Laß Dich mal ganz doll drücken, hm? Ich denke, jeder hier kann sehr gut verstehen, wie es Dir in Deiner Situation geht. Niemand läßt seine geliebten Tiere "einfach so" gehen.
Ich möchte allerdings noch etwas erzählen, das mir hier noch fehlt und Dir vielleicht hilft, Deine Entscheidung zu treffen. Denn die Entscheidung liegt - ganz egal, was hier geschrieben und diskutiert wird - ganz allein bei Dir. Selbst der Tierarzt wird Dir nur eine Empfehlung geben und Dich dann fragen, ob er das Mäuschen erlösen soll, niemals von sich aus allein machen.
Denn: Du hast Dich entschieden, Verantwortung für diese Tiere zu übernehmen. Dabei ist es völlig egal, welches Tier das ist, ob Katze, Hund, Frettchen, Gecko oder Maus. Jedes dieser Tiere kann nicht für sich selbst sorgen, sie sind darauf angewiesen, daß Du Dich um sie kümmerst und entscheidest, wie sie am besten leben können. Sie können sich nicht selbst ihr Essen machen, sie können nicht sagen, was ihnen wehtut oder daß es ihnen nicht gutgeht. Und deshalb ist dies Deine Verantwortung - weil Deine Tiere nicht für sich entscheiden können, liegt diese Entscheidung bei Dir. Was sie fressen, wo und worin sie wohnen, wann sie zu einem Arzt müssen. Bei Menschen regelt das Gesetz, daß sehr kranke Menschen noch sehr lange am Leben gehalten werden müssen, weil Sterbehilfe strafbar ist. Bei Tieren jedoch legt den Zeitpunkt der Halter fest und das ist - so doof, wie sich das jetzt anhört - eigentlich die schönere Alternative. Denn überlege, wie sich die Maus fühlt, wenn sie nicht mehr so richtig leben kann, wie eine Maus es nun einmal tut. Sie wird durch den Tumor behindert, die Haut spannt sich vielleicht schon schmerzhaft darüber, das Gehen fällt ihr auch schon schwer, weil das Ding dauernd im Weg ist. Das Mäuschen hat vielleicht auch schon Angst, nicht mehr gut wegrennen zu können, wenn eine Gefahr auftaucht oder sie sich erschreckt. Es könnte sein, daß sie sich die Tumorstelle verletzt, weil sie sich irgendwo durchquetscht, wo sie mal gut durchgepaßt hat. Oder sie fällt irgendwo runter, weil sie sich mit der Hinterpfote plötzlich nicht mehr gut festhalten kann. Die Angst des Mäuschens wird noch größer, denn das tut weh.
Es gibt aber eine Alternative: Sie kommt mit zwei lieben Mitmäusen in eine Transportbox, wo es nach Zuhause riecht, weil gebrauchte Streu drin liegt. Auch ein kleines Häuschen ist dort drin, wo sie sich verstecken können, solange die Transportbox schaukelt und durch die Gegend gefahren wird. Wenn es neugierige Mäuschen sind, finden sie vielleicht sogar ein paar verstreute Leckerlies und Gurkenscheiben, falls sie Durst haben.
Dann kommt ein Moment der Angst macht - fremde Hände fassen sie, es gibt einen schmerzhaften Pieks... Aber das ist alles nicht so schlimm, denn danach fühlt und riecht sie wieder die Hände, die sie sonst immer füttern und den Käfig saubermachen. Vertraute, liebe Hände, die sie dann wieder zu den anderen beiden Mäuschen setzen. Alles ist in Ordnung und das Mäuschen schläft ohne Angst einfach ein, ganz in der Nähe der anderen. Vielleicht wird sie noch ein wenig gekuschelt oder geputzt, aber zumindest sind die anderen wieder da. Und dann merkt sie auch schon gar nichts mehr.
So läuft es bei mir ab, wenn es sein muß.
Vielleicht geht es Dir wie mir. Vielleicht stehst Du weinend und fassungslos und hilflos daneben, vielleicht magst Du gar nicht hinschauen, wenn der Pieks kommt. Vielleicht fühlst Du Dich, als hättest Du etwas falsch gemacht, so wie ich immer wieder. Meine Tierärztin bringt mit den Medikamenten immer schon eine Packung Taschentücher für mich mit, weil sie weiß, daß es immer wieder schlimm für mich ist. Sie erklärt auch immer wieder, ab wann das Mäuschen nichts mehr spürt, hört immer extra lang und mindestens zweimal das Herzchen ab, damit sie sich ganz sicher sein kann, daß es vorbei ist. Oft hat sie noch etwas Schönes über die Maus zu sagen - daß sie ein besonders hübsches Fell hat oder die eingekerbten Ohren zu erzählen haben, daß sie ein erlebnisreiches Leben hinter sich hat. Manchmal sagt sie aber auch nur, daß es absolut die richtige Entscheidung war und ich mir keine Vorwürfe zu machen brauche.
Ich wünsche Dir alle Kraft, die Du brauchst. Wenn Du glaubst, daß Du es zu zweit besser schaffst, nimm Dir ruhig eine Freundin oder Deine Mutter mit, die Dich in den Arm nehmen können, wenn es schlimm wird.
Liebe Grüße,
Sevenah