesamten Längen oder Breiten zeihen. Einrichtung ausreichend, alles Holz, zwei Laufräder, Spiel und Klettermöglichkeiten, Behausungen, vier Tränken, eine Futterstelle, Weidenbälle, Knabberhölzer, Stricke, hängende Kokosnüsse, gute 6-7cm Streu zum Buddeln, Toilette (haha), alles da. Die Mäuse werden nicht nur beobachtet, ich beschäftige mich mit ihnen, dränge mich aber nicht auf. Es gibt regelmäßig Leckerli, wir spielen "fang den Finger" wenn sie wollen, ich erzähle ihnen dies und das und meist hört zumindest eine Maus zu und wundert sich wohl, was da für Mißklänge aus meinem Mund kommen. Sie sind verwöhnt (vielleicht zu sehr) und allgemein, unter Anstrengung all meiner Objektivität, glückliche Mäuse, sie sind kein Spielzeug für mich, eher umgekehrt, siehe mein Nickname, der hat schon seinen Grund
An dieser Stelle bitte ich nun um hilfreiche Tipps, Erfahrungswerte und Denkanstösse. Ich habe bereist sehr viel Zeit und Geld in meine Mäuse investiert und bin bereit alles zu tun, damit die Kleinen wieder normal / gesund werden, also auch wenn jemand einen weiter entfernten oder kostspieligen Tipp für mich hat, bitte her damit. Was ich nur vermeiden möchte, ist zusätzlicher Stress für die Mäuse und unnötige Ausgaben bzw weitere Urlaubstage, die schlussendlich eh nichts bringen, weil ich bei jedem TA immer nur dasselbe ernüchternde Zeugs gesagt bekomme, nichts wirklich Hilfreiches.
Im Voraus danke ich euch für eure Hilfe!
LG
Ich bitte euch um Rat, sowie um Mitteilung eurer Erfahrungen, solltet ihr diesbezüglich welche haben.
Ich habe eine mittlerweile nur mehr vierköpfige Mäusegruppe, drei Kastraten aus einem Wurf, geboren bei mir daheim und eine Mäusedame. Die Mäuse haben sich grundsätzlich zu einer sehr harmonischen Gruppe entwickelt, der Rudelführer war von Beginn an die damals schon erwachsene, drei Monate ältere Dame. Weshalb ich bei einer fraglichen Erkrankung eines Bockes auf die Hirarchie eingehe, erfahrt ihr später im Text.
Wie oben geschrieben entwickelt nun einer der Böcke ein sehr merkwürdiges Verhalten und zeigt schwer deutbare Symptome, auch für die Tierärtze (beide zumindest relativ mäusekundig) bei denen ich war.
Begonnen hat alles vor etwa 5 Wochen, die vermeintlich kranke Maus - Amadeus - zwickte ein Auge ganz eng zusammen. Keine Schwellung sichtbar, kein Ausfluss, normales Verhalten. Zwischenzeitlich war das Auge auch wieder offen, ich konnte rein gar nichts Ungewöhnliches Entdecken. Ob nun Verletzung oder Entzündung, ich habe Augentropfen verabreicht und zwei Tage später war alles wie vorher. Danach begann das vermehrte Kratzen, an unterschiedlichen Stellen am Körper. Amadeus wurde sichtlich nervöser und zog sich ein klein wenig zurück. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass er sich immer gerne etwas abgekapselt hat, während alle am Boden im Stall herumwuseln, erklimmt er den höchsten Punkt in einem der beiden miteinander verbundenen Ställen und späht herab, isst dort oben und teilweise döst er dort auch vor sich hin. Aber innerhalb einer Woche nach der Augensache steigerte er dieses Verhalten.
