Ich kann die Problematik der nichtzahlenden Pferdebesitzer absolut verstehen und es ist auch klar, dass man nicht unbedingt das Geld hat Tierarztkosten für ein Pferd zu bezahlen, welches einem nicht gehört. Wenn man das Geld hätte würde man sich vermutlich ein eigenes Pferd zulegen
Ich meinte damit auch nicht, dass du einen Tierarzt oder Osteopathen bezahlen musst. Aber ich würde konsequenterweise solange gar nicht mit dem Pferd arbeiten bis geklärt es was es hat, wo Problembereiche sind und was genau es ist, damit man eben gezielt arbeiten kann.
Ich würde keinerlei "Arbeit" machen, außer vielleicht spazieren gehen und Führübungen, die man aber auch schon fast knicken kann, denn gymnastische Übungen (Kunststücke, zirzensische Lektionen an der Hand) fallen ja bei nichtgeklärter Ursache genauso aus wie longieren, reiten, etc...
Ich kenne viele Beispiele wo "vorsichtiges Arbeiten" einfach in die Hose geht. Das läuft dann meistens so: Pferd lahmt oder lahmte. Dann kommt irgend ein schlauer "Pferdekenner" und sagt: "Das sind Verspannungen im Rücken, da longiert man am besten viele Übergänge, dass ist DIE Lockerungsübung überhaupt. Und wenn das gut klappt, dann lässt du sie über Stangen traben und galoppieren".
Ja. Und im Endeffekt hat das Pferd was ganz anderes, man hat alles mit gutem Willen und nach bestem Wissen und Gewissen versucht um am Ende vielleicht festzustellen, dass das Pferd irgendwo nen Wirbel draußen hat... Oder andere Erkrankungen... Kissing Spines, Spat, Chips... Was weiß ich. Für Lahmheit oder "Verspannungen" gibt es 1000 Möglichkeiten was ein Pferd haben könnte.
Was ich sagen will ist, dass man dem Pferd im Endeffekt keinen Nutzen bringt, wenn man nicht genau weiß was es ist.
Wenn du nun die bestätigte Diagnose hättest, dass es "nur" Verspannungen sind, dann könntest du super über gymnastische Arbeit, die nicht zwangsläufig an der Longe sein muss nach und nach das Pferd lockern um dann die Muskeln richtig aufzubauen. Wenn man von Verspannungen ausgeht, die aber im Endeffekt viel tiefliegenere Ursachen haben kann man damit ein Pferd dauerhaft kaputt machen.
Ich hoffe du verstehst, dass das nicht gegen dich gehen soll, aber ich halte es für gefährlich "vorsichtig" zu arbeiten. Entweder ich arbeite richtig und gezielt an Problematiken oder auch an Verbesserung oder ich lasse es eben bleiben und stell mein pferd auf die Weide.
Ganz unabhängig davon kann man natürlich nicht alles im Kopf haben, aber ich würde dir raten dich dringend ganzausgiebig mit Anatomie und Physiologie des Pferdes auseinander zu setzen.
Für einen Überblick kann ich dir Bodo Hertsch empfehlen ("Anatomie des Pferdes") und für einige Erklärungen für Reitpferde: " Der Reiter formt das Pferd", weiß aber gerade nicht vom wem.
Wenn du willst kann ich auch nochmal wühlen und ein paar gute Titel zu Gymnastizierung und Bodenarbeit raussuchen.
Und du musst dir halt irgendwie überlegen (oder vielleicht hast du auch schon und ich habs überlesen) was dein Endziel ist:
- willst du das Pferd langfristig gesehen betüddeln und liebhaben?
- willst du dich in erster Linie drum kümmern und nebenbei ein bisschen was machen (Kunststücke, spaziergänge, GHP- Sachen?) ?
- willst du dich draufsetzen? (egal ob nur für nen Spazierritt oder für Platzarbeit)
Danach musst du entscheiden wie du weiter vorgehst.
Ich hoffe, dass ich dir ein paar Denkanstöße geben kann.
Lg,
Anne