Dies führte zu dem Gedanken meinerseits, dass er möglicherweise unter parasitärem Befall leide. Wir hatten zwei Monate zuvor eine mittlerweile leider verstorbene Mäusedame mit E. Cuniculi. Ihr Verhalten war ähnlich, allerdings kam das Auge erst zum Schluss. Da sich der Parasit aber willkürlich und nicht nach einer bestimmten Reihenfolge an die Organe bindet, stellt diese Tatsache kein Ausschlusskriterium dar. Also gleich ab mit ihm (plus Begelitung) zum TA meines geringsten Misstrauens. Ich schilderte die Geschichte, gab die Kotproben ab (Ergebnis ohne Befund) und bekam wieder Panacur. Ein frisches Fläschen Chloramphenicol hatte ich korrekt gelagert noch zuhause. Die Therapie begann und die Ställe wurden wöchentlich mit Bactazol gereinigt, auch die Gitter, jede einzelne Schraube, jeder Verschluss, die komplette Einrichtung wurde neu gekauft (sie bekommen eh laufend etwas Neues, aber in diesem Fall eben alles, leider notwendig falls Parasit).
Noch am selben Abend hörte ich einen lauten Schrei im Stall und sah Amadeus, wie er regungslos im Eck stand. Er fixierte mich zwar mit seinem Blick aber bewegte sich keinen Millimeter. Ich dachte an Streit und hoffte, dass der Parasit nicht bereits im Gehirn angekommen war. Zur "Differentialdiagnose" bot ich ihm sein Lieblingsleckerli an und hielt es ihm direkt vor die Nase. Keine Reaktion. Also griff ich mit der Hand hinein und nahm ihn ganz einfach heraus. Das ist bei ihm eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, darum ist es auch NoGo für mich, aber irgendetwas stimmte nicht und ich musste nachsehen, ob er vielleicht eine Verletzung hat, ob der Kotabgang normal ist, etc. Er saß regungslos auf meiner Hand und starrte mich an. Ein paar Minuten später begann er langsam zu wuseln, kletterte auf mir herum, ich konnte normalen Kotabgang beobachten und setzte ihn daraufhin wieder zurück in den Stall. Dann verkroch er sich in eine Ecke und saß eine weitere Stunde fast regungslos da. Nur wenn die anderen Mäuse ihn berührten bewegte er leicht den Kopf in ihre Richtung. Nach dieser Stunde war alles wieder beinahe normal. Beinahe nur, weil er begann zu scannen, das tat er vorher nicht.
Am Folgetag dann ein noch größerer Schreck. Amadeus sprang wie von der Tarantel gestochen im Stall herum, auch gegen die Scheibe, völlig unkontrolliert. Dann lag er kurz am Boden auf der Seite, sprang wieder auf, richtete sich auf die Beine, putzte sich den dicken Blutpfropfen vom Mund (Zungenbiss!) und kippte dabei immer wieder seitlich oder nach hinten weg. Ich war mir nun sicher, dass der Parasit bereits das Gehirn befallen hat. TA- Besuch natürlich wieder o.B.
Ich beendete die 5- Tages Kur mit Panacur und verabreichte das AB insgesamt 11 Tage. In dieser Zeit kein für mich wahrnehmbarer Zwischenfall mehr. Ich bin aber auch nicht immer zuhause, also wer weiß, was da noch alles passiert ist. Seine Persönlichkeit jedenfalls entwickelte sich wieder zum Urzustand. Die zweite Panacur- Kur folgte, diese wurde letzte Woche abgeschlossen.
Bis vorgestern schien alles in Ordnung;
Wieder ein lauter Schrei, er saß wieder versteinert in der Kokosnuss. Allerdings nur sehr kurz, dann klarte er auf. Wieder nahm ich ihn auf die Hand, diemal wehrte er sich kurz ganz leicht, aber problematisch war es nicht. Er registrierte mich sofort und war auch beweglich, also setzte ich ihn gleich zurück. Dort begab er sich umgehend zu einer der Tränken, danach nahm er mein Entschuldigungsleckerli, danach zur Futterstelle.
Da er Medikamente hasst, egal ob auf Kürbiskernen (seine Leibspeise), Käse-, Walbeer-, Karotten-, Kräuter- oder Apfelleckerli, Bananenchips, getrockneten Mehlwürmern, Nüssen, Fruchtzwergen, Sanostol, usw, hat er das AB nur sehr widerwillig und teils inkomplett genommen. Festhalten schafft nichtmal ein TA, bei den anderen Mäusen kein Problem, aber Amadeus ist unhaltbar. Also startete ich eine zweite Kur mit Chloramphenicol. Wie viel er davon abbekommt, kann ich schwer sagen, er putzt es teils am Streu ab, teils nagt er darum herum, wenn ichs ganz dünn aber dafür flächendeckend einschmiere lässt er es fallen, manchmal aber isst er es schon, ein paar Krümel bleiben aber liegen. Das war vor vier Tagen.
Bereits gestern früh hat er es nicht genommen und ist mir stattdessen mit Schwanztrommeln begegnet. Er wollte auch kein normales Leckerli. Stattdessen begann er die Mäusedame zu besteigen und verhielt sich einem anderen Bock - Rambo - feindselig. Rambo ist die friedlichste und ruhigste Maus überhaupt, dennoch möchte er ihm wohl seinen Rang (welchen denn? Er gibt definitiv nicht den Ton im Stall an!) abkämpfen.
Gestern Abend wieder Schwanztrommeln. Kämpfe mit Rambo. Gegen den dritten Bock - Sylvester - hat er nichts, der kuschelt sich an ihn dran, während Amadeus selbst in dösendem Zustand gelegentlich mit dem Schwanz trommelt! Dabei ist Sylvester eigentlich der Macho im Stall, zwar gibt die Dame - Marie - grundsätzlich den Ton an, aber gleich danach schafft Sylvester die Verhältnisse im Stall, die er möchte und die anderen beiden passen sich an, sofern Marie nichts dagegen hat. Mit Rambo hingegen kämpft Amadeus so häufig, dass Rambo nur noch am Schreien ist, wenn er beim Laufen an irgendetwas anstösst, oder sich irgendeine andere Maus auch nur nähert. Rambo ist dabei aber nicht devot, wenn Amadeus sich nähert, dann gehen die Vorderpfoten hoch, das Fell sträubt sich und er schreit los, bevor Amadeus ihm zu nahe kommt. Distanz ist hierbei einzelne Centimeter bis teilweise sogar Millimeter. Wenn Amadeus sich trotzdem traut und zu nahe am Hintern schnüffelt, dann rollt der Mäuseball im Stall umher, bis zu drei Sekunden lang. Rambo denkt dann wohl, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Verletzungen? JA! Rambo hat im Gesicht zwei winzige kahle Stellen. Die eine seit vorgestern unter dem Mund, die andere seit verganener Nacht deutlich über dem Auge. Man muss die Verletzungen nicht suchen, man muss aber schon etwas genauer hinsehen, sie sind sehr klein, sieht aus wie ausgerissenes fell. Etwa so groß wie ein Nadelstich (nicht Nadelkopf!). Heute um Mitternacht habe ich Amadeus in den zweiten Stall separiert, damit er nicht alleine ist, habe ich extra nachgesehen ob sein Schätzchen Marie auch im Hausi schläft. Um halb fünf dann hab ich sie wieder zusammengelassen. Bis kurz vor sieben kein Streit. Rambo schreit trotzdem gelegentlich wenn jamand an ihm ankommt, egal wo, egal wer. Rambo und Amadeus haben auch schon nebeneinander gegessen, alles ohne Probleme, ich denke, Amadeus hats vorerst kapiert. Leider musste ich dann in Arbeit.
So, ich fasse zusammen:
Meine Mäusehirarchie ist anders als üblich, dies ist jedoch aus der Historie heraus entstanden. Die beiden "schwächsten" Mäuse (die eigentlich beide immer noch sehr eigensinnig sind) und von Geburt an keinen Tag getrennt waren, bekriegen sich plötzlich. Von Amadeus gehen Drohgebärden aus, Rambo lässt sich das meist nicht gefallen, Silvester ist wie immer und Marie mutiert zum Sexobjekt für Amadeus. Die liebt ihn aber trotzdem, kuschelt sich häufig an ihn, sie putzen sich gegenseitig, obwohl Amadeus hierbei auch schon dominat wirkt und Marie sich freiwillig und aus heiterm Himmel unter ihn schiebt. Auch Rambo lässt sich putzen (aber nicht von Amadeus), aber auch dabei schreit er teilweise (kein Putzfiepen!). Rambo ist traumatisiert von den Prügelattacken von Amadeus und nach wie vor der Stärkere und weit Größere.
Nun gilt es für mich die Ursache dieses Desasters ausfindig zu machen und effektiv zu bekämfen.
Ehrlich gesagt glaube ich an keine Parasiten mehr. Sein Gewicht bleibt gleich, Appetit hat er wie immer, die anderen sind unauffällig. Also dachte in Epillepsie, es muss ja nicht immer ein generalisierter Krampfanfall sein, das Schwanztrommeln in Ruhe (!), sowie die teils zittrigen Bewegungen können auch fokale Krämpfe darstellen. Magnesiumreiche Nahrung bekommt er, Ruhe hat er an sich auch, zumindest wenn er das will.
Mittlerweile habe ich eine ganz andere Theorie;
Ausgehend vom Auge: Damals könnten die Rangkämpfe bereits begonnen haben, er wurde verletzt. Grundsätzlich ist Amadeus eine Maus, welche die Augen fast immer leicht zusammenkneift, also ein verlässliches Sinnesorgan waren sie wahrscheinlich nie für ihn (selbst nicht für eine Maus), nun ist es noch schlechter, vielleicht hat er ja einen Schaden davongetragen. Immerhin scannt er seither, bzw erstmalig wenige Tage darauf zum ersten mal beobachtet. Deshalb rastet er aus, dei extrme Aufregung artet in einem Krampfanfall aus. Ich therapiere ihn auf E.C., zwinge ihn zu seinen Leckerli so gut ich kann, das macht es noch schlimmer und wird aggressiv.
Ins Blaue geraten, aber es passt zusammen und bisher konnte kein TA etwas Sinnvolleres beisteuern. Immer nur Verdacht, was denn sonst bei einer Maus. Und wenn man sich die Anamnese zu Gemüte führt, war Verdacht auf E.C. legitim.
Um etwaigen Fragen vorzugreifen:
Marie ist 16 Monate alt.
Die Brüder sind 13 Monate alt.
Zwei Ställe, die miteinander verbunden sind:
100x50x60 und 60x40x50, die unteren 30 cm Glas, danach Gitter, jeweils zwei weitere Etagen, die sich aber nicht alle über die gesamten Längen oder Breiten zeihen. Einrichtung ausreichend, alles Holz, zwei Laufräder, Spiel und Klettermöglichkeiten, Behausungen, vier Tränken, eine Futterstelle, Weidenbälle, Knabberhölzer, Stricke, hängende Kokosnüsse, gute 6-7cm Streu zum Buddeln, Toilette (haha), alles da. Die Mäuse werden nicht nur beobachtet, ich beschäftige mich mit ihnen, dränge mich aber nicht auf. Es gibt regelmäßig Leckerli, wir spielen "fang den Finger" wenn sie wollen, ich erzähle ihnen dies und das und meist hört zumindest eine Maus zu und wundert sich wohl, was da für Mißklänge aus meinem Mund kommen. Sie sind verwöhnt (vielleicht zu sehr) und allgemein, unter Anstrengung all meiner Objektivität, glückliche Mäuse, sie sind kein Spielzeug für mich, eher umgekehrt, siehe mein Nickname, der hat schon seinen Grund

An dieser Stelle bitte ich nun um hilfreiche Tipps, Erfahrungswerte und Denkanstösse. Ich habe bereist sehr viel Zeit und Geld in meine Mäuse investiert und bin bereit alles zu tun, damit die Kleinen wieder normal / gesund werden, also auch wenn jemand einen weiter entfernten oder kostspieligen Tipp für mich hat, bitte her damit. Was ich nur vermeiden möchte, ist zusätzlicher Stress für die Mäuse und unnötige Ausgaben bzw weitere Urlaubstage, die schlussendlich eh nichts bringen, weil ich bei jedem TA immer nur dasselbe ernüchternde Zeugs gesagt bekomme, nichts wirklich Hilfreiches.
Im Voraus danke ich euch für eure Hilfe!
LG